7 Ayurveda-Tipps für mehr Gesundheit
Einführung in Ayurveda und seine Bedeutung für die Gesundheit
Ayurveda ist eine mehr als 5000 Jahre alte indische Heilkunst. Das Sanskritwort „ayurveda“ bedeutet „die Wissenschaft vom Leben und von der Langlebigkeit“. Die ayurvedischen Lehren möchten die Gesundheit erhalten und Krankheiten heilen. Ayurveda setzt immer zuerst an der Gesunderhaltung an. Die „Behandlung“ erfolgt daher bereits im gesunden Zustand, sodass Krankheit nach Möglichkeit überhaupt nicht entsteht. Das unterscheidet Ayurveda von der westlichen Medizin, die dann zum Einsatz kommt, wenn bereits Symptome und Krankheit vorliegen. Ayurveda lehrt, dass jeder Mensch seine Selbstheilungskräfte aktivieren und seine Gesundheit fördern kann - und damit auch Verantwortung für seinen gesundheitlichen Zustand trägt. Zur Gesunderhaltung, aber auch zur Heilung von Krankheiten, bedient sich das alte Heilsystem unter anderem an Ernährung, Körpertraining, Meditation, Atemübungen, Heilkräutern und Reinigungsmaßnahmen. Diese werden individuell auf die jeweiligen Bedürfnisse beziehungsweise die individuelle Konstitution des Einzelnen zugeschnitten.
Was sind Vata, Pitta und Kapha?
Im Ayurveda werden die drei Konstitutionstypen (Doshas) Vata, Pitta und Kapha unterschieden. Sie steuern alle körperlich-geistigen Vorgänge. Nur, wenn diese drei Doshas, die in jedem Menschen wirken, im Gleichgewicht sind, ist der indischen Lehre zufolge Gesundheit möglich. Mit Hilfe ausführlicher Gespräche zu Leben, Lebensgestaltung, Beschwerden, Vorlieben sowie mit Blick auf Aussehen, Körperstatur und Charakter erkennen Mediziner:innen des Ayurveda, welche spezifische Konstitution bei einem Menschen vorliegt. Basierend auf dem individuellen Konstitutionstyp (der sich zeitlebens nicht verändert) und möglicher Beschwerden wird die Behandlung zusammengestellt. Die drei Doshas ergeben sich aus den fünf Elementen:
- Vata: Äther, Raum, Luft, Energie der Bewegung
- Pitta: Feuer und Wasser, Prinzip der Verdauung und des Stoffwechsels, die Transformation von Materie in Energie
- Kapha: Wasser und Erde, die Energie der Struktur und Festigkeit
Diese Grundkonstitution kann durch verschiedene Einflüsse wie Alter, äußere Umgebung, emotionale Belastungen, einseitige Ernährung und einen ungesunden Lebensstil geschwächt werden und aus dem Gleichgewicht geraten, was Krankheiten begünstigt. Je nachdem, welches Dosha gestört ist, treten verschiedene Beschwerden auf. Ein paar Beispiele:
- Vata-Ungleichgewicht: Blähungen, Verstopfung, Arthritis, Schlafstörungen, Angst, Unsicherheit, Gedankenkreisen
- Pitta-Ungleichgewicht: Sodbrennen, Durchfall, Hautkrankheiten wie Akne und Nesselsucht, Magenbeschwerden, Gereiztheit, Zorn, Aggressivität
- Kapha-Ungleichgewicht: Erkältungen, Allergien, Schwellungen, Trägheit, Festhalten an Dingen, Sturheit
Vata, Pitta, Kapha: So wichtig ist ein Gleichgewicht
Um gesund zu bleiben und die Doshas im Gleichgewicht zu halten, müssen je nach individuellem Konstitutionstyp und aktueller Lebenssituation Vata, Pitta und Kapha gestärkt oder gemindert werden. Das erfordert neben ayurvedischem Wissen auch einen achtsamen Umgang mit sich selbst sowie das Wahrnehmen der körperlichen, psychischen und seelischen Bedürfnisse. Ayurveda fordert vom Menschen, Verantwortung für sein Leben – seine Ernährung, seine Beziehungen, seine Arbeit, seine körperliche Aktivität – zu übernehmen. Nur wer gesund ist, kann seinen Pflichten sich selbst und anderen gegenüber nachkommen und den vier grundlegenden Zielen des Lebens (den vier Purusharthas) gerecht werden:
- Dharma: Pflicht oder moralisches Handeln
- Artha: materieller Erfolg oder Reichtum
- Kama: positives Begehren und Wünsche, Begehren, Sehnsucht, Inspiration
- Moksha: spirituelle Befreiung, Harmonie von Körper, Geist und Seele
Welches Dosha habe ich?
