5 Gesundheitsfallen beim Grillen - und wie Sie diese vermeiden
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5 Gesundheitsfallen beim Grillen - und wie Sie diese vermeiden

Es war ein entspannter und lustiger Grillabend mit Freunden - doch am nächsten Tag plagen Bauchkrämpfe und Erbrechen. Schuld ist meist eine ungenügende Lebensmittelhygiene bei heißen Sommertemperaturen. Je wärmer es ist, desto wohler fühlen dich Magen-Darm-Keime wie Salmonellen. Doch auch direkte Sonneneinstrahlung, zu viel Alkohol bei Hitze sowie angebrannte Steaks bergen Gesundheitsrisiken. Fünf Gesundheitsfallen beim Grillen - und wie Sie sich schützen können.

Gesundheitsfalle 1: Unzureichend gekühlte Speisen

Salate, Desserts und Fleisch sollten immer gut gekühlt sein. Besonders in Kartoffelsalat mit Mayonnaise, Tiramisu mit rohen Eiern, Sahnetorte, Fleisch, Fisch und Geflügel vermehren sich krankmachende Keime bei Hitze rasch. Salmonellen beispielsweise gehören zu den Bakterien, die Magen-Darm-Infektionen verursachen. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) mitteilt, ist die Salmonellose „die klassische Lebensmittelinfektion“. Salmonellen werden vorrangig über nicht ausreichend erhitzte Eier beziehungsweise eihaltige Speisen übertragen. Besonders rohes Ei, wie es in Mayonnaise und Desserts oft verarbeitet ist, birgt ein hohes Infektionsrisiko.

Auch unzureichend erhitztes oder rohes Fleisch wie Hackfleisch und Mett können mit Salmonellen kontaminiert sein. Ebenso kann Käse mit Salmonellen belastet sein. Wird eine ausreichende Menge Salmonellen aufgenommen – die Infektionsdosis für den erwachsenen Menschen liegt bei 104 bis 106 Keimen – zeigen sich in der Regel nach 12 bis 36 Stunden die Symptome: plötzlich einsetzender Durchfall, Übelkeit, Bauchschmerzen, leichtes Fieber und in manchen Fällen Erbrechen. Die Beschwerden halten meist mehrere Tage an und können von erheblichem Wasserverlust begleitet sein.

Achtung

Kontaktieren Sie bei Durchfall und Erbrechen, das länger als zwei Tage anhält, Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin. Haben Kleinkinder oder Babys starken Durchfall, sollte am selben Tag der Kinderarzt kontaktiert werden. Auch ältere Menschen, abwehrgeschwächte Personen und Menschen mit Vorerkrankungen sollten zeitnah den:die ÄrztIn ansprechen. Allgemeinmediziner und Kinderärzte in Ihrer Nähe finden Sie über die Suche der Gelben Seiten.

Salmonelleninfektionen vorbeugen

Um die Gesundheitsfalle Salmonelleninfektion beim Grillen zu vermeiden, sollten Sie folgende Hygieneregeln beachten:

