frau sitzt auf couch und hält sich den fuß
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Muskelkrämpfe: Wann krampft der Muskel - und was hilft?

Besonders Sportler:innen kennen sie: Muskelkrämpfe. Doch auch bei bestimmten Erkrankungen oder mit zunehmendem Alter können Muskelkrämpfe häufiger auftreten. Ursachen und Behandlung von Muskelkrämpfen: Was den Muskel verkrampfen lässt – und was gegen Muskelkrämpfe hilft.

Was sind Muskelkrämpfe?

Muskelkrämpfe, medizinisch Crampi genannt, sind plötzliche, schmerzhafte Verkrampfungen der Muskulatur. Sie treten häufig bei sportlicher Überlastung der Muskulatur oder aufgrund von Fehlhaltungen auf. Meist sind Muskelkrämpfe – wenn auch sehr schmerzhaft – harmlos und der verkrampfte Muskel entspannt sich nach wenigen Sekunden bis Minuten. Manchmal allerdings können wiederkehrende Muskelkrämpfe ein Hinweis auf eine Erkrankung sein.

Ein Muskelkrampf ist eine unwillkürliche, schmerzhafte Kontraktion, also ein spontanes Zusammenziehen, der Muskulatur. Oft sind die Muskeln in Wade, Oberschenkel und Fuß betroffen. Ermüdung und Erschöpfung der Muskulatur ist ein häufiger Auslöser. Störungen der Reizweiterleitung zwischen Muskel und Nerv können ebenfalls Muskelkrämpfe verursachen. Oftmals ist kein erkennbarer Grund der Muskelkrämpfe vorhanden. Mediziner:innen sprechen dann von idiopathischem Muskelkrampf.
— Professor Dr. Ingo Froböse, Universitätsprofessor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln.

Häufige Ursachen von Muskelkrämpfen

Zu den möglichen Muskelkrampf-Ursachen gehören unter anderem:

  • sportliche Überanstrengung
  • Verspannungen der Muskulatur (durch zu viel oder zu wenig Bewegung)
  • Fehlbelastungen
  • Gelenkprobleme
  • ein Ungleichgewicht im Mineralstoffhaushalt/ Salzhaushalt (etwa durch starkes Schwitzen)
  • Dehydration (ausgetrockneter Körper, meist kombiniert mit einem gestörten Salzhaushalt), oft verursacht durch Durchfälle, Erbrechen oder starkes Schwitzen
  • Einnahme bestimmter Medikamente (etwa Diuretika, Statine, Antidepressiva oder Blutdruckmedikamente)
  • Eisenmangel
  • Nervenstörungen, sogenannte Polyneuropathien
  • Schwangerschaft
  • Nierenerkrankungen
  • Durchblutungsstörungen
  • Nervenschädigungen, etwa durch Diabetes mellitus verursacht

Lesetipp: Verstauchung, Prellung & Muskelzerrung: Unterschiede der Sportverletzungen.

Vermehrte Muskelkrämpfe im Alter

Häufig berichten ältere Menschen von vermehrten Muskelkrämpfen – vor allem nachts und oft in der Wade und im Fuß. Es kann verschiedene Gründe haben, warum Muskelkrämpfe im Alter zunehmen. So können Bewegungsmangel sowie eine unausgewogene Ernährung eine Rolle spielen. Häufig trinken ältere Menschen zudem zu wenig, was den Elektrolythaushalt verschiebt. Fehlbelastungen und Gelenkprobleme sind ebenfalls im Alter häufiger als in jungen Jahren.

Oft sind es auch Medikamente, welche die Krampfneigung erhöhen, etwa:

  • bestimmte Blutdrucksenker
  • Diuretika (Entwässerungsmittel)
  • Cholesterinsenker
  • einige Antidepressiva
  • Abführmittel
  • Magensäureblocker

Auch bestimmte Erkrankungen können Muskelkrämpfe begünstigen, etwa Parkinson, Diabetes mellitus, Nierenerkrankungen, Durchblutungsstörungen und Nervenstörungen.

Lesetipp: Was ist Parkinson?

Wann mit Muskelkrämpfen zum Arzt?

Wer unter wiederkehrenden Muskelkrämpfen leidet, sollte die Ursache von einem Arzt oder einer Ärztin abklären lassen. Der Hausarzt oder die Hausärztin ist meist der erste Kontakt beim Symptom Muskelkrampf. Dieser beziehungsweise diese kann bei Bedarf an andere Fachärzte überweisen, etwa Sportmediziner:innen, Orthopäd:innen, Neurolog:innen oder Diabetolog:innen.

Wer nur hin und wieder Muskelkrämpfe hat, etwa weil er sportlich sehr aktiv ist, muss sich in der Regel keine Sorgen machen. Besonders Sporteinsteiger:innen haben oftmals Krämpfe. Mit zunehmender Kräftigung der Muskeln nimmt meist auch die Krampfneigung ab. Generell sollte man im Training den Muskel zwar fordern, nicht aber überfordern. Ein Muskelkrampf ist ein klares Signal des Körpers: Es ist zu viel.

