Die Mehrstärkengläser
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Die Mehrstärkengläser

Mehrstärkengläser machen aus bisher zwei Brillen eine Brille. Wer aufgrund von Kurzsichtigkeit eine Einstärkenbrille für die Fernsicht und eine Lesebrille für die Nahsicht hatte, kann mit einer Mehrstärkenbrille beide Sehschwächen in einer Brille vereinen. Im Prinzip gibt es drei Arten von Mehrstärkenbrillen, nämlich Bifokalbrillen, Trifokalbrillen oder Gleitsichtbrillen. Was diese Bezeichnungen im Einzelnen bedeuten, was Mehrstärkengläser leisten und für wen sie die richtige Wahl sind - wir haben die wichtigsten Fakten für Sie zusammengefasst.

Was sind Mehrstärkengläser?

Mehrstärkengläser sind Brillengläser, die mehr als eine Fehlsichtigkeit korrigieren. Sie sind in verschiedene Glaszonen aufgeteilt, die jeweils für bestimmte Entfernungen optimiert sind. Auf diese Weise werden mehrere Sehdistanzen korrigiert und an die jeweilige Sehschärfe angepasst. Brillen mit Mehrstärkengläsern heißen deshalb Mehrstärkenbrillen.

Korrigiert eine Mehrstärkenbrille zwei verschiedene Stärken, werden sogenannte Brifokalgläser in das Brillengestell eingesetzt. Bei drei verschiedenen Sehstärken wird das Zweitstärkenglas durch ein Dreistärkenglas ersetzt, das im Fachjargon als Trifokalglas bezeichnet wird. So kann eine Mehrstärkenbrille mehrere Fehlsichtigkeiten in unterschiedlichen Sehdistanzen korrigieren und sich in diese verschiedenen Sehbereiche gliedern:

Der untere Bereich ermöglicht die Nahsicht bis einem halben Meter, während der mittlere Bereich des Glases die normale Sicht in einer Entfernung von einem halben Meter bis zu zwei Metern korrigiert. Der oberste und letzte Bereich gleicht die Fehlsichtigkeit in der Ferne für Entfernungen von über zwei Metern aus. 

Für wen Mehrstärkengläser geeignet sind

Mehrstärkengläser sind für Brillenträger geeignet, bei denen durch eine Brille unterschiedliche Sehschärfen ausgeglichen werden müssen. Manche Brillenträger haben eine angeborene Kurzsichtigkeit, sodass sie Bilder in weiterer Entfernung nur verschwommen wahrnehmen.

Die Ursache von Kurzsichtigkeit ist die Brechkraft von Augenlinse und Hornhaut, die nicht optimal aufeinander abgestimmt ist, weil der Augapfel etwas zu lang gewachsen ist. Kommt es im fortgeschrittenen Alter zu einer altersbedingten Weitsichtigkeit, hebt das die Kurzsichtigkeit nicht auf. Der Grund ist, dass die Alterssichtigkeit eine andere Ursache hat. Die Ursache von Alterssichtigkeit ist, dass sich die eigentlich verformbare Augenlinse verfestigt.

Dadurch geht die Fähigkeit des Auges zurück, sich dynamisch an die Brechkraft anzupassen. Das Auge verliert seine Fähigkeit zu akkommodieren und Bilder scharf abzubilden. Dieser Vorgang ist ein schleichender Prozess, der sich über Jahre hinziehen kann und der meistens ab dem 30. Lebensjahr beginnt.

So kommt es, dass manche Brillenträger zwei oder auch mehrere Sehschwächen aufweisen, die mit einer Einstärkenbrille nicht mehr zu korrigieren sind. Sicher ist es möglich, diese Sehschwächen durch zwei Einstärkenbrillen auszugleichen. Allerdings ist es aufwändig, bei jeder Gelegenheit von einer auf die andere Brille wechseln zu müssen. Vereinfacht wird das durch eine Mehrstärkenbrille, die sowohl für die Nähe, für mittlere Distanzen und für die Weitsicht konzipiert werden kann.

Die verschiedenen Arten von Mehrstärkengläsern

Bifokalbrille: Für Kurzsichtige geeignet 

Bifokalbrillen eignen sich für Brillenträger, die kurzsichtig sind. Die Bifokalbrille wurde um 1770 von Benjamin Franklin erfunden, sodass sie die älteste Variante der Mehrstärkengläser ist. In einer Bifokalbrille sind zwei Gläser ineinander gearbeitet, sodass sie zwei unterschiedliche Sehbereiche aufweist.

Sie zeichnen sich durch eine unterschiedliche Brechkraft aus, weshalb eine Bifokalbrille auch als Zweistärkenglas bezeichnet wird. Während der obere Teil des Glases für Fernsicht und mittlere Sicht geeignet ist, ist der untere Teil des Glases so geschliffen, dass der Nahbereich scharf gesehen werden kann.