Um den individuellen Konstitutionstyp beziehungsweise das vorherrschende Dosha ermitteln zu lassen, empfiehlt sich ein Besuch bei eine:r Ayurveda-Mediziner:in oder Ayurveda-Therapeut:in. Auch online sind einige gute Tests zur Ersteinschätzung zu finden. Einen ersten Überblick über die Doshas finden Sie untenstehend. Dieser dient lediglich zur Orientierung und ersetzt keine Einschätzung eines Ayurveda-Experten oder einer Ayurveda-Expertin.
Vata
Merkmale von Vata: schnell, leicht, kalt, beweglich, rau, trocken
Eigenschaften des Vata-Typs: geringes Körpergewicht, feingliedrig, leichter Körperbau, feines Haar, wache Augen, zierliche Hände, beweglich, flexibel, Neigung zu trockener Haut, unregelmäßiger Hunger, unregelmäßige Verdauung, oft Probleme mit Blähungen und Verstopfung, Neigung zu Sorgen, Kummer und Gedankenkreisen, Schlafprobleme, Unruhe, Nervosität, schnelles Angehen von Dingen, Lösungsorientiertheit, Begeisterungsfähigkeit, schnelle Auffassungsgabe, gutes Kurzzeitgedächtnis, einfallsreich, empfindsam, feinfühlig, spontan, heiter, musisch orientiert, Ideengeber. Kann sich gut neuen Situationen anpassen.
Pitta
Merkmale von Pitta: scharf, warm, flüssig, leicht, scharfer Geschmack, leicht ölig
Eigenschaften des Pitta-Typs: mittelschwerer Körperbau, starker Hunger, Neigung zu Sommersprossen und Muttermalen. Mahlzeiten werden ungern ausgelassen. Gute Verdauung mit Neigung zu Durchfall, kalte Speisen und Getränke bevorzugt, Abneigung gegen Hitze, scharfer und stechender Blick, systematisches und organisiertes Arbeiten, Zielstrebigkeit, Leidenschaft, Ungeduld, Genauigkeit, Ärger, guter Redner, mutiger Charakter, guter Lerner, guter Entertainer, scharfes Mundwerk, Scharfsinn, Temperament, Waghalsigkeit, leicht kränkbar, Neigung zum Beleidigtsein.
Kapha
Merkmale von Kapha: schwer, langsam, ölig, kalt, stabil, glatt, fest, träge
Eigenschaften des Kapha-Typs: kräftig, stabiler und schwerer
Körperbau, kräftige Hände, breite Stirn, breites Kinn, rundes Gesicht,
geschwungene Lippen, geringes Hungergefühl, langsame Verdauung, guter Schlaf,
kräftiges Haar, glatte und ölige Haut, große Stärke und Ausdauer, langsame
Sprache, methodisches und langsames Herangehen, ruhige und beständige
Persönlichkeit, langsame Auffassungsgabe, gutes Langzeitgedächtnis. Ist
nur schwer aus der Ruhe zu bringen. Bodenständigkeit, langfristiges Denken,
bewahrend, Neuem gegenüber zurückhaltend, zielstrebig, Hang zur Trägheit und Gemütlichkeit.
1. Ayurveda-Ernährung und ihre Bedeutung für die Gesundheit
Die Ernährung spielt im Ayurveda eine bedeutende Rolle bei der Gesunderhaltung sowie bei der Behandlung von Krankheiten. Ernährung ist im Ayurveda Medizin. Je nach Konstitutionstyp werden bestimmte Lebensmittel empfohlen und von anderen abgeraten. Bei bestimmten Beschwerden wird die Ernährung dahingehend angepasst, dass die Doshas wieder in Harmonie kommen können.
Welche Ernährung für welchen Konstitutionstyp?
