mann hält sich blaue wärmflasche auf die schulter und den rücken
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Muskelschmerzen lindern: Wärme oder Kälte – was hilft besser?

Die Muskeln schmerzen und rasche Hilfe muss her. Doch was ist besser: Wärme oder Kälte? Wärmepflaster oder Kühlpad? Kann man bei Wärme- und Kälteanwendungen bei Muskelschmerzen etwas falsch machen? 5 Fakten, die Sie über die Thermotherapie wissen müssen.

Wann Kälte bei Muskelschmerzen?

Ob Wärme oder Kälte bei Muskelschmerzen hilft, ist abhängig von der Schmerzursache. Bei akuten Schmerzen, wie sie bei Verletzungen von Bändern, Sehnen, Gelenken und Muskeln auftreten, empfehlen Ärzte Kälte. Kälte betäubt die Nervenfasern und lindert so Schmerzen. Außerdem sorgt Kälte dafür, dass sich die Gefäße zusammenziehen, was die Durchblutung hemmt. Das kann Blutergüssen (Hämatomen) und Schwellungen verringern. Auch nach einer Operationen können Kälteanwendungen Schwellungen entgegenwirken und akute Entzündungsprozesse lindern.  

Kälte wird unter anderem angewendet bei:

  • Prellungen
  • Verstauchungen
  • Zerrungen
  • akuten Schleimbeutelentzündungen
  • nach Operationen

Lesetipp: Verstauchung, Prellung & Muskelzerrung: Unterschiede der Sportverletzungen.

Wann Wärme bei Muskelschmerzen?

Wärme hingegen ist bei chronischen Schmerzen in den Muskeln empfohlen. Wärme fördert die Durchblutung des Gewebes, wirkt Verspannungen entgegen und kann helfen, die Muskulatur wieder beweglicher zu machen. Ebenso hilft Wärme, den Stoffwechsel der Muskeln zu verbessern, was die Sauerstoff- und Nährstoffzufuhr unterstützt. Zugleich wird der Abfluss von Lymphflüssigkeit im Gewebe gefördert. Ebenso wirken die Wärmereize schmerzlindernd auf die chronisch gereizten Nervenbahnen.

Wärme wird unter anderem angewendet bei:

  • Verspannungen der Muskulatur
  • unspezifischen Nackenschmerzen
  • unspezifischen Rückenschmerzen
  • Fibromyalgie

Lesetipp: Rezeptfreie Schmerzmittel aus der Apotheke: Das müssen Sie wissen.

Wärme oder Kälte bei Muskelschmerzen?

Nicht immer lässt sich ohne weiteres abschätzen, was bei Muskelschmerzen besser ist – Wärme oder Kälte. Besonders bei chronischen Entzündungen sollte ein Arzt oder eine Ärztin oder ein Physiotherapeut beziehungsweise eine Physiotherapeutin eine Einschätzung geben.

Wärme bei Muskelschmerzen: Darauf sollten Sie achten

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die schmerzenden Muskelpartien zu wärmen. So können Sie bei Muskelschmerzen Wärmekissen, Wärmflasche, Wärmesalben, Wärmepflaster, Infrarotlampen, ein warmes Bad oder Wärmekompressen aus Handtüchern nutzen. Im Rahmen einer Physiotherapie sind Heilschlammanwendungen (Fango) oder eine heiße Rolle Bestandteil der wärmenden Thermotherapie. Wichtig bei Wärmeanwendungen zuhause ist, dass diese nicht zu heiß sind, sonst drohen Reizungen bis hin zu Verbrennungen der Haut. Bei Wärmepflastern ist es wichtig, die Anwendungsempfehlungen zu beachten und die Pflaster nicht zu lange zu tragen. Legen Sie eine Wärmflasche besser nicht direkt auf die Haut. Wickeln Sie ein Handtuch drum. Viele Wärmflaschen haben bereits Stoffhüllen. Auch bei der Anwendung von Kirschkernkissen und Infrarotlampen gilt: Nicht zu heiß und nicht zu lange.

Wer ein Bad nehmen möchte, sollte nicht länger als 10 bis 15 Minuten drinbleiben. Empfohlen ist eine Badewasser-Temperatur zwischen 36 und 38 Grad. Das belastet den Kreislauf nicht so stark. Ab 45 Grad drohen Verbrühungen ersten Grades mit Hautrötungen. Bei Fieber ist Baden tabu. Wer Herz-Kreis­lauf-Probleme hat, sollte aufs Baden ebenfalls besser verzichten.

Lesetipp: Gegen Durchfall und Fieber: Das gehört in jede Hausapotheke.

Kälte bei Muskelschmerzen: Darauf sollten Sie achten

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die schmerzenden Muskelbereiche zu kühlen. Kühlpads, Eiswürfel, Kühlgele oder therapeutische Thermotherapie sind Beispiele. Wichtig bei der Anwendung von Eispacks zuhause ist: Legen Sie diese nie direkt auf die Haut, sonst riskieren Sie Erfrierungen. Wickeln Sie die Kühlpads oder Eiswürfel in ein Tuch, wenn Sie Hautbereiche kühlen möchten. Wenden Sie Kälte immer nur wenige Minuten an und legen Sie dann eine Kühl-Pause ein, in denen sich die Haut erholen kann. Sind Sie unsicher bei der Anwendung von Kühlpads, können Sie bei Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer Ärztin oder in der Apotheke nachfragen. Wichtig: Wenden Sie sich bei akuten Sportverletzungen an eine ärztliche Praxis, wenn Schmerzen, Schwellung oder Blutergüsse zunehmen oder wenn Sie den betroffenen Bereich nicht mehr oder nur noch eingeschränkt bewegen können. Dann bedarf die Verletzung einer ärztlichen Untersuchung. Das gilt auch dann, wenn Taubheitsgefühle in Folge der Verletzung auftreten. 

