Ölziehen: Das steckt hinter dem Trend
Ölziehen - was ist das?
Öl ziehen? Das hat nichts mit Herstellungsverfahren, Kochkünsten oder der Reinigungsmethode der alten Römer zu tun, die sich anstatt mit Wasser und Seife mit Olivenöl gewaschen haben und es nach dem Auftragen mit einem Schaber wieder von der Haut abzogen. In gewisser Weise gibt es zum Ritual im antiken Rom in puncto Reinigung und Pflege allerdings schon einige Gemeinsamkeiten zum Ölziehen.
Ölziehen soll Mundraum antibakteriell und toxisch reinigen
Das Ölziehen ist eine Methode, um die Zähne, das Zahnfleisch und den gesamten Mundraum mit einem geeigneten reinen Öl zu pflegen sowie antibakteriell und toxisch zu reinigen. Dadurch können allerlei Beschwerden gelindert und vermieden werden. Die Bezeichnung "Ölziehen" entstammt dem Vorgang des Ziehens eines Pflanzenöls durch die Zahnzwischenräume und den Mundraum. Sehr häufig werden auch die Begriffe "Ölsaugen" oder "Ölkauen" verwendet. Ein geeignetes Pflanzenöl, Pflanzenfett oder eine speziell dafür zusammengestellte Ölmischung wird hier wie eine Spülung im Mundraum idealerweise 20 Minuten lang in Bewegung gehalten, ohne es zu schlucken und einzunehmen. Das Ölziehen ist eine Methode in der äußeren Gesundheitspflege. Viele Pflanzenöle pflegen und heilen mit ihren kostbaren Inhaltsstoffen, Kräften und Wirkungen. Das Ölziehen dient der Entgiftung von toxischen Stoffen und der Bekämpfung schädlicher Bakterien an den Zähnen sowie im gesamten Mund- und Rachenraum. Dadurch können Entzündungen, Zahnfleischbluten, Paradontitis, Mundgeruch, Karies, Zahnbelag, Mundtrockenheit sowie auch rissige Lippen gelindert und vermieden werden. Zähne, Zahnfleisch und Kiefer werden gestärkt. Darüber hinaus steht die Mundhygiene und Zungenpflege in Verbindung mit vielen weiteren Körperfunktionen, Organen und der ganzheitlichen Gesundheit. Das Ölziehen ist eine bewährte Methode, ersetzt jedoch keineswegs das regelmäßige gründliche Zähneputzen.
Was bewirkt das Ölziehen?
Die Gesundheit von Mund, Zahnapparat und Kiefer ist lebenswichtig. Über Mund und Zähne werden neben Atemluft nicht nur lebenswichtige Nahrungsmittel und vom Körper benötigte Stoffe zugeführt, verdauungsgerecht verarbeitet und transportiert. Es ist auch ein Tor, ein Schlachtfeld, ein Lagerplatz und ein pulsierender Herd für Bakterien, Giftstoffe und Verschmutzungen. Neben der gewohnten regelmäßigen Reinigung des Gebisses und Mundraums hilft das Ölziehen bei der Desinfizierung, Entgiftung und nachhaltigen Pflege. Viele gesunde Pflanzenöle liefern essenzielle Nährstoffe, Pflege und Heilstoffe, Vitamine, Mineralien, Fettsäuren, Feuchtigkeit und insbesondere antibakteriell wirkende Stoffe mit einer vielseitigen starken Wirkung, die auch in der äußeren Anwendung des Mundraums zur Gesundheit und zum Wohlbefinden auf verschiedenste Art und Weise beitragen. In puncto Zahngesundheit hilft die Behandlung mit einigen Pflanzenölen erwiesenermaßen gegen die Bekämpfung und Abtötung von Kariesbakterien, wie dem Streptococcus mutans, die die Zähne angreifen und zerstören. Mit der antibakteriellen Kraft von Ölen kann auch einer Paradontitis als eine bakterielle Entzündung, die mit Zahnfleischschwund und der irreversiblen Zerstörung des Zahnhalteapparates einhergeht, entgegengewirkt werden. Der durch Bakterien, Entzündungen und anderen Einflüssen verursachte Mundgeruch (Halitosis) kann mithilfe von einer Ölkur auf natürliche Weise gelindert und verhindert werden. Dem schädigenden und unschönen Zahnbelag (Plaque) sowie dem entstehenden Zahnstein kann mit dem Ölziehen ebenfalls entgegengewirkt werden. So fördert das Ölziehen auch strahlend schöne und weißere Zähne.
