Mittelohrentzündung: Das sind die Ursachen
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Mittelohrentzündung: Das sind die Ursachen

Akute Mittelohrentzündungen werden durch Krankheitserreger aus Nase und Rachen ausgelöst, die über die Ohrtrompete aufsteigen und sich in der Paukenhöhle vermehren. In vielen Fällen beginnt die Erkrankung mit einer Infektion durch Viren. Ihnen folgen Bakterien, die eine eitrige Entzündung verursachen. Unbehandelt drohen Komplikationen durch chronische Verlaufsformen.

Mittelohr und Rachenraum stehen in direkter Verbindung

Die Paukenhöhle des Mittelohres ist mit Luft gefüllt. Nur so können die Gehörknöchelchen den auf das Trommelfell auftreffenden Schall an das Innenohr weiterleiten. Platz nehmen die kleinsten Knochen des Menschen kaum in Anspruch: Der sie umgebende Hohlraum ist nur einen Kubikzentimeter groß. Eine direkte Verbindung mit dem Rachenraum ermöglicht jederzeit einen Druckausgleich. Ohne die Ohrtrompete würde das Trommelfell bei kleinen Luftdruckänderungen platzen. Ähnlich wie der gesamte Nasen- und Rachenraum sind Ohrtrompete und Paukenhöhle mit einer Schleimhaut ausgekleidet. Sie besteht aus einer einzelnen Lage quaderförmiger Zellen. Nur den Bereich um die Gehörknöchelchen kleidet ein Plattenepithel aus, das dem unserer normalen Haut ähnelt.

Das Loch im Trommelfell

Entgegen landläufiger Meinung dringen Krankheitserreger nur selten von außen ins Mittelohr ein. Das ist vor allem bei unbemerkten Perforationen des Trommelfells der Fall. Ein "Loch im Trommelfell" begünstigt die Invasion von Keimen - bei Kindern häufig durch Badewasser. Die Öffnung bleibt oft unbemerkt und führt zu wiederkehrenden schleimig-eitrigen Mittelohrentzündungen in Form einer chronischen Schleimhauteiterung.

Schwachstelle Ohrtrompete

Häufiger verläuft der Infektionsweg über die Ohrtrompete. Verursachen Viren eine Grippe oder einen grippalen Infekt, vermehren sie sich rasch in den Schleimhäuten des Atemtraktes aus oder nutzen die Blutbahn für ihre Ausbreitung. Letzteres trifft auf Scharlach und Masern zu. Reine Virusinfektionen führen jedoch nur selten zu manifesten Mittelohrentzündungen.  Der Infektionsweg erklärt, warum vor allem Kleinkinder an der Erkrankung leiden: Bei ihnen ist die Ohrtrompete kurz und für Erreger leicht zu überwinden.

Bakterien als Ursachen von Mittelohrentzündungen

Akute Mittelohrentzündungen werden durch Bakterien hervorgerufen. Meistens handelt es sich dabei um normale Bewohner der Haut und Schleimhäute, allen voran kugelförmige Streptokokken, Staphylokokken und Pneumokokken oder das Bakterium Haemophilus influenzae. Letzteres vermehrt sich im Schlepptau von Erkältungskrankheiten wie Sinusitis und Bronchitis so rasch, dass man es früher für den Erreger der Grippe hielt - daher der Artname 'influenzae'. Bakterien nutzen das geschwächte Immunsystem aus und gelangen über die Ohrtrompete in die Paukenhöhle. Die Immunabwehr versucht, sie durch Entzündungsreaktionen in Schach zu halten. Botenstoffe locken Immunzellen und Fresszellen herbei, die sich auf die Eindringlinge stürzen und sie unschädlich machen. Das Gemisch aus toten Immunzellen, Bakterien und Gewebswasser bezeichnet man als Eiter.

Eiterbildung verursacht weitere Komplikationen

Eiter sammelt sich im Laufe einer solchen Entzündungsreaktion rasch und in großen Mengen an. Im Inneren der Paukenhöhle übt er Druck auf die sensible Schleimhaut aus, die darauf mit erheblichen Schmerzen reagiert. Ist der Abfluss über die Ohrtrompete durch die angeschwollene Schleimhaut behindert, muss der behandelnde Arzt oft das Trommelfell eröffnen, damit die angesammelte Flüssigkeit abfließt. Mitunter reicht die von der Entzündung gebildete klare Gewebsflüssigkeit aus, um die Ohrtrompete zu verstopfen. Bei einer solchen serösen akuten Mittelohrentzündung kommt es zu einem Druckabfall in der Paukenhöhle.  Kann das körpereigene Immunsystem die akute Entzündung nicht beseitigen, wird die Mittelohrentzündung chronisch. Bei fortgeschrittenen Formen setzt sich die Infektion bis in den umgebenden Knochen fort und zieht weitere Komplikationen nach sich.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
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