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Muskelschmerzen: Medikamente, die helfen können

Muskelschmerzen mit Medikamenten lindern – diesen Wunsch verspüren viele Menschen. Muskelschmerzen gehören zu den häufigsten Gründen, warum Patientinnen und Patienten einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Oft treten die Schmerzen im Rücken-, Schulter- und Nackenbereich auf. Fehlhaltungen sind eine häufige Ursache. Auch sportliche Überlastung kann zu Muskelschmerzen führen – oft im Bereich der Beine, besonders der Wadenmuskulatur. Abhängig davon, was die Muskelschmerzen verursacht und welche Muskeln schmerzen, können verschiedene Medikamente Muskelschmerzen lindern. Viele sind freiverkäuflich, andere verordnet der Arzt.

Muskelschmerzen: Medikamente, die helfen können

Muskelschmerzen, medizinisch Myalgie genannt, können verschiedene Auslöser haben. Verspannungen, Fehlhaltungen, Überlastungen und manchmal Erkrankungen sind mögliche Ursachen. Es gibt verschiedene Medikamente, die Muskelschmerzen lindern können. Die Wahl des Medikaments ist unter anderem abhängig vom Auslöser. Bei akuten Muskelschmerzen, die häufig auf lange Schreibtischarbeit, einseitige Belastungen, sportliche Überlastungen und Verspannungen aufgrund von Bewegungsmangel und einer geschwächten Muskulatur zurückzuführen sind, helfen in der Akutphase frei-verkäufliche Schmerzmittel. Sie sind ohne Rezept erhältlich und zur Behandlung von leichten bis mittelstarken Schmerzen zugelassen.

Medikamente gegen Muskelschmerzen: Welche frei-verkäuflichen Schmerzmittel gibt es?

Bei akuten Muskelschmerzen sind frei-verkäufliche Schmerzmittel, etwa mit den Wirkstoffen Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen, Acetylsalicylsäure oder Paracetamol eine Möglichkeit, die Beschwerden zu lindern. Wichtig zu wissen: Frei-verkäufliche Schmerzmittel sollten nicht öfter als zehn Mal im Monat und nicht länger als an drei darauffolgenden Tagen eingenommen werden. Zudem sollte man die maximale vom Hersteller angegebene Einnahme-Einzeldosis sowie die maximale Tagesdosis nicht überschreiten. Sonst kann es zu Nebenwirkungen kommen.

Wer bereits Medikamente aufgrund einer Erkrankung einnimmt, sollte vor der Einnahme von Schmerzmitteln immer Rücksprache mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin halten. Anhaltende Muskelschmerzen sollte immer ärztlich untersucht werden. Sind die Muskelschmerzen die Folge eines Unfalls oder einer Verletzung, sollte ebenfalls ein Arzt oder eine Ärztin kontaktiert werden.

Muskelschmerzen mit Medikamenten behandeln: Wie wirken NSAR?

NSAR sind nicht steroidale Antirheumatika und bilden die größte Gruppe rezeptfreier Schmerzmittel. Ihr Name ist darauf zurückzuführen, dass sie früher vor allem zur Linderung rheumatischer Schmerzen eingesetzt wurden und im Gegensatz zu anderen Rheumamedikamenten keine Steroide enthalten. NSAR werden unter anderem eingesetzt bei Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Regelbeschwerden, erkältungsbedingten Muskelschmerzen und Gliederschmerzen sowie bei Rückenschmerzen. Zudem wirken NSAR fiebersenkend und entzündungshemmend. NSAR hemmen Enzyme (Cyclooxygenasen oder COX-Enzyme), die Schmerz- und Entzündungsreaktionen auslösen, beispielsweise Prostaglandine.

Die am häufigsten eingesetzten Wirkstoffe der NSAR-Gruppe sind:

  • Ibuprofen (bis zu 400 mg pro Tablette, Höchstdosis pro Einnahme 400 mg, Tageshöchstdosis 1200 mg)
  • Diclofenac (bis zu 25 mg pro Tablette, Höchstdosis pro Einnahme 25 mg, Tageshöchstdosis 75 mg)
  • Naproxen (bis zu 150 mg pro Tablette, Höchstdosis pro Einnahme 500 mg, Tageshöchstdosis 750 mg)
  • Acetylsalicylsäure/ ASS (bis zu 500 mg pro Tablette, Höchstdosis pro Einnahme 1000mg, Tageshöchstdosis 3000 mg bis 65 Jahre, 2000 mg ab 65 Jahre)

Achtung bei Kombinationspräparaten! Die Tageshöchstdosis kann leicht überschritten werden.

Was ist Paracetamol?

Paracetamol ist ebenfalls ein frei-verkäuflicher Schmerzmittelwirkstoff. Anders als NSAR wirkt Paracetamol allerdings nicht entzündungshemmend. Der genaue Wirkungsmechanismus von Paracetamol ist bislang nicht geklärt. Eine Theorie ist, dass der Wirkstoff ebenso wie NSAR Gewebshormone beeinflusst, die an Schmerzreaktionen beteiligt sind. Die Höchstdosis pro Einnahme liegt bei 1000 Milligramm, die Tageshöchstdosis bei 4000 Milligramm.

