Altenpflege: Tipps für mehr Unterstützung und Sicherheit im Alltag
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Altenpflege: Tipps für mehr Unterstützung und Sicherheit im Alltag

Besonders ältere Menschen wünschen sich, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden bleiben zu dürfen und dort versorgt zu werden. Die vertraute Wohnung wird im Alter zunehmend zum Lebensmittelpunkt. Viele Angehörige versuchen, diesen Wunsch zu erfüllen und die pflegebedürftige Person bestmöglich zu unterstützen. Vielfach können bereits kleine Anpassungen in der Wohnung helfen, die Versorgung zu erleichtern und die Sicherheit zu erhöhen.

Altenpflege zuhause: Unterstützung im Alltag für Angehörige und Betroffene

Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit zufolge nehmen mehr als drei Viertel aller Pflegebedürftigen in Deutschland häusliche Pflege in der eigenen Wohnung in Anspruch. Eine wertvolle Unterstützung stellen in vielen Fällen ambulante Pflegedienste dar, sodass die zu pflegende Person zuhause bleiben kann. Unter anderem übernehmen ambulante Pflegedienste folgende Leistungen:

  • Beratung der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen bei pflegerischen Fragestellungen
  • Unterstützung bei der Vermittlung von Hilfsdiensten wie Essensbelieferung oder Organisation von Fahrdiensten und Krankentransporten
  • häusliche Krankenpflege als Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung, wie zum Beispiel Arzneimittelgabe, Verbandswechsel, Spritzen geben, Wunden versorgen
  • körperbezogene Pflegemaßnahmen, wie etwa Körperpflege, Ernährung, Förderung der Bewegungsfähigkeit
  • pflegerische Betreuungsmaßnahmen, zum Beispiel bei der Gestaltung des Alltags oder auch bei der Aufrechterhaltung sozialer Kontakte
  • Hilfen bei der Haushaltsführung, zum Beispiel Kochen oder Reinigen der Wohnung

Pflegeleistungen sind abhängig vom Pflegegrad

Abhängig davon, welche Bedarfe im individuellen Fall bestehen oder welche Unterstützung für die Altenpflege benötigt wird, werden mit dem ambulanten Pflegedienst die Leistungen und die Kosten besprochen. Die Pflegekasse unterstützt die Leistung finanziell abhängig vom Pflegegrad:

  • Pflegegrad 2: bis zu 724 Euro/ Monat
  • Pflegegrad 3: bis zu 1.363 Euro/ Monat
  • Pflegegrad 4: bis zu 1.693 Euro/ Monat
  • Pflegegrad 5: bis zu 2.095 Euro/ Monat

Wann habe ich Anspruch auf finanzielle Leistungen der Pflegekasse, wieviel steht mir zu und wie komme ich an das Geld? Antworten auf diese Fragen können beispielsweise die Pflegekassen, Pflegestützpunkte, Seniorenberatungen, Seniorenbüros, das Sozialamt, die Verbraucherzentrale sowie das Pflegetelefon des Bundesfamilienministeriums (Telefonnummer: 030 20 17 91 31, montags bis donnerstags von 9 Uhr bis 18 Uhr) geben.

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Tipps für die Altenpflege: Stolperfallen beseitigen, Wohnung anpassen

Bei einer Pflegebedürftigkeit im Alter sind nicht nur bürokratische Organisation, finanzielle Unterstützung und Hilfe von außen wichtig. Auch der Blick in die Wohnung der pflegebedürftigen Person zeigt: So wie die ganze Zeit kann es nicht mehr bleiben. So soll aus der Badewanne möglicherweise eine begehbare Dusche werden mit montiertem Klappsitz. Oder ein Lifter für die Badewanne sowie Haltegriffe an Wanne, Klo und Waschbecken sollen im Bad die Sicherheit verbessern. Möglicherweise wäre ein Treppenlift hilfreich und Türschwellen als kritische Stolperfallen sollen entfernt werden. Auch kann es sein, dass der Rollator nicht mehr durch die Tür passt und eine Türverbreiterung in Planung ist.

Die Pflegekasse zahlt einen Zuschuss für Anpassungsmaßnahmen für die Altenpflege, die „die häusliche Pflege in der Wohnung ermöglichen, erheblich erleichtern oder eine möglichst selbstständige Lebensführung der pflegebedürftigen Person wiederherstellen“, so das Bundesministerium für Gesundheit. Ziel solcher wohnumfeldverbessernden Maßnahmen ist es zugleich auch, die Situation für die Pflegepersonen zu verbessern und die Pflege für sie zu erleichtern.

