Übergewicht durch kranke Schilddrüse: So beeinflusst die Schilddrüse das Gewicht
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Übergewicht durch kranke Schilddrüse: So beeinflusst die Schilddrüse das Gewicht

Eine kranke Schilddrüse führt häufig zu zusätzlichen Pfunden. Schuld ist ein Ungleichgewicht im Hormonhaushalt. Gerät die Produktion der Schilddrüsenhormone aus der Balance, beeinflusst das den Energiestoffwechsel – und damit auch den Zeiger der Waage. Warum eine kranke Schilddrüse dick machen kann.

Die Schilddrüse produziert die Hormone Tetrajodthyronin (Thyroxin, T4) und Trijodthyronin (T3) sowie Kalzitonin. Die Ausschüttung der Schilddrüsenhormone wird durch das in der Hirnanhangdrüse gebildete Hormon Thyreoidea-stimulierendes Hormon, kurz TSH, angeregt. Die Nebenschilddrüsen bilden zudem Parathormon, das die Kalzium- und Phosphatkonzentration im Blut steuert. Alle diese Hormone haben einen großen Einfluss auf die Stoffwechselvorgänge im Körper. Sie regulieren unter anderem den Eiweiß-, Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel.

Vergrößerte Schilddrüse: Gewichtszunahme?

Eine vergrößerte Schilddrüse wird auch in medizinischen Fachkreisen auch Struma (Kropf) genannt. Es handelt sich dabei um eine durch Jodmangel begünstigte Schilddrüsenvergrößerung, wobei meist ein Knoten an der Schilddrüse wächst. Viele fragen sich, ob sie bei einer vergrößerten Schilddrüse Gewichtszunahme befürchten müssen. Eine Gewichtszunahme zählt nicht zu den typischen Symptomen einer Schilddrüsenvergrößerung. Eine Struma erkennen Sie vor allem an: 

  • Schluckbeschwerden
  • Gefühl von Enge im Hals
  • Heiserkeit 
  • Atemnot

Schilddrüsenunterfunktion und Übergewicht: Warum nehme ich zu?

Gerät die Hormonproduktion aus dem Gleichgewicht, hat das Folgen für den Energiestoffwechsel – und letzten Endes in vielen Fällen auch für das Gewicht. Eine Gewichtszunahme ist vor allem im Zusammenhang mit einer Schilddrüsenunterfunktion zu beobachten, bei der zu wenige Schilddrüsenhormone gebildet werden. Bildet die Schilddrüse nicht ausreichend T4 und T3, verlangsamt sich der Stoffwechsel und der Energiebedarf sinkt. Viele Betroffene klagen über Übergewicht. Aber: Nicht alle Patienten mit einer Schilddrüsenunterfunktion nehmen an Gewicht zu oder neigen zu Übergewicht.

Schilddrüsenunterfunktion betrifft vor allem Frauen

Von einer Schilddrüsenunterfunktion sind nach Angaben des Berufsverbandes Deutscher Internisten e.V. (BDI) mindestens zwei Prozent aller Frauen und bis zu 0,2 Prozent der Männer betroffen. Die Schilddrüsenunterfunktion wird oftmals im Alter zwischen 40 und 60 Jahren entdeckt. Auslöser ist meist die Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis, die zu einer Entzündung der Schilddrüse führt. Zu den Symptomen einer Schilddrüsenunterfunktion gehören:

  • Gewichtszunahme ohne Änderung der Ernährungsgewohnheiten
  • Verdauungsbeschwerden wie Verstopfung
  • niedriger Blutdruck
  • Schwellungen im Gesichtsbereich
  • zum Teil Kropfbildung (Struma)
  • spröde, trockene Haare, Haarausfall
  • trockene, juckende Haut
  • raue oder heisere Stimme
  • Muskelkrämpfe
  • Frieren
  • Zyklusstörungen
  • Einschränkungen von Libido, Potenz und Fruchtbarkeit

Schilddrüsenunterfunktion: Übergewicht loswerden

Eine Schilddrüsenunterfunktion wird hauptsächlich über die Einnahme von Schilddrüsenhormonen, vor allem Thyroxin (T4) reguliert. Das regt unter anderem die Ausschwemmung von überschüssigem Wasser an, was sich auch auf der Waage zeigt. Das Abnehmen von Fettmasse fällt ebenfalls oft wieder leichter, wenn die Schilddrüsenunterfunktion behandelt wird und die Medikamente gut eingestellt sind. Schilddrüsenexperten zufolge zeigen Maßnahmen wie Sport und gesunde Ernährung in der Regel nach vier bis sechs Wochen nach der Einnahme von Thyroxin Erfolg. Durch die Einnahme von Schilddrüsenhormonen allein lässt sich Übergewicht allerdings nicht bekämpfen. Ein gesunder Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung und einer ausgewogenen, kalorienreduzierten Ernährung ist von ebenso großer Wichtigkeit.