Im Ayurveda wird über die Ernährung die Balance im Menschen wiederhergestellt. Sie sollte allgemein ausgewogen und gesund sein, damit der Körper mit allen wichtigen Nährstoffen gut versorgt ist. Wichtig ist, die individuelle Verträglichkeit und die Bedürfnisse des Typs (Vata, Pitta, Kapha) zu berücksichtigen. Die Ernährungslehren im Ayurveda, Ahara genannt, kennen keine Verbote und Regeln. Sie fordern Achtsamkeit und Beobachtungsgabe der Menschen: Was brauche ich? Was tut mir gut? Was bekommt mir weniger? Wann habe ich Hunger? Wie groß ist mein Hunger? Mag ich den Geruch einer Speise? Mag ich den Geschmack einer Speise? Mag ich lieber warme oder kalte Speisen? Usw. Neben der Selbstbeobachtung gibt es einige Empfehlungen für eine an die Doshas angepasste Ernährung, welche die Verdauungskraft (Verdauungsfeuer = Agni) und Bekömmlichkeit berücksichtigt. Ein Auszug:
Vata empfohlen: warme, nahrhafte Gerichte, Eintöpfe, Aufläufe, Suppen, leicht verdauliche Speisen, entspannte Atmosphäre beim Essen, salzig, sauer, süß, gegartes Gemüse, Spargel, Rote Beete, Karotten, Gurken, grüne Bohnen, Reis, Weizen, Dinkel, Nudeln, Tofu, Butter, Joghurt, Sahne, Lassi, Bananen, Mangos, Melonen, Ananas, Kokosnuss, Beeren, Nüsse, Samen, Öle, Ingwer, Nelken, Zimt, Kardamom, Kreuzkümmel, Kurkuma, Steinsalz, Huhn, Truthahn, Eier, Meerestiere.
Pitta empfohlen: kühlende Speisen, bittere und herbe Nahrungsmittel, süß schmeckende Nahrung, wenig Butter und Fett, beruhigende Atmosphäre beim Essen, Spargel, Zucchini, Gurken, Kürbis, Pilze, Erbsen, Paprika, Blumenkohl, Rosenkohl, Brokkoli, Kartoffeln, Mangold, Wirsing, Kopfsalat, Reis, Weizen, Hafer (gekocht), Gerste, Milch, ungesalzene Butter, Hüttenkäse, grüne Bohnen, Hülsenfrüchte außer Linsen, Olivenöl, Ghee, Sonnenblumenöl, Kokosöl, Bananen, Mangos, Avocados, Birnen, Trauben, Kirschen, süße Ananas, Organen, Äpfel, Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne, Koriander, Zimt, Fenchel, Safran, Kurkuma, Huhn, Fasan, Hase, Wild.
Kapha empfohlen: mäßiger Salzgebrauch, wenig Fett und Zucker, nicht zu durchgekochte Speisen, leichtes Frühstück und Mittagessen, frisches Obst, rohes Gemüse, Würziges für die Verdauung, alle Blattgemüse, scharfe und bittere Gemüsesorten wie Wirsing, Blumenkohl, Rosenkohl, Spinat, Brokkoli, Knoblauch, Pilze, Zwiebeln, Paprika, Kartoffeln, Spargel, Karotten, Auberginen, Fenchel, Gerste, Mais, Hirse, Roggen, Hafer, Dinkel, Buchweizen, mit Wasser verdünnte Vollmilch, alle Hülsenfrüchte außer Soja, Äpfel, Birnen, Kirschen, Aprikosen, Pfirsiche, Mangos, Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne, scharfe Gewürze, Koriander, Kurkuma, Nelken, Zimt, Kardamom, Huhn, Truthahn, Garnelen, Rührei.
Tipp für Ihre Ayurveda-Ernährung: Im Ayurveda ist empfohlen, die Speisen mit zu den Doshas passenden Gewürzen zu würzen. So werden Speisen bekömmlicher, das Gleichgewicht der Doshas wird unterstützt, die Geschmackssinne aktiviert, der Körper gekühlt oder erwärmt und das Verdauungsfeuer angeregt.
7 Tipps für Ihre Ayurveda-Ernährung
- Wählen Sie Nahrungsmittel, die Ihrer Konstitution entsprechen.
