Andropause: Gibt es Wechseljahre beim Mann?
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Andropause: Gibt es Wechseljahre beim Mann?

Nicht nur der weibliche Hormonhaushalt verändert sich mit zunehmendem Alter. Auch bei Männern sind in der Lebensmitte hormonelle Veränderungen nachweisbar. Während bei Frauen die Produktion des Hormons Östrogen abnimmt und schließlich ganz zum Erliegen kommt, ist es bei Männern das Sexualhormon Testosteron, das weniger wird. Auch wenn die „Wechseljahre beim Mann“ noch weitestgehend unerforscht und in Expertenkreisen diskutiert sind: Es gibt Männer, die Beschwerden entwickeln, die durch den Hormonhaushalt verursacht sind.

Haben Männer Wechseljahre?

Oft wird die sogenannte „Midlife Crisis“ bei Männern mit den weiblichen Wechseljahren verglichen. Erstere geht allerdings eher auf psychische Belastungen zurück als auf physische. Dennoch verändert sich auch im männlichen Körper mit steigendem Alter der Hormonhaushalt. Kann bei Männern also von Wechseljahren gesprochen werden? Die Meinungen der Mediziner gehen diesbezüglich auseinander. Das „klassische“ Gegenstück zu den weiblichen Wechseljahren gibt es nicht, da sind sich die Experten einig. Dennoch können Veränderungen im Hormonhaushalt stattfinden, die bei einigen Männern Beschwerden verursachen. Über die Begrifflichkeit herrscht Uneinigkeit: Viele Experten stufen die Bezeichnungen „männliche Wechseljahre“ und „Andropause“ (von griechisch: anér = Mann; pausis  = Ende) als unpassend ein. Unter anderem, weil sie Hormonveränderungen und Wechseljahresbeschwerden wie bei Frauen suggerieren. Auch kritisieren viele Experten den Begriff „AndroPAUSE“, da die Hormonbildung nicht komplett zum Erliegen kommt, sondern sich lediglich reduziert. Fällt der Testosteronspiegel so stark ab, dass Symptome auftreten, hat sich in Fachkreisen der Begriff „Testosteron-Mangel-Syndrom“, kurz TMS, durchgesetzt.

Wechseljahre beim Mann und bei der Frau: deutliche Unterschiede

Was verändert sich im Hormonspiegel des Mannes? Die hormonellen Veränderungen, also eine leichte Abnahme des Testosteronspiegels beim Mann, beginnen etwa ab dem 30. Lebensjahr. Die verminderte Hormonproduktion vollzieht sich deutlich langsamer als bei Frauen und ist weniger intensiv ausgeprägt. Die Testosteronproduktion kommt zudem nie völlig zum Erliegen.

Und noch einen weiteren bedeutenden Unterschied gibt es zwischen den Wechseljahren der Frau und der Andropause des Mannes: Männer verlieren in ihrer Lebensmitte nicht die Fähigkeit zur Fortpflanzung. In der Regel ist der männliche Körper so angelegt, dass er theoretisch bis zum Lebensende Kinder zeugen kann.

Wie verändert sich der Körper des Mannes im Alter?

Bei Männern zeigen sich die Veränderungen im Hormonspiegel in anderen Bereichen als bei Frauen. So setzen Männer bevorzugt in der Körpermitte Fett an. Der Haarwuchs verändert sich: Haarausfall und Geheimratsecken entstehen. Es kann sich eine Glatze bilden. Oft bleibt nur ein Haarkranz stehen. Im Gesicht – auch in Nase und Ohren – hingegen kann sich der Haarwuchs verstärken, ebenso am Körper. Zudem kann die sexuelle Lust nachlassen, körperliche Abgeschlagenheit und Müdigkeit zunehmen, depressive Stimmungen auftreten, die Muskelmasse abnehmen und die Haut trockener werden. Viele Männer bekommen zudem Probleme mit der Prostata.

Vergrößerte Prostata

Ein Thema, mit dem Männer oft zu kämpfen haben, sind Prostata-Beschwerden, verursacht durch eine gutartige Prostatavergrößerung. Die Vorsteherdrüse des Mannes vergrößert sich mit zunehmendem Alter natürlicherweise. Schätzungen zufolge sind im Alter von 50 bis 59 etwa 20 bis 45 von 100 Männern betroffen, im Alter über 70 Jahre bis zu 70 von 100 Männern. Eine gutartig vergrößerte Prostata kann zu Problemen beim Urinieren führen, wenn sie auf die Blase und die Harnröhre drückt. Der medizinische Fachausdruck für die folgenden Beschwerden lautet „Benignes Prostatasyndrom (BPS)":

  • Verstärkter und häufiger Harndrang tritt auf.
  • Der Harnstrahl wird schwächer und die Entleerung der Blase dauert länger.
  • Es dauert etwas, bis Urin kommt.
  • Die Blase fühlt sich nicht vollständig entleert an.
  • Es kann zu Nachtröpfeln kommen.

