Schimmel in der Wohnung: So gesundheitskritisch sind Pilzsporen
Was sind Schimmelpilze?
Unter dem Begriff „Schimmelpilze“ werden fadenförmige Pilze zusammengefasst. Sie wachsen als fadenförmig aneinandergereihte Zellen heran und bilden Sporen, welche über die Luft verbreitet werden und sich so vermehren. Schimmelpilze beziehungsweise Schimmelpilzsporen sind in der Umgebung natürlicherweise vorhanden. Wie die Verbraucherzentrale NRW in ihrem Schimmel-Ratgeber „Feuchtigkeit und Schimmelbildung. Erkennen, beseitigen, vorbeugen“ mitteilt, sind in unserem direkten Lebensumfeld rund 200 verschiedene Schimmelpilzarten nachweisbar. In der Umwelt übernehmen sie die Aufgabe, organisches Material zu zersetzen. Um auszukeimen, benötigen Schimmelpilzsporen Feuchtigkeit. Das heißt: Einem Schimmelbefall geht immer Feuchtigkeit beziehungsweise ein Feuchteschaden voraus. Durch Feuchtigkeit werden die Sporen zur Vermehrung auf verschiedenen Materialien (sporulieren) angeregt. Es kommt zu einem sogenannten Myzelwachstum.
Wo ist Schimmelbildung häufig?
Schimmelpilze sind unter anderem in Abfällen und Bioabfällen, Hausstaub, feuchten Baumaterialien, feuchtem Putz, auf feuchten Tapeten, in Fensterrahmen, in der Erde von Zimmerpflanzen, in feuchten Kellern, in Tierkäfigen, im Komposthaufen, in verdorbenen Lebensmitteln, in feuchten Gewürzen – etwa, wenn Gewürze über dem Herd gelagert und Dampf ausgesetzt sind – sowie in feuchtem Leder zu finden. Nicht immer ist Schimmel unerwünscht: Schimmelpilze sorgen auch für kulinarische Genüsse. Ohne spezielle, essbare Schimmelpilze gäbe es beispielsweise keinen Camembert, Brie, Roquefortkäse und keine Edelschimmel-Salami. Auch für die Herstellung von Bier und Wein, ja sogar für Antibiotika, kommen bestimmte Schimmelpilze zum Einsatz.
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Wann wird Schimmel gesundheitskritisch?
Kritisch ist Schimmel dann, wenn er sich unerwünscht vermehrt. So kann er zum Verderb von Lebensmitteln führen sowie Schäden an Wänden, Tapeten, Fliesen, Silikonfugen, Möbeln, Kleidern und Schuhen verursachen. Einige kennen es vielleicht: Lagert man Schuhe oder gar Kleidung im feuchten Keller, dauert es nicht lange, bis Stockflecken zu sehen sind und Stoffe seltsam müffeln. Ist Schimmel erst einmal im Gewebe, kriegt man ihn nicht mehr heraus. Dann gilt: weg damit. Das gilt auch für verschimmelte Lebensmittel. Denn für die Gesundheit kann Schimmel kritisch werden, egal ob im Essen, in der Kleidung oder auf der Wand. Zwar besteht Verbraucherschützern zufolge für gesunde Menschen kein Gesundheitsrisiko durch Schimmelbildung in der Wohnung. Trotzdem sollte Schimmel in Innenräumen sicherheitshalber entfernt werden, um schimmelbedingten Beschwerden vorzubeugen.
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Welche Gefahren birgt Schimmel für den Körper?
Schimmel kann die Gesundheit beeinträchtigen. So kann ein längerer Kontakt zu Schimmel beziehungsweise Schimmelsporen wahrscheinlich unter anderem folgende Erkrankungen verursachen:
- Sensibilisierungen und Allergien wie allergische Atemwegserkrankungen
- eine akute oder chronische Bronchitis
- Auftreten von Asthma
- Lungenentzündung
- Infektionen
- Neurodermitis
- Müdigkeit
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Übelkeit
- Konzentrationsstörungen
- Befindlichkeitsstörungen (etwa durch Geruchsbelastung durch Schimmel)
- toxische Wirkungen
Achtung: Mögliche gesundheitliche Beeinträchtigungen gehen nicht vom Schimmel allein aus. Wo Schimmel ist, befinden sich in der Regel auch Bakterien, Milben sowie Stoffwechselprodukte wie Toxine. Grenzwerte für Schimmelpilze und Konzentrationen anderer Substanzen, welche sich bei Feuchtigkeit bilden und vermehren, gibt es nicht. Den Verbraucherschützern zufolge liegt das daran, dass die von Schimmel ausgehende gesundheitliche Wirkung vor allem vom Gesundheitszustand der Betroffenen abhängt.