- Essen Sie möglichst frische, saisonale Nahrungsmittel.
- Essen Sie nur, wenn Sie Hunger haben.
- Trinken Sie nur, wenn Sie durstig sind. Vermeiden Sie eiskalte Getränke.
- Nehmen Sie sich Zeit zum Essen und konzentrieren Sie sich auf Ihr Essen.
- Kauen Sie gut.
- Essen Sie nur so viel, dass Ihr Magen zu einem Drittel mit Nahrung gefüllt ist. Das zweite Drittel ist mit Wasser gefüllt, das letzte Drittel sollte leer bleiben. Essen Sie bei einer Mahlzeit nicht mehr als das, was in Ihre zu einer Schale geformten Hände passt.
2. Die Rolle von Yoga und Meditation für ein gesundes Leben
Um in die Ruhe und Entspannung zu finden, Gedankenkreisen zu lindern, seelisch im Gleichgewicht zu bleiben und für die Bewusstseinsentwicklung wird im Ayurveda Meditation praktiziert. Um Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen, wird Meditation oftmals mit Yoga und Atemübungen (Pranayama) kombiniert. Eine alte vedische Meditationstechnik ist die Transzendentale Meditation (TM). Diese wird durch speziell geschulte Lehrer weitergegeben und gilt als besonders effektiv. Doch auch andere Meditationsformen sind geeignet, um Geist und Körper zur Ruhe zu bringen. Manche Menschen tun sich zu Beginn schwer, ruhig stillzusitzen, sich zu konzentrieren, bei sich zu bleiben und den Gedankenfluss zur Ruhe zu bringen. Dann kann eine Atemübung helfen, den Fokus zu behalten und im Moment zu bleiben.
Probieren Sie einmal folgende Atem-Meditation aus:
Setzen Sie sich bequem und aufrecht auf einen Stuhl ohne sich anzulehnen. Schließen Sie die Augen und atmen Sie gleichmäßig ein und aus. Der Atem kommt automatisch. Sie müssen ihn nicht lenken. Beobachten Sie den natürlichen Fluss des Atems.
Wenn Sie merken, dass sich zunehmend Entspannung einstellt, legen Sie den rechten Daumen auf das rechte Nasenloch und den Mittel- und Ringfinger der rechten Hand an das linke Nasenloch. Atmen Sie normal weiter und verschließen Sie abwechselnd das linke und das rechte Nasenloch. Beginnen Sie mit der Ausatmung: Verschließen Sie zunächst das rechte Nasenloch und atmen über das linke Nasenloch aus. Anschließend atmen Sie über das linke Nasenloch ein. Nun verschließen Sie das linke Nasenloch mit Mittel- und Ringfinger und atmen rechts aus. Dann atmen Sie über das rechte Nasenloch ein. Dann wechseln Sie wieder auf das linke Nasenloch. Führen Sie diese Atemübung etwa fünf Minuten durch und atmen Sie natürlich.
Der Atem bleibt beim Pranayama in seinem natürlichen Fluss und kommt von allein. Haben Sie zwischendurch das Bedürfnis, durch den Mund zu atmen, tun Sie dies und fahren Sie mit der Übung weiter fort. Lehnen Sie sich im Anschluss auf dem Stuhl zurück. Lassen Sie die Augen weiterhin geschlossen. Spüren Sie nach. Genießen Sie den Moment der Stille und Entspannung.
Lesetipp: Meditation: Ruhe durch achtsame Innenschau.
Die Rolle von Yoga im Ayurveda
Wie bereits erwähnt, werden Meditation und Atemübungen oft mit Yoga kombiniert. Beim Yoga werden bestimmte Körperpositionen und Bewegungsabläufe praktiziert. Die einzelnen Yogastellungen werden Asanas genannt. Sie haben das Ziel, den Körper beweglich zu halten und zu stabilisieren, Blockaden und Spannungen zu lösen und zugleich den Geist zu stärken und zu harmonisieren. Meditation, Atemtechniken und Yoga sind wichtige Säulen für die Stressbewältigung im Ayurveda. Es können verschiedene Yogapraktiken mit unterschiedlichen Schwerpunkten geübt werden.
