Ständiger Durst: Krankheitsbild Polydipsie
Der Wasserbedarf des menschlichen Körpers und das Durstgefühl
Wasser ist unabdingbar für die körperliche Gesundheit und unser Wohlbefinden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt 1,5 Liter pro Tag, andere Ernährungsexperten raten sogar zu 2 bis 3 Litern. Die Flüssigkeitsaufnahme erfolgt auch durch feste Nahrung wie Obst und Gemüse, zusätzlich produziert der Körper durch Stoffwechselvorgänge selbst Flüssigkeit.
Wenn jemand Durst verspürt, signalisiert der Körper damit einen Flüssigkeitsmangel. Zuständig dafür ist das Durstzentrum im Gehirn – der Nucleus praeopticus medianus, ein Teil des Hypothalamus. Es schlägt bereits ab einem halben Prozent Flüssigkeitsarmut Alarm. Das Gehirn leitet dieses Alarmsignal als Durstgefühl an den Körper weiter.
Polydipsie: Wenn Durst krankhaft wird
Hinter starkem Durst, der sich auch durch viel Trinken nicht stillen lässt, kann eine Polydipsie stecken.
Polydipsie hat drei Hauptsymptome:
- unstillbarer Durst
- häufiges Wasserlassen
- Gewichtsverlust
Wenn diese Symptome über einen längeren Zeitraum auftreten, sollten Betroffene ärztlichen Rat einholen.
Welche Ursachen hat ständiger Durst?
Übermäßiger Durst ist oft ein Symptom anderer Grunderkrankungen. Zum Beispiel ist Polydipsie ein Symptom von Diabetes insipidus. Dabei handelt es sich um eine Hormonmangelerkrankung: Dem Körper fehlt es am Antidiuretischen Hormon (ADH), das eine zentrale Rolle bei der Regulierung des Flüssigkeitshaushalts im Körper spielt. Die Folge: Der Körper scheidet zu viel Urin aus – bis zu 20 Liter täglich. Diese vermehrte Wasserausscheidung wird als Polyurie bezeichnet und ist wiederum die Ursache für ständigen Durst, die Polydipsie.
Weitere Erkrankungen, die zu übermäßigem Durst führen können:
- Diabetes mellitus
- Schilddrüsenerkrankungen
- Cushing-Syndrom (Überproduktion des Hormons Cortisol)
- Hyperkalzämie (erhöhter Calcium-Spiegel im Blutserum)
- Nierenerkrankungen
- Gehirnerkrankungen und -verletzungen
Darüber hinaus gibt es die Symptomatik einer psychogenen Polydipsie: Bei psychischen Erkrankungen wie Magersucht (Anorexie), Zwangsstörungen und Schizophrenie leiden Betroffene zwar nicht an übermäßigem Durst, trinken aber trotzdem große Mengen an Wasser
Zu viel Wasser ist schädlich
Dass zu viel Wasser schädlich sein und zu einer Wasservergiftung (Hyponatriämie) führen kann, wissen nur wenige Menschen. Wer innerhalb kurzer Zeit 5 Liter oder mehr zu sich nimmt, überfordert die Nieren. Sie können die Wassermengen nicht mehr verarbeiten, was den körpereigenen Salzhaushalt durcheinanderbringt und bis zum Tod führen kann.
Polydipsie: Vorbeugung und Therapie
Treten die oben genannten Anzeichen einer Polydipsie über einen längeren Zeitraum auf, ist die Abklärung der Symptome durch einen Arzt erforderlich. Je nach Diagnose erfolgt dann eine individuelle Therapie. In der Regel wird die zugrunde liegende Erkrankung behandelt, die die Polydipsie auslöst.
Liegt keine Krankheit vor, die eine Polydipsie auslösen könnte, sind die Ursachen von übermäßigem Durst womöglich ganz alltäglicher Natur.
Folgende Maßnahmen können helfen, starkem Durst vorzubeugen:
- Alkohol vermeiden, da er dem Körper Wasser entzieht.
- Stets Wasser zum Kaffee trinken, da dieser harntreibend wirkt.
- Nach dem Sport, bei Hitze und im Fall von Infektionen immer ausreichend trinken.
- Den Elektrolythaushalt ausgleichen (zum Beispiel mit stark verdünnten Fruchtsäften), da über Urin und Schweiß auch Salze und Elektrolyte ausgeschieden werden.