  • Bewahren Sie tierische Lebensmittel wie rohe Fleisch- und Wurstwaren, Schlachtgeflügel, Seetiere, Eier, Cremes, Salate und Mayonnaisen mit Rohei sowie Speiseeis stets im Kühlschrank bei unter zehn Grad Celsius auf.
  • Für den Einkauf im Sommer ist es ratsam, eine Kühltasche mit Kühlakkus mitzunehmen, um die Lebensmittel für den Transport zu kühlen.
  • Möchten Sie für den Grillabend ein Dessert mit Ei machen oder eine Sahnetorte anbieten, lagern Sie diese durchgängig im Kühlschrank. Nehmen Sie diese nur fürs Servieren heraus und verzehren Sie die Speisen rasch. Weniger anfällig für Magen-Darm-Keime sind Desserts ohne rohe tierische Produkte.
  • Salmonellen in Eiern oder auf Fleisch und Geflügel können bei 70 Grad Celsius abgetötet werden. Garen Sie die Speisen ausreichend durch. Das RKI sieht eine „sichere Abtötung“ bei Temperaturen über 70 Grad Celsius für mindestens zehn Minuten.
  • Warme Speisen sollten innerhalb von zwei Stunden nach dem letzten Erhitzen verzehrt werden. Langes Warmhalten ist zu vermeiden.
  • Oftmals enthält das Auftauwasser von gefrorenem Geflügel und Fleisch Salmonellen. Fangen Sie das Auftauwasser separat auf und entsorgen Sie dieses. Spülen Sie aufgetautes Fleisch und Geflügel vor dem Zubereiten ab und tupfen Sie es mit einem Küchentuch trocken. Reinigen Sie das Gefäß und Gegenstände, die damit Auftauwasser und Fleisch in Kontakt gekommen sind mitt heißem Wasser und Spülmittel.
  • Waschen Sie sich immer wieder gründlich die Hände.
  • Holen Sie Fleisch und Geflügel erst aus dem Kühlschrank, wenn Sie mit dem Grillen beginnen. Lagern Sie nicht größere Mengen von rohem Fleisch neben dem Grill, sondern holen Sie es kurz vor der Zubereitung portionsgerecht jeweils frisch aus dem Kühlschrank. Tipp: Säubern Sie auch die Grillzange zwischendurch immer wieder.

Lesetipp: Sind Salmonellen ansteckend? Vier Fakten zu den Bakterien.

Gesundheitsfalle 2: Verkohltes Fleisch vom Grill

Gleich vorweg: Jeder isst mal verkohlte Stellen mit. In kleinen Mengen und wenn das selten passiert, gleicht der Körper diese Gesundheitsfalle in der Regel gut aus. Kritisch kann es werden, wenn immer wieder Angebranntes verzehrt wird. Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) rät, beim Grillen oder Braten darauf zu achten, dass Fleisch und anderes Grillgut nicht verkohlt, da sich in den schwarzen Stellen krebserregende Stoffe befinden. Würden Fleisch oder Fleischprodukte, aber auch Geflügel und Fisch gegrillt oder angebraten, löse dies eine Vielzahl chemischer Reaktionen aus. Dabei entstünden unter anderem polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe oder die heterozyklischen aromatischen Amine – sie alle gelten als karzinogen, als krebserregend – vor allem mit Blick auf Darmkrebs. Krebsexperten raten daher, Fleisch gold-braun zu garen und nicht anbrennen zu lassen. Besonders schonend kann mit einem Elektrogrill gegrillt werden. Dort tropft heißes Fett nicht in die Glut.

Lesetipp: Darmkrebs: Ursachen und Risikofaktoren der Erkrankung.

Gesundheitsfalle 3: Sonnenstich durch fehlenden Sonnenschutz

Es ist so schön: Endlich strahlt die Sonne warm vom Himmel. Am liebsten möchte man jede Minute genießen. Und im anregenden Gespräch mit Freunden beim Grillen vergisst man leicht, wie lange man tatsächlich in der prallen Sonne sitzt. Ist der Kopf weder durch eine Kopfbedeckung oder einen Sonnenschirm geschützt, kann die Hitze rasch zur Gesundheitsfalle werden. Dann droht nicht nur Sonnenbrand. Reizt die Sonne die Hirnhäute, droht ein Sonnenstich – oder gar ein Hitzschlag. Ein Sonnenstich zeigt sich nach intensiver Sonneneinstrahlung auf den Kopf durch Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerzen, einen steifen Nacken sowie einen roten Kopf. Gefährlicher ist der Hitzschlag: Die Körpertemperatur kann innerhalb kürzester Zeit auf bis zu 41 Grad Celsius oder höher ansteigen. Kopfschmerzen, Schwindel, Schläfrigkeit, Krämpfe, Verwirrtheit bis hin zur Bewusstlosigkeit kommen hinzu. Bei Verdacht auf einen potenziell lebensbedrohlichen Hitzschlag sollte immer der Notarzt unter 112 alarmiert werden.

Lesetipp: Hitzschlag-Symptome: 6 Warnzeichen, die Sie kennen sollten.