- Hatha Yoga beispielsweise steht für einen langsamen, kraftvollen Wechsel einzelner Haltungen. Hatha-Yoga ist für Anfänger und traditionsbewusste Yogis empfehlenswert.
- Beim Yin-Yoga werden bestimmte Positionen bis zu zehn Minuten lang gehalten. Diese Yogaform ist sehr ruhig und hat passives Stretching im Fokus.
- Ashtanga-Yoga ist als der anstrengendste Yogastil bekannt, da er körperlich und dynamisch sehr fordernd ist. Er ist geeignet für Yogis, die bereits Erfahrung mitbringen und richtig ins Schwitzen kommen wollen.
- Beim Kundalini-Yoga werden die Körperpositionen mit Chanten, Atemübungen und Meditation vereint.
- Beim Vinyasa-Yoga werden Bewegungen und Atmung synchronisiert, sodass ein dynamischer Flow entsteht, der den Energiefluss anregen soll.
Tipp: Am besten probieren Sie verschiedene Yoga-Stile aus, um den richtigen für sich zu finden. Fitness- und Yogastudios bieten oft Schnupperstunden an.
Lesetipp: Yoga für Einsteiger: Drei einfache Yoga-Übungen gegen Stress.
3. Ayurveda-Kur: Die Kunst der ayurvedischen Entgiftung
Eine weitere Säule im Ayurveda stellt die Entgiftung beziehungsweise Reinigungsprozesse dar. Pancha Karma ist eine spezifische ayurvedische Reinigungstherapie, die im Rahmen einer stationären oder ambulanten Ayurveda-Kur unter Begleitung einer erfahrenen Ayurveda-Ärztin oder einem Ayurveda-Arzt durchgeführt wird. Ziel der ayurvedischen Reinigung ist, den Körper von schädlichen Ablagerungen (Ama) zu befreien und das Gleichgewicht der Doshas wiederherzustellen – und damit auch die körperlich-geistige Balance.
Reinigungskuren werden im Ayurveda sowohl vorbeugend als auch bei (chronischen) Erkrankungen wie rheumatischen Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen, Altersbeschwerden, Angstzuständen und Stress eingesetzt. Hierfür kommen unter anderem Öle wie Sesamöl und Ghee (geklärte Butter) zur Anwendung – innerlich wie äußerlich. Öl wird zum Abführen in Form von Einläufen benutzt, aber auch getrunken sowie bei verschiedenen Ayurveda-Massagepraktiken eingesetzt. Ergänzend kommen Kräuter zur Anwendung, welche die Wirkung von Pancha Karma unterstützen. Die Entgiftung im Rahmen einer Pancha Karma-Therapie dauert eine bis drei Wochen.
Mini-Öl-Kur für zuhause: Ölziehen
Sie können zur ergänzenden Mundhygiene morgens eine Mini-Ölkur vornehmen: das Ölziehen. Das Ölziehen ist ein morgendliches Ritual im Ayurveda, welches hilft, den Mundraum zu pflegen und von Bakterien und Keimen zu befreien. Beim Ölziehen werden Kokosöl oder Sesamöl für fünf bis zehn Minuten im Mundraum „gekaut“ und durch die Zähne gezogen. Öl hat eine reinigende Wirkung und soll Schadstoffe binden. Anschließend wird das Öl in ein Taschentuch gespukt und entsorgt. Und noch einen weiteren Vorteil hat Ölziehen: Viele berichten davon, dass ihre Zähne plötzlich viel weißer sind. Das liegt daran, dass beim Ölziehen Zahnbeläge von Kaffee, Tee oder färbenden Gewürzen gelöst werden können.
Lesetipp: Ölziehen: Das steckt hinter dem Trend.
Kennen Sie die Heißwasser-Trinkkur?
Das Trinken von heißem Wasser ist im Ayurveda ebenfalls eine Reinigungskur. Hierfür wird Wasser mindestens zehn Minuten lang gekocht und anschließend in einer Thermoskanne aufbewahrt. Über den Tag verteilt trinkt man das Wasser in kleinen Schlucken. Das Trinken des warmen Wassers hat vielfältige Wirkungen:
- Unechte Hungergefühle zwischen den Mahlzeiten werden befriedigt.
- Das achtsame Trinken wirkt beruhigend auf die Psyche.
