Viren-Risiko: 5 häufige Virusinfektionen, die den Körper fordern
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Viren-Risiko: 5 häufige Virusinfektionen, die den Körper fordern

Grippe, Erkältung, Herpes und nun Corona: Eine Virusinfektion hat viele Gesichter. Während einige Viren für den Menschen harmlos sind, verursachen andere leichte bis schwere Infektionen. Viren sind echte Verwandlungskünstler. Es gelingt ihnen immer wieder, das körpereigene Immunsystem zu überwinden. Viren-Risiko: Fünf häufige Virusinfektionen, die den Körper fordern.

Was sind Viren?

Eine Virusinfektion wird durch Viren verursacht. Viren sind keine Lebewesen. Sie haben weder eine Zelle noch einen eigenen Stoffwechsel. Sie bestehen aus einem oder mehreren Molekülen, welche das Erbgut (DNA oder RNA) enthalten. Umhüllt sind diese Moleküle mit einer Schicht aus Fetten und/ oder Eiweiß. Nicht alle Viren befallen den Menschen und nicht alle Viren machen krank. Zudem wehrt das körpereigene Immunsystem viele Virenangriffe erfolgreich ab und verhindert so eine Virusinfektion. Ist die Abwehr allerdings nicht stark genug, vermehren sich die Viren im Körper und verursachen Erkrankungen. In der Umgebung können Viren teilweise lange überleben und ansteckend bleiben. Ohne Wirtszelle sterben sie irgendwann ab.

Virusinfektion: Wie vermehren sich Viren?

Bei einer Virusinfektion dringen Viren in Wirtszellen ein und programmieren diese so um, dass sie die vom Virus benötigten Bausteine herstellen. So vermehren sich die Viren in den befallenen Zellen. Schließlich sterben die Wirtszellen ab und mit ihrem Tod werden tausende Viren freigesetzt. Die freigesetzten Viren suchen sich nun ebenfalls Wirtszellen. Geeignete Wirtszellen können beispielsweise Muskelzellen sowie weiße und rote Blutkörperchen sein, aber auch viele andere.

Da ein mit Viren infizierter Körper die Erreger über Körpersekrete ausscheidet, ist er ansteckend und kann die Viren auf andere Menschen übertragen. Im Falle einer Erkältung beispielsweise werden Erkältungsviren beim Sprechen, Husten und Niesen über Tröpfchen weitergegeben (Tröpfcheninfektion). Über infizierte Flächen können Viren auf die Hände und von dort auf die Schleimhäute gelangen (Schmierinfektion). Sexuell übertragbare Viren werden durch ungeschützten Geschlechtsverkehr weitergegeben.

Erkältungsviren: Jeder Erwachsene erkrankt bis zu fünf Mal im Jahr

Über 200 Erkältungsviren sind bekannt. Sie führen vor allem in den Herbst- und Wintermonaten zu Husten, Schnupfen, Halsweh und Abgeschlagenheit, da sie sich bei kühlen Temperaturen besser vermehren und das Immunsystem oft geschwächt ist. Am häufigsten sind Rhinoviren Auslöser von Erkältungen. Coronaviren sind die zweithäufigsten Erkältungsviren. Während Rhino- und Coronaviren harmlose Erkältungen auslösen, kann das seit Dezember 2020 neu aufgetretene Coronavirus SARS-CoV-2 zu lebensbedrohlichen Verläufen führen – vor allem bei älteren und immungeschwächten Menschen sowie bei Menschen mit Vorerkrankungen. Die neu entwickelten Corona-Impfungen, etwa die mRNA-Impfungen von Biontech und Moderna, sollen helfen, schweren Verläufen zu vorzubeugen.

Erkältung: Wann zum Arzt gehen?

Mit einer Virusinfektion mit Erkältungsviren sollten Sie immer dann mit Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin oder einem Hals-Nasen-Ohrenarzt Kontakt aufnehmen, wenn

  • die Erkältungsbeschwerden zunehmen.
  • Sie sich sehr schlecht fühlen.
  • hohes Fieber hinzukommt.
  • starke Kopfschmerzen auftreten. Diese können auf eine Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) hindeuten.
  • Sie grünliches Sekret beim Naseputzen oder Husten feststellen. Das deutet auf eine Begleitinfektion mit Bakterien hin.
  • Atembeschwerden hinzukommen.
  • sich starker Husten mit Schleimbildung entwickelt.
  • Sie den Verdacht haben, dass Sie an Corona erkrankt sein könnten.

