Die Virus-Grippe (Influenza) - Wer sie bekommt, woher sie kommt und wie man sie behandelt
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Die Virus-Grippe (Influenza) - Wer sie bekommt, woher sie kommt und wie man sie behandelt

Jedes Jahr stecken sich 5 bis 20 Prozent der Menschen mit Grippe an. Das sind in Deutschland etwa 4 bis 16 Millionen Menschen. Doch nicht bei jedem Angesteckten bricht die Krankheit auch aus. Was steckt hinter der Grippe? Erfahren Sie hier mehr über die Erkrankung „Virus-Grippe“, die man auch echte Grippe nennt.

Jedes Jahr kommt die Grippewelle

Alljährlich, meistens im Januar, erreicht die sogenannte Grippewelle Deutschland. Man nimmt an, dass die Erreger der Grippe sich in der trockenen und kalten Luft einfacher ausbreiten können als zu anderen Jahreszeiten. In der kalten Jahreszeit werden die Grippe-Erreger mit der kalten Luft gemeinsam eingeatmet. Nun befinden sich die Grippe-Erreger in der feuchten und warmen Nase. Die Nase ist innen mit einer feuchten und glatten Haut ausgekleidet. Das ist die Schleimhaut. Die Grippe-Erreger, oder auch Influenza-Viren genannt, dringen in die Schleimhaut ein. Typischerweise dringen die Viren über die Schleimhäute in Mund, Rachen und Nase ein. Von dort aus beginnen die Viren, sich zu vermehren und im Körper zu verbreiten.

Die Krankheits-Erreger der Grippe

Die Grippe wird von bestimmten Erregern ausgelöst, den sogenannten Influenza-Viren. Vereinfacht bestehen Viren aus Erbgut und aus einer Hülle. Die Hülle macht die Viren widerstandsfähig, einige mehr, andere weniger.

Wie steckt man sich an?

Die Grippe-Viren kann man auf verschiedene Wege zufällig in den Körper aufnehmen. Ein häufiger Weg der Ansteckung sind winzige Tröpfchen, die beim Niesen von Mitmenschen mit Grippe-Viren versprüht werden. Viele dieser Tröpfchen sind so klein, dass man sie nicht auf der Haut spüren kann. Trotzdem sind sie über und über mit Grippe-Erregern gefüllt. Wenn man diese Tröpfchen einatmet, hat man das Virus im Körper.

Man kann sich auch durch Händeschütteln anstecken oder durch Oberflächen, die man berührt. Das funktioniert nur, wenn an den Händen oder den Oberflächen Tröpfchen mit Grippe-Viren waren. Hat man die Grippe-Viren an den Händen, gelangen sie meist auch in den Körper. Mit den Händen macht man recht viele unbewusste Bewegungen und fasst sich zum Beispiel sehr oft ins Gesicht. So können die Grippe-Viren wiederum in die Schleimhaut gelangen.

Darum ist es vor allem in der kalten Jahreszeit wichtig, sich die Hände mit Seife zu waschen. Man sollte die Hände unter fließendes Wasser halten. Die Seife sollte man dann mindestens eine halbe Minute überall an den Händen verreiben, auch zwischen den Fingern und an den Fingerkuppen. Anschließend sollen die Hände mit genügend Wasser abgespült und gut abgetrocknet werden. Vielleicht sind Ihnen solche Anleitungen zum richtigen Händewaschen schon an einigen Orten aufgefallen. Richtiges Händewaschen verhindert, dass viele Keime und Krankheits-Erreger sich verbreiten können.

Wer bekommt die Grippe?

Das Grippe-Virus im Körper zu haben, löst allein noch keine Virus-Grippe aus. Normalerweise bekämpft der Körper die Viren mit seinem Abwehrsystem. Das fällt dem Körper leichter und er kann schneller reagieren, wenn er so ähnliche Viren schon einmal bekämpft hat.

Bei gesunden Erwachsenen bildet der Körper innerhalb von einigen Tagen Abwehrstoffe, die genau an die Hülle des Grippe-Virus passen.

Was passiert aber, wenn das Abwehrsystem des Körpers nicht so schnell reagieren kann? Das Abwehrsystem ist in verschiedenen Lebensabschnitten unterschiedlich aktiv. Bei kleinen Kindern unter zwei Jahren ist es häufig noch nicht gut genug ausgebildet. Bei älteren Erwachsenen über 60 Jahren hat das Abwehrsystem seinen Höhepunkt bereits überschritten und wird wieder schwächer. Auch bei Menschen mit dauerhaften Krankheiten arbeitet das Abwehrsystem oft nicht so gut wie normalerweise. Sehr junge Kinder, ältere Erwachsene und Menschen mit dauerhaften Krankheiten sind – ohne Schutz-Impfung - besonders gefährdet, eine Virus-Grippe zu bekommen.

Wie lange dauert es, bis erste Beschwerden durch die Grippe auftreten?

Wenn man sich mit Grippe angesteckt hat, dann bemerkt man es in der Regel nicht sofort. Nur etwa ein Drittel der angesteckten Menschen erkrankt an Grippe. Von den Menschen, bei denen die Grippe ausbricht, hat ein Drittel mildere Beschwerden. Die milderen Beschwerden sehen oft so aus wie eine herkömmliche Erkältung.

Wer an Grippe erkrankt, bemerkt es in der Regel etwa 2 Tage, nachdem er Kontakt mit den Grippe-Viren hatte.

Wer sich angesteckt hat, verteilt die Grippe-Viren weiter. Die verteilten Grippe-Viren können nur andere anstecken, wenn sich die Viren noch vermehren können. In der Regel verteilt ein Erkrankter Viren in seiner Umgebung etwa bis zum 5. Tag, nachdem die Beschwerden begonnen haben.

Welche Beschwerden hat man durch die Grippe?

Wenn die Grippe ausbricht, dann fühlt man sich sehr plötzlich richtig krank. Man fühlt sich schwach, hat plötzlich Kopfschmerzen, häufig Muskelschmerzen und man bekommt Fieber. Bei älteren Menschen kann das Fieber jedoch auch komplett fehlen, obwohl sie eine Grippe haben. Als Fieber zählt eine Körperwärme über 38,5 Grad Celsius. Die genausten Werte für die Körperwärme kann man zu Hause durch ein Fieber-Thermometer im Po ermitteln.

Zu dem Fieber, den Schmerzen und dem allgemeinen Krankheits-Gefühl kann später trockener Reizhusten hinzukommen.

Die Grippe dauert etwa 5 Tage bis 7 Tage, also eine Woche. Wenn man schon vorher geschwächt war, kann die Grippe allerdings auch sehr viel länger dauern. Gerade für ältere Menschen ist die Grippe eine gefährliche Krankheit, an der jährlich auch Menschen sterben.

Wie behandelt man die Grippe?

Um die Grippe zu behandeln gibt es zwei verschiedene Denk-Ansätze: Zum einen kann man die Grippe-Erreger beim Vervielfältigen stören. Es gibt bestimmte Medikamente, die genau gegen die Vermehrung von Grippe-Erregern wirken. Diese Medikamente enthalten den Wirkstoff Oseltamivir oder Zanamivir. Zuerst muss der Arzt jedoch herausfinden, ob sein Patient die Beschwerden durch Grippe-Erreger hat und nicht durch andere Erreger. Um Grippe-Erreger nachzuweisen, kann der Arzt einen Abstrich mit einem Wattestäbchen in der Nase oder im Mund machen. Der Abstrich wird dann in ein Labor geschickt, das die Keime auf dem Wattestäbchen untersucht.

Wenn dort tatsächlich Grippe-Erreger gefunden werden, gibt es noch eine Bedingung für Grippe-Medikamente. Die Grippe-Medikamente sind nur wirksam, wenn sie in den ersten 2 Tagen nach der Ansteckung mit den Grippe-Erregern eingenommen werden. Das Problem dabei ist, dass die meisten Menschen erst nach diesen 2 Tagen Grippe-Beschwerden bekommen. Nach den ersten 2 Tagen sind schon genug Grippe-Erreger im Körper, um die Krankheit auszulösen.

 Zum anderen kann man die Beschwerden der Grippe-Erkrankung behandeln. Es ist wichtig, dass man das Fieber senkt. Dafür gibt es fiebersenkende Medikamente. Außerdem kann man Schmerzmittel gegen die Kopfschmerzen und Muskelschmerzen einnehmen. Darüber hinaus ist es sehr wichtig, dass man genug Flüssigkeit zu sich nimmt. Auch den Reizhusten kann man mit Medikamenten lindern, sodass man nachts durchschlafen kann und sich besser erholt.

Die Behandlung von Grippe-Beschwerden ist das Wichtigste, um sich von der Grippe zu erholen. Wenn man einmal die Grippe durchgemacht hat, kann man sie trotzdem noch einmal bekommen.

Das Virus verändert sich

Die Grippe-Viren haben eine besondere Fähigkeit: Sie können ihr Erbgut verändern. Das passiert zum Beispiel spontan, wenn sich Viren vervielfältigen. Ein winziger veränderter Baustein im Erbgut der Viren kann bedeutende Folgen für die äußere Hülle der Viren haben. Dadurch verändert sich das Aussehen der Viren.

Viren sind nicht in der Lage, sich ohne fremde Hilfe zu vermehren. Dafür brauchen sie ein Lebewesen, das sie befallen haben. Das Lebewesen nennt man auch Wirt. So ein Wirt ist zum Beispiel ein Tier oder ein Mensch. In die Zellen des Wirts schleusen die Viren ihr Erbgut ein. Zellen sind die kleinsten lebendigen Bausteine eines Lebewesens.

Nun ist das Virus in der Zelle seines Wirts. Es lässt die Wirtszelle sein Erbgut vervielfältigen. Danach bilden sich daraus neue vollständige Viren und lassen sich von der Zelle ausschleusen. So gelangen sehr viele neue Viren auf einmal in den Körper.

Die äußere Hülle der Viren

Die äußere Hülle der Viren hat großen Einfluss darauf, wie ansteckend ein Virus ist. Die Hülle bestimmt, wie gut ein Virus in die Zelle eines Lebewesens eindringen kann.

Die äußere Hülle ist der Bereich am Virus, der vom Abwehrsystem des Körpers erkannt wird. Vom Aussehen der Hülle hängt es ab, ob das Abwehrsystem das Virus gut bekämpfen kann oder damit überfordert ist.

Impfen gegen die Grippe

Besonders grippegefährdete Menschen können sich jährlich eine Grippe-Schutzimpfung beim Arzt geben lassen. Das wird auch Menschen empfohlen, die im Gesundheitswesen arbeiten oder täglich Kontakt mit vielen Menschen haben. Generell wird allen Erwachsenen ab 60 Jahren empfohlen, sich gegen die Virus-Grippe impfen zu lassen. Aber auch für Menschen mit einem schwächeren Abwehrsystem oder dauerhaften Krankheiten ist eine Grippe-Impfung sinnvoll.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
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Anne Klinkenberg
Autor/-in
Die Ärztin Anne Klinkenberg hat Medizin in Greifswald studiert und in Polen, Österreich und der Schweiz Praxis-Erfahrung gesammelt. Sie ist seit 2014 für die "Was hab' ich?" gemeinnützige GmbH tätig und verfasst für das Online-Portal unter anderem laienverständliche medizinische Texte.
Anne Klinkenberg
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