Können Rotwein und Schokolade Migräne auslösen?
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Können Rotwein und Schokolade Migräne auslösen?

Lange Zeit hieß es, dass Rotwein und Schokolade Migräne hervorrufen können. Es konnte aber nie ein direkter Zusammenhang entdeckt werden, sodass die beiden Lebensmittel als Auslöser wieder verworfen wurden. Doch jetzt gibt es neue Ergebnisse.

Die Verdachtsmomente

Zahlreiche Menschen, die immer wieder von den heftigen Kopfschmerzattacken heimgesucht wurden, berichteten davon, dass Alkohol sie zu begünstigen scheint. Und auch Schokolade wurde mit Migräne in Verbindung gebracht: Ein oder zwei Tage vor einem Anfall bekamen die Betroffenen oft plötzlich Heißhunger auf Schokolade. Dieses plötzliche Verlangen wurde daher als Vorbote der nächsten Kopfschmerzattacke betrachtet. Dass die Süßigkeit selbst den Schmerz auslösen könnte, wurde ins Land der Mythen verbannt. Eine neue Studie jedoch lässt das Thema in einem vollkommen neuen Licht erscheinen.

Wie Rotwein und Schokolade Migräne hervorrufen

Es ist eine Hiobsbotschaft für alle Naschkatzen und Weinliebhaber unter den Migränepatienten: Rotwein, Schokolade und Migräne stehen tatsächlich in einem direkten Zusammenhang. Beide Lebensmittel enthalten eine Menge Nitrat. Wissenschaftler der Universität von Kalifornien in San Diego haben herausgefunden, dass die körpereigenen Bakterien der Kopfschmerzpatienten die Attacken mit auslösen: Die Betroffenen haben im Gegensatz zu anderen Menschen sowohl im Speichel wie auch im Darm deutlich mehr Bakterien, die Nitrat aufnehmen und umwandeln. Man geht davon aus, dass das bei dieser Umwandlung entstehende Abfallprodukt, nämlich Stickstoffmonoxid, die heftigen Schmerzattacken auslöst.

Weitere Untersuchungen geplant

Die Zusammensetzung der Bakterien im menschlichen Körper kann genetisch bedingt sein, die Neigung zu den heftigen Kopfschmerzattacken ist also möglicherweise erblich. Das Ausmaß des Zusammenhangs zwischen dem Nitrat im Rotwein oder der Schokolade und Migräne muss in Folgestudien nun genauer untersucht werden: Sind die Bakterien tatsächlich wie vermutet die Auslöser für die Attacken, könnte das neue Formen der Therapie ermöglichen. Es gibt erste Überlegungen, ob möglicherweise eine Art antibakterieller Mundspülungen den Betroffenen helfen könnte. Allerdings sind bei diesem Lösungsansatz die Darmbakterien noch nicht mit einbezogen, und die Durchführbarkeit der Behandlung müsste noch erprobt werden.

Verzicht vorläufig nötig

Bis dahin heißt es für Migränepatienten: Tapfer sein, die Zähne zusammenbeißen und auf die Genussmittel verzichten. Mit Rotwein und Schokolade endet die schwarze Liste aber leider noch nicht: Nitrat findet sich auch in größeren Mengen in industriell verarbeiteten Fleischwaren wie etwa Wurst oder Leberkäse. Wer also die Attacken umgehen möchte, sollte seinen Speiseplan gänzlich umstellen und die nitrathaltigen Lebensmittel ausschließen.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
CK
Christopher Kiel
Autor/-in
Der Ernährungswissenschaftler setzt sich mit den täglichen Fragen rund um Ernährung auseinander.
Christopher Kiel
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