Verdauungsfördernd und beruhigend: Diese Gewürze tun Magen und Darm gut
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Verdauungsfördernd und beruhigend: Diese Gewürze tun Magen und Darm gut

Zu viel gegessen, Stress, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Keime: Es gibt verschiedene Auslöser, die Magen und Darm aus dem Gleichgewicht bringen können. Bauchschmerzen, Übelkeit, Völlegefühl, Aufstoßen und Verdauungsstörungen wie Blähungen, Durchfall und Verstopfung sind mögliche Folgen. Viele suchen bei Magen-Darm-Beschwerden ein verträgliches Hausmittel. Der Blick in das Küchenregal lohnt sich: Viele Gewürze und Heilpflanzen tun Magen und Darm gut und machen Speisen bekömmlicher.

Nicht nur große Portionen: Was Magen und Darm oft stresst

Oft sind es sehr fett- oder zuckerreiche Speisen, die Magen und Darm belasten. Auch große Portionen können die Verdauung überlasten. Viele Menschen bemerken zudem, dass besonders bei Stress Magen und Darm leiden. Die ersten SOS-Tipps bei Magen-Darm-Problemen lauten daher nicht umsonst:

  • Kleinere Mahlzeiten verzehren. Damit kommen Magen und Darm besser zurecht.
  • Fett und Zucker reduzieren. Fett- und zuckerreiche Speisen belasten die Verdauung.
  • Sich Zeit für das Essen nehmen. Stress stört die Verdauungstätigkeit.
  • Gut kauen. Speichel ist ein wichtiger Verdauungshelfer.
  • Zum Essen ein Glas stilles, zimmerwarmes Wasser trinken, da Kohlensäure die Gasbildung fördert und Kälte den Magen reizen kann.
  • Einen Verdauungsspaziergang machen. Das unterstützt die Eigenbewegung des Darms.

Lesetipp: Darmerkrankungen. Verdauungsprobleme sind ein Warnsignal.

In eher selteneren Fällen sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie eine Laktoseintoleranz oder Zöliakie die Ursache für Verdauungsbeschwerden. Wer anhaltend Probleme mit der Verdauung hat und auch durch eine Ernährungsumstellung – bei der eine Ernährungsberatung helfen kann – keine Verbesserung verspürt, sollte einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen und der Ursache auf den Grund gehen. Ein Anruf in der Praxis ist in jedem Fall auch bei starkem und/oder anhaltendem Durchfall angeraten. Besonders bei Kindern, Schwangeren und älteren Menschen kann der Flüssigkeitsverlust schnell kritisch werden.

— Diplom-Oecotrophologin Brigitte Neumann aus Uttenreuth

Magen-Darm-Beschwerden? Essgewohnheiten hinterfragen

Immer wieder sind es ungünstige Essgewohnheiten, welche Magendrücken und Darmgrummeln verursachen. Ein Beispiel: Viele bemerken, dass nach kohlenhydratreichem und fettigem Essen die Verdauung streikt und mit Verstopfung reagiert. Besonders Fast Food liegt oft schwer in Magen und Darm. Wer seinen Ballaststoffanteil erhöht und mehr Gemüse, Salat, Obst, Hülsenfrüchte und Vollkornwaren in seinen Speiseplan integriert, erfährt in der Regel rasch Linderung.

Geheimtipp bei Verstopfung: Wer des Öfteren von Verstopfung geplagt ist, kann ergänzend Flohsamenschalen einnehmen. Diese werden mit viel Wasser getrunken und quellen im Magen zu einer gelartigen Masse auf. Diese „flutscht“ gut durch den Darm, vergrößert das Stuhlvolumen, stimuliert die Darmmotorik und erleichtert so die Ausscheidung.