Ölziehen bringt den Säure-Base-Haushalt in Ausgleich
Pflanzliche Öle vermögen es ebenso der Mundhöhle, der Zunge, dem Zahnfleisch und den Zahnfleischtaschen Giftstoffe zu entziehen und zu binden. Die Ölbehandlung fördert die Mundflora und bringt den Säure-Basen-Haushalt ins Lot. Ferner regt das Ölziehen viele Funktionen im Körper an. Aufgrund der stattfinden Entgiftung und Neutralisierung von vielen schädlichen Bakterien im Mundraum, der Regulierung der Mundflora sowie der Bewegung von Zunge und Kiefer werden auch andere Organe im Körper entlastet, geschont und positiv stimuliert. So wirkt das Ölziehen indirekt auch lindernd und vorbeugend gegen Beschwerden, wie z. B. Hautprobleme (Akne, Ekzeme, Neurodermitis), Kopfschmerzen, Migräne, Arthritis, Bronchitis, grippale Infektionen, Magen-Darm-Trakt-Probleme, Bluterkrankungen, Herzerkrankungen, Erkrankungen von Stoffwechselorganen (z. B. Leber, Nieren) und viele weitere Leiden. Gleichzeitig unterstützt es das Immunsystem.
Ölziehen - Herkunft und moderne Forschung
Seit mehr als 2000 Jahren hat das Ölziehen in der indischen Heilkunst Ayurveda eine lange bewährte Tradition. Bereits in den alten ayurvedischen indischen Schriften von Charaka Samhita wurde das Ölziehen erklärt. Basierend auf diesen gleichfalls verwendeten Ölkuren der alten Schamanen Sibiriens, hat der ukrainische Arzt Dr. Fedor Karach in den 1980er Jahren auf einem "Ukrainischen Kongress der Onkologen und Bakteriologen" in einen medizinischen Vortrag das Ölziehen samt seiner Wirkungen vorgestellt, der das höchst interessierte Fachpublikum aufmerksam machte. Einige jüngere wissenschaftliche, klinische Studien wiesen die positive Wirkung des Ölziehens nach. Insbesondere die wirksame Bekämpfung und Reduzierung von Bakterien, wie Streptococcus mutans (Kariesbakterium) sowie die effektive Verringerung von Mundgeruch und Mikroben im Vergleich zum chemischen Antiseptikum Chlorhexidin, das oft in industriellen Mundspüllösungen enthalten ist. Weiterhin belegen viele internationale Studien die antibiotische und antibakterielle Wirkung von naturbelassenen, kalt gepressten Pflanzenölen.
Sind schädliche Nebenwirkungen bekannt?
Für das Ölziehen werden natürliche Öle verwendet, wie sie auch in der Ernährung und Küche zum Einsatz kommen. Schädliche Nebenwirkungen treten durch das Ölziehen nicht auf. Es bewirkt auch keinen Gewöhnungseffekt, der die Anwendung auf Dauer unwirksam oder die zu bekämpfenden Bakterien resistent macht. Anders verhält es sich bei Pflegeprodukten mit dem chemischen Chlorhexidin (z. B. in Mundspülungen, Zahnpasten und Zahngelen), das zu allergischen Reaktionen, Reizungen und Abschuppungen der Mundschleimhaut, Zahnfleischbluten, Nesselsucht, Hautbrennen, Geschmacksverfälschungen und weiteren Nebenwirkungen führen kann.
