Was ist Galle? 10 Fakten zum unverzichtbaren Verdauungssekret
Was ist Galle?
Galle ist ein gelblich-grünes Sekret, auch Gallenflüssigkeit genannt. Sie ist ein wichtiger Bestandteil der Fettverdauung und für die Ausscheidung körpereigener Abbauprodukte sowie chemischer Substanzen wie Alkohol und Medikamente zuständig. Die Galle ist nicht im eigentlichen Sinne eine Verdauungsflüssigkeit, da sie keine Verdauungsenzyme enthält.
Dennoch erfüllt sie eine wichtige Funktion: Sie emulgiert die Fette und bereitet sie dadurch auf die Verdauung durch die in der Darm- und Pankreasflüssigkeit (Bauchspeicheldrüse) enthaltenen Enzyme vor. Größere Fetttröpfchen teilen sich mit Hilfe der Galle in kleine Tröpfchen, die für die Enzyme leichter zu verarbeiten sind. Sind die Fette aufgespalten – in Glycerin und Fettsäuren – hilft die Galle dabei, dass diese von den Darmzellen aufgenommen und verwertet werden können.
Aus was besteht Galle?
Die Galle setzt sich zusammen aus:
- Wasser (80 Prozent)
- Gallensalzen/ Gallensäuren, die fett- und eiweißspaltende Enzyme aus der Bauchspeicheldrüse und dem Dünndarm aktivieren und das Fett in feinste Tröpfchen lösen.
- Cholesterin
- Phospholipiden (wie Lecithin)
- Muzin (Schleim)
- Hormonen
- Eiweißen
- Abfallstoffen, beispielsweise Bilirubin – ein Abbauprodukt der roten Blutkörperchen, Arzneistoffe und Stoffwechselabbauprodukte
Wo wird Galle gebildet?
Die Galle (Gallenflüssigkeit, Gallensekret) wird in der Leber gebildet. Die Leber liegt im rechten Oberbauch unterhalb des Zwerchfells. Die Leber produziert täglich etwa 600 Milliliter Galle. Über feinste Gallenkanälchen gibt die Leber die Galle in den linken oder rechten Lebergallengang ab. Die beiden Gallengänge münden an der Leberpforte in den Hauptgallengang. Von dort wird die Galle über einen geöffneten Schließmuskel (Papille) in den Zwölffingerdarm abgegeben.
Wie funktioniert die Gallenblase?
Nehmen wir Nahrung auf, fließt ein Teil der Gallenflüssigkeit zur Verdauung direkt in den Zwölffingerdarm, den oberen Abschnitt des Dünndarms (Primärgalle, Lebergalle). Die Gallenflüssigkeit, die nicht benötigt wird, fließt vom Hauptgallengang in den Gallenblasengang und sammelt sich schließlich in der Gallenblase. Dort wird die Galle eingedickt und für den nächsten Verdauungsvorgang gespeichert (Blasengalle).
Die birnenförmige Gallenblase liegt an der Unterseite der Leber und ist etwa sieben bis zehn Zentimeter lang und etwa fünf Zentimeter breit. In der Gallenblase sind meist zwischen 30 bis 80 Milliliter Galle gespeichert. Essen wir fettig, zieht sich die Gallenblase zusammen und pumpt das Lebersekret in den Zwölffingerdarm, damit die Fette aus der Nahrung leichter gespalten und verwertet werden können.
Wie wichtig ist die Galle?
Der Mensch kann ohne Gallenblase leben. Meist wird die Gallenblase aufgrund von Gallensteinen oder einer Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) entfernt. Etwa 200.000 Gallenblasen werden in Deutschland jedes Jahr operativ entfernt – 190.000 aufgrund von Gallensteinen. Fehlt die Gallenblase, macht sich das vor allem zu Beginn bei der Verdauung bemerkbar: Völlegefühle, Blähungen und Durchfälle gehören zu den möglichen Beschwerden nach einer Gallenblasen-Operation. Doch die Patienten merken meist schnell, bei welchen Lebensmittels sie nur kleine Mengen verzehren sollten. Das gilt besonders für sehr fettreiche Speisen und schwer Verdauliches.