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Dauersnacken und schwer Verdauliches fordern den Magen

Ein weiteres Beispiel für eine ungesunde Essgewohnheit ist Dauersnacken: Kommt der Magen nie zur Ruhe, weil er ständig Essen verarbeiten muss, kann er mit Schmerz und Zwicken reagieren. Ernährungsexpert:innen empfehlen, zwischen den einzelnen Mahlzeiten etwa drei Stunden Pause einzulegen. So kann sich der Magen zwischendurch erholen, bevor wieder Nachschub kommt. Das entlastet.

Auch wenn mehrere Speisen verzehrt werden, für die viel Verdauungszeit benötigt wird, fühlt sich das im Magen oft ungut an. Wussten Sie, dass Reis nach etwa ein bis zwei Stunden verdaut ist, Bratkartoffeln bis zu vier Stunden Verdauungszeit benötigen und Schweinebraten bis zu sieben Stunden im Magen liegt? Wer vermehrt leicht verdauliche Speisen verzehrt, hat meist ein besseres Bauchgefühl.

Eine gute Hauptmahlzeit dauert idealerweise zwischen 20 und 30 Minuten. Für einen optimalen Verdauungsprozess ist genügend Zeit zwischen den einzelnen Mahlzeiten, in denen der Magen sich selbst reinigen und erholen kann, wesentlich.

— Verbraucherzentrale NRW e. V.: „Wie ernähre ich mich bei Magen-Darm-Beschwerden?“. Verdauungsratgeber von Christiane Schäfer, 1. Auflage, Oktober 2020.

Diese Gewürze beruhigen Magen und Darm

Der geschickte Einsatz von Gewürzen hilft, die Verdauung zu unterstützen. Nicht umsonst hat Oma immer Kümmel in den Linseneintopf gegeben. Gewürze wie Kümmel, Oregano, Salbei und Thymian enthalten ätherische Öle, welche vielfach wirksam sind und die Verdauung ankurbeln.

Magenschonende und verdauungsfördernde Gewürze: ein Überblick

  • Oregano: Oregano enthält reichlich Gerb- und Bitterstoffe sowie ätherische Öle, darunter Thymol, Carvacrol, Cymol und Borneol. Diesen wird eine antibakterielle, antiseptische und entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben. Sie helfen, Verdauungsbeschwerden wie Magenschmerzen zu lindern und regen die Bildung von Magensaft an.
  • Thymian: Beim Thymian wirken unter anderem die Inhaltsstoffe Thymol und Carvacrol sowie Rosmarinsäure und Kaffeesäure verdauungsfördernd und antientzündlich. Thymian regt die Bildung von Verdauungssäften wie Magensäure und Galle an und hilft so, schwere Speisen bekömmlicher zu machen.
  • Rosmarin: Rosmarin enthält unter anderem Cineol, Kampfer, α-Pinen und Borneol. Die ätherischen Öle wirken entkrampfend, verdauungsfördernd und entzündungshemmend. Zudem wird Rosmarin eine appetitanregende Wirkung zugeschrieben.
  • Salbei: Die in Salbei enthaltenen ätherischen Öle wie Cineol und Kampfer, aber die Gerbstoffe wirken nicht nur entzündungshemmend, sondern wirken Verdauungsbeschwerden wie Völlegefühl, Blähungen, Magenzwicken und Sodbrennen entgegen.
  • Anis: Anis gehört neben Kümmel und Fenchel zu den Verdaungshelfern, die gerne kombiniert als Tee nach dem Essen getrunken werden. Der Anis-Inhaltsstoff Anethol wirkt entspannend auf die Muskulatur von Magen und Darm. Auf diese Weise lindert Anis Magenkrämpfe und Blähungen. 
  • Kümmel: Bei Kümmel regen unter anderem die Wirkstoffe Carvon und Limonen die Magensaftproduktion an und wirken zugleich krampflösend und entblähend. Kümmel als verdauungsförderndes Hausmittel kann helfen, Hülsenfrüchte und Kohl besser verdaulich zu machen. 
  • Fenchelsamen: In Fenchelsamen findet sich ebenso wie in Anis das entkrampfend wirkende Anethol, das gegen Blähungen und Bauchschmerzen wirksam ist.
  • Lorbeerblätter: Lorbeerblätter sind reich an Bitterstoffe, welche die Gallenbildung anregen und Blähungen sowie Völlegefühl verbessern können. Lorbeerblätter werden daher besonders gerne bei Linsen- und Erbseneintöpfen mitgekocht und anschließend wieder herausgenommen, wenn sie die ätherischen Öle, Gerbstoffe und Bitterstoffe an den Eintopf abgegeben haben.