Der Übergang von der Nahsicht in die Fernsicht ist beim Zweistärkenglas deutlich durch eine Trennlinie sichtbar, da die Kanten zwischen beiden Sehbereichen hart geschliffen sind. Diese Kanten sind nicht nur deutlich zu sehen, sie werden von Brillenträgern oftmals auch als störend empfunden. 

Trifokalbrille: Auf drei Distanzen ausgerichtet 

Ihrem Namen entsprechend ist die Trifokalbrille auf drei Distanzen ausgerichtet, nämlich auf Fernsicht, auf mittlere Sicht und auf Nahsicht. Die Dreistärkengläser sind so bearbeitet, dass für jede der drei Distanzen eine bestimmte Region auf dem Brillenglas vorgesehen ist.

Der obere Bereich ermöglicht eine scharfe Fernsicht. Der mittlere Bereich ist so geschliffen, dass er bei Distanzen von bis zu zwei Metern klare Sicht gewährt, während der untere Bereich der Trifokalbrille der Nahsicht vorbehalten ist. Auch bei der Trifokalbrille ist die Abgrenzung zwischen den einzelnen Bereichen deutlich sichtbar. 

Gleitsichtbrillen: Fließende Übergänge

Auch Gleitsichtbrillen sind Mehrstärkengläser. Sie weisen jedoch im Vergleich mit Dreistärkengläsern und Zweistärkengläsern einen entscheidenden Unterschied auf. Die Übergänge zwischen den einzelnen Sehbereichen sind fließend beziehungsweise gleitend, sodass sie nicht zu sehen sind.

Dieser Eigenschaft verdankt die Gleitsichtbrille ihren Namen. Ebenso wie bei der Bifokalbrille oder Trifokalbrille ist das Brillenglas von Gleitsichtbrillen in verschiedene Zonen unterteilt. Während der obere Bereich für die Fernsicht ab mehr als 2 Meter optimiert ist, schärft der mittlere Bereich Distanzen zwischen 0,5 und 2 Meter und der untere Bereich die Nahsicht für Entfernungen von weniger als einen halben Meter. Die Gleitsichtbrille ist die modernste Variante von Mehrstärkengläsern, die sich gegenüber den anderen Varianten auf dem Markt durchgesetzt hat. 

Die Vorteile von Mehrstärkengläsern

- Mehrstärkengläser können mehrere Sehschwächen - Kurzsichtigkeit und Alterssichtigkeit - gleichzeitig korrigieren. - Eine Brille erfüllt das Sehbedürfnis des Brillenträgers, sodass ein ständiger Wechsel zwischen Standardbrille und Lesebrille entbehrlich ist. - Der Übergang zwischen den verschiedenen Sehbereichen ist gleitend mit der Folge, dass auch die Zwischendistanzen scharf und klar abgebildet werden. -

Die Mehrstärkenbrille unterscheidet sich optisch nicht von der Einstärkenbrille, da die Übergänge zwischen den einzelnen Sehbereichen nicht sichtbar sind. -

Die modernste Variante - die Gleitsichtbrille - kann bis zu einer Sehstärke von +/- 10 Dioptrien angepasst werden, sodass sie für fast alle Brillenträger geeignet ist. 

- Gleitsichtbrillen können auch beim Sport getragen werden, sodass auch hier eine optimale Sehqualität sichergestellt ist.

Die Nachteile von Mehrstärkengläser 

- Im Gegensatz zu einer Einstärkenbrille sind die Sehbereiche für die Ferne und die Nähe bei Mehrstärkengläsern kleiner. Das ist insoweit gewöhnungsbedürftig, weil es in der   Eingewöhnungsphase zu Schwindel und Kopfschmerzen kommen kann.

 - Durch die verkleinerten Sehbereiche verändert sich das Sehverhalten. Der Blick wird nicht nur mit den Augen, sondern auch mit der Kopfhaltung gesteuert. 

- Abhängig von den Bewegungen des Kopfes und der Ausrichtung der Augen werden die Bilder scharf oder unscharf. Beispielhaft sind das Treppen steigen oder das Auf- und Absteigen von einem Berg. Auch das Lesen im Bett ist mit einer Gleitsichtbrille aufgrund der Kopfhaltung schwierig, sodass unter Umständen eine Lesebrille sinnvoller ist.

 - Wer häufig am Bildschirm arbeitet, kann mit einer Gleitsichtbrille Probleme im Bereich der Halswirbelsäule bekommen. Mit einer Gleitsichtbrille muss das Kinn ein wenig angehoben werden, um das auf dem Bildschirm abgebildete Bild scharf zu sehen. Das ist anstrengend, sodass es zu Verspannungen im Nackenbereich kommen kann. 

- Vor allem Gleitsichtbrillen sind aufgrund des aufwendigen Herstellungsverfahrens sehr viel teurer als Einstärkengläser. Aus den genannten Gründen gehen die Meinungen über Mehrstärkengläser auseinander. Während manche auf Gleitsichtbrillen schwören, kommen andere Brillenträger nicht mit ihr zurecht. Wichtig ist, sich mit den Vor- und Nachteilen zu befassen und auf dieser Grundlage eine sachliche Entscheidung zu treffen.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
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