Auf die Galle selbst können wir nicht verzichten. Wir brauchen das Verdauungssekret nicht nur für die Fettverdauung. Die Galle neutralisiert die Magensäure in der vorverdauten Nahrung, macht wichtige Spurenelemente und Mineralstoffe wie Kalzium in der Nahrung für den Körper verwertbar.
Auch für die Aufnahme der fettlöslichen Vitamine E, D, K und A ist die Galle unverzichtbar. Sie regt die Darmbewegung (Peristaltik) an und unterstützt eine gute Darmflora. Außerdem hilft die Galle, Stoffwechselabfallprodukte auszuscheiden. Zusammen mit der Leber gehört die Gallenflüssigkeit zu den wichtigsten „Saubermachern“ im Körper. Funktioniert das Zusammenspiel von Leber und Galle und somit die Entgiftung nicht mehr, stirbt der Mensch.
Was sind Gallensteine?
Befinden sich in der Galle zu viel Cholesterin und Bilirubin, können Gallensteine entstehen (Cholesterinsteine oder Pigmentsteine). Gallensteine bilden sich aus stark eingedicktem und auskristallisiertem Gallensaft. Mediziner sprechen bei Gallensteinbildung von einer Cholelithiasis. Gallensteine können Entzündungen verursachen und zu Gelbsucht (Ikterus) führen. Schätzungen zufolge hat jeder fünfte Deutsche Gallensteine. Manche sind unauffällig, andere verursachen schmerzhafte Gallenkoliken. Gallensteine sind die häufigste Erkrankung der Gallenblase.
Gallensteine: Ursachen der auskristallisierten Galle
Das Risiko für Gallensteine nimmt ab dem 40. Lebensjahr zu. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Weitere Einflussfaktoren, welche das Risiko für Gallensteine erhöhen, sind:
- Veranlagung
- Übergewicht
- Bewegungsmangel
- Diabetes mellitus
- die Verhütungspille
- eine Schwangerschaft
Welche Erkrankungen der Gallenwege und der Gallenblase gibt es?
Neben der Bildung von Gallensteinen können weitere Erkrankungen Gallengänge und Gallenblase treffen, darunter:
- Entzündung der Gallenblase
- Entzündung der Gallengänge
- Gallenblasenpolypen
- Gallenblasenkrebs
- Gallensäureverlust-Syndrom
- Kalkgalle
- Reizgallenblase
- Gallengangs-Atresie
Symptome bei Erkrankungen von Gallenblase und Gallenwegen
Zu den Symptomen, die auf Gallensteine und andere Erkrankungen von Gallenblase und Gallenwegen hindeuten können, gehören:
- Schmerzen im rechten Oberbauch
- Völlegefühle und Druckgefühle im Oberbauch nach dem Essen
- Blähungen
- Schweißausbrüche, Erbrechen, Appetitlosigkeit
- Gelbsucht (Ikterus)
- Gallenkoliken (heftige und sich verschlimmernde Schmerzen unter dem rechten Rippenbogen, Fieber und möglicherweise Erbrechen)
- blasser, lehmfarbener, übelriechender Stuhl
Zu welchem Arzt mit Gallen-Beschwerden?
Haben Sie den Verdacht, dass Ihre Beschwerden ihren Ursprung in der Gallenblase beziehungsweise den Gallengängen haben, sollten Sie einen Arzt kontaktieren. Sie können sich an einen Facharzt für Leber- und Gallenerkrankungen (Hepatologe) sowie an einen Facharzt für Darmerkrankungen (Gastroenterologe) wenden. Ein Facharzt für Innere Medizin (Internist) sowie ein Facharzt für Allgemeinmedizin sind ebenfalls Ansprechpartner.