Wann ist eine Organspende notwendig?
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Wann ist eine Organspende notwendig?

In Deutschland warten über 9.000 Menschen auf ein Spenderorgan. Eine Organtransplantation, also eine Verpflanzung eines Spenderorgans, wird dann notwendig, wenn das eigene Organ stark beschädigt ist und seine Funktion nicht mehr aufrechterhalten kann. Das kann beispielsweise aufgrund von Erkrankungen oder Verletzungen durch einen Unfall geschehen. Menschen, die ein Spenderorgan benötigen, warten oft viele Jahre. Manche bekommen kein neues Organ und sterben. Der Grund: Es gibt nur wenig Spenderorgane.

Wer braucht ein Spenderorgan?

Schwer kranke oder gesundheitlich beeinträchtigte Menschen benötigen oftmals ein Spenderorgan, um ihre Lebensqualität zu verbessern oder das Leben zu retten. So kann beispielsweise im Rahmen einer Leberentzündung (Hepatitis) das Organ so stark Schaden nehmen, dass es nicht mehr funktionstüchtig ist. Bei einer Nierenschwäche (Niereninsuffizienz) sind Betroffene von der Dialyse abhängig. Dabei wird das Blut über ein spezielles Gerät gereinigt. Dieses Verfahren ist sehr zeitaufwendig und schränkt das Leben der Betroffenen stark ein. Auch Menschen mit einer schweren Lungenerkrankung, etwa Mukoviszidose, können aufgrund der schwachen Atmung und der andauernd benötigten Atemunterstützung mit Sauerstoff nur noch begrenzt am Leben teilnehmen.

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Diese Organe können transplantiert werden

Für eine Transplantation eignen sich folgende Organe und Gewebe:

  • Herz
  • Leber
  • Nieren
  • Lunge
  • Bauchspeicheldrüse
  • Dünndarm
  • Haut
  • Hornhaut der Augen
  • Herzklappen
  • Teile der Blutgefäße
  • Knochengewebe
  • Knorpelgewebe
  • Sehnen

Welche Spenderorgane werden in Deutschland dringend benötigt?

Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zufolge werden mit Blick auf die Warteliste von Eurotransplant vor allem Nieren (über 7000) benötigt, ebenso knapp 860 Lebern, über 680 Herzen, über 260 Lungen und knapp 270 Bauchspeicheldrüsen.

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Wer sich zu Lebzeiten entschieden hat, nach seinem Tod Organe spenden zu wollen und dies in einem Organspendeausweis eingetragen, in einer Patientenverfügung festgehalten oder mit den Angehörigen besprochen hat, dem dürfen nach dem Tod Organe entnommen werden. Nach dem Tod des Patienten oder der Patientin teilt das Krankenhaus der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) mit, dass ein potenzieller Spender oder eine Spenderin in Betracht kommt, dessen Zustimmung zur Spende vorliegt. Die Koordinatoren der DSO begleiten und unterstützen den Organspendeprozess bis zur Transplantation.

Jedes Land kann in seiner Gesetzgebung die Regelung zur Organ- und Gewebespende selbst festlegen. In Deutschland gilt die Entscheidungslösung. Das heißt, nur wenn sich Menschen zu Lebzeiten für eine Organspende nach ihrem Tod entscheiden und dies entsprechend dokumentieren, etwa im Organspendeausweis, dürfen ihnen nach ihrem Tod Organe entnommen werden. Hat sich eine Person weder für noch gegen eine Spende ausgesprochen, können die nahen Angehörigen im Sinne des Verstorbenen darüber entscheiden.

Wie finden Spenderorgan und Empfänger zusammen?

Die DSO veranlasst die notwendigen medizinischen Tests und Laboruntersuchungen. Ist eine Organspende möglich, informiert die DSO die zentrale Vermittlungsstelle Eurotransplant in den Niederlanden über den Organspender. Eurotransplant schaut in seinen Wartelisten, welche Empfänger für welche Organe infrage kommen. Die Gewebe müssen die größtmögliche Übereinstimmung haben, damit das Risiko weitestgehend gesenkt wird, dass der Körper das neue Organ abstößt.

Findet sich ein passender Empfänger, werden Organentnahme sowie Transplantation in die Wege geleitet. Es werden nur die Organe entnommen, die die verstorbene Person zu Lebzeiten oder die Angehörigen im Vorgespräch freigegeben haben und die sich medizinisch für eine Transplantation eignen.

Organspende: Nur gesunde Organe geeignet

Bevor ein Spenderorgan einem Verstorbenen entnommen und einem Empfänger eingesetzt wird, muss der Hirntod nach medizinischen Kriterien von zwei Ärzten bestätigt werden und die Zustimmung zur Spende vorliegen. Dann erst können Ärzte das Organ medizinisch prüfen. Nur gesunde Organe eignen sich für eine Transplantation. Bestimmte Erkrankungen schließen eine Organspende aus, beispielsweise eine akute Krebserkrankung, eine aktive Tuberkulose, eine schwere Blutvergiftung oder wenn der Spender HIV-positiv getestet ist. Ein weiteres Ausschlusskriterium für die Gewebeentnahme bei Verstorbenen ist eine unbekannte, nicht zu klärende Todesursache.

Wie alt dürfen Spenderorgane sein?

Das Alter des Spenders oder der Spenderin spielt keine bedeutende Rolle. Ein Höchstalter, wann eine Organspende nicht mehr möglich ist, gibt es nicht. Auch einem Menschen über 70 Jahren kann ein Organ entnommen und einem anderen Menschen transplantiert werden. Es kommt vor allem auf das biologische Alter des Organs an, also auf den Zustand des Organs oder des Gewebes.

Dennoch: Spenderorgane von jüngeren Menschen eigenen sich in der Regel besser für eine Transplantation als ältere. Wichtig ist zudem, dass die Gewebe von Spender und Empfänger bestmöglich zusammenpassen. So kann das Risiko gesenkt werden, dass der Körper das gespendete Organ abstößt.

Wann ist Organspende erlaubt: Ab welchem Alter darf ich spenden?

Ab 16 Jahren dürfen sich junge Menschen für eine Organ- oder Gewebespende im Todesfall entscheiden und einen Organspendeausweis ausfüllen. Einer Organspende widersprechen dürfen junge Menschen bereits mit Vollendung des 14. Lebensjahrs. Eine Lebendspende setzt allerdings die Volljährigkeit voraus.

Nach dem Tod: Wie lange können Organe gespendet werden?

Nach dem Tod des Organspenders können die Körperfunktionen mit Hilfe von Medikamenten und Maschinen noch eine gewisse Zeit aufrechterhalten werden. Das ist notwendig, damit die Organe nicht absterben und transplantiert werden können. Da dieser Zeitraum kurz ist, müssen die notwendigen Untersuchungen (etwa Blutgruppe und Gewebemerkmale) sowie die Organentnahme und die Transplantation möglichst schnell erfolgen.

Schon während das Organ auf dem Weg zum Spender ist, wird dieser auf die Operation vorbereitet. Sobald das Spenderorgan eintrifft, wird es verpflanzt. Die Zeit zwischen Organentnahme und Organtransplantation nennen Mediziner Ischämiezeit. Sie ist für das Spenderorgan deshalb kritisch, da das Organ in dieser Zeit nicht durchblutet wird und Schaden nehmen kann.

Wo kann ich einen Organspendeausweis beantragen?

Spenderorgane werden dringend benötigt. Wer anderen Menschen helfen und nach seinem Tod Organe spenden möchte, kann einen Organspendeausweis beantragen. In den Ausweis können Organe eingetragen werden, die nach dem Tod entnommen werden dürfen, aber auch, welche Organe man nicht spenden möchte. Ebenso müssen vorliegende Erkrankungen angegeben werden, damit Ärzte einschätzen können, ob die Organe für eine Transplantation geeignet sind oder nicht. Die Spendebereitschaft kann auch in einer Patientenverfügung festgehalten werden. Fragen und Unsicherheiten zur Organspende können Sie persönlich über das „Infotelefon Organspende“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) klären: Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr unter der Nummer 0800-90 40 400.

Wie die offizielle Organspende-Website „Organspende Info“ mitteilt, stehen etwa 8.700 Menschen in Deutschland auf der Warteliste für ein Spenderorgan. Die meisten warten auf eine Spenderniere. 2021 gab es 933 Organspenderinnen und Organspender. Das entspricht 11,2 Organspendern je eine Million Einwohner.
Bei einer Zustimmung zur Organspende werden in der Regel mehrere Organe entnommen. 2021 wurden pro Spenderin oder Spender durchschnittlich 3,1 Organe entnommen und transplantiert. Seit dem Jahr 1963 (in diesem Jahr wurden die erste Lungen- und Lebertransplantation durchgeführt) wurden in Deutschland dank Organspende über 146.000 Organe verpflanzt, so die Angaben der offiziellen Organspende-Website „Organspende Info“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
1997 trat das Transplantationsgesetz in Deutschland in Kraft. Dieses legt genau fest, wie Spende, Entnahme und Übertragung menschlicher Organe und Gewebe ablaufen müssen. 2016 wurde das Transplantationsregister eingeführt. Dort werden medizinisch relevante Daten von spendenden und empfangenden Personen zentral zusammengefasst. Übrigens: 1967 wurde die Stiftung Eurotransplant gegründet und 1984 die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO).

Quellen:

Die postmortale Organspende. Online-Information von Organspende Info der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Organ- und Gewebespende. Antworten auf wichtige Fragen. Online-Ratgeber der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Organspendeausweis online ausfüllen und herunterladen. Online-Information von Organspende Info der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Das persönliche Gespräch: Infotelefon Organspende. Angebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Organ- und Gewebespende. Online-Information der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Organspende. Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit.

Fragen und Antworten zum Thema Organsende. Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit.

Organspende und Organtransplantation. Online-Information der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO).

10 Fragen und Antworten zur Organspende. Online-Information der Stiftung Gesundheitswissen.

Die Geschichte der Organ- und Gewebetransplantation. Online-Information von Organspende Info der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Häufig gestellte Fragen zur Organspende, zur Gewebespende und zum Organspendeausweis (FAQs). Online-Information von Organspende Info der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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