Stressauslöser: Wie entsteht Stress? Was sind Stressoren?
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Stressauslöser: Wie entsteht Stress? Was sind Stressoren?

Negativ empfundener Stress entsteht vor allem durch Gefühle der Überforderung. Stress ist die Folge von „zu viel“, „zu intensiv“ und „zu belastend“. Welche Stressauslöser, auch Stressoren genannt, wann bei wem zu einem Gefühl der Überlastung führen, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Wie Stress entsteht und welche Rolle Stresshormone dabei spielen.

Stressauslöser: Was sind Stressoren?

Stress ist immer mit einem Gefühl der Herausforderung und Anspannung verknüpft. Negativer Stress (Disstress) empfinden wir gar als bedrohlich, überfordernd und beängstigend. Empfinden wir eine Situation als Bedrohung oder haben wir das Gefühl, ihr nicht (mehr) gewachsen zu sein, fühlen wie uns überlastet und empfinden negativen Stress. Jeder Mensch hat individuelle Stressauslöser und auch eine persönliche Grenze, ab wann welche Situation als belastend empfunden wird. Manche Stressoren stressen alle Menschen in gleicher Weise, etwa einschneidende Erlebnisse wie der Tod eines geliebten Menschen, eine unheilbare Krankheit oder Gewalteinwirkungen. Des Weiteren können Stressfaktoren sein:

  • Jobverlust, Arbeitslosigkeit, Kündigung
  • Scheidung
  • Mobbing
  • Überforderung im Beruf
  • finanzielle Sorgen
  • Existenzängste
  • Streit
  • Leistungsdruck
  • familiäre Belastungen
  • Unterforderung
  • Zeitdruck
  • ungeregelte Arbeitszeiten
  • körperliche Schmerzen
  • Lärm
  • starke Hitze oder Kälte
  • Hunger
  • Gefühle der Einsamkeit und des Verlassen seins

Wie entsteht Stress?

Stress ist die Reaktion des Emotionszentrums des Körpers auf bestimmte Stressfaktoren, Stressoren genannt. Während einer akuten Stresssituation, etwa bei einer Prüfung, einer wichtigen Präsentation oder einem Unfall, setzt der Körper die Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin und Kortisol frei. Während Adrenalin und Noradrenalin im Nebennierenmark gebildet werden, produziert der Körper Kortisol in der Nebennierenrinde. Körper und Gehirnstoffwechsel sind in Alarmbereitschaft.

Kurzfristig ermöglicht es dieser Hormoncocktail auf eine Bedrohungssituation reagieren zu können: Kampf oder Flucht. Die Atmung beschleunigt, der Herzschlag wird schneller, Blutdruck und Blutzucker steigen, die Muskeln spannen sich an, das Gehirn ist fokussiert und konzentriert, das Schmerzempfinden ist herabgesetzt und die Verdauungsfunktionen verlangsamt.

Warum Bewegung bei Stress so wichtig ist

Während früher Menschen auf bedrohliche Situationen mit Kampf oder Flucht reagieren konnten, halten wir in der heutigen Zeit den Cocktail aus Stresshormonen meist passiv aus: Sitzend am Schreibtisch, genervt im Auto, hilflos am Krankenbett, überfordert mit den Kindern im Homeoffice. Doch nur Bewegung, also eine körperliche Reaktion auf das Stresserleben, ermöglicht es dem Körper, Stresshormone wieder abzubauen und ausgleichende Glückshormone zu bilden. Daher raten Stressexperten dringend, in andauernden Stressphasen ausreichend Bewegung in den Alltag zu integrieren. Bewegung hat sich in Untersuchungen teilweise sogar als wirkungsvoller erwiesen als Antidepressiva.

Dauerhafte Stressauslöser machen krank

Der körperliche Stresszustand, der kurzfristig leistungssteigernd wirkt, schadet dem Körper, wenn er zum Dauerzustand wird. Die Reaktionen auf anhaltende Stressfaktoren können unterschiedlich sein. Frühe Hinweise auf Stress sind bei vielen Kopfschmerzen, Schmerzen in Rücken und Nacken, Schlafstörungen, Gedankenkreisen, Magenbeschwerden sowie Verdauungsprobleme. Längerfristig kann Bluthochdruck entstehen, das Immunsystem wird schwächer, Blutzucker- und Blutfettwerte können aus der Balance geraten, Entzündungsprozesse im Körper entstehen, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigen und die Psyche mit Angststörungen, Burnout und Depression reagieren.

Zu welchem Arzt bei Verdacht auf eine Depression?

Bei Verdacht auf einen Burnout, eine Depression oder eine Angststörung ist Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin der erste Kontakt. Bei Bedarf überweist er an einen Facharzt weiter, etwa an einen Psychiater oder einen psychologischen Psychotherapeuten. In Notfällen, etwa bei Suizidgedanken, sollten Sie den Notarzt unter 112 oder die in der Nähe gelegene psychiatrische Klinik kontaktieren beziehungsweise aufsuchen.

Das Gehirn ist der Ursprung von Stress. Es bewertet unablässig Situationen und stuft diese als harmlos oder bedrohlich ein. Wird eine Situation als gefährlich erkannt, gibt die Amygdala, auch Mandelkern genannt, den Startschuss. Die kleine Hirnregion verarbeitet Emotionen wie Angst und Stress und aktiviert, wenn nötig, die Kampf- und Fluchtreaktion. Zuerst wird das sympathische Nervensystem aktiv. Über die Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin werden wichtige Körperfunktionen verstärkt und unwichtige, etwa die Verdauung, heruntergefahren. Dann wird das endokrine System aktiv. Von der Amygdala ausgehend wird zunächst der Hypothalamus im Gehirn stimuliert, einen Botenstoff freizusetzen. Dieser erreicht die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) und aktiviert einen weiteren Neurotransmitter, der über die Blutbahn zur Nebenniere gelangt. Dort wird Kortisol ausgeschüttet. Dieses unterdrückt beispielsweise Entzündungsreaktionen und regt den Zuckerstoffwechsel an.
Meist beruhigt sich der Körper etwa eine Stunde nach der akuten Stressreaktion wieder. Die Stresshormone werden abgebaut und die Körperfunktionen normalisieren sich. Chronischer Stress hingegen führt dazu, dass der Körper unablässig Stresshormone nachproduziert und diese aufgrund fehlender Regeneration nicht in ausreichendem Maße abgebaut werden können. Der Körper bleibt dauerhaft in einem Ausnahmezustand – und wird immer mehr geschwächt.
Hält Stress lange an und kommen Körper und Psyche nicht zur Ruhe, können extreme Erschöpfung, das Gefühl ausgebrannt zu sein, Freudlosigkeit und Motivationslosigkeit auftreten. Spätestens jetzt sollten Betroffene reagieren und sich Zeit für Regeneration nehmen. Es braucht Abstand zu den belastenden Stressoren. Psychologische Beratung kann hilfreich sein und bei der Lösungsfindung helfen, wie Stress reduziert werden kann. Schwieriger wird es, wenn sich aus einem Burnout eine Depression entwickelt. Erholung und Abstand reichen dann nicht mehr aus. Stoffwechselvorgänge im Gehirn sind stark verändert. Eine Depression sollte immer ärztlich behandelt werden – sonst kann sie im schlimmsten Fall ein einem Selbstmord (Suizid) enden.

Quellen:

Stress. Online-Information des Berufsverbandes Deutscher Internisten e. V. (BDI).

Krankmachender Stress – Alarmsignale rechtzeitig erkennen. Online-Information der Berufsverbände und Fachgesellschaften für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland und der Schweiz.

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Online-Information von MSD Manual. Ausgabe für medizinische Fachkreise.

Psyche und Stress: So schützen Sie Ihr Herz! Online-Information der Deutschen Herzstiftung e. V.

Was ist Stress? Online-Information des Öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs des Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz.

Wo finde ich Hilfe? Online-Information der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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