Richtiger Sonnenschutz: Expertentipps für gesunde Haut im Sommer
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Richtiger Sonnenschutz: Expertentipps für gesunde Haut im Sommer

Wenn draußen die Sonne lacht, ist es schnell passiert: ein Sonnenbrand. Damit Sie dieses Jahr verschont bleiben, gibt Hautarzt Prof. Dr. med. Uwe Reinhold im Experteninterview wertvolle und praktische Tipps zum Thema Sonnenschutz.

Ob Urlaub am Mittelmeer, Skifahren in den Bergen oder die ersten warmen Tage im Frühling – die Sonne ist eine gefährliche Schönheit. Denn ein Sonnenbrand kann einem nicht nur die Laune verderben, sondern richtet auch langfristig gesundheitliche Schäden an.

Prof. Dr. med. Uwe Reinhold ist Hautarzt in Bonn und Vorsitzender von onkoderm e. V. – einem Netzwerk von Dermatologen, die sich auf das Thema Hautkrebs spezialisiert haben. Im Experteninterview verrät er, worauf es beim Thema Sonnenschutz ankommt und wie man Sonnenbrand vermeidet.

Gelbe Seiten: Sonnenschutz ist wichtig. Doch vor dem langen Regal mit Sonnencreme, -lotions und -sprays sind viele dann verunsichert. Auf was muss ich bei der Auswahl achten?

Uwe Reinhold: Wichtig ist der Lichtschutzfaktor (LSF). Der sollte nicht zu niedrig sein. Unter LSF 20 braucht man gar nicht anfangen. Zusätzlich ist das noch abhängig vom eigenen Hauttyp und der Intensität der Sonne. Auf der sicheren Seite sind Sie mit einem möglichst hohen Lichtschutzfaktor, gerne LSF 50+.

Vom Sonnenschutz zum Sprühen bis zur dicken Sonnencreme gibt es zahllose Produkte. Welche empfehlen Sie?

Das ist tatsächlich eine Frage der persönlichen Vorliebe. Wem manche Produkte zu fettig sind, der kann ruhig zu Fluids greifen. Da muss jeder selbst entscheiden, was ihm am liebsten ist. Medizinisch gibt es da nichts zu bedenken.

Wie sieht es mit den Inhaltsstoffen aus? Gibt es da etwas zu beachten?

Einen kleinen Vorsprung haben Produkte, die Photolyase enthalten. Das ist ein Enzym aus Grünalgen, das DNA-Schäden nach UV-Strahlung reparieren kann. Die Haut wird damit schon während des Sonnenbadens in einem gewissen Umfang regeneriert. Ansonsten sind die Sonnenschutzmittel aber aus medizinischer Sicht alle vergleichbar, denn alle sind entweder nach der Kosmetikverordnung oder nach der Medizinprodukteverordnung zugelassen.

Und woher kommt es dann, dass man manche Sonnencremes nicht so gut verträgt und davon zum Beispiel Pickel bekommt?

Es kann natürlich immer mal sein, dass ein Sonnenschutzmittel Irritationen auslöst – vor allem, wenn jemand eh schon empfindliche Haut hat. Sowohl die Konsistenz als auch die chemischen UV-Filter können dabei eine Rolle spielen. Das muss man dann tatsächlich verschiedene Produkte testen, bis man das richtige für sich gefunden hat.

Sie sprachen gerade von chemischen UV-Filtern. Welche Arten von Lichtfiltern gibt es denn – und kann und sollte ich da als Verbraucher auf irgendwas achten?

Es gibt zwei Arten von Filtern: Die chemischen reagieren durch Absorption von UV-Strahlen, während die physikalischen Filter UV-Strahlen reflektieren.

Bei den chemischen Filtern handelt es sich immer um eine Kombination aus verschiedenen Substanzen. Das geschehen ziemlich komplizierte chemische Prozesse, die im Detail für den Einzelnen aber gar nicht so relevant sind. Die physikalischen Lichtschutzfaktoren sind fein gemahlene Mineralien, wie zum Beispiel Titandioxid. Wer häufiger mal irritiert auf chemische Filter reagiert, der verträgt die mineralischen Alternativen besser. Die haben allerdings den Nachteil, dass die häufig so ein weißes, kalkiges Aussehen machen.

Wie stehen Sie denn zu selbstgemachtem Sonnenschutz, zum Beispiel aus Kokosöl?

Das hat keine wissenschaftliche Grundlage. Mir ist nicht bekannt, dass Kokosöl einen Lichtschutzfaktor hätte. Darauf würde ich mich nicht verlassen.

Macht es in Sachen Sonnenschutz denn einen Unterschied, ob ich eine 5-Euro-Sonnencreme in der nächsten Drogerie kaufe oder ein 20-Euro-Produkt in der Apotheke?

So pauschal macht das keinen Unterschied. Ein günstiges Produkt ist nicht unbedingt schlechter. Getestet und geprüft sind sie ja alle. Und wenn man sich zum Beispiel Ergebnisse von Stiftung Warentest anschaut, haben da auch preiswerte Produkte ganz gut abgeschnitten. Die Qualität hängt auch von der Galenik ab, der Zusammensetzung jenseits der eigentlichen Wirkstoffe. Wie riechen sie? Wie gut lassen sie sich auftragen? Finde ich das angenehm? Und da kann es schon sein, dass teurere Produkte besser ankommen. Das ist aber nicht die Regel. Da muss man sich einfach durchtesten. Es gibt auf jeden Fall günstige Produkte, die genauso gut sind.

Was ist, wenn ich vom Sonnenbaden komme und meiner Haut etwas Gutes tun möchte? Ergibt es Sinn, ein After-Sun-Produkt zu verwenden?

Wissenschaftlich sinnvolle After-Sun-Produkte gibt es momentan nicht wirklich. Einige Sachen haben einen kühlenden Effekt, das ist ganz nett und kann man wohl als After-Sun-Produkt bezeichnen. Das ist aber eher so eine Wohlfühlsache. Das repariert keine Schäden. 

Wenn es nun doch mal zum Sonnenbrand gekommen ist: Inwieweit kann ich das zu Hause selbst versorgen und ab wann sollte man damit doch lieber zum Hautarzt?

Die erste Stufe ist eine Verbrennung ersten Grades: Das ist warm, rot und vielleicht auch schmerzhaft. Das kann man selber mit feuchten, kühlenden Umschlägen behandeln. Ab einer Verbrennung zweiten Grades, wenn sich Blasen bilden oder systemische Beschwerden wie Fieber und Schüttelfrost auftreten, sollte man sich an einen Arzt wenden.

Wie sieht das im Strandurlaub mit UV-Schutz und Sonnenbrandgefahr im Wasser aus? Oder wird man im Wasser gar nicht braun?

In einem Meter Wassertiefe haben Sie noch etwa 60 Prozent der UV-Strahlen. Dabei wird die Akutbräune durch UVA-Strahlung gefördert. Sie werden also braun und bekommen auch einen Sonnenbrand. Im Grunde also genauso wie an Land.

Und für Leute, die lieber Urlaub in den Bergen machen: Alle 1.000 Höhenmeter haben Sie etwa sechs Prozent mehr UV-Strahlung. Auf 3.000 Metern Höhe sind Sie also einer deutlich höheren Sonnenbrandgefahr ausgesetzt. Wir nennen das dann „Gletscherbrand“.

Kann man sich denn vor dem Sommerurlaub verantwortungsvoll vorbräunen oder funktioniert gesundes Braunwerden eigentlich gar nicht?

Doch, kann man. Durch die UV-Strahlung wird die oberste Hautschicht ein bisschen dicker. Das nennt sich Lichtschwiele. Das bringt einen LSF von etwa 3 bis 4. Wichtig dabei: nur so viel Sonne, dass kein Sonnenbrand entsteht. Wie lange das in Minuten ist, hängt vom Hauttyp und vom UV-Index ab. Gerade die Aprilsonne wird gern unterschätzt und hat schon ordentlich Kraft.

Woher weiß ich denn, welcher Hauttyp ich bin und wie lange ich in der Sonne bleiben darf?

Grundsätzlich: je heller, desto kürzer. Sehr blasse, blonde Menschen zum Beispiel haben eine Eigenschutzzeit von weniger als 10 Minuten. Ganz genau kann Ihnen das der Hautarzt sagen. Und es kommt natürlich auch darauf an, wie hoch der UV-Index gerade ist, also wie intensiv die Sonnenstrahlung wirkt. Um das zu checken, gibt es sogar Apps.

Gibt es Menschen, die sich unabhängig vom Hauttyp besonders schützen müssen?

Kinder brauchen in besonderem Maße Lichtschutz, weil die unreife Haut noch nicht so gut eigene Schutzmechanismen aufbauen kann.

Bestimmte Medikamente können außerdem die Lichtempfindlichkeit erhöhen. Dazu gehören zum Beispiel Johanniskraut, Mittel gegen Herzrhythmusstörungen, manche Antibiotika oder bestimmte Cremes gegen Akne. Wer viele Medikamente nimmt, sollte deshalb darauf achten, ob er sich besonders sorgfältig schützen muss.

Bei hoher Lichtempfindlichkeit oder extrem starker UV-Strahlung können Sie den Sonnenschutz zusätzlich von innen unterstützen. Es gibt Nahrungsergänzungsmittel, die Extrakte eines südamerikanischen Farns enthalten. Damit können Sie Ihren Lichtschutzfaktor noch mal um 3 bis 4 erhöhen. Das ersetzt aber keinesfalls das Eincremen.

Zusätzlich zum Eincremen hilft textiler Sonnenschutz. Welche Kleidung empfehlen Sie für den Sommer?

Der textile Schutz ist der beste – und am Ende auch der billigste. Aber Textil ist nicht gleich Textil. Wie viel Sonnenstrahlung durchkommt, ist sehr unterschiedlich. Dunkle Kleidung absorbiert zum Beispiel sehr viel Sonne. Nicht umsonst tragen viele Wüstenvölker schwarze Kleidung. 

In einem hellen, dünn gewebten T-Shirt gehen schon noch bis zu 50 Prozent UV-Strahlung durch. Wenn das T-Shirt dann auch noch nass ist – zum Beispiel durch Schwitzen – dann geht noch mehr durch. Auch der typische Sonnenhut aus Stroh schützt gar nicht so gut vor der Sonne. Dann lieber eine dicht gewebte Mütze.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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