Trinken ist wertvoll und wichtig an heißen Sommertagen. Da schwitzt unser Körper eine Menge an Wasser aus, um sich abzukühlen und die Körpertemperatur zu regulieren. Entsprechend den Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) sind 1,5 bis 2 Liter am Tag jedoch in der Regel ausreichend. Grundsätzlich gilt: Gehen Sie Ihrem Durst nach, dann sind Sie auf der richtigen Spur. Kühlende Getränke sind vor allem Pfefferminztee von warm bis kalt, aber auch jedes andere Wasser, gern versehen mit Obststückchen oder Gurkenscheiben. Um die ausgeschwitzten Mineralien schnell zu ersetzen, eignen sich gut verdünnte Saftschorlen oder auch Ayran beziehungsweise Lassi natur. Letzteres ist ein mindestens halb mit Wasser verdünntes, leicht gesalzenes Joghurtgetränk, das ebenfalls zu den kühlenden Getränken zählt. Versetzt mit einem Pfefferminzblatt erfüllen sie diesen Wunsch gleich doppelt.

— Brigitte Neumann, Diplom-Oecotrophologin aus Uttenreuth

Gesundheitsfalle 4: Zu viel Alkohol bei Sommerhitze

Ein kühles Bier, prickelnder Sekt oder süßer Cocktail: Für eine gelungene Grillparty darf Anstoßen für viele nicht fehlen. Doch gerade in der Mittagshitze kann Alkohol zur Gesundheitsfalle werden. Alkohol bei Hitze schwächt den Körper: Der Blutdruck sinkt und man wird müde und schlapp. Da Alkohol dem Körper zudem Flüssigkeit und Mineralstoffe entzieht, bekommt man leicht Kreislaufprobleme und Kopfschmerzen. Da Alkohol bei sommerlichen Temperaturen zudem stärker „reinhaut“, ist man schneller betrunken und es wird einem schneller schlecht. Größere Mengen Alkohol können gar zu Bewusstlosigkeit führen. Auch die Gefahr für einen Hitzschlag steigt mit der Gesundheitsfalle Alkohol.

Anstoßen darf natürlich sein. Wer auf eine gute Balance zwischen alkoholischen Getränken, Wasser und ausgewogenem Essen achtet, hat am nächsten Tag viel mehr davon: freien Kopf und klare Erinnerungen. Ein kleines Bier oder ein Glas Wein sind die Mengen, die Frau im Durchschnitt gut verträgt, Männer das doppelte. Alternativen können die Fülle an kultigen Limos und Saftgetränken sein, aber auch alkoholfreie Biere, Weine und Sekt. Sollten Sie noch ins Wasser wollen: Verzichten Sie davor besser auf Alkohol. Damit werden Sie bestimmt nicht untergehen.

— Brigitte Neumann, Diplom-Oecotrophologin aus Uttenreuth

Gesundheitsfalle 5: Zecken

Wer im Sommer im Grünen unterwegs ist, sei es im Park, im Wald oder beim Grillen im heimischen Garten, muss mit einem Zeckenstich rechnen. Der Stich der Zecke als solcher ist nicht das Problem: Kritisch ist es, wenn die Zecke Infektionskrankheiten überträgt. So können Zecken eine durch Borrelien-Bakterien verursachte Borreliose auslösen sowie die durch FSME-Viren verursachte Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge schützt die Anwendung von Repellentien (Akarizide) auf der Haut und der Kleidung. Da der Schutz zeitlich begrenzt ist, sollte man den Schutz den Herstellerangaben gemäß erneuern. Suchen Sie sich dem Aufenthalt im Freien zudem immer nach Zecken ab. Laut RKI bevorzugen Zecken Stichstellen wie zum Beispiel Haaransatz, Ohren, Hals, Achseln, Ellenbeuge, Bauchnabel, Genitalbereich oder Kniekehle.

Lesetipp: Zecken entfernen: So geht es richtig.

Lesetipp: Ratgeber „Zecken“ der Gelben Seiten.

