Chronisches Erschöpfungssyndrom: Symptome und Therapie von CFS
Chronisches Erschöpfungssyndrom: Was ist das?
Das Chronische Erschöpfungssyndrom ist eine plötzlich auftretende, neuroimmunologische Erkrankung, die nach ihrem wichtigsten Symptom benannt ist: Einer anhaltenden Erschöpfung, die seit mindestens sechs Monaten besteht, sich nicht durch Schlafen oder Ruhe bessert, sowie keine andere Krankheit als Ursache hat. Nach subjektiver Einschätzung des Patienten ist seine Leistungsfähigkeit um mindestens 50 Prozent verringert. Die benötigte Erholungszeit nach Belastungen ist überdurchschnittlich lang.
Die Ursachen sind aktuell noch Gegenstand von Spekulationen, die Diagnose ist aufgrund der diffusen Symptome bei CFS schwierig und die Therapie kann lediglich die Beschwerden lindern. In Deutschland sind schätzungsweise 300.000 Menschen betroffen. Vor allem Frauen zwischen 20 und 50 Jahren scheinen anfällig für das Chronische Erschöpfungssyndrom zu sein.
CFS: Eine Krankheit, viele Namen
Die Erkrankung heißt im Englischen Chronic Fatigue Syndrom, woraus sich die offizielle Abkürzung CFS ableitet. Außerdem wird CFS auch Chronisches Müdigkeitssyndrom genannt. Mitunter werden die Symptome von CFS als Neurasthenie (Nervenschwäche) eingestuft. Hier sind sich Experten uneinig, ob es sich dabei um zwei verschiedene Krankheiten handelt.
Myalgische Enzephalomyelitis (ME) ist ebenfalls ein weitverbreiteter Name für das Chronische Erschöpfungssyndrom. “Myalgie” bedeutet Muskelschmerz, was tatsächlich ein typischer Bestandteil der Symptomatik ist. Dennoch ist die Bezeichnung ME falsch, denn “enzephalo” bedeutet “das Gehirn betreffend” und “myelitis” lässt sich mit “Rücken-/Knochenmarkentzündung” übersetzen. Das Erschöpfungssyndrom hat aber keine bekannten Ursachen oder Symptome, die das Gehirn, das Knochen- oder Rückenmark betreffen würden.
Diagnose: Körperliche Symptome bei CFS
Neben der namensgebenden Erschöpfung müssen noch weitere Kriterien erfüllt sein, damit ein Chronisches Erschöpfungssyndrom diagnostiziert werden kann. So muss eine Orthostatische Intoleranz (eine spezielle Form von zu geringem Blutdruck) nachgewiesen werden. Darüber hinaus leidet der Patient an mindestens drei weiteren körperlichen und/oder geistigen Symptomen, die CFS-typisch sind:
- Schmerzen: Kopf, Hals, Muskeln, Gelenke
- Wahrnehmungs- und Bewegungsstörungen
- grippeähnliche Symptome (chronisch oder wiederkehrend)
- Anfälligkeit für Infekte
- Muskelschwäche
- Magen-Darm-Probleme
- Harnwegs- und Genitalbeschwerden
- Unverträglichkeiten (Nahrungsmittel, Medikamente, Gerüche)
- Atemprobleme
- Temperaturempfindlichkeit
- Schüttelfrost und/oder Hitzewallungen
Psychische Symptome des Chronischen Erschöpfungssyndroms
Das CFS-Symptom der Erschöpfung bezieht sich nicht nur auf die körperliche Leistungsfähigkeit. Auch intellektuelle Aufgaben oder soziale Interaktion werden mitunter zu Kraftakten. Typische mentale Symptome sind:
- Konzentrationsstörungen
- Verschlechterung des Kurzzeitgedächtnisses
- Schlafstörungen
- Depressive Verstimmungen
- Reizbarkeit
Die Symptome des Chronischen Erschöpfungssyndroms können von Patient zu Patient sehr unterschiedlich in ihrer Kombination und Ausprägung ausfallen. Manche Betroffene lernen, trotz ihrer Beschwerden, einen verhältnismäßig normalen Alltag zu meistern. In besonders schlimmen Fällen aber kann ein chronisches Erschöpfungssyndrom bis zur Arbeitsunfähigkeit führen oder die Patienten ans Bett fesseln.
Möglichkeiten der Therapie bei CFS
Die CFS-Therapie ist schwierig, da so wenig über die Ursachender Krankheit bekannt ist. Daher setzt eine Behandlung bei den Symptomen von CFS an: Mit verschiedenen Behandlungsmethoden werden die individuellen Beschwerden so gut wie möglich gelindert.
- Meditations- und Entspannungstechniken können gegen Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, Schlafstörungen, Stress und manche Schmerzen helfen.
- Gegen die Schmerzen kann der Arzt überdies noch Medikamente verschreiben, sowie Physiotherapie, zu Massagen, Akupunktur, Hydrotherapie oder Wärmebehandlungen verordnen.
- Eine vitamin- und mineralstoffreiche Ernährung kann ebenfalls unterstützend bei der Therapie von CFS wirken. Schadstoffe wie Nikotin und Alkohol sollten möglichst gemieden werden.
- Derzeit befindet sich außerdem noch das Krebsmedikament Rituximab – ein künstlich erzeugter Antikörper – für CFS-Patienten im Test. Es scheint manchen Betroffenen zu helfen, sorgt allerdings auch für starke Nebenwirkungen; in Deutschland ist es noch nicht zugelassen.
Psychotherapie bei CFS
Das Chronische Erschöpfungssyndrom ist keine psychische Erkrankung. Psychologische Unterstützung ist aber dann wichtig, wenn depressive Verstimmungen und Reizbarkeit zur Belastung werden. Von all den verschiedenen psychologischen Behandlungsansätzen hat sich bei CFS-Patienten nur kognitive Verhaltenstherapie als wirksam erwiesen. Bei Jugendlichen mit CFS wird eine kognitiv-verhaltenstherapeutische internetbasierte Therapie als möglicherweise wirksam eingestuft.
Wichtig: Therapiemaßnahmen wie Sport, die im Rahmen einer Psychotherapie oft zum Einsatz kommen, sollten bei CFS nicht angewendet werden. Was beispielsweise Menschen mit Depressionen hilft, kann bei CFS-Patienten zu einer Verschlimmerung der Symptome führen.
Teufelskreis des Ausruhens: Bewegung bei der Therapie von CFS
Aufgrund der dauernden Erschöpfung ruhen sich CFS-Patienten viel aus; auch tagsüber. Das wiederum stört häufig den Schlafrhythmus. Unerholsamer Nachtschlaf ist die Folge. Dieser lässt die Betroffenen am nächsten Morgen noch erschöpfter zurück.
Doch was ist die Alternative? An diesem Punkt scheiden sich die Geister. Viele Experten geben an Chronic-Fatigue-Patienten die Losung aus: “So viel Bewegung wie möglich, so viel Schonung wie nötig.” Die Betroffenen sollen lernen, sich ihre geringen Ressourcen so gut wie möglich einzuteilen, ohne sich dauernd zu unterfordern.
Ein anderer Ansatz setzt auf vermehrte Bewegung als Therapiemaßnahme bei Chronischem Erschöpfungssyndrom: Unter angeleitetem Training sollen die Patienten ihre Kondition verbessern, um so weniger schnell erschöpft zu sein. Kritiker wenden jedoch ein, dass diese Überbelastung zur Verschlimmerung der Krankheit beitragen kann.