Wichtig zu wissen: Soll ein Angehöriger aus dem Krankenhaus entlassen werden und ist die Wohnung noch nicht vorbereitet beziehungsweise die Pflege noch nicht organisiert, ist der Sozialdienst oder die Pflegeüberleitung im Krankenhaus Ansprechpartner und hilft, bei der weiteren Organisation, etwa einer Kurzzeitpflege.

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Altenpflege: 10 kleine Tipps für mehr Sicherheit in der Wohnung im Alter

Kleine Hilfen – große Wirkung: Manchmal müssen es für die Altenpflege gar nicht die großen Umbauten sein. Oft lässt sich die Sicherheit in der Wohnung sowie eine Erleichterung im Alltag bereits durch kleine, feine Maßnahmen steigern, die in kurzer Zeit einfach umzusetzen sind. Zehn Tipps:

  1. Eine gute Beleuchtung in der Wohnung hilft bei der Orientierung und senkt das Sturzrisiko. Auch bei Küchenarbeiten und anderen Tätigkeiten ist eine gute Beleuchtung hilfreich. Bewegungsmelder können nachts die Beleuchtungssituation unterstützen, etwa um sicher den Weg zur Toilette zu finden.
  2. Viele ältere Menschen tun sich beim Aufstehen zunehmend schwerer. Haltegriffe können hier unterstützend sein – vor allem neben der Toilette und in der Dusche. Wichtig im Bad ist zudem, Rutsch-Fallen wie lose Badematten oder einen rutschigen Wannenboden zu beheben.
  3. Ein erhöhter Toilettensitz kann das Hinsetzen und Aufstehen erleichtern. Es gibt spezielle Aufsätze für die Toilette. Manche haben sogar Armlehnen. Fragen Sie in einem Sanitätshaus nach.
  4. Ein höhenverstellbares Bett erleichtert das Aufstehen und Hinlegen ebenfalls. Braucht die pflegebedürftige Person kein spezielles Pflegebett, sind im Handel „normale“ Betten mit höhenverstellbarem Lattenrost erhältlich. Ein zusätzlicher Pluspunkt ist, wenn das Kopfende höher gestellt werden kann – etwa zum Reichen von Essen. Auch ein verstellbares Fußende ist von Vorteil. So lässt sich eine komfortable Liegeposition finden.
  5. Eine wertvolle Hilfe ist zudem ein Hausnotruf-Service. Der Hausnotruf ist mit dem Telefonanschluss gekoppelt. Die pflegebedürftige Person trägt einen „Notknopf“ um den Hals oder am Armgelenk. Im Falle eines Sturzes beispielsweise kann die den Knopf drücken. Das System verbindet sich mit dem Telefon und stellt eine Verbindung zur Notrufzentrale her. Per Freisprecheinrichtung können beide miteinander sprechen. Ist Hilfe notwendig, etwa weil der:die Pflegebedürftige nicht mehr von alleine aufstehen kann, schickt der Notdienst-Service eine:n Mitarbeiter:in zur Wohnung oder ruft im Notfall den Rettungsdienst.
  6. Ein Sockenanzieher wird von vielen Älteren ebenfalls als wertvolles Hilfsmittel geschätzt. So müssen sie sich nicht bücken. Tipp: Eine medizinische Fußpflege (Podologin/ Podologe) erleichtert nicht nur die Fußhygiene, sondern erkennt auch offene Hautstellen – die etwa bei Diabetes häufig auftreten. Und: Fest sitzende Hausschuhe mit Gummisohle bieten sicheren Halt und senken das Sturzrisiko.
  7. In der Küche unterstützen neben rutschfesten Tellern Hilfen zum Flaschen- und Dosenöffnen, wenn die Kraft in den Händen nachlässt oder Rheuma schmerzhaft plagt.
  8. Ebenfalls hilfreich für die Küche ist eine Herdüberwachung mit Abschaltautomatik.
  9. Im Bad senken rutschfeste Matten in Dusche und Badewanne das Sturzrisiko.
  10. Praktisch ist es zudem, wenn das Bett so im Raum steht, dass es von drei Seiten aus zugänglich ist. Das macht für den:die Pflegebedürftige:n und die Pflegenden vieles leichter. Achten Sie außerdem darauf, dass die Teppiche rutschfest verlegt sind und keine Kanten abstehen, über die man stolpern kann oder in denen sich ein Rollator oder Rollstuhl verhakt.