Was ist die PECH-Regel?

Viele Sportler kennen sie: die PECH-Regel. Sie umfasst vier Erste-Hilfe-Maßnahmen bei einer Sportverletzung, um Schmerzen, Schwellungen und Blutergüsse zu verhindern:

P – ause: Stellen Sie die betroffene Stelle ruhig, um weitere Schäden zu verhindern.

E – is: Legen Sie Eis auf die Sportverletzung. Die Kälte hilft gegen Schwellungen und Einblutungen und lindert Schmerzen. Insbesondere die ersten 15 Minuten nach der Sportverletzung sind von Bedeutung und sollten zur Kühlung genutzt werden.

C – ompression: Legen Sie einen Druckverband an. Dieser wirkt ebenfalls Schwellungen und Blutergüssen entgegen, stabilisiert den verletzten Bereich und verhindert schmerzhafte Bewegungen. Achten Sie darauf, dass der Verband keine Schmerzen bereitet. Treten Kribbeln und Taubheitsgefühle auf, muss der Verband gelockert oder ganz abgelegt werden. Tipp: Bei einer Bänderverletzung am Fuß den Schuh anlassen – er wirkt wie eine Kompresse.

H -ochlegen: Lagern Sie das betroffene Bein oder den Arm hoch – auch Stunden nach der Akutverletzung. So fließt weniger Blut hinein, was hilft größeren Schwellungen und Blutergüssen vorzubeugen.

Wichtig: Bei größeren Verletzungen, starken Schmerzen und offenen Wunden sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

Wärmeanwendungen, etwa mit Wärmekissen, Wärmflasche oder Wärmepflaster sind bei Nackenschmerzen ein gutes Hausmittel, das man ausprobieren kann. Wärme hilft, das Gewebe zu durchbluten, Verspannungen zu lockern und die Beweglichkeit zu fördern. Ergänzend können Dehn- und Kräftigungsübungen sowie Massagen helfen. Bei akuten Nackenschmerzen können Schmerzmittel die Schmerzen lindern, etwa mit dem Wirkstoff Ibuprofen. Wichtig: Schmerzmittel sollten ohne ärztliche Begleitung nicht öfter als zehn Mal im Monat und an drei Tagen hintereinander eingenommen werden. Wichtig ist zudem, die tägliche Höchstdosis sowie die maximale Dosis pro Einnahme nicht zu überschreiten.
Eine einfache Möglichkeit zur Linderung unspezifischer Rückenschmerzen sind Wärmeanwendungen – das konnten Studien zeigen. Wärmflaschen, Wärmekissen, Wärmelampen, Wärmepflaster oder Wärmepackungen können in vielen Fällen die Beschwerden lindern. Wärme hilft, das Gewebe zu durchbluten, Verspannungen zu lockern und die Beweglichkeit zu fördern. Ergänzend können Dehn- und Kräftigungsübungen sowie Massagen helfen. Bei akuten Rückenschmerzen können Schmerzmittel die Schmerzen lindern. Wichtig: Schmerzmittel sollten ohne ärztliche Begleitung nicht öfter als zehn Mal im Monat und an drei Tagen hintereinander eingenommen werden. Wichtig ist zudem, die tägliche Höchstdosis sowie die maximale Dosis pro Einnahme nicht zu überschreiten.
Bei akuten Entzündungen ist Kälte in der Regel die richtige Wahl. Bei chronischen Entzündungen ist meist Wärme für die Betroffenen wohltuend. Abhängig ist die Entscheidung auch vom Zustand des betroffenen Gelenks: Ist das Gelenk überwärmt, wirkt Kälte besser. Ist das Gelenk normal, können Patienten testen, ob ihnen bei Schmerzen Wärme guttut. Wer unsicher ist, sollte bei Gelenkschmerzen Rücksprache mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin halten.

Quellen:

gesundheitsinformation.de: „Nackenschmerzen“. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

gesundheitsinformation.de: „Rücken- und Kreuzschmerzen“. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

gesundheitsinformation.de: „Medikamenten-Anwendung“. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

msdmanuals.com: „Behandlung von Schmerzen und Entzündungen“. Online-Information von MSD Manual. Ausgabe für Patienten.

internisten-im-netz.de: „Thermo-Therapie“. Online-Information des Berufsverbands Deutscher Internistinnen und Internisten e.V. (BDI).

dfb.de: „Die PECH-REGEL“. Online-Information des Deutschen Fußball-Bunds e.V. (DFB).

gelenk-klinik.de: „PECH-Regel“. Online-Information der Orthopädischen Gelenk-Klinik Gundelfingen.

test.de: „Baden. Wie oft, wie lange, wie gesund?“. Online-Information der Stiftung Warentest.

aok.de: „Kühlen oder Wärmen? So treffen Sie die richtige Wahl“. Online-Information der Gesundheitskasse AOK.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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