bild von mann in rückenansicht mit 3d abbildung von wirbelsäule, nerven und muskeln
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Muskelschmerzen: Krankes Nervensystem kann Ursache sein

Muskelschmerzen können viele Ursachen haben. Oftmals sind sie die Folge von intensivem Training, Fehlhaltungen oder Überlastung. Manchmal lösen Verletzungen, Medikamente oder Infekte Muskelschmerzen aus. Muskelschmerzen können aber auch auf Erkrankungen des zentralen Nervensystems (ZNS) zurückzuführen sein. Wann ein krankes Nervensystem die Muskeln schmerzen lässt.

Muskelschmerzen durch Erkrankung des Zentralen Nervensystems

Es gibt eine Reihe verschiedener Erkrankungen des zentralen Nervensystems, welche mit Muskelschmerzen vergesellschaftet sein können. Mediziner unterscheiden entzündliche und nicht-entzündliche Erkrankungen.

Entzündliche Erkrankungen des Nervensystems

Entzündliche Erkrankungen des ZNS sind beispielsweise:

  • Multiple Sklerose (MS) (Autoimmunerkrankung, bei der das eigene Immunsystem Nervenfasern im ZNS zerstört)
  • Meningitis (Hirnhautentzündung)
  • Myelitis (Infektion des Rückenmarks)
  • Herpes-Simplex-Virus-Enzephalitis (Hirngewebsentzündung)

Nicht-entzündliche Erkrankungen des Nervensystems

Nicht-entzündliche Erkrankungen des ZNS sind beispielsweise:

  • Parkinson
  • Kinderlähmung
  • Durchblutungsstörungen in bestimmten Hirnbereichen (verursacht etwa durch einen Schlaganfall oder eine Hirnblutung)
  • Epilepsie
  • Hirntumoren

Lesetipp: Borreliose: Was ist das?

Was ist das zentrale Nervensystem?

Das zentrale Nervensystem, kurz ZNS, umfasst alle Nerven und Nervenbahnen im Gehirn und im Rückenmark. Es befindet sich sicher eingebettet im Schädel und dem Wirbelkanal in der Wirbelsäule. Alle anderen Nervenbahnen des Körpers gehören zum peripheren Nervensystem (PNS). Über das ZNS nehmen wir Sinnesreize auf, verarbeiten sie und können entsprechend darauf reagieren, beispielsweise mit Muskelbewegungen oder Schmerzempfindungen. Ohne das ZNS wäre eine Kommunikation des Körpers mit der Außenwelt nicht möglich. Ohne das ZNS könnten wir von außen eintreffenden Reize nicht verarbeiten und nicht entsprechend darauf reagieren. Erkrankt das Zentrale Nervensystem, kommt es, abhängig von der Erkrankung, zu verschiedenen Einschränkungen.

Warum Muskelschmerzen bei Erkrankungen des Nervensystems?

Muskelschmerzen treten, wie andere Symptome von Erkrankungen des Zentralen Nervensystems, als Folge einer gestörten Reizweiterleitung auf. Irgendwo in dem komplexen Zusammenspiel von Nervenzellen, Nervenfasern, Gehirn und Rückenmark wird der Informationsfluss gestört. Das kann unter anderem zu Schmerzen, Bewegungseinschränkungen, Wahrnehmungsstörungen, Sprechstörungen sowie Lähmungserscheinungen führen.

Muskelschmerzen und Nervensystem: die ZNS-Erkrankung Parkinson

Muskelschmerzen sind ein mögliches Symptom verschiedener Erkrankungen des Nervensystems. Ein Beispiel ist Parkinson. Bei Parkinson werden Nervenzellen im Gehirn geschädigt, die den Botenstoff Dopamin bilden. Dopamin sorgt unter anderem dafür, dass elektrische Impulse vom Gehirn über die Nerven zu den Muskeln weitergeleitet werden. Ein Mangel des Botenstoffs führt dazu, dass Nervenreize schlechter übertragen werden. Die Folge sind unter anderem Bewegungsstörungen wie Muskelsteife (Rigor), Zittern in Ruhe (Ruhetremor) und verlangsamte Bewegungen (Akinesie). Gleichgewichtsstörungen sowie Koordinationsstörungen sind ebenfalls Teil des Krankheitsbildes. Arme, Beine und der Hals können dauerhaft angespannt sein und lassen sich oft kaum oder gar nicht mehr bewegen. Versuche, die Gliedmaßen gegen einen Widerstand zu bewegen, verstärkt die Steifigkeit. Die anhaltende und starke Anspannung der Muskulatur führt oft zu Muskelschmerzen.

Lesetipp: Was ist Parkinson?

Muskelschmerzen bei der Nervensystem-Erkrankung Multiple Sklerose

Auch bei der Multiplen Sklerose treten Muskelschmerzen aufgrund des kranken Nervensystems auf. Bei der Multiplen Sklerose, kurz MS, handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Erkrankung des ZNS. Die MS gehört zu den Autoimmunerkrankungen: Das Immunsystem richtet sich fälschlicherweise gegen den eigenen Körper und zerstört köpereigene Strukturen. Bei MS ist die körpereigene Abwehr gegen die Myelinschicht gerichtet, welche Nervenzellen und Nervenfasern umgibt und schützt, aber auch gegen Nervenfasern und -zellen selbst. Im fortschreitenden Verlauf der neurologischen Krankheit werden Nervenzellen und Nervenfasern zunehmend zerstört. Zu den ersten Symptomen gehören häufig motorische Störungen wie Unsicherheiten beim Gehen oder Greifen sowie Steifigkeitsgefühle und Lähmung der Beine auf. Muskelschmerzen und Muskelschwäche gehören ebenfalls zum Symptombild der Multiplen Sklerose.

Weitere Beschwerden der Erkrankung des ZNS können sein:

  • Sehstörungen
  • Gefühlsstörungen der Haut
  • Blasenstörungen
  • häufiger und nicht gut kontrollierbarer Harndrang
  • verwaschenes Sprechen
  • Erschöpfung (Fatigue)
  • Konzentrationsstörungen
  • Aufmerksamkeitsstörungen
  • Störungen der Merkfähigkeit
  • Depressive Verstimmungen und Depression
  • Schwindel
  • Schmerzen (etwa Muskelschmerzen)
  • sexuelle Funktionsstörungen

Lesetipp: Was ist Multiple Sklerose?

Multiple Sklerose behandeln: Fortschreiten der Erkrankung aufhalten

Multiple Sklerose ist nicht heilbar. Das Ziel der MS-Behandlung ist, die akuten Entzündungsreaktionen zu hemmen, die in Folge des Immunsystem-Angriffs auftreten. Ebenso soll ein Fortschreiten der Krankheit verlangsamt und schubfreie und beschwerdefreie Phasen verlängert werden. Des Weiteren versuchen Ärzte, die MS-Symptome zu lindern und das Risiko für krankheitsbedingte Komplikationen zu senken. Die medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapie wird individuell zusammengestellt.

Parkinson behandeln: Fortschreiten der Erkrankung aufhalten

Parkinson ist ebenso wie Multiple Sklerose nicht heilbar. Die Beschwerden können zu Beginn der Erkrankung mit Medikamenten gelindert werden, die das fehlende Dopamin ersetzen. Allerdings können die Medikamente das Fortschreiten der Krankheit nicht aufhalten. Das heißt, ihre Wirkung lässt mit der Zeit nach. Medikamente und deren Dosierung müssen daher immer wieder an die aktuelle Situation angepasst werden. Neben der Gabe von Medikamenten spielt die Bewegungstherapie eine bedeutende Rolle bei der Parkinson-Behandlung. Im Rahmen einer begleitenden Ergotherapie werden Alltagsbewegungen und -tätigkeiten geübt. Gezieltes Muskeltraining, angepasst an die individuelle Situation, soll die Muskelkraft erhalten. Auch Beweglichkeit und Koordination werden trainiert. Manchmal ist auch eine Sprachtherapie notwendig.

Die Benennung der Nervensysteme ist abhängig von der Lage der Nervenbahnen im Körper. Das zentrale Nervensystem (ZNS) umfasst alle im Gehirn und Rückenmark befindlichen Nervenbahnen. Es befindet sich gut geschützt im Schädel und dem Wirbelkanal in der Wirbelsäule. Zum peripheren Nervensystem (PNS) werden alle anderen Nervenbahnen des Körpers gezählt.
Das somatisches Nervensystem, auch willkürliches Nervensystem genannt, steuert alle Vorgänge im Körper, die man willentlich beeinflussen kann und die einem bewusst sind. Das sind zum Beispiel gezielte Bewegungen von Armen, Beinen und anderen Körperteilen oder gezieltes Anspannen und Entspannen von Muskeln.
Das autonome Nervensystem, auch vegetatives Nervensystem genannt, steuert die Abläufe im Körper, die sich nicht willentlich steuern lassen. Beispielsweise reguliert es den Herzschlag und die Atmung und steuert den Stoffwechsel. Auch Schwitzen ist Teil des autonomen Nervensystems. Das Signal „Blase voll“ oder „Stuhldrang“ wird ebenfalls vom autonomen Nervensystem ausgelöst.

Quellen:

neurologen-und-psychiater-im-netz.de: „Was ist Multiple Sklerose?“. Online-Information der Berufsverbände für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

dmsg.de: „Was ist Multiple Sklerose?“. Online-Information der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft Bundesverband e.V. (DSMG).

gesundheitsinformation.de: „Wie funktioniert das Nervensystem?“. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

gesundheitsinformation.de: „Parkinson“. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

stiftung-hospital-zum-heiligen-geist.de: „Entzündliche Erkrankungen des Zentralen Nervensystems – Das Chamäleon in der Neurologie“. Online-Information der Stiftung Hospital zum heiligen Geist.

neurologienetz.de: „Entzündliche ZNS-Erkrankungen“. Online-Information des Neurlogienetzes. Das Informationsportal für Ärzte.

msges.at: „Multiple Sklerose“. Online-Information der Multiple Sklerose Gesellschaft Wien.

netdoktor.de: „Neurologische Erkrankungen“. Online-Information von NetDoktor.

msdmanuals.com: „Neuropathische Schmerzen“. Online-Information von MSD Manual. Ausgabe für Patienten.

anaesthesisten-im-netz.de: „Nervenschmerzen“. Online-Information des Berufsverbands Deutscher Anästhesisten e.V. (BDA).

gesundheit.gv.at: „Nervenschmerzen“. Online-Information des Öffentlichen Gesundheitsportal Österreichs.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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