Was ist Sarkoidose (Morbus Boeck)?
Was ist Sarkoidose?
Sarkoidose, auch Morbus Boeck genannt, ist eine systemische Erkrankung des Bindegewebes, die mit der Bildung knötchenförmiger Gewebeneubildungen (Granulome) einhergeht. Sarkoidose ist keine reine Lungenkrankheit. Zwar entstehen die entzündungsbedingten Gewebeneubildungen bei an Sarkoidose erkrankten Menschen vor allem in der Lunge. Doch auch andere Körperbereiche können betroffen sein, etwa Gelenke und Haut sowie andere Organe.
Sarkoidose-Ursache: Was passiert bei Sarkoidose in der Lunge?
Die Ursache der Sarkoidose ist unbekannt. Bestimmte Abwehrzellen des Körpers verbinden sich zu kleinen entzündeten Knötchen, Granulome genannt. Experten gehen von einer Überaktivität der Immunzellen aus. Junge Erwachsene im Alter zwischen 20 und 40 Jahren sind am häufigsten betroffen. Bei etwa fünf Prozent der Betroffenen tritt die Sarkoidose familiär gehäuft auf. Eine genetische Veranlagung ist daher nicht unwahrscheinlich. Ist ein Zwilling an Sarkoidose erkrankt, erkrankt der zweite Zwilling zu 30 bis 50 Prozent ebenfalls.
Wie gefährlich ist Sarkoidose (Morbus Boeck)?
Sarkoidose ist eine chronische (dauerhafte) und den gesamten Körper umfassende (systemische) Erkrankung. Vorrangig sind Lunge und Lymphknoten von der Granulom-Bildung betroffen. Sind die Granulome allein in der Lunge zu finden, heilt die Erkrankung in etwa 90 Prozent der Fälle ohne Therapie aus. Sind andere Organe mit betroffen, zeigt sich Sarkoidose meist durch einen schubhaften Verlauf mit schlechteren Heilungschancen.
Heilt die Krankheit nicht aus, droht eine Lungenfibrose (Narbenlunge) mit schwerer Einschränkung der Lungenfunktion sowie eine Rechtsherzbelastung mit Herzrhythmusstörungen. Bei etwa fünf Prozent der Betroffenen schreitet die Erkrankung stetig fort. Bei etwa fünf Prozent treten tödliche Komplikationen auf und der Patient verstirbt an der Erkrankung.
Sarkoidose-Symptome: Beschwerden von Morbus Boeck
Zu den möglichen Sarkoidose-Symptomen gehören:
- ein zunehmendes Krankheitsgefühl
- Reizhusten
- andauernde Grippe-Symptome
- Gewichtsverlust
- Schmerzen in den Sprunggelenken
- entzündete Augen
Da diese Symptome sehr unspezifisch sind und auch eine Reihe anderer Erkrankungen begleiten können, ist es wichtig, dass Sie bei Gesundheitsbeschwerden einen Arzt aufsuchen und die Ursache klären lassen. Nur mit einer gesicherten Diagnose kann eine Therapie erfolgen.
Zu welchem Arzt bei Verdacht auf Sarkoidose?
Ein erster Ansprechpartner bei Verdacht auf eine Sarkoidose ist immer Ihr Hausarzt (Allgemeinmediziner, Internist). Dieser wird Sie bei Bedarf an andere Ärzte überweisen. Das können ein Lungenfacharzt (Pneumologe), ein Facharzt für Herzerkrankungen (Kardiologe), ein Facharzt für Augenerkrankungen (Augenarzt, Ophthalmologe), ein Facharzt für Hauterkrankungen (Hautarzt, Dermatologe) und andere sein.
Akute und chronische Sarkoidose: der Unterschied
Lungenexperten unterscheiden zwischen der akuten und der chronischen Sarkoidose. Während die akute Sarkoidose plötzlich auftritt, ist die chronische Sarkoidose durch einen langsamen Verlauf gekennzeichnet. In etwa 30 Prozent der Fälle verläuft die Erkrankung akut, in 70 Prozent chronisch.
Zu den Sarkoidose-Symptomen der akuten Sarkoidose gehören:
- grippeähnliche Beschwerden
- Krankheitsgefühl
- hohes Fieber
- trockener Husten
- geschwollene Gelenke (vor allem das Sprunggelenk)
- geschwollene Lymphknoten (an der Eintrittsstelle der Bronchien)
- Erythema nodosum/ Unterhautfettknötchen (rote bis fünf Zentimeter große, schmerzhafte Veränderungen unter der Haut, meist an den Unterschenkeln)
- manchmal Luftnot bei Anstrengung
Die akute Sarkoidose bildet sich laut der Deutschen Lungenstiftung e.V. in 95 Prozent der Fälle nach einigen Monaten zurück.
Zu den Sarkoidose-Symptomen der chronischen Sarkoidose gehören:
- Atemnot bei Belastung
- über Monate bestehender Reizhusten
- Schwellung der Lymphknoten
- Erschöpfung
- nachlassende Leistungsfähigkeit
- Müdigkeit
- entzündete Augen
- entzündete Haut
- Herzbeschwerden
- Nierenkoliken
- neurologische Auffälligkeiten
- Gewichtsverlust
- leichtes Fieber
- Schmerzen im Sprunggelenk
Bei der chronischen Sarkoidose sind neben der Lunge und den Lymphknoten häufig Leber und Milz, Herz, Haut, Augen, Knochen Nieren, Gelenke und Gehirn betroffen. Im Verlauf von ein bis drei Jahren heilt die chronische Sarkoidose häufig aus.
Sonderformen der Sarkoidose: Löfgren-Syndrom und Heerfordt-Syndrom
Des Weiteren gibt es Sonderformen der Sarkoidose. So zeigt sich das Löfgren-Syndrom durch einen akuten Sprunggelenksbefall (Gelenksentzündung, Arthritis), rote Hautknötchen (Erythema nodosum) sowie Schwellungen der Lymphknoten zwischen den beiden Lungenflügeln.
Das Heerfordt-Syndrom zeigt sich durch Fieber, eine Entzündung der Speicheldrüsen, einer Entzündung der Augen (Uveitis anterior) sowie einer Lähmung des Gesichtsnervs (Nevus fazialis).
Sarkoidose behandeln: Was macht der Pneumologe?
Der Lungenfacharzt (Pneumologe) berät den Patienten bezüglich der Sarkoidose-Behandlung. Je jünger der Patient ist und je akuter Morbus Boeck sich zeigt, desto besser ist die Prognose.
- Zeigen sich keine schweren Symptome, kann abgewartet und auf eine Therapie verzichtet werden. Regelmäßige Verlaufskontrollen sind dabei wichtig. Oftmals geht die Sarkoidose spontan von selbst zurück.
- Sind Organe wie Nervensystem, Herz, Nieren, Augen und Haut befallen und leidet der Betroffene unter starken Beschwerden, kommen entzündungshemmende Medikamente zur Anwendung, sogenannte Glukokortikoide - allen voran Kortison. Reicht die Behandlung mit Kortison nicht aus, sind Immunsuppressiva eine Option.
- Immunsuppressiva fahren die Aktivität des Immunsystems herunter. Häufig verwendete Immunsuppressiva sind Chloroquin, Azathioprin und Methotrexat.
- Schmerzmittel wie Ibuprofen, Diclofenac und Acetylsalicylsäure lindern Entzündungen und Schmerzen.