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Risikogruppen: Für wen kann Schimmel in der Wohung gefährlich werden?
Folgende Risikogruppen müssen vor Schimmelbildung besonders geschützt werden:
- Personen mit einem geschwächten Immunsystem
- Personen mit schwer verlaufender Grippe (Influenza)
- Personen mit schwer verlaufender Corona-Infektion (COVID-19-Infektion)
- Personen mit Asthma
- Personen mit Mukoviszidose
Mykose: Wenn Pilze im Körper wachsen
Außerdem gehören die zuvor genannten Personen zu der Risikogruppe für Infektionen durch Schimmelpilze. Bei einer sogenannten Mykose wachsen Pilze im Körper. Der Pilz kann sich dann im Körper vermehren, wenn das Abwehrsystem aufgrund einer anderen Erkrankung geschwächt ist. Wie hoch das Risiko im individuellen Fall bei Vorerkrankungen ist, muss ein Arzt oder eine Ärztin einschätzen. Abwehrgeschwächte Personen sollten jeden Kontakt zu Schimmel vermeiden und die Einschätzung des Schimmelschadens sowie die Schimmelbeseitigung im Innenraum Fachleuten überlassen. Die Verbraucherschützer raten: „Gibt es eine Schimmelquelle im Innenraum oder der Außenluft, müssen besonders anfällige Personen sofort vor ihr geschützt werden. Das ist lebensrettend und damit zwingend notwendig.“
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Achtung Vergiftung: toxische Wirkungen von Schimmelpilzen in Lebensmitteln
Schimmelpilze können sogenannte Mykotoxine bilden, welche Vergiftungen beim Menschen verursachen können. Mediziner:innen sprechen von Mykotoxikosen. Sie können in Folge eines Verzehrs von Lebensmitteln auftreten, welche mit bestimmten Schimmelpilzen belastet sind. Grundsätzlich werden die Mykotoxine während oder im Anschluss des Wachstums von Schimmelpilzen gebildet. Allerdings muss nicht jedes Pilzwachstum mit einer Bildung von Toxinen verbunden sein. Auch die Intensität des Schimmelbefalls sagt nichts über die Toxinbildung aus: So kann bereits ein geringer Befall Toxine enthalten und ein starker Befall frei von Toxinen sein.
Ein paar Beispiele für die Bildung von Mykotoxinen in Lebensmitteln:
- Aflatoxine: Sind vorwiegend in Nüssen, Erdnüssen, Getreide, Hirse und Pistazien zu finden. Sie wirken in größeren Mengen und über einen längeren Zeitraum hinweg verzehrt leberschädigend und krebserregend.
- Citrinin: Ist vorwiegend in Hafer, Mais, Reis, Gerste und Walnüssen enthalten. Es wirkt in größeren Mengen und über einen längeren Zeitraum hinweg verzehrt krebserregend und nierenschädigend.
- Desoxynivalenol: Ist vorwiegend in Mais, Weizen, Gerste und Roggen enthalten. Es wirkt in größeren Mengen und über einen längeren Zeitraum hinweg verzehrt immuntoxisch, neurotoxisch und vermutlich krebserregend.
Was ist Mucous Membrane Irritation?
Schimmelpilze werden zudem mit Schleimhautreizungen (Mucous Membrane Irritation, MMI) sowie chronischer Bronchitis in Verbindung gebracht. Typische Symptome während des Kontakts mit Schimmel sind Brennen und Jucken der Augen, Jucken und Sekretbildung der Nase sowie Husten und Hautreizungen. Die Beschwerden lassen nach, wenn kein Kontakt mehr zum Schimmel besteht. Anfällig für toxische Wirkungen wie Schleimhautirritationen (Mucous Membrane Irritation) und chronisch-entzündliche Reaktionen im Bereich der Atemwege sind vor allem Menschen mit Grunderkrankungen im Bereich der Atemwege. Für andere Menschen bestehe nach heutigem Kenntnisstand kein akutes Gesundheitsrisiko, so die Verbraucherschützer.
