Emotionale Erpressung in der Partnerschaft: 4 Tipps gegen psychologische Manipulation
1. Motive für psychische Erpressung kennen
Der Mensch ist ein Gefühlswesen. Das nutzen emotionale Erpresser aus und versuchen auf ihre Weise, sich mehr Aufmerksamkeit oder Zuneigung zu verschaffen. Wer ihre Motive kennt, kann sich dagegen wehren. Gründe für emotionale Erpressung können unter anderem Rache, Aggressionen oder Angst sein. Auch einige Menschen mit einem ausgeprägten Narzissmus oder die unter dem Borderline-Syndrom leiden, versuchen so, mehr Zuwendung zu erzwingen. Mehr zum Thema Narzissmus finden Sie unter anderem im Ratgeber: “Warnsignale in der Partnerschaft: So können Sie Narzissmus erkennen“.
2. Unfaire Tricks entlarven
Angst, Schuld, Mitgefühl oder Scham – diese Gefühle sind das Handwerkszeug derer, die psychologische Manipulation betreiben. Oft stecken sie das Feld ab, indem sie sich auf allgemeingültige Regeln beziehen, die, genauer betrachtet, aber nur für sie gelten. So nutzen Eltern Sätze wie “Du hattest es doch versprochen!”, um Kinder zum Einlenken zu bewegen. Auch Vorwürfe à la “Du wolltest das doch nicht mehr machen!” oder “Wenn du das nicht machst, dann mache ich es eben!” funktionieren ähnlich. Sie appellieren an die Schuldgefühle des Betroffenen und nötigen ihn zu einer Entscheidung im Sinne des emotionalen Erpressers.
Erpresser schweigen aber auch oder brechen den Kontakt ab, um Schuldgefühle zu erzeugen. Oder sie versuchen, das Verhalten eines anderen durch Vergleiche zu lenken, etwa “Der Mann von Beate bringt ihr jeden Tag Blumen mit, von dir kommt gar nichts!”. Auch das Märtyrer-Rollenspiel ist unter Paaren weit verbreitet und psychische Manipulation pur. Hier läuft die emotionale Erpressung nach der Logik: “Ich tue so viel, da kannst du ja wenigstens einmal das tun.”
3. Nicht durch emotionale Erpressung unter Druck setzen lassen
Psychische Erpresser verkleinern den Handlungsspielraum des Erpressten auf eine Entweder-oder-Entscheidung. Das Opfer kann sich beugen und entgegen der eigenen Interessen handeln oder ablehnen – und muss dann mit den Konsequenzen leben, also mit Schuldgefühlen und schlechtem Gewissen.
Lassen Sie gar nicht erst zu, dass Sie in diese Zwickmühle geraten. Setzen Sie sich mit Ihren eigenen Schwachstellen auseinander, dann sind Sie weniger anfällig für psychologische Manipulation. Denn vor allem der eigene Partner kennt Sie meist ziemlich gut. Je nach Beziehungstyp weiß der andere um Ihre Hilfsbereitschaft, den ausgeprägten Gerechtigkeitssinn oder das Bedürfnis, besonders kompetent zu erscheinen. Psychologische Manipulation fällt schwerer, wenn Sie sich selbst gut kennen.
4. Den Erpresser stellen
Schweigen Sie nicht bei Psychospielchen. Fühlen Sie sich durch psychische Manipulation unter Druck gesetzt, hilft nur die Flucht nach vorn. Bleiben Sie sachlich und verzichten Sie möglichst auf Schuldzuweisungen oder emotionale Erpressung ihrerseits. Reden Sie nicht um den heißen Brei herum, da der Erpresser ansonsten Unsicherheit bei Ihnen wittert und damit eine Möglichkeit sieht, mit seinen manipulativen Psychospielchen wieder einzuhaken. Sagen Sie klar und deutlich “Nein”, eventuell mit einem kurzen Zusatz wie”Nein, das sehe ich anders”, “Nein, ich lasse mich von dir nicht mehr unter Druck setzen” oder “Nein, da kann ich nicht”.
Bleiben Sie stark. Sobald Sie ins Wanken geraten, anfangen, sich zu erklären und zu rechtfertigen, gewinnt der emotionale Erpresser wieder die Oberhand. Fühlen Sie sich dazu nicht fähig, gehen Sie, nachdem Sie Ihr “Nein” gesagt haben, und lassen den Manipulierer allein. Ist die Situation so verfahren, dass Sie gar nicht mehr normal mit Ihrem Partner reden können und sich selbst nur noch schlecht und schuldig fühlen, sollten Sie eventuell ganz Schluss machen. Wer seine Beziehung noch retten will, kann es mit einer Paartherapie probieren. Opfer emotionaler Erpressung brauchen in schweren Fällen professionelle Unterstützung: hier kann eine Psychotherapie helfen, wieder auf die Beine zu kommen und das eigene zerstörte Selbstwertgefühl wieder herzustellen.