Lungenkrebs Früherkennung: Warum es keine Vorsorge-Untersuchung gibt
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Lungenkrebs Früherkennung: Warum es keine Vorsorge-Untersuchung gibt

Eine Lungenkrebs-Früherkennungsuntersuchung gibt es bislang nicht. Oftmals ist die Diagnose Lungenkrebs ein Zufallsbefund im Rahmen einer Untersuchung aufgrund einer anderen Erkrankung. Lungenkrebs-Früherkennung: Warum es keine Vorsorge-Untersuchung gibt.

Lungenkrebs wird oft erst spät erkannt

In vielen Fällen wird Lungenkrebs erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt. Erst dann treten Symptome auf, die die Betroffenen zum Arzt führen, etwa chronischer Husten, blutiger Auswurf, Atemnot, Erschöpfung, plötzlicher Gewichtsverlust, Brustschmerzen, Fieberschübe und Knochenschmerzen. Je weiter der Lungenkrebs fortgeschritten ist, desto geringer ist der Behandlungserfolg. 

„Zwei Drittel der Patienten, bei denen nicht-kleinzelliger Lungenkrebs im Stadium I diagnostiziert wird, sind nach fünf Jahren noch am Leben – hingegen haben die meisten Patienten mit einem metastasierten Tumor eine verbleibende Lebenserwartung von weniger als zwei Jahren. Da Lungenkrebs jedoch in der Regel erst spät Beschwerden verursacht, wird er im Frühstadium fast immer per Zufall entdeckt. Bei der Mehrzahl der Patienten hat sich der Tumor bei der Erstdiagnose bereits in die Lymphknoten oder andere Organe ausgebreitet.“
— Deutsche Krebsgesellschaft e.V.

Warum gibt es keine Lungenkrebs Früherkennung?

Eine Lungenkrebs-Früherkennung gibt es nicht – obwohl Lungenkrebs eine gefährliche Krebserkrankung ist. Warum ist das so? Krebsexperten zufolge liegt das daran, dass alle Untersuchungsmöglichkeiten, die bisher als Früherkennungsverfahren getestet wurden, nicht sicher genug oder zu aufwendig und belastend sind, um sie bei gesunden Menschen ohne Symptome regelmäßig durchzuführen.

Blutuntersuchungen und andere Untersuchungen auf Tumormarker sind bislang nicht zuverlässig genug. Der Anteil übersehener bösartiger Lungentumoren ist zu hoch. Regelmäßige Computertomografien oder Röntgenuntersuchungen sind wegen der Strahlenbelastung nicht für die breite Anwendung geeignet. Mit jeder zusätzlichen Strahlenbelastung steigt das Risiko, dass Zellen nachhaltig geschädigt werden und mutieren. Damit steigt auch das Krebsrisiko.

Zudem konnten Studien keinen Vorteil von Screenings wie Röntgenuntersuchungen zeigen. Keine der bislang möglichen Untersuchungen wirkt sich messbar auf die Sterblichkeitsrate aus.

„In Studien hat sich gezeigt, dass sich keine der folgenden Untersuchungen messbar auf die Sterblichkeitsrate auswirkt: weder regelmäßige Röntgenuntersuchungen des Brustkorbs, noch Untersuchungen von Zellen in ausgehustetem Bronchialsekret - eine sogenannte Sputum-Zytologie - oder Untersuchungen verschiedener Tumormarker im Blut. Diese Verfahren werden von Fachleuten daher nicht für die Lungenkrebsfrüherkennung empfohlen“.
— Krebsinformationsdienst (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ)

Jedes Screening birgt das Risiko eines falschen Befundes

Und es gibt ein weiteres Risiko: Regelmäßige Lungenkrebs-Screenings gehen mit einer hohen Rate an falsch-positiven Befunden einher. Das sind Krebsbefunde, die sich in weiteren Untersuchungen als falsch herausstellen. Ein unbegründeter Krebsverdacht ist nicht nur eine erhebliche psychische Belastung. Er zieht eine Menge weiterer Untersuchungen – und Behandlungen – nach sich, die gesundheitliche Risiken bergen und die eigentlich nicht notwendig wären.

„Die bisher vorliegenden Studien haben auch gezeigt: Hundertprozentige Sicherheit bieten regelmäßige CTs nicht. Letztlich kann die Untersuchung nicht garantieren, dass ein Mensch wirklich tumorfrei ist. Insbesondere kleinzelliger Lungenkrebs wird in früheren Stadien selbst bei wiederholten Untersuchungen oft gar nicht entdeckt.“
— Krebsinformationsdienst (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ)

Forschungen an Lungenkrebs-Früherkennung gehen weiter

Aus den genannten Gründen gibt es in Deutschland bislang keine Lungenkrebs-Früherkennung. Und auch das Konzept, bei starken Rauchern regelmäßige Kontrollen durchzuführen, hat sich nicht durchgesetzt. Die Forschung arbeitet daran, eine solche Untersuchung in Zukunft möglich zu machen. Ein Ansatzpunkt sind Tumormarker: Wäre es möglich, über kleine Untersuchungen wie das Blut oder Auswurf bestimmte Marker zu identifizieren, die eine Lungenkrebserkrankung anzeigen können, wäre das ein großer Schritt.

Ein weiteres Forschungsgebiet ist die Zusammenarbeit mit Tieren. Es gibt Hinweise darauf, dass Hunde und Katzen möglicherweise in der Lage sind, in der Atemluft von Menschen Lungenkrebs zu riechen. In Studien konnten Spürhunde, die dazu trainiert wurden, Lungenkrebs anhand der Atemluft zu erkennen, einen Großteil der Lungenkrebspatienten herausriechen. Wissenschaftler hoffen: Ließe sich herausfinden, was die Hunde riechen, könnte dieses Wissen zu Entwicklung von Früherkennungstests genutzt werden.

Weiterführende Informationen bietet das Informationsblatt „Lungenkrebs-Früherkennung“ des Deutschen Krebsforschungszentrums.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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