Was ist Thiamin? Alles zu Vitamin B1
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Was ist Thiamin? Alles zu Vitamin B1

Thiamin, Aneurin, Vitamin B1 – sie alle meinen dasselbe: einen lebenswichtigen Stoff, ohne den das menschliche Nervensystem binnen weniger Wochen zusammenbricht. Warum das Vitamin so wichtig ist, wo es überall drinsteckt und wer besonders mangelgefährdet ist, erfahren Sie hier.

Funktion: Was tut Thiamin im Körper?

Thiamin ist an verschiedenen wichtigen Prozessen im Körper beteiligt:

  • Energiestoffwechsel: Vitamin B1 sorgt dafür, dass Kohlenhydrate (Zucker) zu Energie umgewandelt werden, die dann in den Zellen zur Verfügung steht.
  • Bildung von Botenstoffen: Vitamin B1 ist an der Synthese von des Glückshormons Serotonin beteiligt sowie an der Bildung des Botenstoffs Gamma-Aminobuttersäure (GABA), der unter anderem angstlösend, blutdruckstabilisierend und schmerzstillend wirkt. Außerdem sind die oben genannten Stoffe Neurotransmitter: Sie sind wichtig für die Reizleitung entlang der Nerven.
  • Muskelbewegung: Vitamin B1 wirkt als Gegenspieler (Antagonist) zum Neurotransmitter Acetylcholin und spielt damit eine wichtige Rolle bei der bewusst ausgeführten Bewegung von Muskeln.

Im folgenden Video sehen Sie kurz und knapp die wichtigsten Fakten zur Funktionsweise von Vitamin B1 zusammengefasst:

Video, Thymian B1

Tagesbedarf: Wie viel Vitamin B1 braucht man?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat Werte für die empfohlene Tagesdosis an Vitamin B1 für alle Altersgruppen ausgegeben.

Für Babys und Kinder bis 7 Jahre sieht der Tagesbedarf an Vitamin B1 wie folgt aus:

  • Säuglinge bis 4 Monate: 0,2 Milligramm
  • Babys bis 12 Monate: 0,4 Milligramm
  • Kleinkinder bis 4 Jahre: 0,6 Milligramm
  • Kinder bis 7 Jahren: 0,7 Milligramm

Bei älteren Kindern und Jugendlichen zeigen sich Unterschiede im Stoffwechsel von Männern und Frauen. Männer brauchen bis zu 0,3 Milligramm mehr Vitamin B1 als Frauen im selben Alter.

  • Jungs von 7 bis 10 Jahren: 0,9 
  • Mädchen von 7 bis 10 Jahren: 0,8 Milligramm
  • Jungs von 10 bis 13 Jahren: 1,0 Milligramm
  • Mädchen von 10 bis 13 Jahren: 0,9 Milligramm
  • Jungs von 13 bis 15 Jahren: 1,2 Milligramm
  • Mädchen von 13 bis 15 Jahren: 1,0 Milligramm
  • Jungs von 15 bis 19 Jahren: 1,4 Milligramm
  • Mädchen von 15 bis 19 Jahren: 1,1 Milligramm

Im Erwachsenenalter bleiben Frauen über alle Altersklassen hinweg konstant bei einem Tagesbedarf von 1,0 Milligramm. Bei den Männern geht der Bedarf mit dem Alter wieder zurück:

  • 19 bis 25 Jahre: 1,3 Milligramm
  • 25 bis 50 Jahre: 1,2 Milligramm
  • 51 bis 65 Jahre: 1,2 Milligramm
  • über 65 Jahre: 1,1 Milligramm

Frauen, die stillen oder schwanger sind, haben einen höheren Tagesbedarf. Das liegt daran, dass der Energieumsatz dann höher ist:

  • Schwangere ab dem 4. Monat: 1,2 Milligramm
  • Schwangere ab dem 7. Monat: 1,3 Milligramm
  • Stillende: 1,3 Milligramm

Der Tagesbedarf an Vitamin B1 ist abhängig von Alter, Geschlecht und den Lebensgewohnheiten. Da das Vitamin am Energiestoffwechsel beteiligt ist, haben Menschen mit hoher körperlicher Belastung einen höheren Thiaminbedarf als die Durchschnittsbevölkerung – das betrifft zum Beispiel Leistungssportler, Schwangere oder Schwerstarbeiter. 

Versorgung mit Vitamin B1: Mangelerscheinungen vorbeugen

Ihren Thiaminbedarf können Sie relativ problemlos über eine ausgewogene Ernährung mit viel Vollkorn decken. Weitere Lebensmittel mit Vitamin B1 sind zum Beispiel Hülsenfrüchte und Schweineschnitzel – generell ist das Vitamin in Fleisch, Fisch und verschiedenen Gemüsesorten wie zum Beispiel Kartoffeln oder Spinat enthalten. Lediglich bei der Zubereitung ist ein bisschen Aufmerksamkeit geboten, da das Vitamin sehr schnell verkocht.

In Mitteleuropa sind Mangelerscheinungen selten – tritt ein Vitamin-B1-Mangel jedoch auf, kann er schnell gravierende Folgen haben. Wenn Sie Ihren Tagesbedarf nicht über die Nahrung decken können, sind Vitamin-B1-Tabletteneine gute Option, um die Unterversorgung auszugleichen – wie alle Nahrungsergänzungsmittel sollten Sie jedoch auch Vitamin-B1-Supplemente nur nach Absprache mit Ihrem Arzt einnehmen.

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Körnerbrötchen statt Toast, Vollkorn- statt Weißmehl: Damit können Sie einen wichtigen Beitrag zu Ihrer Vitamin-B1-Versorgung leisten.

Mangel: Krankheiten durch Unterversorgung mit Vitamin B1

Ist der Vitaminbedarf nicht über die Ernährung gedeckt, entsteht Vitamin-B1-Mangel sehr schnell: Nach nur zwei bis drei Wochen sind die körpereigenen Reserven leer. Die Symptome einer Unterversorgung machen sich entsprechend schnell bemerkbar und betreffen vor allem das Nervensystem, die Muskulatur und das Herz-Kreislauf-System. Bei schweren Mangelerscheinungen können folgende Krankheitsbilder entstehen:

  • Beriberi
  • Korsakow-Syndrom
  • Wernicke-Enzephalopathie

Aufgrund der guten Ernährungssituation in Mitteleuropa ist Thiaminmangel recht selten. Betroffen sind hierzulande vor allem Menschen mit Essstörungen, Alkoholproblemen oder chronischen Darmerkrankungen.

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Suchterkrankungen gehen häufig auch mit schlechter Ernährung einher. Der Körper wird also in mehrfacher Hinsicht belastet und unterversorgt.

Weitere Einsatzmöglichkeiten für Thiamin

Einige Menschen schwören auf Vitamin B1 gegen Mücken: Vitamin B1 hat einen typischen Eigengeruch und soll bei manchen Menschen auch den Schweißgeruch verändern. Das behagt den Insekten angeblich nicht.

Bei einigen Erkrankungen wird eine positive Wirkung von Vitamin B1 vermutet – zum Beispiel in der Krebstherapie oder bei chronischen Dialysepatienten. In klinischen Studien belegt werden konnte das bisher allerdings nicht. Auch wenn es um Werbeversprechen auf Nahrungsergänzungsmitteln geht, ist Skepsis geboten: Vitamin B1 trägt zum Erhalt einer normalen Nervenfunktion bei. Behauptungen wie „leistungssteigernd“ oder „konzentrationsfördernd“ sind aber aus gutem Grund verboten.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
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