Ölziehen aktiviert Selbstheilungskräfte des Körpers
Aufgrund seiner entgiftenden und entschlackenden Wirkung bringt das Ölziehen verschiedene Prozesse im Körper in Gang, die vorübergehend verschiedene Reaktionen auslösen können. Dies ist bereits aus anderen wirksamen Heilmethoden bekannt und gilt als Zeichen, dass die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert werden, die Krankheitsherde bekämpfen, Abbauprodukte verstoffwechseln und Schadstoffe ausscheiden. Zu diesen Reaktionen können die anfängliche Erstverschlimmerung, eine gewisse Erschöpfung und ein allgemeines Unwohlsein ebenso wie Verdauungsstörungen, leichte Symptome von Grippe, angeschwollene Lymphknoten sowie Stimmungsschwankungen gehören. Trotzdem es weitestgehend begleitende Erscheinungen des Reinigungsprozesses des Körpers sind, sollte im Zweifelsfall ein Arzt konsultiert werden. Zudem sollte vorab die individuelle Verträglichkeit des jeweils verwendeten Öls geprüft werden.
Mit welchem Öl sollte man das Ölziehen anwenden?
Während in der ayurvedischen Anwendung seit Tausenden von Jahren das Sesamöl für das Ölziehen verwendet wird, schwörte der ukrainische Arzt Dr. Fedor Karach auf das Sonnenblumenöl. In der heutigen Zeit empfehlen auch viele Heilpraktiker das Kokosöl/Kokosfett, das neben seiner Wirkung für viele Anwender auch einen angenehmen Geschmack bietet. All diese drei Öle wurden in Beziehung zum Ölziehen vielfach mit erfolgreichem Ergebnis getestet. Sie alle besitzen wertvolle Fettsäuren, Nährstoffe, eine antibakterielle Wirkung und entzündungshemmende Eigenschaften. Es eignen sich jedoch auch andere Öle, wie zum Beispiel Leinsamenöl, Olivenöl oder Walnussöl. Wichtig ist, dass es sich um hochwertige native, kalt gepresste Öle handelt, die zudem möglichst aus einem biologischen Anbau stammen und all ihre gesundheitlich wertvollen naturgegebenen Inhalts- und Wirkstoffe enthalten. Es gibt zudem Ölmischungen, die speziell für das Ölziehen zusammengestellt wurden. Diese kombinieren oft mehrere geeignete Pflanzenöle mit spezieller Wirkung. Des Weiteren können je nach Behandlungsziel auch Kräuter, Pflanzenextrakte und naturreine ätherische Öle (z.B. ein Tropfen Teebaumöl) zu dem natürlichen Basisöl in geringer Dosis hinzugefügt werden, die für eine intensive Desinfektion und die Bekämpfung von diversen Problemen im Mundraum (z.B. Fisteln) sorgen.
Ölziehen: So geht´s
Das Ölziehen sollte am Morgen nach dem Aufstehen, vor dem Zähneputzen und auf leeren Magen erfolgen. Das Trinken von oder das Spülen mit einem Glas Wasser sollte ebenfalls erst später stattfinden. Einen Löffel von dem ausgewählten Öl oder Kokosfett in den Mund geben und für mindestens 20 Minuten im Mundraum kontinuierlich bewegen. Das Öl vermischt sich mit dem Speichel im Mund. Es entfaltet in dieser Zeit seine volle Wirkung und dringt selbst in die Zahnfleischtaschen ein. Danach alles in ein Taschentuch ausspucken und dieses im Müll entsorgen. Es darf nicht hinuntergeschluckt werden, da die gebildete Öl-Speichel-Mischung viele Krankheitserreger und Schadstoffe bindet, die nicht in den Organismus gelangen sollen. Den Mund mit Warmwasser ausspülen und anschließend wie gewohnt die Zähne putzen. Es kann für mehrere Wochen als Kur oder als regelmäßige Pflege angewandt werden, zum Beispiel anstelle einer industriellen Mundspülung. Das Ölziehen kann bei Bedarf auch mehrmals am Tag durchgeführt werden, sollte jedoch stets vor der Einnahme der Mahlzeiten und auf nüchternen Magen stattfinden.