frau im weißen t shirt hält sich die schulter an rot markierter stelle vor schmerzen
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Muskelschmerzen am ganzen Körper – was ist das Fibromyalgie-Syndrom?

Muskelschmerzen am ganzen Körper: Menschen mit Fibromyalgie kennen das. Bei der chronischen Schmerzerkrankung, auch Fibromyalgie-Syndrom (FMS) genannt, quälen unter anderem wiederkehrende Schmerzen in Muskeln, Sehnen und Gelenken die Betroffenen. Die Ursache der Fibromyalgie ist im Bereich der Schmerzwahrnehmung und Schmerzverarbeitung zu finden. Muskelschmerzen am ganzen Körper: Ursachen, Symptome und Behandlung der neurologischen Erkrankung Fibromyalgie.

Was ist Fibromyalgie?

Fibromyalgie, auch Fibromyalgie-Syndrom (FMS) genannt, ist eine chronische Schmerzkrankheit. Betroffene nehmen in verschiedenen Körperregionen Schmerzen wahr, etwa Muskelschmerzen am ganzen Körper: Schmerzen der Haut und/oder schmerzende Gelenke und Sehnen. Fibromyalgie ist eine systemische Erkrankung, das heißt, sie betrifft den gesamten Körper. Begleitend zu den Schmerzen sind ausgeprägte Müdigkeit und Erschöpfung (Fatigue), Schlafstörungen, rasche körperliche und geistige Erschöpfung, Kopfschmerzen bis hin zu Migräne, Antriebslosigkeit sowie Konzentrationsprobleme Symptome der Krankheit.

Im Verlauf der Fibromyalgie entwickeln Betroffene oftmals Ängstlichkeit, Angststörungen, depressive Verstimmungen bis hin zu Depressionen. Reizdarm und Reizmagen sind ebenfalls Krankheiten, die Fibromyalgie begleiten können. Auch reagieren Betroffene oft deutlich empfindlicher auf Wärme, Kälte, Licht und Lärm als Menschen, die nicht an FMS erkrankt sind. Heftige Schmerzschübe können sich mit beschwerdefreieren Phasen abwechseln. Stress beispielsweise kann Schübe fördern (triggern).

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Fibromyalgie-Ursache: Woher kommen die Muskelschmerzen am ganzen Körper?

Die genauen Ursachen der Schmerzkrankheit, die den ganzen Körper betrifft, ist noch nicht abschließend geklärt. Physikalische, biologische und psychosoziale Bedingungen scheinen bei einer entsprechenden genetischen Veranlagung bestimmte Reaktionen des Hormon- und Nervensystems anzuregen, welche die FMS-Symptome verursachen.

Muskelschmerzen am ganzen Körper: Leitsymptome der Fibromyalgie

Muskelschmerzen am ganzen Körper, Gelenkschmerzen in allen Körperbereichen, schmerzende Sehnen und Schmerzen auf der Haut, Druckschmerzempfindlichkeit, Steifigkeits- sowie unange­nehme Schwellungsgefühle an Händen, Füßen und im Gesicht sind die Leitsymptome der Fibromyalgie. Oftmals reagieren die Muskeln sehr empfindlich auf Reize und Berührungen. Auch kann Muskelsteifheit auftreten. Entzündungsreaktionen sind bei Untersuchungen nicht zu finden und auch sonst bestehen keine Auffälligkeiten im Muskelgewebe. Als Ursache gelten heute Störungen in der Schmerzverarbeitung und Schmerzwahrnehmung. Die Schmerzen werden von Betroffenen oft als bohrend und stechend beschrieben. Werden die Muskeln zu sehr beansprucht, können sich die Muskelschmerzen am ganzen Körper verschlimmern.