Schilddrüsenunterfunktion: So funktioniert das Abnehmen

Ausreichend Bewegung und Sport sind für die Gewichtsabnahme bei einer Schilddrüsenunterfunktion deshalb so wichtig, da Aktivität nicht nur den Energieverbrauch erhöht, sondern auch die Muskelmasse im Körper erhält beziehungsweise aufbaut. Muskeln verbrauchen auch in Ruhe einiges an Kalorien und erhöhen so den Energieumsatz. Muskelmasse ist für den Fettabbau daher unentbehrlich.

Der Fokus sollte nicht nur auf Ausdauersport liegen. Kraftsport kommt eine ebenso große Bedeutung zu. Das heißt aber nicht, dass es riesige Muskelberge braucht und Schilddrüsen-Patienten schwere Gewichte stemmen müssen. Die Muskeln sollten gut gekräftigt sein. Das lässt sich auch mit Liegestützen, leichten Hanteln, Sit-ups und Kniebeugen erreichen. Eine eiweißreiche Ernährung unterstützt die Bildung und den Erhalt der Muskeln.

Intervall-Fasten gegen überflüssige Pfunde

Schilddrüsenexperten raten zudem, die Nüchternzeiten auszudehnen, um Schwankungen im Blutzuckerspiegel möglichst gering zu halten. So sollten zwischen Frühstück und Mittagessen sowie zwischen Mittagessen und Abendessen jeweils vier Stunden Pause liegen. Zwischen dem Abendessen und dem Frühstück sollte der Körper zwölf Stunden nüchtern sein. Der Körper nimmt dann ab, wenn die verbrauchte Kalorienanzahl größer ist als die aufgenommene.

Schilddrüsenunterfunktion: Gewichtszunahme trotz Tabletten?

Zeigt die Einnahme von Schilddrüsenhormonen in Kombination mit einem gesunden Lebensstil keinen Erfolg und nimmt der Patient weiter an Gewicht zu beziehungsweise gelingt die Gewichtsabnahme nicht, ist es ratsam, den Arzt erneut aufzusuchen. Möglicherweise ist eine Anpassung der Medikamenten-Dosierung notwendig. Eine Blutabnahme kann Aufschluss über die aktuelle Hormonsituation im Körper geben.

Medikamente können Hungergefühl verstärken 

Zudem kann es sein, dass die Medikamente zur Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion das Hungergefühl ankurbeln – und der Patient mehr isst. Zwei bis vier Kilogramm können zu Beginn der Behandlung mit Schilddrüsenhormonen schon mal auf den Hüften landen. Hier spielt die richtige Ernährung eine wichtige Rolle, um dem entgegenzuwirken. Wer unsicher ist, worauf er bei der Ernährung mit Schilddrüsenunterfunktion achten muss, findet Unterstützung bei einer Ernährungsberatung.

Auf keinen Fall sollten Schilddrüsenpatienten auf eigene Faust die Medikation anpassen. Auch von freiverkäuflichen Präparaten und Nahrungsergänzungsmitteln, die mit einer Aktivierung der Schilddrüse werben, sollte man Experten zufolge die Finger lassen. Es kann zu Wechselwirkungen mit den Medikamenten kommen, die der Gesundheit schaden.

Abnehmen trotz Schilddrüsenunterfunktion und Wechseljahre

Eine Gewichtszunahme in Folge einer Schilddrüsenunterfunktion kann zudem ausgeprägter sein, wenn Frauen in den Wechseljahren sind. Denn in den Wechseljahren sinkt der Grundumsatz – was unter anderem in Veränderungen des Hormonhaushalts begründet liegt. So nimmt die Bildung von Sexualhormonen ab. Frauen, die in den Wechseljahren verstärkt an Gewicht zunehmen und unter einer Schilddrüsenerkrankung leiden, sollten ihren Arzt um Rat fragen.

Im Großen und Ganzen gilt für sie das Gleiche wie für andere Schilddrüsen-Patientinnen mit einer Unterfunktion: Ist die Hormonsituation bekannt und die Medikation der Schilddrüsenhormone richtig eingestellt, können mit Hilfe von Sport und einer gesunden Ernährung die Pfunde wieder purzeln. Da mit den Wechseljahren der Grundumsatz generell sinkt, sollten die Frauen für die Gewichtsabnahme allerdings entsprechend Zeit einplanen – und sich von ihrem Arzt die täglich benötigte Kalorienanzahl berechnen lassen. So haben sie einen guten Orientierungswert und es fällt ihnen leichter, die Energieaufnahme im Blick zu behalten.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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