Lesetipp: Paracetamol: Wirkung, Anwendung und Dosierung des Schmerzmittels.

Alternativen zu Schmerzmitteln

Ärzte betonen, dass Schmerzmittel immer nur kurzzeitig angewendet werden und eine Ergänzung zu anderen schmerzlindernden Maßnahmen darstellen sollten. Schmerzmittel können helfen, den Körper wieder in Bewegung zu bringen und Gymnastik oder Physiotherapie oft erst wieder ermöglichen. Nebenwirkungsärmer als Tabletten sind Wärmesalben, Wärmekissen, ein warmes Bad, eine Behandlung mit einer Rotlichtlampe oder ein Wärmepflaster. Auch sind Schmerzsalben mit Wirkstoffen wie Diclofenac erhältlich, die auf die betroffene Stelle aufgetragen werden.

Pflanzliche Schmerzmittel gegen Muskelschmerzen

Wer auf pflanzliche Alternativen zurückgreifen möchte, kann Tabletten, Gele und Salben mit pflanzlichen Wirkstoffen wie Arnica oder Beinwell-Kraut ausprobieren. Arnica werden entzündungshemmende, abschwellende und schmerzlindernde Eigenschaften zugeschrieben. Beinwell-Kraut soll wundheilungsfördernd, zellregenerierend und schmerzlindernd wirken. Weitere pflanzliche Wirkstoffe, die bei Muskelschmerzen gerne verwendet werden, sind:

  • Campher: Wirkt durchblutungsfördernd und kühlend.
  • Kiefernadel- und Fichtennadelöl: Wirkt durchblutungsfördernd und schmerzlindernd.
  • Teufelskrallenwurzel: Wird oft zur unterstützenden Behandlung von rheumatischen Schmerzen eingesetzt.
  • Weidenrinde: Wirkt antientzündlich, schmerzlindernd und fiebersenkend. Wird oft als Tee eingenommen.
  • Rosmarin: Wird in Form von Salben oft zur unterstützenden Behandlung von rheumatischen Schmerzen eingesetzt.

Tipp: Lassen Sie sich in Ihrer Apotheke oder von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin zur Einnahme beziehungsweise Anwendung beraten.

Lesetipp: Heilpflanze Rosmarin: Lindert Verdauungsbeschwerden.

Muskelschmerzen bei Erkrankungen: Medikamente vom Arzt

Sind die Muskelschmerzen auf eine Erkrankung zurückzuführen, etwa Rheuma, Multiple Sklerose oder Fibromyalgie, verordnet der behandelnde Arzt beziehungsweise die Ärztin im Rahmen der Behandlung spezielle Medikamente. Eine zielgerichtete Therapie der Erkrankung kann auch Symptome wie Muskelschmerzen oft verbessern. Bei Fibromyalgie beispielsweise finden Amitriptylin, Duloxetin und Pregabalin als Medikamente Anwendung. Bei rheumatischen Erkrankungen kommt oftmals entzündungshemmendes Kortison zum Einsatz. Bei Multipler Sklerose stehen Wirkstoffe wie Fingolimod, Ozanimod, Cladribin, Natalizumab, Ocrelizumab oder Alemtuzumab zur Verfügung, um das Krankheitsbild zu verbessern. Schmerzmittel werden nicht selten ergänzend zu der medikamentösen Haupttherapie verordnet. Welches Schmerzmedikament im individuellen Fall erfolgsversprechend erscheint und sich mit den bereits eingenommenen Medikamenten verträgt (Stichwort Wechselwirkungen), berät der Arzt oder die Ärztin mit dem oder der Betroffenen. Oftmals werden verschiedene Medikamente miteinander kombiniert, um bestmögliche Erfolge zu erzielen. Weitere Behandlungsmaßnahmen ergänzen den Therapieplan.

Wichtig: Wer Medikamente aufgrund einer zugrundeliegenden Erkrankung einnimmt, sollte frei-verkäufliche und nicht ärztlich verordnete Präparate oder Nahrungsergänzungsmittel nur nach ärztlicher Absprache einnehmen, um unerwünschte Wechsel- und Nebenwirkungen zu vermeiden. Treten Muskelschmerzen bei der Einnahme eines Medikaments neu auf, sollte ebenfalls ein Arzt oder eine Ärztin kontaktiert werden. Bestimmte Medikamente können Muskelschmerzen verursachen, beispielsweise Statine (Cholesterinsenker), Blutdrucksenker (wie Betablocker) und Diuretika (Entwässerungsmittel).