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Gesundheitliche Probleme durch Schimmelbefall: Welche:r Ärzt:in hilft?
Wer den Verdacht hat, dass seine gesundheitlichen Probleme auf einen Schimmelbefall in der Wohnung oder eine berufliche Belastung mit Schimmel zurückzuführen sind, sollte mit einem Arzt oder einer Ärztin ins Gespräch gehen. Ärzt:innen, die sich mit Schimmelbildung und möglichen gesundheitlichen Risiken auskennen, sind:
- Ärzt:innen für Umweltmedizin
- Ärzt:innen für Hygiene und Umweltmedizin
- Ärzt:innen für Infektologie
- Lungenärzt:innen (Pneumologinnen)
- Allergolog:innen
- Dermatolog:innen (Hautärztinnen)
- Hals-Nasen-Ohrenärzt:innen
Tipp: Weitere Informationen erhalten Sie bei Umweltmedizinischen Beratungsstellen.
Wie beuge ich Schimmel in der Wohnung vor?
Bisher konnte noch nicht festgestellt werden, ab welcher Konzentration an Schimmelpilzen in der Luft welche gesundheitlich negativen Auswirkungen auftreten. Bekannt ist, dass über die Luft eingeatmete Sporen und Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen allergische und reizende Reaktionen beim Menschen auslösen können. Da Grenzwerte fehlen, rät das Umweltbundesamt, Schimmel in der Wohnung vorzubeugen, damit es gar nicht erst zu Erkrankungen durch Schimmel kommt. Zehn Tipps gegen Schimmel in der Wohnung:
Zehn Tipps gegen Schimmel in der Wohnung:
- Verringern Sie die Luftfeuchtigkeit in der Wohnung durch sachgerechtes Lüften und Heizen. Verdecken Sie Heizkörper nicht. Ist die Luftfeuchtigkeit regelmäßig höher als 50 Prozent, steigt die Schimmelgefahr. Mit einem Thermo-Hygrometer können Sie die Luftfeuchte messen. Lüften Sie im Winter nur kurzzeitig, maximal fünf bis zehn Minuten, um größere Temperaturschwankungen zu vermeiden. Lüften Sie zwei- bis dreimal am Tag.
- Trocknen Sie die Wäsche möglichst nicht in der Wohnung. Haben Sie keine andere Möglichkeit, lüften Sie ausreichend.
- Lüften Sie Küche und Bad nach dem Kochen beziehungsweise Duschen, damit der Dampf abziehen kann und sich die Feuchtigkeit nicht auf die Wände legt.
- Trocknen Sie die Duschwände sowie Silikonfugen nach dem Duschen ab. Dadurch beugen Sie der Schimmelbildung vor.
- Im Winter sammelt sich oftmals Kondenswasser an den Fensterscheiben. Wischen Sie diese mit einem Papiertuch regelmäßig trocken.
- Stellen Sie Möbelstücke mit einem Abstand von mindestens fünf Zentimetern an Außenwände, sodass die Luft ausreichend zirkulieren kann.
- Essen Sie verschimmelte Lebensmittel nicht und entsorgen Sie diese rasch aus der Wohnung.
- Leeren Sie einmal pro Tag Ihren Biomüll, da dieser eine Nahrungsquelle für Schimmelpilze ist.
- Bildet sich Schimmel, können Sie kleinere Sanierungen (bis 0,5 Quadratmeter und oberflächlichem Befall) selbst durchführen. Bei größeren Schimmelschäden muss die Ursache ergründet und professionell beseitigt werden.
- Beachten Sie folgende Schutzmaßnahmen bei der Sanierung: Staubarm arbeiten (Schimmel nur feucht entfernen/abwischen), Handschuhe aus Kunststoff tragen, Mundschutz tragen, Augenschutz tragen (Staubschutzbrille), Textilien in der Umgebung abdecken, Arbeitskleidung nach der Sanierung gründlich waschen oder den Einmal-Schutzanzug wegwerfen.
Quellen: