Helmpflicht auf dem Fahrrad: Wissenswertes zum Kopfschutz
Ist der Fahrradhelm Pflicht?
Um es vorwegzunehmen: In Deutschland gibt es keine Helmpflicht für Fahrradfahrer. Radfahrer müssen hierzulande weder mit Bußgeldern noch mit anderen Sanktionen rechnen, wenn sie ohne Helm unterwegs sind. Das gilt auch für E-Bikes bis 25 km/h. Laut der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) tragen mittlerweile immer mehr (auch junge) Leute einen Helm. Während 81 Prozent der Kinder zwischen 6 und 10 Jahren einen Helm tragen, sind es in der Altersgruppe zwischen 11 und 16 Jahren 54 Prozent. Das geht aus einer Pressemitteilung aus dem Jahr 2020 hervor.
Was kaum einer weiß: Auch für Kinder gilt in Deutschland keine Helmpflicht – ganz im Gegensatz zu anderen Ländern. Dennoch tragen die meisten Kinder in Deutschland beim Fahrradfahren einen Helm – eine sehr positive Beobachtung. Denn gerade Kinder können die Risiken im Straßenverkehr oft noch nicht richtig einschätzen, wodurch der Helm für sie einen besonders wichtigen Schutz darstellt.
Helmpflicht im Ausland
Wer im Ausland mit dem Fahrrad unterwegs ist, sollte sich über die Bestimmungen des jeweiligen Landes informieren. Eine strikte Helmpflicht für alle Fahrradfahrer gilt etwa in den folgenden Ländern:
- Australien
- Neuseeland
- Finnland
- Malta
- Südafrika
- Slowakei (außerhalb geschlossener Ortschaften)
- Spanien (außerhalb geschlossener Ortschaften)
In vielen europäischen Ländern besteht eine spezielle Helmpflicht für Kinder und Jugendliche. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Altersgrenzen:
- Österreich: bis zwölf Jahre
- Island, Schweden, Slowenien, Slowakei: bis 15 Jahre
- Estland, Kroatien: bis 16 Jahre
- Litauen, Tschechien: bis 18 Jahre
Ob eine Helmpflicht für Radfahrer allgemein oder nur für bestimmte Altersgruppen auch in Deutschland sinnvoll wäre, ist umstritten. Befürworter und Gegner haben ganz unterschiedliche Argumente.
Das spricht für den Helm per Gesetz
71,9 Prozent der Verletzungen bei einem schweren Fahrradunfall sind laut einer Studie Kopfverletzungen. Der Kopf ist also besonders stark gefährdet. Laut Experten könnten aber etwa 80 Prozent der Kopfverletzungen bei schweren Fahrradunfällen durch einen Helm verhindert werden. Befürworter einer Helmpflicht plädieren deshalb dafür, das Tragen eines Helmes gesetzlich festzulegen. Tatsächlich gibt es Studien, die belegen, dass eine Helmpflicht dazu beitragen kann, die Anzahl der Kopfverletzungen bei Fahrradunfällen zu verringern.
Kritik an der Helmpflicht
Helmpflichtgegner befürchten, dass durch eine gesetzliche Helmpflicht die Zahl der Fahrradfahrer sinken würde. Auch das wird durch Studien aus Australien belegt. Seit der Einführung der Helmpflicht geht dort die Anzahl der Fahrradfahrer zurück. Die hier zusammengefasste Studie zeigt unter anderem, dass insbesondere die Anzahl derer, die mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, stark zurückging – zwischen 1991 und 2006 um durchschnittlich 30 Prozent.
Wenn weniger Menschen mit dem Fahrrad unterwegs sind, kann das verschiedene negative Auswirkungen haben:
- Die Gefahr eines Unfalls für die verbliebenen Radfahrer steigt. Denn laut Experten gilt: Je mehr Fahrräder unterwegs sind, desto aufmerksamer sind Autofahrer. Sind weniger Radler auf der Straße, nehmen Autofahrer sie schlechter wahr – die Unfallgefahr steigt.
- Die positiven Effekte des Radfahrens auf die Gesundheit entfallen. Die Anzahl von Herz-Kreislauf-Erkrankungen könnte in diesem Fall zunehmen.
Außerdem führen Helmpflichtgegner an, dass das Sicherheitsgefühl des Helms zu einem riskanteren Fahrverhalten von Fahrradfahrern führen könnte. Einige gehen auch davon aus, dass Autofahrer unbewusst riskanter fahren, wenn die Radfahrer um sie herum einen Helm tragen. Bessere Informations- und Aufklärungsarbeit nützt laut den Gegnern einer Helmpflicht mehr als zusätzliche Vorschriften. Denn der Katalog an Verkehrsregeln für Fahrradfahrer ist bereits recht umfangreich.
Zahlen belegen: Fahrradhelme schützen
Trotz aller Kritik an der Helmpflicht scheinen die Zahlen für eine Schutzwirkung des Fahrradhelms zu sprechen. Die Stuttgarter Polizei berichtete im Jahr 2017 über 447 Fahrradunfälle, 64 Personen wurden schwer verletzt. In 36 Prozent der Fälle wurde kein Helm getragen. 31 Prozent hatten zwar einen Helm, jedoch wurde dieser meist fehlerhaft benutzt oder gar weggelassen. In jedem Fall empfiehlt es sich, einen Helm zu tragen, um das Risiko schwerer Kopfverletzungen - sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen - zu reduzieren.