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Fenchel ist ein altbewährtes Hausmittel zur Verdauungsunterstützung. Fenchel wird zum Beispiel gerne bei Säuglingen und Kleinkindern gegen Bauchweh verwendet, sowohl als Tee als auch in Form von Bauchmassage-Ölen – meist in Kombination mit Kümmel. Wer Fenchel als Verdauungstee trinken möchte, sollte für die Zubereitung zu frisch gemörserten Fenchelsamen greifen. Diese sind wirksamer als Beuteltee. Fenchelsamen können Sie übrigens auch pur nach dem Essen oder zwischendurch kauen.

— Diplom-Oecotrophologin Brigitte Neumann aus Uttenreuth

Diese Gewürze können den Magen reizen

Meist ist die wohltuende Wirkung von Gewürzen auf die enthaltenen ätherischen Öle, Gerb- und Bitterstoffe zurückzuführen. Bei sehr empfindlichem Magen allerdings können diese unter Umständen auch reizend wirken. Wer sich neu an Gewürze herantraut, sollte zu Beginn vorsichtig dosieren und die Menge schrittweise erhöhen. Besonders scharfe Gewürze wie Pfeffer, Chili, Ingwer, Senf und Meerrettich strapazieren nicht selten die Magenschleimhaut.

Bei Pfeffer sorgt vor allem Piperin für Schärfe, bei Chili das Capsaicin, in Ingwer der Scharfstoff Gingerol. Senf und Meerrettich enthalten reichlich feurige Senföle. Wer scharf gerne mag, profitiert von einer verdauungsfördernden Wirkung: Die Scharfstoffe regen den Speichelfluss an, fördern die Bildung von Magensäure, unterstützen die Eigenmotorik von Magen und Darm, wirken durchblutungsfördernd und keimabtötend. Wer empfindlich auf scharfes Essen reagiert und mit Beschwerden wie Sodbrennen, Aufstoßen, Übelkeit, Magenschmerzen oder anderen Symptomen zu kämpfen hat, sollte nur sehr geringe Mengen verwenden oder alternativ auf die oben genannten magenschonenden Kräuter zurückgreifen.

Ingwer ist ein beliebtes Gewürz. Es wirkt antiviral, antibakteriell und entzündungshemmend und wird daher auch bei Erkältungen gerne mit heißem Wasser zu einem Tee aufgegossen. Ingwer wärmt zudem von innen. Und auch auf Reisen kann Ingwer hilfreich sein: Die scharfe Wurzel wird gezielt gegen Reiseübelkeit und Brechreiz eingesetzt. Hören Sie beim Einsatz von Gewürzen auf Ihren Bauch. Dieser zeigt Ihnen, was ihm guttut und was nicht. Eine Garantie, dass ein bestimmtes Gewürz besonders gut für Ihren Magen und Ihre Verdauung ist, gibt es nicht. Hier gilt: ausprobieren.

— Diplom-Oecotrophologin Brigitte Neumann aus Uttenreuth

Empfindlicher Magen: Vorsicht bei diesen Speisen und Getränken

Um Magen und Darm zu entlasten, können Sie bei Empfindlichkeit die Menge an weniger gut verträglichen Speisen und Getränken reduzieren oder bei anschließenden starken Beschwerden ganz weglassen. Weniger gut verträglich sind bei empfindlichem Magen und Darm in der Regel:

  • Alkohol
  • Kaffee
  • Grüntee und Schwarztee
  • Limonaden
  • kohlensäurehaltige Getränke
  • Fruchtsäfte
  • sehr heiße oder sehr kalte Getränke
  • scharfe Gewürze
  • fettreiche und zuckerreiche Speisen
  • Gebratenes
  • Fast Food
  • blähende Lebensmittel wie Zwiebeln, Knoblauch, Kohl, Sauerkraut
  • größere Mengen Hülsenfrüchte
  • größere Mengen Vollkorn nicht gemahlen, etwa Körnerbrot
  • säurehaltige Obstsorten wie Zitrone, Orangen, Mandarinen und Ananas
  • unreife Obstsorten
  • größere Mengen Obst, etwa als Smoothie getrunken

Lesetipp: Dieses Gemüse macht Blähungen. 5 blähende Gemüsesorten.

Essen wir zu viele fettreiche Lebensmittel auf einmal (…) kommt es zur deutlichen Verlangsamung der gesamten Peristaltik im gesamten Magen-Darm-Trakt. Dies kann bis zum Stillstand der Eigenbeweglichkeit führen. Stundenlanges Aufstoßen und das Gefühl von Übelkeit sind die Folge.

— Verbraucherzentrale NRW e. V.: „Wie ernähre ich mich bei Magen-Darm-Beschwerden?“. Verdauungsratgeber von Christiane Schäfer, 1. Auflage, Oktober 2020.
Pro Tag werden bis zu zwei Liter Speichel gebildet. Flüssigkeitsmangel kann die Produktion verringern. Speichel macht die Nahrung gleitfähig, durchmischt sie mit Verdauungsenzymen und schützt dank antibakterieller Wirkung zugleich Zahnfleisch und Zähne. Außerdem trocknet durch den Speichel der Mundraum nicht aus.
Die Magendrüsen bilden pro Stunde etwa zehn Milliliter Magensaft und halten den Magen „sauer“. Der pH-Wert im Magen liegt bei 1,5–2,0. Zusätzlich produzieren die Schleimdrüsen im Magen eine zähflüssige Flüssigkeit welche die gesamte obere Zellschicht des Magens auskleidet und den Magen vor Selbstverdauung schützt.
Der Dickdarm sorgt hauptsächlich für das Eindicken des Nahrungsbreis durch Wasserentzug und Elektrolytaustausch. Insbesondere die Kaliumrückresorption wird im Dickdarm sichergestellt.


Quellen:

Interview mit Diplom-Oecotrophologin Brigitte Neumann

Verbraucherzentrale NRW e. V.: „Wie ernähre ich mich bei Magen-Darm-Beschwerden?“. Verdauungsratgeber von Christiane Schäfer, 1. Auflage, Oktober 2020.

gesundheit.gv.at: „Kräuter und Gewürze“. Online-Information des Österreichischen Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz.

landeszentrum-bw.de: „Verdauungsfördernde Gewürze: gut gewürzt ist halb verdaut“. Online-Information des Landeszentrums für Ernährung Baden-Württemberg.

landeszentrum-bw.de: „Wie gesund ist scharfes Essen?“. Online-Information des Landeszentrums für Ernährung Baden-Württemberg.

verbraucherfenster.hessen.de: „Peperoni, Chili, Tabasco. Sehr scharf, feurig, höllisch: Wie scharf darf Essen sein?“. Online-Information des Verbraucherfensters Hessen.

bfr.de: „Zu scharf ist nicht gesund - Lebensmittel mit sehr hohen Capsaicingehalten können der Gesundheit schaden“. Online-Stellungnahme (PDF) des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR).

verbraucherzentrale-bayern.de: „Wofür sind Bitterstoffe gut?“. Online-Information der Verbraucherzentrale Bayern.

gesundheitsinformation.de: „Wie funktioniert der Magen?“ Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

gesundheitsinformation.de: „Sodbrennen und Refluxkrankheit“. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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