Tipp

Da Zecken eine ganze Weile auf der Haut krabbeln, bis sie eine geeignete Stelle gefunden haben, können sie mit einer Dusche oftmals abgespült werden, bevor sie sich in der Haut feststechen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am RKI empfiehlt außerdem allen Personen, die sich in FSME-Gebieten aufhalten die Impfung gegen FSME.

Bisher ist nicht bekannt, dass Zecken bestimmte Menschen bevorzugen oder bestimmte Blutgruppen lieber saugen. Die Zecke wartet im Gras oder Gestrüpp darauf, dass jemand vorbeikommt und sie abstreift. Beim Wirt ist sie nicht wählerisch. Hauptsache, sie bekommt eine Mahlzeit.
Laut dem RKI sind auch in den FSME-Risikogebieten Deutschlands „nur wenige Zecken mit dem FSME-Virus infiziert“. Im Mittel würden in FSME-Risikogebieten 0,1 bis 5 Prozent der Zecken FSME-Viren in sich tragen. Hieraus ein Erkrankungsrisiko nach einem einzelnen Zeckenstich abzuleiten, ist dem RKI zufolge nicht möglich. Viele FSME-Infektionen würden zudem ohne sichtbare oder mit milden Symptomen verlaufen. Etwas höher ist das Risiko bei Borreliose: Das Vorkommen von Borrelien in Zecken kann bis zu 30 Prozent betragen. Allerdings erkrankt nur ein kleiner Teil der nach einem Zeckenstich Infizierten. Laut RKI konnten Untersuchungen aus Deutschland und der Schweiz nach einem Zeckenstich bei 2,6 bis 5,6 Prozent der Betroffenen eine Borrelien-Infektion nachweisen.
Wer von einer Zecke gestochen wurde, sollte diese zuerst vorsichtig mit einer speziellen Zeckenzange entfernen. Je früher dies geschieht, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass bereits krankmachende Keime über den Speichel der Zecke in den Blutkreislauf gelangt sind. Wichtig ist, die Zange ganz nah an der Haut anzulegen und vorsichtig und gerade nach oben zu ziehen, bis die Zecke sich löst. Sollte der Kopf in der Haut zurückbleiben, sollten Sie einen Hautarzt oder eine Hautärztin aufsuchen. Dermatologen in Ihrer Nähe finden Sie über die Suche der Gelben Seiten. Achten Sie in den kommenden Tagen und Wochen zudem darauf, ob sich die Stichstelle verändert, sich etwa eine deutlich ringförmige Hautrötung bildet (Wanderröte), die sich ausdehnt. Auch wenn sieben bis 14 Tage nach dem Stich grippeähnliche Symptome auftreten, ist das ein Warnzeichen einer Infektion. Suchen Sie dann ebenfalls einen Arzt auf.


Quellen:

Interview mit Brigitte Neumann, Diplom-Oecotrophologin aus Uttenreuth

bfr.bund.de: „Mehr Salmonellen-Infektionen in Europa: Hygieneregeln helfen, Geflügel sicher zuzubereiten“. Online-Information des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR).

rki.de: „Salmonellose“. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).

rki.de: „Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Zecken, Zeckenstich, Infektion“. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).

dkfz.de: „Ernährung und Krebs“. Online-Information des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ).

krebsinformationsdienst.de: „Darmkrebs: Risikofaktoren und Vorbeugung“. Online-Information des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ).

krebshilfe.de: „Präventionsratgeber Gesunden Appetit“. Online-Ratgeber (PDF) der Stiftung Deutsche Krebshilfe.

stiftung-gesundheitswissen.de: „Erste Hilfe bei Sonnenbrand, Sonnenstich und Hitzeerschöpfung“. Online-Information der Stiftung Gesundheitswissen.

dge.de: „Wasser“. Online-Information der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE).

bzga.de: „BZgA rät zur Vorsicht: Alkohol und Hitze vertragen sich nicht“. Pressemitteilung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

impfen-info.de: „FSME-Impfung bei Erwachsenen“. Online-Information der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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