Kortison: Medikament gegen Muskel- und Gelenkschmerzen

Kortison wirkt gegen akute entzündliche Reaktionen und wird häufig bei rheumatischen Erkrankungen eingesetzt, unter anderem bei Muskel- und Gelenkschmerzen. Aufgrund möglicher Nebenwirkungen wird Kortison häufig im Rahmen einer Stoßtherapie eingenommen, also hochdosiert für einen kurzen Zeitraum. Nehmen Patienten Kortison niedrig dosiert und über einen längeren Zeitraum ein, muss das Medikament in Richtung Therapieende ausgeschlichen, also die Dosis schrittweise verringert werden.

Medikamente gegen Muskelschmerzen: Wann Opioide?

Um starke, krankheitsbedingte Muskelschmerzen zu lindern, können Opioide eingesetzt werden. Opioide werden beispielsweise im Rahmen der Schmerztherapie bei Krebspatienten oft eingesetzt. Opioide sind sehr starke Schmerzmittel. Sie sind verschreibungspflichtig und wirken vor allem schmerzlindernd. Der bekannteste Wirkstoff ist das Morphin. Doch auch Tramadol, Codein, Oxycodon, Hydromorphon und Fentanyl gehören zur Wirkstoffgruppe der Opioide.

Muskelschmerzen lindern: nicht-medikamentöse Maßnahmen

Die Einnahme von Medikamenten stellt nur eine mögliche Säule dar, um Muskelschmerzen zu lindern. Weitere Behandlungssäulen können sein:

  • Bewegungstherapie (Krankengymnastik, Physiotherapie, Rückentraining usw.)
  • Entspannungstraining (Autogenes Training, progressive Muskelentspannung usw.)
  • Sportkurse (Yoga, Schwimmen, Radfahren, Joggen/Walken usw.)
  • Akupunktur und Akupressur
  • Kälte- oder Wärmeanwendungen (Kälte ist oft bei akuten Muskelschmerzen, etwa aufgrund einer Prellung angenehm. Wäre wird bei chronischen Muskelschmerzen oft als wohltuend empfunden.)
  • Massagen
  • Elektrotherapie
  • Ernährung, die den Körper mit wichtigen Nährstoffen versorgt, die für die Muskeln wichtig sind.
  • Einen ergonomischen Arbeitsplatz einrichten.

Lesetipp: Stress lass nach: Progressive Muskelentspannung nach Jacobson.

Die häufigste Nebenwirkung von NSAR sind Magenprobleme. Sie reichen von Magenverstimmungen und Bauchschmerzen bis hin zu ernsthaften Komplikationen wie Schleimhautentzündungen, Geschwüren oder Blutungen im Magen-Darm-Trakt.
Ohne ärztliche Begleitung sollten NSAR nicht öfter als zehn Mal im Monat und nicht länger als an drei darauffolgenden Tagen eingenommen werden. Auch dürfen die empfohlene Einnahme-Höchstmenge sowie die tägliche Höchstmenge nicht überschritten werden. Wer bereits andere Medikamente nimmt, sollte immer mit einem Arzt oder einer Ärztin Rücksprache halten, bevor er andere Präparate schluckt. Wer ärztlich begleitet über einen längeren Zeitraum NSAR einnimmt, bekommt ein magenschonendes Medikament verschrieben, einen sogenannten Protonenpumpenhemmer.
Protonenpumpenhemmer (PPI) sind Medikamente, die den Magen vor zu viel Magensäure schützen. Umgangssprachlich werden sie daher auch als „Magenschoner“ bezeichnet. PPI blockieren bestimmte Enzyme, welche von den Drüsen der Magenschleimhaut gebildet werden. Das hat zur Folge, dass weniger schleimhautreizende Magensäure gebildet wird. Bekannte Protonenpumpenhemmer sind Omeprazol und Pantoprazol.

Quellen:

gesundheitsinformation.de: „Rezeptfreie Schmerzmittel sicher anwenden“. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

gesundheitsinformation.de: „Medikamente zur Behandlung von Fibromyalgie“. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

gesundheitsinformation.de: „Opioide“. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

gesundheitsinformation.de: „Fibromyalgie“. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

medizin-transparent.at: „Beinwell aus der Tube: Gut geschmiert gegen Schmerzen?“. Online-Information von Medizin Transparent, ein Projekt von Cochrane Österreich an der Donau-Universität Krems.

internisten-im-netz.de: „Pflanzliche Schmerzmittel“. Online-Information des Berufsverbands Deutscher Internistinnen und Internisten e.V. (BDI).

internisten-im-netz.de: „Behandlung von Schmerzen“. Online-Information des Berufsverbands Deutscher Internistinnen und Internisten e.V. (BDI).

pharmazeutische-zeitung: „Muskeln und Gelenke. Wenn jede Bewegung schmerzt“. Online-Information der Pharmazeutischen Zeitung (PZ).

apotheken-umschau.de: „Schmerzmittel: Welches hilft wann?“. Online-Information von Apotheken-Umschau.

hirnstiftung.org: „Multiple Sklerose: Wirksame Medikamente richtig einsetzen“. Online-Information der Deutschen Hirnstiftung e.V.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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