Zwanghafte Persönlichkeitsstörung: Nicht verwechseln mit Zwangsstörungen
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Zwanghafte Persönlichkeitsstörung: Nicht verwechseln mit Zwangsstörungen

Eine zwanghafte Persönlichkeitsstörung schränkt die Betroffenen im Alltag häufig ein, ohne dass sie sich der Tatsache bewusst sind, dass eine Störung vorliegt. Die Symptome der Krankheit ähneln teilweise denen von Zwangsstörungen, allerdings gibt es deutliche Unterschiede zwischen den beiden verschiedenen Formen.

Zwanghafte Persönlichkeitsstörung: Typische Verhaltensweisen

Der Alltag unterliegt für Menschen, die eine zwanghafte Persönlichkeitsstörung (auch anankastische Persönlichkeitsstörung) haben, deutlich mehr Reglementierungen als für andere. Regeln, Listen, Pläne und Organisationsschemata benutzen sie von daher besonders gerne. Sie neigen zum Perfektionismus, verlieren sich aber oft beim Ausarbeiten in unwichtigen Details und geraten so in Zugzwang, wenn sie eine Aufgabe beenden sollen: Häufig haben sie Probleme, Dinge angemessen zu priorisieren. Die Betroffenen einer anankastischen Persönlichkeitsstörung sind von Zweifeln geplagt, haben aber zugleich ein Defizit, wenn sie sich flexibel zeigen oder einen anderen Standpunkt einnehmen sollen. Sie achten vor allem auf Leistung und opfern dieser auch ihre Freizeit und ihre sozialen Kontakte. Besondere Vorsicht gehört zu ihrer Natur.

Eine zwanghafte Persönlichkeitsstörung sorgt dafür, dass die Betroffenen das Bedürfnis haben, alles immer zu kontrollieren. Teamarbeit liegt ihnen gar nicht, und das Delegieren von Aufgaben fällt ihnen extrem schwer: Sie selbst wissen am besten, wie etwas gemacht werden soll, und erwarten von anderen, dass sie sich anpassen. Moralisch gesehen stellen die Betroffenen hohe Ansprüche an sich selbst und an ihr Umfeld, ohne dass diese Erwartungen auf gesellschaftlichen oder religiösen Aspekten fußen. Zu den typischen Verhaltensweisen bei einer anankastischen Persönlichkeitsstörung gehört auch, dass es den Betroffenen schwerfällt, Hilfe anzunehmen oder gar darum zu bitten. Häufig sind sie, ohne an Geldproblemen zu leiden, geizig – Gespartes wird aufgehoben für mögliche Katastrophen. Sie können nicht gut Dinge wegwerfen, weil man sie irgendwann noch einmal gebrauchen könnte. Das gilt auch für kaputte Sachen oder Gegenstände, die keinen (nicht einmal ideellen) Wert besitzen.

Nicht jeder Betroffene einer anankastischen Persönlichkeitsstörung zeigt all diese Verhaltensweisen gleich stark. Wer aber mehrere dieser Eigenschaften in sich vereint, kann durchaus an der Störung leiden. Sie ist allerdings von außen leichter zu erkennen als für die Betroffenen selbst.

Zwanghafte Persönlichkeitsstörung: Besonders schwierig für das Umfeld

Ein großes Problem einer anankastischen Persönlichkeitsstörung ist die fehlende Selbstreflexion: Eine zwanghafte Persönlichkeitsstörung wird von den Betroffenen nämlich nicht als solche wahrgenommen. Sie haben das Gefühl, dass es eher andere sind, die ihnen den Alltag schwer machen – etwa, indem sie sich moralisch fragwürdig verhalten und dann Verständnis erwarten, indem sie Aufgaben nicht genau so erledigen, wie man es ihnen doch erklärt hat, indem sie unnötige Ausgaben tätigen oder die Freizeit gemeinsam verbringen möchten. Kurz, das Zusammenleben und -arbeiten mit einer Person, die eine zwanghafte Persönlichkeitsstörung hat, ist für das Umfeld nicht gerade einfach, vor allem, weil auch Starr- und Eigensinn zu den typischen Merkmalen der anankastischen Persönlichkeitsstörung zählen. 

Der Leidensdruck ist bei den Betroffenen in den meisten Fällen nicht besonders hoch, von daher wird die Störung auch relativ häufig nicht diagnostiziert und noch viel seltener behandelt. Dabei lässt sich mit einer kognitiven Verhaltenstherapie die soziale Kompetenz verbessern. Außerdem werden hier eingefahrene Denkschemata aufgebrochen und durch etwas flexiblere Verhaltensmuster ersetzt. Häufig merken die Betroffenen erst im Nachhinein, wie viel angenehmer ihr Leben ist, wenn sie die Störung behandeln lassen. 

Anankastische Persönlichkeitsstörung vs. Angststörung: Abgrenzung der Krankheitsbilder

Eine zwanghafte Persönlichkeitsstörung darf nicht mit einer Zwangsstörung verwechselt werden. Die Diagnosekriterien beider Erkrankungen sind unterschiedlich. Zwangsstörungen werden von den Betroffenen als genau das erkannt, was sie sind: Störungen, die ihr Leben beeinträchtigen. Der Zwang zum Beispiel, laufend die Hände zu waschen oder bestimmte Zahlenreihen zu wiederholen, wird von Menschen mit derartigen Zwangserkrankungen in der Regel nicht als normal oder angenehm empfunden. Zwangsstörungen sind aber auch, anders als die zwanghafte Persönlichkeitsstörung, auf eine Störung des Hirnstoffwechsels zurückzuführen. Daraus ergibt sich auch ein Unterschied in der Behandlung der beiden Störungen: Während die zwanghafte Persönlichkeitsstörung mittels Verhaltenstherapie behandelt wird, können im Rahmen der Psychotherapie bei Zwangsstörungen auch Psychopharmaka verabreicht werden.

Es kommt ab und zu vor, dass ein und derselbe Mensch sowohl an einer Zwangsstörung, als auch an einer anankastischen Persönlichkeitsstörung leidet. Das ist aber nicht auf dieselben Ursachen zurückzuführen, sondern hat unterschiedliche Gründe. Auch kann es sein, dass aus der Störung weitere Erkrankungen erwachsen. Das geschieht zum Beispiel, wenn der Betroffene wegen seiner Distanziertheit und seines permanenten Zeitmangels komplett vereinsamt oder wegen des Perfektionismus immer mehr Aufgaben nicht erledigen kann. Letzteres führt zu einem Gefühl der Unzulänglichkeit, das für Personen mit einem derartig ausgeprägten Perfektionismus kaum erträglich ist. In solchen Fällen können sich Depressionen entwickeln, die dann unter Umständen medikamentös behandelt werden müssen. Eine Verhaltenstherapie ist trotzdem zusätzlich unumgänglich, da die Medikamente lediglich die Symptome, aber nicht die Ursachen der Erkrankung behandeln.  

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
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