- Warmes Wasser entspannt den Magen, lindert Aufstoßen und Blähungen.
- Warmes Wasser am Morgen regt den Stuhlgang an.
- Eine gute Flüssigkeitsversorgung des Körpers lindert trockene Haut und Juckreiz.
- Die Ama-Ausscheidung wird laut der ayurvedischen Lehre unterstützt.
- Nebenwirkungen einer Fastenkur wie Kopfschmerzen und Übelkeit können gelindert werden.
- Die Schleimhäute im Hals werden feucht gehalten, was die natürliche Abwehr unterstützt.
4. Schlafhygiene im Ayurveda: An der Ayurveda-Uhr orientieren
Ebenfalls wichtig für die Gesundheit ist ausreichend Schlaf. Nur im Schlaf kann sich der Körper regenerieren, Heilungsprozesse anstoßen, neue Kraft sammeln Erlebtes verarbeiten. Auch für die Stressbewältigung spielt guter und ausreichend langer Schlaf im Ayurveda eine wichtige Rolle. Die ayurvedische Lehre empfiehlt, um 22 Uhr (während der Pitta-Zeit) ins Bett zu gehen – und eine Stunde vor Sonnenaufgang (während der Vata-Zeit) aufzustehen: Vata sollte um sechs Uhr aufstehen, Pitta gegen 5.30 Uhr, Kapha gegen 4.30 Uhr. Dann nehmen die Konstitutionen den Schwung der Vata-Zeit in den Tag mit. Bleibe man zu lange in der Kapha-Phase (sechs bis zehn Uhr morgens), sei der Tag schwerfälliger und weniger energiereich, so die Lehre des Ayurveda. Übrigens: Große Mahlzeiten verdauen Sie am besten mittags um zwölf Uhr zur Pitta-Zeit. Und: Die beste Zeit für Meditation ist laut Ayurveda vor dem Abendessen um 18 Uhr, also in der Kapha-Zeit oder kurz vor dem Schlafengehen.
5 ayurvedische Tipps für einen gesunden Schlaf
- Essen Sie vor Sonnenuntergang. Es unterstützt einen guten Schlaf, wenn der Magen nicht voll ist beim Zubettgehen. Empfohlen ist, um 18 Uhr zu essen.
- Wer Probleme mit dem Einschlafen hat, kann es mit heißer Milch oder einer Milchalternative versuchen, die mit Ingwer, Kardamom und Kurkuma gewürzt ist.
- Schlaffördernd kann es laut Ayurveda auch sein, die Fußsohlen und die Kopfhaut vor dem Schlafengehen mit etwas Öl einzureiben.
- Kurz vor dem Zubettgehen sollte man einige Minuten meditieren, um zur Ruhe zu kommen. Das unterstützt das Einschlafen.
- Menschen mit einer Vata-Konstitution sollten um 22 Uhr ins Bett gehen und auf der linken Körperseite schlafen. Pitta-Menschen sollten zwischen 22 und 22.30 Uhr schlafen legen und auf der rechten Seite ruhen. Kaphas sollten zwischen 23 Uhr und Mitternacht ins Bett gehen und auf der linken Seite schlafen.
5. Die Bedeutung von Körperpflege und Massage nach Ayurveda
Der Körperpflege und Massage mit Ölen kommt im Ayurveda ebenfalls eine zentrale Rolle zu. Nach der ayurvedischen Lehre öffnet eine Ölmassage (Abhyanga) die Srotas. Das sind die Kanäle, über die Schlacken (Ama), also die Ursache von Krankheiten, abgeleitet werden. Ölmassagen haben im Ayurveda nicht nur einen entspannenden Effekt, sondern dienen der Ausleitung und Entgiftung. Öle werden häufig mit Kräutern kombiniert. Bei der Marma-Massage beispielsweise werden gezielt die Marma-Punkte stimuliert, die Vitalpunkte des Lebens. So sollen die inneren Organe stimuliert und aktiviert werden. Jeder Punkt wird für mehrere Sekunden massiert. Ebenfalls als wohltuend werden Stirnölgüsse empfunden. Shirodhara, wie die Massage genannt wird, konzentriert sich auf den Kopf. Der:Die Behandelnde lässt aus etwa zehn Zentimeter Höhe warmes (Kräuter-)Öl über die Stirn fließen. Das soll das Nervensystem stabilisieren und die Konzentrationsfähigkeit fördern.