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Muskelschmerzen am ganzen Körper behandeln: Fibromyalgie-Therapie

Die Grundsäulen zur Schmerzbehandlung des FMS stellen physika­lische Therapien, Kranken­gym­nastik, medika­mentöse Behand­lungen, Entspannungstherapie, psycho­the­ra­peu­tische Unterstützung in Form von Krankheits- und Schmerz­be­wäl­tigung und gegebe­nenfalls auch alternative Therapien dar. Welche Therapieoptionen bei welchem Patienten Linderung bringen, ist individuell. Oftmals müssen Betroffene verschiedene Therapiemöglichkeiten ausprobieren, bei sie eine Kombination von Verfahren gefunden haben, die ihre Beschwerden lindern kann.

Angaben der Deutschen Fibromyalgie Vereinigung (DFV) e.V. zufolge beschränkt sich die medika­mentöse Behandlung in Deutschland zurzeit auf trizyklische Antide­pressiva, Seroto­nin­wie­der­auf­nah­me­hemmer sowie duale Antide­pressiva. Schmerzmedikamente können die Behandlung ergänzen, zeigen aber oft nicht den erhofften Erfolg. In Deutschland gibt es der DFV zufolge noch keine Medikamente, die speziell bei Fibromyalgie zugelassen sind.

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Kann man Fibromyalgie vorbeugen?

Gezielte präventive Maßnahmen, um einer Fibromyalgie vorzubeugen, gibt es nicht. Besteht eine gewisse genetische Veranlagung, kann in Kombination mit verschiedenen Einflüssen, die Erkrankung ausgelöst werden. Die Rheumaliga Schweiz empfiehlt, lang andauernde Stressphasen und emotional belastende Situationen möglichst zu vermeiden.

Fibromyalgie ist nicht gefährlich. Die Organe sind gesund und zeigen keinerlei Auffälligkeiten. Auch hat die Erkrankung keinen Einfluss auf die Lebenserwartung. Allerdings ist der anhaltende Schmerz für die Betroffenen eine starke Belastung. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa zwei Prozent der Deutschen von Fibromyalgie betroffen sind.
Hauptsymptom einer Fibromyalgie sind chronische tiefliegende Muskelschmerzen und Gelenkschmerzen in verschiedenen Körperregionen oder den ganzen Körper betreffend. Die Schmerzen fühlen sich oft bohrend oder stechend an, wie eine Muskelzerrung oder ein starker Muskelkater. Die Muskelschmerzen am ganzen Körper können variieren: An einem Tag können sie schwächer und am anderen Tag stärker ausgeprägt sein. Intensive Schmerzphasen und symptomärmere Phasen können sich abwechseln. Auch „wandert“ der Schmerz oft in andere Körperregionen.
Fibromyalgie wird noch immer häufig als „Weichteilrheuma“ bezeichnet. Diese Bezeichnung stimmt jedoch nicht, wie man heute weiß. Fibromyalgie ist keine rheumatische Erkrankung, sondern hat ihre Ursache in der Schmerzverarbeitung im Gehirn. Reize werden viel früher als Schmerz empfunden, da die Schwelle der Schmerzwahrnehmung sehr niedrig ist. Wie die Rheumaliga Schweiz betont, hat die WHO unter dem Einfluss der Internationalen Vereinigung zum Studium des Schmerzes (IASP) eine neue Kategorie für chronische primäre Schmerzsyndrome geschaffen und das Fibromyalgie-Syndrom in diese Kategorie eingeordnet. Die Fibromyalgie zählt seitdem nicht mehr zu den rheumatischen Krankheiten.


Quellen:

patienten-information.de: „Fibromyalgie-Syndrom – wenn Muskeln und Glieder dauerhaft schmerzen“. Online-Information von Patienten-Information, ein Service des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ) im Auftrag von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung.

gesundheitsinformation.de: „Fibromyalgie“. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

schmerzliga.de: „Fibromyalgie“. Online-Information der Deutschen Schmerzliga e.V.

msdmanuals.com: „Fibromyalgie“. Online-Information von MSD Manual. Ausgabe für medizinische Fachkreise.

fibromyalgie-fms.de: „Definition FMS. Fibromyalgiesyndrom (FMS)“. Online-Information der Deutschen Fibromyalgie Vereinigung (DFV) e.V.

rheumaliga.ch: „Fibromyalgie-Syndrom (FMS)“. Online-Information der Rheumaliga Schweiz.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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