Ist Alzheimer erblich?
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Ist Alzheimer erblich?

Spätestens, wenn die Diagnose bei einem Familienmitglied gestellt wird, fragen sich viele Menschen, ob Alzheimer vererbt wird. "Bekommen ich das dann auch, wenn ich alt bin?" Leider lässt sich die Frage der Vererbbarkeit nicht mit einem klaren Ja oder Nein beantworten. Am ehesten mit einem "in den meisten Fällen vermutlich nicht". Das Problem ist, dass so viele Aspekte dieser Gehirnerkrankung noch nicht vollständig erforscht sind - vor allem, was die Ursachen angeht.

Zwei Formen von Alzheimer

Bekannt ist allerdings, dass es zwei Formen von Alzheimer gibt, die familiäre und die sporadische Form. Die eine davon ist definitiv erblich, die andere eventuell in geringem Maße. Die Veränderungen im Gehirn und der allgemeine Verlauf sind zwar bei beiden Varianten gleich, die Risikofaktoren und das Erkrankungsalter der Patienten unterscheiden sich jedoch.

Familiäre Alzheimererkrankung

Diese Form tritt in Familien gehäuft auf und hängt offenbar mit einer bestimmten (vererbbaren) Genmutation zusammen. Sie ist aber gleichzeitig die sehr viel seltenere Form. Nur 1 bis 2 Prozent aller Alzheimererkrankungen zählen dazu. 

Es sind bislang drei Gene bekannt, die die familiäre Form von Alzheimer auslösen können. Wenn nur eines dieser Gene mutiert ist, erkrankt die Person in jedem Fall. Die Vererbung erfolgt "autosomal-dominant". Das heißt, es reicht, das mutierte Gen von nur einem Elternteil vererbt zu bekommen. Mit anderen Worten: Trägt ein Elternteil diese Mutation in sich, liegt die Wahrscheinlichkeit bei 50 Prozent, dass das Kind die Mutation und damit die Krankheit auch bekommt. 

Die familiäre Alzheimererkrankung bricht deutlich früher aus als die altersbedingte Form, Symptome können sich schon ab dem 30. Lebensjahr zeigen, aber auch erst ab dem 60. 

Sporadische Alzheimererkrankung

Diese Form macht 98 Prozent aller Fälle aus. Hier gilt: Der größte Risikofaktor ist das Alter. 

Das heißt nicht, dass die Gene gar keine Rolle spielen: Es gibt ein sogenanntes Risikogen namens Apolipoprotein Epsilon 4 (ApoE4). Risikogen heißt, dass jemand, der dieses Gen in sich trägt, erkranken kann, aber nicht muss. Im Fall von ApoE4 ist auch nicht sicher, wie groß sein Einfluss auf eine mögliche Alzheimererkrankung ist. Forscher vermuten, dass 25 bis 50 Prozent aller Alzheimerpatienten Träger des ApoE4-Gens sind. Genaue Zahlen gibt es dazu nicht, weil Ärzte bei Alzheimerpatienten nur sehr selten einen Gentest veranlassen. Im Umkehrschluss lässt sich außerdem nicht sagen, dass jeder Träger dieser Genvariante zwangsläufig erkrankt. 

In Bezug auf eine Erkenntnis sind sich aber alle Experten einig: Je älter ein Mensch ist, desto höher sein Risiko, an sporadischem Alzheimer zu erkranken. Eine ungesunde Lebensführung erhöht das Risiko noch, also Rauchen, Alkohol, wenig Bewegung und viel fettes Essen. 

Besondere Aufmerksamkeit auf die ersten Symptome legen 

Wenn in Ihrer Familie, besonders bei engen Verwandten, gehäuft Alzheimer auftritt, spricht das dafür, dass es sich um die familiäre Form handelt. Besonders, wenn sich die Symptome in relativ jungen Jahren zeigen, also mit 30, 40 oder 50. In diesem Fall sollten Sie bei sich selbst besonders aufmerksam sein, damit Sie erste Symptome nicht übersehen. Heilen lässt sich Alzheimer zwar nicht, aber mit Medikamenten lässt sich der Verlauf verlangsamen. Und je eher die Krankheit diagnostiziert wird, desto besser. 

Gibt es vielleicht nur einen Fall in der Familie und trat der auch erst im hohen Alter auf, handelt es sich wahrscheinlich um die sporadische Form von Alzheimer. Da bei dieser Form die Gene wahrscheinlich nur ein kleiner Faktor sind, gibt es für Sie keinen Grund, sich zu viele Sorgen zu machen, dass Sie später selbst erkranken. Aufmerksam zu bleiben und sich über Symptome zu informieren, schadet natürlich trotzdem nicht.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
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