Pubertätsprobleme durch Gruppenzwang: Was tun?
Wenn Kinder zu Jugendlichen heranwachsen, versuchen sie, sich von den Eltern abzunabeln, und wenden sich verstärkt ihren Freunden und Bekannten zu. Aus Angst, ausgeschlossen zu werden, trauen sich die meisten Teenager nicht, sich anders zu verhalten als die meisten in ihrer Clique oder Klasse. Dies führt häufig zu Gruppenzwang und Heranwachsende fürchten, abgelehnt zu werden, wenn sie dem widerstehen. Häufig drehen sich Pubertätsprobleme in diesem Zusammenhang um den Konsum von Alkohol und Zigaretten, aber auch um Kleidung und Mode oder bestimmte Statussymbole. Wer nicht bei allem mitmacht, wird als Außenseiter abgestempelt – so die Annahme vieler Jugendlicher.
Es ist zwar wichtig, dass Sie hier Regeln aufstellen und Grenzen setzen, aber achten Sie darauf, diese nicht allein durch Kontrolle und reine Autorität durchzusetzen. Versuchen Sie, die Situation Ihres Teenagerkindes zu verstehen, und interessieren Sie sich aufrichtig für seinen Standpunkt, ohne jedoch nachzugeben. Bleiben Sie trotzdem konsequent bei Ihren Regeln und gehen Sie mit gutem Beispiel voran, indem Sie zum Beispiel selbst nicht rauchen oder damit aufhören sowie den Alkoholkonsum nicht übertreiben.
Wenn Jugendliche sich nicht an Regeln halten
Vermutlich werden Teenager gegen die Regeln, die Sie aufstellen, rebellieren. Stattdessen versuchen die Heranwachsenden, ihre eigenen Regeln durchzusetzen. Geben Sie nicht nach, aber überlegen Sie, ob Sie die Regeln eventuell ein wenig lockern können. Hier spielen Kompromisse eine wesentliche Rolle. Zum Beispiel sind Ausgehzeiten ein typischer Streitpunkt zwischen Eltern und Teenagern. Die Erwachsenen möchten in der Regel, dass ihr Kind gar nicht ausgeht. Die Jugendlichen hingegen würden am liebsten die ganze Nacht mit ihren Freunden wegbleiben. Mit wem sie wohin gehen, hat die Eltern ihrer Meinung nicht zu interessieren.
Ein möglicher Kompromiss wäre, eine Uhrzeit für ein Telefonat zu vereinbaren. Ihr Sohn oder Ihre Tochter sagen Ihnen dann, wie und wann sie nach Hause kommen, sodass Sie sich keine Sorgen machen müssen. Sie können außerdem verabreden, dass Sie sie im Notfall abholen kommen. Als Eltern sollten Sie dabei an einem Strang ziehen und ein Team sein, damit Jugendliche nicht die Möglichkeit haben, Sie und Ihren Partner zu ihrem Vorteil gegeneinander auszuspielen. Wenn Sie Nein sagen, muss auch Ihr Partner Nein sagen. Sonst laufen Sie Gefahr, sich unglaubwürdig zu machen.
Sexualität und Pubertätsprobleme ansprechen
Idealerweise sollten Eltern ihre Kinder bereits vor der ersten Beziehung über Sexualität, Safer Sex und Verhütung aufklären. Da das für gewöhnlich sämtlichen Beteiligten peinlich und unangenehm ist, fassen Sie sich kurz und halten Sie sich an die Fakten. Stellen Sie die wichtigsten Regeln auf und überlegen Sie sich vorher präzise, was Sie Ihrem Kind vermitteln möchten. Es lässt sich nicht vermeiden, dass Teenager ihre ersten sexuellen Erfahrungen machen. Wichtig ist, dass sie sich schützen und Verantwortungsbewusstsein an den Tag legen.
Zusätzlich zu einem Gespräch kann auch Lektüre hilfreich sein – ob im Internet oder als Buch: Viele Teenager belesen sich lieber selbst, als sich Dinge erklären zu lassen. Wenn Sie Ihrem Nachwuchs den richtigen Lesestoff mit auf den Weg geben, wissen Sie zumindest, dass er sich in den richtigen Quellen informiert. Allerdings kann kein Buch und keine Website das persönliche Gespräch mit eventuellen Nachfragen ersetzen.