Solche speziellen Massagen werden in der Regel in Ayurveda-Praxen und -zentren durchgeführt. Doch die wohltuende Wirkung einer Massage können Sie im Kleinen auch Zuhause erleben. Sesamöl gilt als Ama-lösend. Massieren Sie sich vor dem Duschen am ganzen Körper mit Sesamöl ein. Lassen Sie sich Zeit für die Anwendung und genießen Sie die Berührungen. Lassen Sie das Öl einige Zeit einwirken und duschen Sie es anschließend ab. Vorsicht: Sollten Sie Ihre Fußsohlen eingeölt haben, denken Sie daran, dass diese rutschig sind und dadurch eine erhöhte Sturzgefahr in der Dusche besteht. Reiben Sie die Füße zuvor am besten mit einem Papiertuch ab. Wer die Anwendung von Öl nicht so gerne mag, kann es mit Trockenmassagen versuchen. Mit einem speziellen Massageschwamm oder -handschuh wird die Haut kreisförmig massiert. Das regt die Durchblutung an und soll ebenfalls helfen, Ama zu lösen.
6. Die Kraft der Kräuter und Gewürze im Ayurveda
Der Einsatz von Kräutern und Gewürzen ist im Ayurveda unverzichtbar. Kräuter werden zur Körperreinigung und Körperstärkung verwendet. Sie finden in Massagen ebenso Anwendung wie als Gewürz im Essen oder als Medizin im Rahmen einer Therapie. Welche Heilkräuter im individuellen Fall die richtigen sind, weiß der:die Ayurveda-Expert:in.
Ein paar Beispiele bekannter Ayurveda-Heilpflanzen/ Heilkräuter:
- Amalaki: Ist eine der bedeutsamsten Heilpflanzen im Ayurveda zur Verjüngung, Stärkung und Nährung der Körpergewebe. Auch die Sehkraft soll sie verbessern können. Amla gleicht Vata und Pitta aus. Zusammen mit Haritaki und Bibhitaki bilden die Amla-Früchte das berühmte Triphala-Präparat.
- Haritaki: Gleicht alle Doshas aus. Gilt als ayurvedisches Stärkungsmittel, unterstützt die Verdauung, öffnet blockierte Transportkanäle (Srotas) und soll verjüngend wirken.
- Bibhitaki: Beruhigt alle drei Doshas, stärkt Körper und Geist, wirkt anti-allergisch und soll gegen Hautkrankheiten, Asthma, Verdauungsbeschwerden und Erbrechen wirken.
- Ashwagandha: Wirkt Vata-regulierend, stressreduzierend, soll Kraft und Energie fördern und den Schlaf unterstützen.
- Shatavari: Der indische Spargel wird für das weibliche Wohlbefinden eingesetzt. Es wirkt laut Ayurveda verjüngend, lustfördernd und soll die Fruchtbarkeit erhöhen. Shatavari hilft, Vata und Pitta zu dämpfen, bringt Balance, wirkt angstlösend, entspannend und unterstützt den Schlaf. Ebenso regt es die Verdauung an.
- Brahmi: Wird zur Unterstützung des Gedächtnisses eingesetzt. Es soll die Konzentration verbessern, Stress lindern, gegen Schwäche helfen, schmerzhafte Regelblutungen regulieren und die Verdauung fördern.
Ein paar Beispiele bekannter Ayurveda-Gewürze zum Kochen:
- Kurkuma: Wirkt antientzündlich, lindert Verdauungsbeschwerden, unterstützt den Gallenfluss.
- Zimt: Wirkt antientzündlich, antidiabetisch, antioxidativ, verdauungsfördernd, wärmt von innen.
- Gewürznelken: Hemmen das Wachstum von Bakterien, Viren und Pilzen, wirken leicht schmerzstillend und antientzündlich, unterstützen die Verdauung.
- Ingwer: Wirkt entzündungshemmend, fördert die Verdauungstätigkeit, wirkt gegen Viren und Bakterien, wärmt von innen.
- Fenchel: Wirkt krampflösend, antibakteriell, entzündungshemmend, verdauungsfördernd und ist reich an Vitamin C.