Lesetipp: Ärztlicher Check-up für Männer: Wann steht welche Vorsorgeuntersuchung an?

Risiko Prostatakrebs

Neben den gutartigen können sich auch bösartige Veränderungen an der Prostata bilden, die eine entsprechende medizinische Behandlung erfordern. Früherkennungsuntersuchungen sollen helfen, Prostatakrebs rechtzeitig zu erkennen. Neben der Tastuntersuchung der Prostata wird Männern der PSA-Test angeboten, welcher das prostataspezifische Antigen (PSA) im Blut misst. Unter Berücksichtigung individueller Faktoren geben bestimmte Veränderungen der Werte Hinweise auf möglicherweise vorliegenden Prostatakrebs.

Lesetipp: Prostatakrebs vorbeugen: Das können Männer tun

Erektionsprobleme beim Mann

Potenz und Libido verändern sich mit zunehmendem Alter ebenfalls. Männer bemerken häufig, dass es länger dauert, eine Erektion zu bekommen. Auch kann es schwerer werden, diese länger zu halten. Manchmal nimmt auch die Lust auf Sex im Allgemeinen ab. Viele Männer erfahren aber gerade in höherem Alter eine entspannte und neu erlebte Sexualität.

Wichtig für Männer zu wissen ist: Treten anhaltende Erektionsprobleme auf, sollten diese medizinisch abgeklärt werden. Es ist möglich, dass sie nicht auf den natürlichen Alterungsprozess zurückzuführen sind, sondern auf eine Erkrankung der Gefäße hindeuten, die mit einer verschlechterten Durchblutung einhergeht. Die feinen Gefäße im Penis können bei einer Arterienverkalkung (Arteriosklerose) früh in Mitleidenschaft gezogen werden.

Über den Lebensstil ist es möglich, den Testosteronspiegel bis zu einem gewissen Maß positiv zu beeinflussen. Zum Beispiel senken Übergewicht und starker Alkoholkonsum das Testosteron im Blut. Mit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung, regelmäßiger Bewegung und einem maßvollen Umgang mit Genussmitteln können Männer einiges erreichen. Möchten Sie mehr zum Thema Testosteron erfahren, können sie mit ihrem Urologen oder Andrologen ins Gespräch gehen.
Wie Frauen können auch Männer mit Hormonen behandelt werden. Bei der männlichen Hormontherapie gilt das gleiche wie bei der weiblichen: Risiken und Chancen einer Behandlung müssen mit dem behandelnden Arzt besprochen und gut abgewogen werden. Liegt ein Testosteron-Mangel-Syndrom vor, können beispielsweise Testosteron-Gele oder Testosteron-Spritzen zur Anwendung kommen. Eine vorherige Untersuchung ist unverzichtbar, um das Risiko für Nebenwirkungen zu reduzieren. So kann beispielsweise ein vorhandener Prostatakrebs durch die Gabe von Testosteron aggressiver verlaufen. Auch das Risiko für Blutgerinnsel kann unter der Hormongabe erhöht sein, ebenso das Risiko für Herzerkrankungen. Nächtliche Atemaussetzer (Schlafapnoe) können sich verschlimmern.
Männer produzieren mit ungefähr 30 Jahren das Maximum des Geschlechtshormons Testosteron. Danach nimmt der Testosteronspiegel des Mannes leicht ab. Nach dem 60. Lebensjahr erreichen Männer noch etwa ein Drittel des Maximumwertes. Mediziner sprechen auch vom „partiellen Androgen-Defizit des alternden Mannes“, kurz PADAM. Nur selten kommt es zu einem ausgeprägten Testosteronmangel mit Symptomen, welche Männer belasten. Eine Testosteronzuführung sollte aufgrund möglicher Risiken nur nach Zustimmung eines Arztes und unter ärztlicher Begleitung erfolgen.


Quellen:

profamilia.de: „Wechseljahre“. Online-Ratgeber (PDF) von pro familia.

profamilia.de: „Wenn Sexualität sich verändert…“. Online-Ratgeber (PDF) von pro familia.

gesundheitsinformation.de: „Örtlich begrenzter Prostatakrebs. Der PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs“. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

gesundheitsinformation.de: „Gutartige Prostatavergrößerung“. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

markus-krankenhaus.de: „Erektionsprobleme/ Erektile Dysfunktion“. Online-Information des Agaplesion Markus Krankenhauses, Frankfurt am Main.

maennergesundheitsportal.de: „Männliche Hormone (Testosterone)“. Online-Information der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

spektrum.de: „Gibt es die männlichen Wechseljahre?“. Online-Information von Spektrum.de.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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