Sind Depressionen vererbbar?
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Sind Depressionen vererbbar?

Sind Depressionen vererbbar und gibt es gar so etwas wie ein "Depressionsgen"? Fragen wie diese stehen immer wieder im Raum, wenn es um die psychische Erkrankung geht. Die Antworten fallen vielschichtig aus.

Sind Depressionen vererbbar? In gewissem Umfang

Die genetische Veranlagung kann bei der Entstehung von Depressionsformen eine Rolle spielen, das haben diverse Studien belegt. Entsprechend haben die Menschen, deren Vater oder Mutter erkrankt ist, ein höheres Risiko, selbst von einer Depression betroffen zu sein. Dass psychische Störungen wie Schizophrenie, aber auch Depressionen vererbbar sind, wurde in Untersuchungen von Familien durch Wissenschaftler nachgewiesen: Dabei wurde festgestellt, dass das Risiko für Kinder, selbst zu erkranken um das Dreifache höher ist, wenn die Eltern oder Geschwister von einer Depression betroffen sind. 

Sind Depressionen vererbbar? Zwillingsstudien geben Aufschluss

Die beschriebene Veranlagung zu der psychischen Störung könnte theoretisch nicht durch genetische, sondern auch ausschließlich durch Umweltfaktoren wie innerfamiliäre Spannungen vorgegeben werden. Forscher haben mit Zwillingsuntersuchungen jedoch gezeigt, dass eineiige Zwillinge deutlich öfter erkranken als zweieiige, wenn der jeweilige andere Zwilling unter Depressionen leidet. Bei ihnen besteht demnach eine erhöhte Tendenz zu der Annahme, dass eine vorliegende Depression vererbbar ist. 

Bei Depressionsformen wie einer unipolaren Depression beispielsweise sind bei zweieiigen Zwillingen lediglich 18 bis 20 Prozent der Geschwister betroffen, bei eineiigen hingegen 35 bis 42 Prozent. Exemplarisch dafür, dass Depressionen vererbbar sind, steht die bipolare, affektive Depression: Bei den den zweieiigen Zwillingen sind 5 bis 8 Prozent der Geschwister erkrankt, bei den eineiigen dagegen 50 bis 61 Prozent. 

Da eineiige Zwillinge im Gegensatz zu zweieiigen die gleichen Gene besitzen, ist mit einiger Sicherheit davon auszugehen: Die Veranlagung zu einer Depression wird von genetischen Faktoren, also dem Erbgut mitbestimmt. Zugleich hat sich aber herausgestellt: 58 bis 65 Prozent der eineiigen Zwillinge erkranken nicht, wenn der Bruder oder die Schwester von Depressionsformen wie einer unipolaren Depression betroffen ist. Insofern gilt auch: Zwar ist erwiesen, dass Depressionen vererbbar sind - die Genetik darf als Faktor für die psychische Störung allerdings nicht überbewertet werden.

Inwieweit ist ein einzelnes Gen für die Depression verantwortlich?

Auch wenn es Krankheiten gibt, für die ein bestimmtes verändertes Gen verantwortlich ist: Sind Depressionen vererbbar, wird diese Tatsache nicht durch ein "Depressionsgen" ausgelöst. Bei den meisten betroffenen Frauen und Männern sind es mehrere, gegebenenfalls untereinander und mit Umweltfaktoren in Verbindung stehende Gene, die eine erhöhte Anfälligkeit für die Entwicklung von Depressionsformen bedeuten. So kann beispielsweise ein ungünstig erlernter Denkstil oder durch die eigene Sozialisation erlernte Persönlichkeitsfaktoren eine Ursachen für die Entwicklung von Depressionsformen sein.

Wie genau diese Wechselwirkungen zwischen Gene und Umwelt aussehen, ist je nach Fall unterschiedlich. Zum Beispiel könnten bestimmte, von den Genen bedingte Empfindlichkeiten dafür sorgen, dass bestimmte seelische Belastungen zu einer depressiven Störung führen.

Achtung: Wenn Sie oder Angehörige unter einer Symptomen einer Depression leiden, ist es wichtig, dass Sie sich Hilfe in Form einer Psychotherapie suchen. Durch eine Therapie kann das Krankheitsbild genauer analysiert werden (beispielsweise durch die Unterscheidung zwischen verschiedenen Depressionsformen) und auch mögliche Auslöser für die Entwicklung der Störung bestimmen. In bestimmten Fällen werden nach Absprache mit dem Psychotherapeuten Medikamente (Antidepressiva) eingesetzt. Sprechen Sie mit Ihren Bezugspersonen und lassen sich bei der Depressionshilfe unterstützen. 

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
SM
Sascha Müller
Autor/-in
Ob Krankheiten behandeln oder die Traumfigur erreichen: Sascha Müller setzt sich als gelernter Fitnesskaufmann mit Faible für Medizin mit jeglichen Fragen im Gesünder Leben-Bereich auseinander.
Sascha Müller
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