Tipp: Legen Sie einen festen Ort in der Wohnung fest – am besten neben dem Telefon – wo Sie wichtige Telefonnummern aufbewahren: vom Hausarzt/ der Hausärztin, von Fachärzt:innen, Therapeut:innen, dem Pflegedienst. Dort sollte zudem die Krankenkassenkarte des:der Pflegebedürftigen zu finden sein, ebenso sein:ihr Personalausweis, der Medikamentenplan und sofern vorhanden ein Allergiepass. Auch Vollmachten und Patientenverfügungen müssen jederzeit greifbar sein. Bewahren Sie bei den Unterlagen ebenfalls eine Notfall-Checkliste auf. Dort sind wichtige Anlaufstellen hinterlegt, damit andere Vertrauenspersonen reagieren können, falls mit Ihnen mal etwas ist.

Ebenfalls wichtig zu wissen: Pflegen Sie jemanden, können Sie sich online eine Notfall-Checkkarte ausdrucken und im Portemonnaie aufbewahren. Auf der Karte steht, dass Sie eine pflegebedürftige Person versorgen, wer im Notfall informiert werden soll und wo die Notfall-Checkliste liegt. 

Lesetipp: Ratgeber Organspende.

Pflegebedürftige und Angehörige können sich durch die Pflegeberater:innen ihrer Kranken- beziehungsweise Pflegekasse beraten lassen. Diese können das Leistungsangebot vorstellen und wissen, wann der Versicherte Anspruch auf welche Leistungen hat. Pflegestützpunkte, Seniorenberatungsstellen, Seniorenbüros, kommunale Beratungsstellen sowie die Verbraucherzentralen können ebenfalls Hilfestellung bei Fragen geben. Das Pflegetelefon des Bundesfamilienministeriums (Telefonnummer: 030 20 17 91 31, montags bis donnerstags von 9 Uhr bis 18 Uhr) bietet telefonische Beratung rund um das Thema Pflege und richtet sich an Pflegebedürftige, pflegende Angehörige, Dienstleister im Pflegesektor sowie die Arbeitgeber und das Umfeld von pflegenden Angehörigen.
Ambulante Pflegedienste sowie stationäre Pflegeeinrichtungen sind wichtige Begleiter für Pflegebedürftige. Adressen können bei der Pflegekasse angefragt werden. Wer privat versichert ist, wendet sich an sein Versicherungsunternehmen. Die Heimverzeichnis gGmbH bietet Ihnen ein Verzeichnis stationärer Betreuungseinrichtungen im Internet an. Die Seite bietet auch Informationen über die Qualität der Einrichtungen.
Sterbende und Schwerstkranke können durch einen ambulanten Palliativdienst begleitet werden. Hospize sind stationäre Palliativ-Einrichtungen. Angebote in der Nähe bietet die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin an: "Wegweiser Hospiz- und Palliativversorgung Deutschland". Die Datenbank hat mehr als 3.000 Anlaufstellen und Ansprechpartner gelistet. Andressen für Palliativpflege in Ihrer Nähe können Sie ebenso über die Suche von Gelbe Seiten finden.
Lesetipp: Ratgeber Sterbebegleitung: Schwerstkranke und Sterbende auf ihrem letzten Weg begleiten

Quellen:

bundesgesundheitsministerium.de: „Pflegekurse“. Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit.

bundesgesundheitsministerium.de: „Kurzzeitpflege“. Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit.

bundesgesundheitsministerium.de: „Pflegehilfsmittel“. Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit.

bundesgesundheitsministerium.de: „Pflege zu Hause: Finanzielle Unterstützung und Leistungen für die ambulante Pflege“. Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit.

familienportal.de: „Ich möchte zu Hause wohnen bleiben. Was muss ich beachten?“. Online-Information des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

wege-zur-pflege.de: „Wichtige Hinweise zum Thema Beratung“. Online-Information des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

serviceportal-zuhause-im-alter.de: „Ist meine Wohnung altersgerecht?“. Online-Information des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

zuhause-pflegen.unfallkasse-nrw.de: „Notfallcheckliste und Notfallcheckkarte“. Online-Information der Unfallkasse Nordrhein-Westfalen (UK NRW).

Verbraucherzentrale NRW: „Pflege zuhause. Was Angehörige wissen müssen“. Pflege-Ratgeber von Carina Frey, 2. Auflage, Januar 2022.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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