Grippeviren: Impfung senkt Erkrankungsrisiko

Die echte Grippe wird durch Influenzaviren verursacht. Sie ist eine akute Erkrankung der Atemwege. Meist treten zu Jahresbeginn Grippewellen auf. Immer wieder sterben Menschen an der Infektion mit Grippeviren. Gefährdet für schwere Grippeverläufe sind ältere Menschen, Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sowie Menschen mit Vorerkrankungen. Jedes Jahr wird ein neuer Impfwirkstoff entwickelt, der hilft, vor einer Ansteckung mit Influenzaviren zu schützen. Da sich Influenzaviren immer wieder verändern, muss auch der Impfwirkstoff jedes Jahr angepasst werden.

Grippe: Wann zum Arzt gehen?

Bei einem unkomplizierten Verlauf gehen die Beschwerden einer Virusinfektion mit Grippeviren nach fünf bis sieben Tagen zurück. Bei schweren Verläufen ist besonders eine Lungenentzündung gefürchtet. Bleiben Symptome wie Fieber, Muskel-, Glieder-, Rücken- oder Kopfschmerzen, Halsschmerzen oder trockener Husten bestehen oder verschlimmern sich die Beschwerden, sollten Sie immer einen Arzt oder eine Ärztin kontaktieren. Ein Facharzt für Allgemeinmedizin, ein Facharzt für Innere Medizin (Internist) sowie ein Hals-Nasen-Ohrenarzt (HNO-Arzt) sind die richtigen Ansprechpartner bei einer Grippe. 

Herpesviren: einmal im Körper, immer im Körper

Lippenherpes wird meist durch das Herpes-simplex-Virus Typ 1 (Herpes labialis) verursacht, seltener durch Viren vom Herpes-simplex-Typ 2, der auch Genitalherpes (Herpes genitalis) verursacht. Die Erstinfektion mit Herpes-simplex-Typ 1 (HSV1) erfolgt meist unbemerkt vor dem sechsten Lebensjahr. Ist das Virus einmal im Körper, verbleibt es dort ein Leben lang und kann jederzeit aktiv werden und eine neue Virusinfektion auslösen. Aus diesem Grund bilden sich bei Betroffenen immer wieder die brennenden und juckenden Herpesbläschen. Interessant: Nicht bei jedem HSV-Träger brechen die Herpesbläschen aus. Besonders betroffen sind Menschen, deren Körperabwehr geschwächt ist. Die Bildung der Herpesbläschen kündigt sich durch Kribbeln, Brennen und Spannungsgefühle der betroffenen Hautstelle an.

Der Ausbruch kann eingedämmt werden, wenn bei den ersten Symptomen ein antivirales Mittel, etwa ein Gel oder eine Salbe, aufgetragen wird. Der Hautarzt oder die Hautärztin kann Ihnen ein entsprechendes Mittel empfehlen. Auch in der Apotheke können Sie sich beraten lassen, welche Präparate bei Herpes geeignet sind. Zu den eingesetzten Wirkstoffen gegen Herpes gehören unter anderem Aciclovir oder Penciclovir. Auch Melissenöl wird eine lindernde Wirkung zugesprochen.

Herpes: Wann zum Arzt gehen?

Die Flüssigkeit der Herpesbläschen ist hochansteckend. Sorgfältge Hygienemaßnahmen sind wichtig, um zu verhindern, dass die Viren an andere Stellen verschmiert werden. Meist heilt Herpes nach einer bis zwei Wochen komplikationslos ab. Zum Arzt sollten Sie mit Lippenherpes gehen, wenn

  • Herpes mit einem starken Krankheitsgefühl verbunden ist.
  • sich Herpesbläschen in der Nase bilden. Die Viren können in das Gehirn gelangen und eine lebensgefährliche Entzündung hervorrufen (Herpes Encephalitis). Gehen Sie zum Hals-Nasen-Ohrenarzt.
  • sich Herpesbläschen in der Nähe des Auges oder sogar im Auge bilden (Herpes corneae). Bleibende Schäden und Seheinschränkungen sind möglich sowie Vernarbungen der Hornhaut. Gehen Sie zum Augenarzt.
  • Sie schwanger sind und einen ausgeprägten Lippenherpes entwickeln oder Herpesbläschen im Intimbereich auftreten. Gehen Sie auf jeden Fall zu einem Frauenarzt (Gynäkologen). Haben Männer Herpes im Intimbereich ist der Urologe der richtige Ansprechpartner.

Virusinfektion durch Noroviren: starker Durchfall als Symptom

Noroviren sind laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) die häufigste Ursache von gemeldeten Magen-Darm-Erkrankungen des Menschen in Deutschland. Noroviren sind hochansteckend und führen zu schweren Virusinfektionen mit Erbrechen und starken Durchfällen. Noroviren können sowohl von Mensch zu Mensch als auch über verunreinigte Lebensmittel und Oberflächen auf den Menschen übertragen werden. Bereits 10 bis 100 Viren reichen für eine Infektion aus. Ein bis zwei Tage nach der Virusaufnahme kann es zu akutem Brechdurchfall mit einem ausgeprägten Krankheitsgefühl kommen. Die Krankheitssymptome verschwinden meist nach zwei bis drei Tagen. Schonkost sowie eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr in Form von Gemüsebrühen, magenschonenden Tees und stillem Mineralwasser helfen, die Magen-Darm-Grippe zu überstehen und den Körper in dieser Zeit mit wichtigen Salzen und Flüssigkeit zu versorgen. Eine Impfung gegegn die Magen-Darm-Infektion gibt es nicht. Die Behandlung legt den Fokus auf die Linderung der Symptome.

Magen-Darm-Infektion: Wann zum Arzt gehen?

Erbrechen und Durchfälle sind für den Körper mit einem großen Flüssigkeits- und Salzverlust verbunden. Schwere Kreislaufprobleme bis hin zur Austrocknung (Dehydration) drohen, wenn Erbrechen und Durchfall sehr stark ausgeprägt sind und länger als drei Tage andauern. Bei einer Magen-Darm-Infektion sollten Sie immer dann Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin (Allgemeinmediziner, Internist) oder einen Gastroenterologen oder eine Gastroenterologin kontaktieren, wenn

  • Erbrechen und Durchfall sehr stark sind.
  • es Ihnen sehr schlecht geht.
  • hohes Fieber die Magen-Darm-Erkrankung begleitet.
  • die Symptome nach zwei bis drei Tagen nicht nachlassen.
  • Blut im Stuhl sichtbar ist.
  • Verdacht auf eine Vergiftung besteht.

Achtung: Da Kinder, ältere Menschen sowie immungeschwächte Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen ein besonders hohes Risiko für schwere Verläufe haben, sollte bei Erbrechen und Durchfall immer Kontakt mit einem Arzt oder einer Ärztin aufgenommen werden.

Virusbedingte Kinderkrankheiten: Welche Impfungen braucht mein Kind?

Zu den bekannten virusbedingten Erkrankungen bei Kindern gehören unter anderem Windpocken (Varizella-Zoster-Viren), Masern (Briarcus morbillorum) und Röteln (Rubella-Virus). Da alle drei Kinderkrankheiten hochansteckend sind und mit gesundheitlichen Komplikationen einhergehen können, sowohl bei Schwangeren als auch bei Ungeborenen, Neugeborenen und Kindern, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts (RKI) im aktuellen Impfkalender für Standardimpfungen Kinder impfen zu lassen.

Krankes Kind: Wann zum Arzt gehen?

Wichtige Informationen zu den einzelnen Erkrankungen, Impfungen und Impfempfehlungen finden Sie auf den Seiten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sowie unter gesundheitsinformation.de des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Haben Sie den Verdacht, dass Ihr Kind an einer virusbedingten Infektionskrankheit leidet, sollten Sie sicherheitshalber immer Kontakt mit dem Kinderarzt oder der Kinderärztin aufnehmen. Das kann im ersten Schritt auch telefonisch erfolgen. Geht es Ihrem Kind schlecht, sollten Sie einen Termin in der Praxis vereinbaren. 

Vireninfektionen vorbeugen: Das können Sie tun

Eine gute Hygiene hilft, virusbedingten Erkrankungen vorzubeugen. Dazu gehört:

  • eine gute Händehygiene mit regelmäßigem und gründlichem Händewaschen, unter anderem nach dem Toilettengang sowie vor und nach der Zubereitung von Speisen.
  • die Einhaltung der Husten- und Niesetikette (Husten und Niesen in die Armbeuge und ein Abwenden von umstehenden Personen).
  • die Verwendung von Wegwerftaschentüchern.
  • Abstandhalten bei Erkrankung.

Lebensmittelbedingten Virusinfektionen können Sie vorbeugen, indem Sie bei der Zubereitung auf eine gute Küchenhygiene achten und die Lebensmittel gut durchgaren beziehungsweise frische Lebensmittel rasch verzehren. Rohe Lebensmittel sollten vor dem Verzehr abgewaschen werden.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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