Lippenherpes: Fast jeder hat das Herpes-Virus
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Lippenherpes: Fast jeder hat das Herpes-Virus

„Ich habe häufig Herpes. Wenn meine Lippe anfängt zu kribbeln, weiß ich genau, dass sich die brennenden Bläschen bilden“, weiß Maria. Bei der 36-Jährigen Betroffenen bildet sich Herpes labialis vor allem in stressigen Phasen. Alles Wichtige zu Herpes-Ursachen, Herpes-Symptomen und Herpes-Therapie im Überblick.

Was ist Herpes?

Bei Herpes handelt es sich um schmerzhafte Bläschen auf der Haut, die im Laufe des Lebens immer wieder erneut auftreten. Herpesbläschen, auch Fieberbläschen genannt, bilden sich vor allem an den Lippen, manchmal auch an und in der Nase und an den Augen. Lippenherpes, auch Herpes labialis genannt, wird vom Herpes-simplex-Virus Typ 1 ausgelöst.

Das Herpes-simplex-Virus Typ 2 ist ebenfalls hoch ansteckend und für den schmerzhaften Herpes im Intimbereich verantwortlich. Experten sprechen von Herpes genitalis. Das Herpes-simplex-Virus Typ 2 wird beim Sex übertragen. Schätzungsweise 15 bis 25 Prozent der Erwachsenen hatten mit Herpes-simplex-Virus Typ 2 bereits Kontakt.

Herpes-Ursachen: Meist infizieren wir uns im Kindesalter

Experten zufolge trägt fast jeder das Herpes-simplex-Virus Typ 1 in sich. Die meisten kommen bereits im Kleinkindalter mit dem Herpes-Virus in Kontakt – das Virus ist in der Umwelt überall zu finden. Es nistet sich unbemerkt in den Schaltknoten der Nervenzellen (Ganglien) ein und wartet. Ein geschwächtes Immunsystem kann die Viren aktivieren. Sie wandern über die Nervenbahnen zur Haut, vermehren sich und verursachen die hoch ansteckenden Herpesbläschen.

Herpes-Symptome: Es beginnt mit einem Kribbeln an den Lippen

Das erste Herpes-Symptom, das die Bläschen ankündigt, ist ein unangenehmes Kribbeln an den Lippen. Dieses wird häufig von Trockenheit, Spannungsgefühlen und Juckreiz begleitet. Das Kribbeln tritt vor allem am Lippenrand oder im Bereich der Nase auf. Nach wenigen Stunden, seltener nach einigen Tagen, bilden sich die schmerzhaften Bläschen. Sind die Bläschen zu Beginn noch klar voneinander abzugrenzen, „verschmelzen“ sie im weiteren Verlauf. Schließlich platzen sie auf und die typische Kruste entsteht.

Maria: „Vor allem beim Zähneputzen ist die Kruste ein Problem. Nicht nur dass es sehr schmerzhaft ist. Ich muss immer aufpassen, dass ich nichts abreiße und die Wunde blutet. Dann dauert die Heilung gleich doppelt so lange und es kann sein, dass sich neue Bläschen bilden.“

Wann heilt Herpes wieder ab?

Meist heilen die Herpesbläschen nach drei bis zehn Tagen wieder ab. Wie stark sich die Bläschen bei einem Schub ausbreiten und wie viele Bläschen sich bilden, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Je geschwächter das Immunsystem ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich Herpes bildet. Das Virus wird bei vielen Betroffenen zudem bei starker Sonneneinstrahlung, Schlafmangel, während der Regelblutung oder bei Ekel aktiv.

Maria: "In sehr stressigen Zeiten können sich bei mir Herpesbläschen um den gesamten Mund herum entwickeln. Wenn ich erkältet bin, habe ich auch meistens Herpes. Dann sind es aber nur ein bis zwei Bläschen auf den Lippen.“

Ist Herpes gefährlich? Wann muss ich mit Herpes zum Arzt?

Herpes heilt nach wenigen Tagen meist von alleine ab. Komplikationen sind selten. Gefährlich werden kann das Herpes-Virus für Säuglinge oder Menschen mit einer Abwehrschwäche. Dann sind Komplikationen wie Gehirnentzündung oder Blutvergiftung möglich. Zum Arzt sollten Herpes-Geplagte gehen, wenn:

  • sich Herpes am Auge bildet.
  • die Bläschen nach zwei Wochen noch nicht abgeheilt sind.
  • Herpes in sehr kurzen Abständen auftritt.
  • ein starkes Krankheitsgefühl hinzukommt.
  • sich die Herpesbläschen stark ausbreiten.
  • Risikofaktoren für Komplikationen bestehen, darunter AIDS, Neurodermitis und Chemotherapie.
  • Herpes bei Säuglingen auftritt.

Herpes: Behandlung und Therapie der Fieberbläschen

Für die Behandlung von Herpes kommen Salben mit antiviralen Wirkstoffen zum Einsatz, darunter:

  • Aciclovir
  • Penciclovir

Die antiviralen Wirkstoffe unterstützen die Heilung und dämmen die Virenzahl ein. Die Wirkstoffe helfen allerdings nur, wenn sie beim ersten Kribbeln sofort angewendet und alle ein bis zwei Stunden aufgetragen werden. Die Behandlung erfolgt so lange, bis das Kribbeln nachlässt.

Ein anderer Wirkstoff, der bei Herpes Anwendung findet, ist Zink. Zinksalben wirken zusammenziehend und austrocknend. Die Bläschen heilen schneller. Auch Honig, Salbei- und Melissenextrakt können sich positiv auf den Heilungsverlauf auswirken.

Herpes-Patches wirken wie eine Schutzbarriere

Ebenfalls möglich ist die Anwendung sogenannter „Herpes-Patches“. Das sind kleine, durchsichtige Pflaster mit Wirkstoff, welche auf die Bläschen aufgeklebt werden. Der Vorteil: Sie sind wie eine Schutzbarriere und reduzieren die Ansteckungsgefahr.

Maria: „Herpes-Patches nutze ich ganz gerne. Klebe ich sie frühzeitig auf die Lippen, werden die Herpesbläschen nicht so groß. Früher habe ich es mit Zahnpasta versucht. Das hat aber alles nur schlimmer gemacht.“

Herpesviren sind hochansteckend: Finger aus dem Gesicht lassen

Da Herpesviren hochansteckend sind, sollte ab dem ersten Kribbeln auf Küsse verzichtet werden. Auch sollten Betroffene Gläser und Besteck nicht teilen. Wer Kontaktlinsen trägt, sollte während der Herpes-Infektion auf die Brille umsteigen, damit er nicht Gefahr läuft, die Viren ins Auge zu bringen. Und: Salben und Cremes am besten mit einem Wattestäbchen auftupfen und Finger-Kontakt mit den Bläschen vermeiden.

Maria: „Ich kaufe mir nach jedem Infekt eine neue Zahnbürste und einen neuen Lippenpflegestift, um eine neue Ansteckung zu vermeiden.“

Herpes vorbeugen

Die beste Maßnahme, um Lippenherpes vorzubeugen, ist ein starkes Immunsystem. Ausreichend Schlaf und wenig Stress unterstützen die Körperabwehr ebenso wie eine gesunde und ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung. Auf Zigaretten verzichtet man besser. Auch Alkohol wirkt sich negativ auf das Immunsystem aus.

Maria: „Ich versuche immer zwischen sechs bis acht Stunden Schlaf zu bekommen. Das tut mir gut. Und ich achte auf eine gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse. Ich habe das Gefühl, das hilft mir. Dass der Herpes immer wieder mal kommt, damit muss ich leider leben.“

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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