- Bockshornkleesamen: Wirken Immunsystem-stärkend, antientzündlich und blutreinigend, können den Blutzucker und den Cholesterinspiegel regulieren.
- Kreuzkümmel: Hilft bei Blähungen und Verdauungsbeschwerden.
- Kardamom: Regt das Verdauungsfeuer an, wirkt krampflösend, unterstützt die Verdauung, stärkt den Magen, wirkt krampflösend.
Lesetipp: Was ist Ayurveda-Ernährung? Essen nach den drei Doshas.
7. Fünf ayurvedische Rituale für mehr Gesundheit und Wohlbefinden
Abschließend finden Sie fünf Ayurveda-Tipps für Ihre Gesundheit, die Sie leicht in Ihre Abend-, Morgen- oder Tagesroutine integrieren können. Sie sind wohltuend für Körper, Geist und Seele:
- Starten Sie mit einem Glas heißem Wasser in den Tag. Trinken Sie es in kleinen Schlucken. Dabei füllen Sie Ihren Wasserspeicher wieder auf und regen zugleich Ihre Verdauung sowie die Ausscheidung von Ama an. Geben Sie etwas Ingwer hinzu, wenn sie mögen. Ingwer wirkt antimikrobiell und entzündungshemmend.
- Nehmen Sie sich vor dem Zähneputzen Zeit für eine Öhlzieh-Kur. Diese löst Bakterien und Beläge von den Zähnen, der Zunge, aus den Zahnzwischenräumen und den Zahnfleischtaschen. So beugen Sie unter anderem Zahnfleischentzündungen und Mundgeruch vor. Schließen Sie an das Ölziehen eine Zungenreinigung mit einem Zungenschaber an und putzen Sie anschließend wie gewohnt Ihre Zähne.
- Verwenden Sie beim Kochen immer wieder ayurvedische Gewürze. Diese wirken verdauungsfördernd, antientzündlich und fördern die Gesundheit auf vielfältige Weise. Wenn Sie lieber Tee trinken, können Sie Ihre Verdauung nach dem Essen mit einem Gewürztee unterstützen: Übergießen Sie einen Löffel einer Gewürzmischung aus Fenchelsamen, Bockshornkleesamen, Koriander und Kreuzkümmel. Der Tee ist wohltuend für Magen und Darm. Und: Nutzen Sie zwischendurch geklärte Butter (Ghee) zum Kochen. Diese wird im Ayurveda traditionell eingesetzt und gilt als gut bekömmlich für alle Doshas.
- Eine Nasendusche (Nethi) vor dem Zubettgehen reinigt Ihre Nase von Staub, trockenem Sekret, Allergenen sowie Keimen. Nutzen Sie diese wohltuende und beruhigende Reinigung und Befeuchtung der Nase. Wichtig: Haben Sie Schnupfen und ist Ihre Nase verstopft, verzichten Sie auf eine Nasendusche. Sie riskieren sonst, dass durch den Druck mögliche Keime noch tiefer in die Nebenhöhlen gelangen und nicht abfließen können. Das kann unter anderem zu einer Nasennebenhöhlenentzündung führen. Ist Ihre Nase frei, können Sie die Nasendusche anwenden. Sprechen Sie im Zweifel mit Ihrem HNO-Arzt oder Ihrer HNO-Ärztin. Hals-Nasen-Ohrenärzt:innen in Ihrer Nähe finden Sie mit Hilfe der Suche der Gelben Seiten. Im Anschluss an die Nasendusche können Sie können Ihre Naseneingänge mit etwas Sesamöl pflegen.
- Gönnen Sie sich vor dem Zubettgehen eine Fußmassage mit etwas Sesamöl. Die Masage ist besonders gut geeignet, wenn Sie sich mit dem Einschlafen schwertun. Die Massage entspannt und wirkt zugleich wie eine kleine Achtsamkeitsübung. Sie kommen bei sich an und finden zur Ruhe. Ziehen Sie anschließend Socken über Ihre Füße, damit das Öl einwirken kann und Sie nicht ausrutschen. Denken Sie am nächsten Tag vor dem Duschen daran, dass Ihre Füße noch rutschig sein können, bevor Sie in die Dusche steigen.
Quellen: