Leukämie bei Erwachsenen: 5 Fakten zu Blutkrebs
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Leukämie bei Erwachsenen: 5 Fakten zu Blutkrebs

Leukämien (Blutkrebs) haben im Knochenmark ihren Ursprung, dort, wo das Blut gebildet wird. Blutkrebs ist deshalb so gefährlich, weil er sich über das Blut im gesamten Körper verteilt. Experten unterscheiden verschiedene Formen der Leukämie. Leukämie bei Erwachsenen: 5 Fakten zu Blutkrebs.

Was ist Leukämie?

Leukämie kommt aus dem Griechischen und bedeutet „weißes Blut“. Leukämie, auch Blutkrebs genannt, ist eine Krebserkrankung des blutbildenden Systems und geht von den Zellen im Knochenmark aus, wo das Blut gebildet wird. Ein Fehler in der Erbinformation bringt eine Zelle dazu, sich viel zu schnell zu teilen. Sie kann nicht mehr richtig ausreifen und ist nicht ausreichend funktionstüchtig. Da sich die erste mutierte Zelle immer weiter teilt, nimmt die Anzahl der „unfertigen“ weißen Blutzellen im Knochenmark zu.

In Folge gerät die Blutbildung aus dem Gleichgewicht und das Verhältnis zwischen roten und weißen Blutkörperchen sowie Blutplättchen stimmt nicht mehr. Das Blut wird krank. Zudem können sich die mutierten Leukämiezellen im gesamten Körper verteilen und dort das Nervensystem und innere Organe befallen und schädigen. Tumoren wie bei anderen Krebsarten bilden sich bei Blutkrebs eher selten. 

„Diese Störung der Blutbildung verschiebt außerdem das Gleichgewicht der gesunden Blutzellen. Patienten haben nicht nur zu viele unreife weiße Blutzellen, es kann auch zu einem Mangel an reifen weißen Blutzellen, an roten Blutkörperchen und/oder Blutplättchen kommen.“
— Krebsinformationsdienst (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ)

Leukämie: akut oder chronisch?

Abhängig vom Krankheitsverlauf und dem erkrankten Blutzelltyp unterscheiden Experten verschiedene Leukämien. Die Behandlung ist entsprechend an den jeweiligen Leukämie-Typ angepasst.

  • Akut oder chronisch? Leukämien werden in ihren Krankheitsverlauf unterteilt. Manche Leukämien treten akut auf, andere entwickeln sich schleichend über Jahre hinweg.
  • Lymphatische oder myeloische Leukämie? Leukämien unterscheidet man zudem anhand der erkrankten Blutzellen.

Die vier häufigsten Blutkrebs-Formen sind:

  • Akute myeloische Leukämie (AML)
  • Chronische myeloische Leukämie (CML)
  • Akute lymphatische Leukämie (ALL)
  • Chronische lymphatische Leukämie (CLL)

Neben diesen vier Haupttypen gibt es noch einige andere Leukämieformen, die jedoch selten sind.

Leukämie-Häufigkeit: Wie oft kommt Blutkrebs in Deutschland vor?

Das Zentrum für Krebsregisterdaten am Robert Koch-Institut führte 2014 eine große Erhebung der Krebszahlen durch. An Leukämie erkrankten in Deutschland 7.640 Männer und 6.060 Frauen neu. Aufgrund dieser Erhebung gehen Experten im Schnitt von jährlich rund 14.000 neuen Leukämieerkrankungen aus. Die Mehrzahl der Erkrankten sind Erwachsene. Laut dem Krebsinformationsdienst (KID) waren 2014 von 100 Leukämiekranken 96 Betroffene erwachsen und vier unter 15 Jahre alt. Das Erkrankungsalter liegt bei etwa 72 Jahren.

Leukämie Ursachen: Wie bekommt man Leukämie?

Bei den meisten Leukämien kann keine eindeutige Ursache festgestellt werden. Vor allem die Ursachen chronischer Leukämien sind weitgehend ungeklärt. Experten gehen davon aus, dass es in den meisten Fällen zu einer zufälligen Veränderung der Erbsubstanz kommt und die gesunde Zelle zu einer Krebszelle mutiert.