Muskelkrampf vorbeugen: 5 Tipps

Die folgenden fünf Tipps können Ihnen helfen, das Muskelkrampf-Risiko zu senken:

  1. Bleiben Sie in Bewegung: Muskeln brauchen regelmäßig Bewegung, sollten aber nicht überfordert werden. Ein gut trainierter Muskel krampft seltener.
  2. Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit möglichst frischen Lebensmitteln. So versorgen Sie Ihren Körper mit wichtigen Mineralstoffen, Vitaminen und Spurenelementen. Auch die Proteinzufuhr muss stimmen. Muskeln bestehen zum Großteil aus Eiweiß. Die Referenzwerte der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) liegen bei 0,8 bis 1 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht am Tag.
  3. Trinken Sie genügend. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist für die Muskeln wichtig. Nur dann ist eine störungsfreie Kommunikation beziehungsweise Reizweiterleitung zwischen Nerven und Muskeln möglich. Die DGE rät gesunden Erwachsenen zu einer täglichen Flüssigkeitszufuhr von 1,5 Litern. Bei sportlicher Betätigung und vermehrtem Schwitzen darf es mehr sein. Gut geeignet sind Wasser, Saftschorlen und ungesüßte Tees. Menschen mit Herz- oder Nierenerkrankungen sollten die individuelle Trinkmenge mit ihrem behandelnden Arzt oder ihrer Ärztin besprechen.
  4. Rauchen Sie nicht. Die im Tabak enthaltenen Giftstoffe stören unter anderem die Durchblutung, was Muskelkrämpfe begünstigen kann. Und verzichten Sie weitestgehend auf Alkohol. Alkohol stört den Mineralstoff- und Flüssigkeitshaushalt.
  5. Lassen Sie bei Verdacht auf einen Nährstoffmangel ein Blutbild beim Arzt machen. Nehmen Sie bei einem ärztlich diagnostiziertem Nährstoffmangel Nahrungsergänzungen, etwa Magnesium und Kalium, wie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin besprochen ein.

Lesetipp: Eiweiß macht fit: 7 proteinhaltige Lebensmittel für den Muskelaufbau.

Magnesium hilft in der Regel nicht gegen Muskelkrämpfe. Es ist wissenschaftlich nicht belegt, dass Magnesiummangel die Ursache von Muskelkrämpfen ist oder dass eine gezielte Einnahme von Magnesium-Nahrungsergänzungsmitteln gegen Muskelkrämpfe einen Effekt hat. Ein gesunder Mensch, der sich ausgewogen ernährt, sollte ausreichend mit wichtigen Nährstoffen wie Magnesium versorgt sein.
— Professor Dr. Ingo Froböse, Universitätsprofessor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln.

Muskelkrampf lösen: Dehnen hilft

In den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) sind zur Vorbeugung und Behandlung von akuten Muskelkrämpfen regelmäßige passive Dehnübungen, etwa der Wadenmuskulatur, empfohlen. Beugen Sie zum Beispiel Ihren Körpers im Stand nach vorne unten, ohne dass die Fersen den Bodenkontakt verlieren. Auch wenn die Autoren der Leitlinie darauf hindeuten, dass die Wirksamkeit von Dehnübungen in verschiedenen Studien unterschiedlich bewertet wurde, eine klare Evidenz also fehlt, berichten Menschen immer wieder von positiven Effekten von Dehnübungen mit Blick auf die Muskelkrampfhäufigkeit.

Dehnen ist bei einem akuten Muskelkrampf die einzige Möglichkeit, um den Krampf zu lösen. Dadurch, dass ein Zug auf den verkrampfen Muskel ausgeübt wird, löst sich die Verkrampfung. Manchmal kommt der Krampf anschließend wieder. Dann am besten nochmal für 15 bis 20 Sekunden dehnen. Bei einem Wadenkrampf, der oft nachts auftritt, hilft es, das Bein auszustrecken und die Fußspitze in Richtung Nase zu ziehen.
— Professor Dr. Ingo Froböse, Universitätsprofessor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln.
Wie die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN) auf ihrer Webseite mitteilt, entstehen Krämpfe nicht in der Muskulatur, sind also kein muskuläres Problem, sondern ein neurologisches: „Ausgelöst werden Muskelkrämpfe durch spontane Depolarisierungen der Nervenmembranen: Es bilden sich Aktionspotenziale aus, also Nervenimpulse, die dann im Endeffekt zu einem „Erregungssturm“ im Muskel führen.“
Angaben der Deutschen Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN) zufolge kann das Tragen von High-Heels Muskelkrämpfe in den Waden begünstigen. Senke man die Zehenspitzen nach unten, sei die Wadenmuskel verkürzt – und es könne leichter zu Wadenkrämpfen kommen. Vermutet wird, dass durch Gewebsverschiebungen die empfindlichen Nervenendstrecken im Muskel unter Druckspannung geraten, was die elektrischen Entladungen begünstigt, die als Muskelkrampf spürbar werden.
Viele Menschen klagen im Sommer vermehrt über Muskelkrämpfe in den Beinen. Ursachen können verstärktes Schwitzen sowie eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr sein. Elektrolytverschiebungen können die Reizbarkeit der Nerven, die den Muskel umgeben, erhöhen und die Entstehung von Krämpfen begünstigen.

Quellen:

Interview mit Professor Dr. Ingo Froböse, Universitätsprofessor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln. Er ist dort Leiter des Zentrums für Gesundheit durch Sport und Bewegung und Leiter des Instituts für Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation.

msdmanuals.com: „Muskelkrämpfe“. Online-Information von MSD Manual.

gesundheit.gv.at: „Muskelkrampf, -verhärtung & Muskuläre Dysbalancen“. Online-Information des Öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs.

gesundheit.gv.at: „Eisen“. Online-Information des Öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs.

Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN): "Crampi/ Muskelkrampf". AWMF-Leitlinien-Register Nr. 030/037.

dge.de: „Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE“. Online-Information der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE).

dge.de: „Protein“. Online-Information der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE).

idw-online.de: „Häufige Wadenkrämpfe – was hilft?“. Pressemeldung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie e.V. Veröffentlicht auf idw – Informationsdienst Wissenschaft.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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