FAQ zu typischen Pubertäts-Problemen:
Mobbing gehört leider zum Alltag vieler pubertierender (und auch prä-pubertärer) Kinder und Jugendlichen. Typische Anzeichen dafür, dass Ihr Kind gemobbt werden könnte, sind zunehmende soziale Isolation, Lustlosigkeit und Interessenverlust. Sollten Sie derartige Verhaltensweisen im Übermaß bemerken, sollten Sie das Gespräch zu Ihrem Kind suchen. Machen Sie ihm klar, dass Sie keinen Druck ausüben möchten und klären Sie es auf, dass sich eine gemeinsame Lösung finden lässt, wenn sie es möchten und dazu bereit sind. Wichtig ist in jedem Fall, dass Ihr Kind nicht das Gefühl hat, alleine mit der schwierigen Situation zu sein.
Im Leben der meisten Kinder und Jugendlichen kommt früher oder später der Zeitpunkt des ersten Liebeskummers. In einer solch schwierigen Situation sollten Sie Ihrem Kind zwar vermitteln, dass Sie jederzeit zum Reden da sind, gleichzeitig sollten Sie auch hier keinen Druck ausüben und aufdringlich sein. Oft brauchen Menschen mit Liebeskummer Zeit für sich, um den Schmerz mal so richtig rauszulassen. Kommt Ihr Kind auf Sie zu, seien Sie für es da und verharmlosen Sie die Situation nicht.
Bemerken Sie bei Ihrem Kind eine zunehmende Aggression, sollten Sie sich vorab fragen woran es liegen könnte: Gibt es Probleme in der Schule? Wird Ihr Kind gemobbt? Sind Drogen im Spiel? All diese Dinge sollten Sie sich vorab durch den Kopf gehen lassen. Wichtig ist es in jedem Fall, Ihrem Kind ein gutes Vorbild zu sein. Gehen Sie möglichst nicht auf aggressive Wutanfälle Ihres Kindes ein, machen Sie ihm dennoch klar, wo Ihre Grenzen sind und dass gerade Gewalt keine Option ist. Suchen Sie das Gespräch zu Ihrem Kind und machen Sie ihm klar, dass es, falls es Probleme hat nicht alleine ist. Sollten die Aggressionen allerdings ausarten, könnte eine Psychotherapie bzw. ein Antiaggressionstraining hilfreich sein.
Jeder Mensch braucht soziale Kontakte. Gerade in der Pubertät sind Freunde ein wichtiger Teil im Leben der Jugendlichen. Sollten Sie bemerken, dass Ihr Kind nie von Freunden erzählt, keine mit nach Hause bringt und auch sonst immer viel allein ist, suchen Sie das Gespräch: Fragen Sie Ihr Kind, was es sich wünscht und bieten Sie gegebenenfalls Unterstützung an. Vielleicht können Sie mit Eltern, die Sie kennen ein Treffen vereinbaren und diese bringen Ihre Kinder mit? Lassen Sie Ihrem Kind in jedem Fall alle Freiheiten, die es braucht und überrumpeln Sie es nicht mit gut gemeinten Ratschlägen oder gar Taten. Akzeptieren Sie in jedem Fall die Präferenzen und Wünsche Ihres Kindes und handeln Sie nicht nach Ihrem subjektivem Empfinden.
In der Pubertät lässt sich eine Depression oft nur schwer von allgemeinen Stimmungsschwankungen und einhergehenden Verstimmungen unterscheiden. Sollten Sie über einen ungewöhnlich langen Zeitraum Symptome wie Lustlosigkeit, soziale Isolation, verringertes Selbstwertgefühl und lang anhaltende Traurigkeit bemerken, sollten Sie wachsam werden. Körperliche Anzeichen für eine Depression sind oft Appetits- und Gewichtsverlust und Schlafstörungen, auch Drogenkonsum kann eine Folge sein. Bei derartigen Anzeichen ist es immens wichtig, dass Sie Ihrem Kind helfen und einen Psychotherapeuten konsultieren. Denn: Nur Fachleute können die Symptome einer Depression umfassend einschätzen und entsprechend individuelle Hilfe anbieten.
Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.