Meist liegt kein vererbbarer Fehler der Erbsubstanz vor. Dennoch kann ein erhöhtes Blutkrebsrisiko angeboren sein. Ein höheres Erkrankungsrisiko haben beispielsweise Menschen mit Trisomie 21 (Down-Syndrom). Als weitere Blutkrebs auslösende Faktoren diskutieren Krebsexperten Rauchen und Übergewicht. Abschließend bewiesen ist das aber nicht. Umweltgifte, Chemikalien, Strahlung und Viren erhöhen das Blutkrebsrisiko, doch das betrifft nur wenige Menschen.

Leukämie-Symptome: Was sind die ersten Anzeichen von Leukämie?

Es gibt keine typischen Leukämie-Symptome. Vielmehr sind es eine Reihe verschiedener Beschwerden, die auf Blutkrebs hindeuten können. Die Symptome von Blutkrebs sind deshalb so vielfältig, da Blutkrebs das gesamte Blutsystem betrifft. Stimmen Zusammensetzung und Funktion von roten und weißen Blutkörperchen sowie Blutplättchen nicht mehr, hat das Beschwerden im gesamten Körper zur Folge.

Bei akuten Leukämien treten die Beschwerden plötzlich auf, chronische Leukämien hingegen entwickeln sich unauffällig über einen längeren Zeitraum hinweg. Chronische Blutkrebsformen werden daher oft zufällig im Rahmen einer Routineuntersuchung entdeckt.

Leukämie erkennen – mögliche Symptome für Blutkrebs:

  • Schweres Krankheitsgefühl
  • Fieber
  • auffällige Hautblässe
  • Ausschläge
  • Blutungsneigung (Nasenbluten, Zahnfleischbluten, blaue Flecken und Ähnliches)
  • Blutarmut (Anämie) und in Folge Müdigkeit und Leistungsabfall
  • Nachtschweiß
  • Schwindel
  • Atemnot
  • Knochenschmerzen
  • Gewichtsverlust
  • Appetitlosigkeit
  • erhöhte Infektneigung
  • geschwollene Lymphknoten
  • vergrößerte Leber
  • vergrößerte Milz

Die verschiedenen Symptome einer Leukämie sind Folge des Mangels an gesunden Blutzellen und von Organschäden. Alle diese genannten Symptome können auch im Rahmen verschiedener harmloserer Erkrankungen auftreten und bedeuten nicht automatisch, dass Blutkrebs vorliegt. Dennoch sollte die Beschwerden untersucht werden – vor allem, wenn mehrere der genannten zusammenkommen. Ein Arzt kann die Ursache herausfinden. Der erste Ansprechpartner ist der Hausarzt (Allgemeinmediziner). Er wird bei Bedarf an einen Facharzt, beispielsweise einen Onkologen, überweisen.

Leukämie Früherkennung: Gibt es Früherkennungsuntersuchungen?

Eine Früherkennungsuntersuchung für Blutkrebs gibt es nicht. Oft wird Leukämie zufällig im Rahmen einer Routineuntersuchung festgestellt. Wichtig ist daher, dass Betroffene plötzlich auftretende Beschwerden wie die oben genannten ernst nehmen und dem Auslöser nachgehen.

Warum gibt es keine Früherkennungsuntersuchungen für Blutkrebs? Zum einen liegt das daran, dass sich akute Leukämien nicht früh erkennen lassen. Die meisten Patienten sind Wochen und Tage vor dem Ausbruch der Krebserkrankung noch gesund und weisen keine Symptome oder Marker im Blut auf, die eine Erkrankung ankündigen. Chronische Leukämien hingegen verlaufen zwar schleichend, doch auch hier gibt es keine Möglichkeit, sie so frühzeitig zu erkennen, dass dies die Behandlung oder den Krankheitsverlauf verbessern könnte.

Diagnose Blutkrebs: der Weg zur Diagnose Leukämie

Bevor Blutkrebs behandelt werden kann, muss der Arzt die gesicherte Diagnose Leukämie stellen. Eine Blutanalyse ist eine Möglichkeit, die weißen Blutkörperchen auf Veränderungen zu untersuchen. Erhärtet sich der Verdacht, wird der Arzt eine Knochenmarkpunktion durchführen und Gewebe entnehmen, das anschließend im Labor untersucht wird. Befallene und geschwollene Lymphknoten sind ebenfalls ein Warnzeichen. Diese kann der Arzt mit Hilfe von bildgebenden Verfahren wie Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen erkennen.

Leukämie behandeln: Ist Leukämie heilbar?

Nach der Diagnose Blutkrebs ist es wichtig, die Leukämieform zu identifizieren. Von ihr hängen Behandlung und Heilungschancen ab. Im Mittelpunkt der Behandlung aller akuten Leukämien steht die Chemotherapie. Der Einsatz der zellwachstumshemmenden Medikamente (Zytostatika) hat das Ziel, die Leukämiezellen zu zerstören oder zumindest weitgehend zurückzudrängen. Besonders bei den akuten Leukämien ist eine rasche Behandlung von großer Bedeutung, da diese schnell fortschreiten und das Leben des Betroffenen akut bedrohen.

Bei den chronischen Leukämien wird die Chemotherapie – je nach Leukämieform und individuellen Gegebenheiten – meist ergänzt. Zu den Therapiemöglichkeiten gehören Bestrahlung, eine Stammzellentransplantation sowie Antikörpertherapien. 

„Auch die Prognose hängt von der Krankheitsform und vom Diagnosealter ab: Betroffene mit Diagnose im Kindesalter leben mit Abstand am längsten, während bei den Erwachsenen die akuten Formen weiterhin eine eher schlechte Prognose haben. Insgesamt leben 10 Jahre nach Diagnosestellung noch etwa ein Drittel der erkrankten Erwachsenen. Bei einer chronischen Leukämieerkrankung ist eine Heilung nur selten zu erzielen, z.B. mittels einer risikoreichen Stammzelltransplantation.“
— Zentrum für Krebsregisterdaten am Robert Koch-Institut (RKI)

Warum ist Leukämie tödlich?

Leukämie – vor allem die akuten Formen – sind deshalb so gefährlich und verlaufen unbehandelt tödlich, weil sich die bösartig entarteten Zellen unkontrolliert teilen. Entartete und somit unreife weiße Blutzellen verdrängen andere Blutbestandteile und die Zusammensetzung des Blutes gerät aus dem Gleichgewicht. Es kann seine Funktion nicht mehr richtig ausüben und der gesamte Körper nimmt in Folge Schaden. Ohne gesundes Blut kann der Mensch nicht überleben.

Blutstammzellenspende kann die Therapie unterstützen

Je rascher Blutkrebs behandelt wird, desto besser ist der Behandlungserfolg oder zumindest die Möglichkeit, den Verlauf der Erkrankung zu bremsen. Eine unterstützende Therapie bei der Heilung von Leukämien stellt die Blutstammzellenspende dar. Hierbei wird der Patient während der Therapie mit gesunden Blut- und Knochenmarkszellen versorgt. Da die Blutstammzellentransplantation riskant und sehr belastend für den Betroffenen ist, wird sie meist erst eingesetzt, wenn die bisherige Therapie nicht den gewünschten Erfolg zeigt. Der Arzt wird mit dem Patienten besprechen, ob in seinem Fall eine Stammzellenspende in Frage kommt und welche Vor- und Nachteile die Behandlung mit sich bringen würde.

„Doch findet immer noch jeder zehnte Blutkrebspatient allein in Deutschland keinen passenden Spender. Denn für eine Stammzellspende müssen die Gewebemerkmale des Spenders mit denen des Patienten zu 100 Prozent übereinstimmen. Sie können der Richtige sein und mit Ihrer Stammzellspende ein echter Lebensretter werden.“
— Deutsche Knochenmarkspende DKMS

Leukämie vorbeugen – geht das?

In den meisten Fällen entsteht Blutkrebs zufällig. Es kommt zu einer Veränderung der Erbsubstanz und eine gesunde Zelle mutiert zu einer Krebszelle. Bei den meisten Leukämien kann keine eindeutige Ursache für die Blutkrebserkrankung festgestellt werden. Zwar werden Rauchen und Übergewicht als Risikofaktoren diskutiert, bewiesen ist das aber nicht. Das heißt, dass ein bestimmter Lebensstil als Schutz vor Blutkrebs nicht funktioniert. Blutkrebs lässt sich nicht vorbeugen und das Erkrankungsrisiko nicht aktiv senken.

„Einer Leukämie kann man nicht aktiv durch gesunde Ernährung oder viel Bewegung vorbeugen. Das bedeutet aber auch, dass Patienten nicht selbst schuld an ihrer Erkrankung sind, weil sie ungesund gelebt oder nicht genug auf sich geachtet hätten.“
— Krebsinformationsdienst (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ)
Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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