Das gesellschaftliche Verständnis der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen hat in der Vergangenheit einen starken Wandel erfahren. Wurde früher die Behinderung der Betroffenen selbst als das Problem und der Grund für eine erschwerte Teilhabe angesehen, so wird dieses Problem heute der Gesellschaft angelastet. Wo immer ein Zugang zu Teilbereichen der Öffentlichkeit nicht allen Menschen gleichermaßen möglich ist, kann von einem Missstand gesprochen werden. So ist das Thema in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Auch Unternehmen sollten sich nicht länger davor verschließen, sondern können sogar davon profitieren  Inklusion bedeutet die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen. Eine Behinderung hingegen kann viele Gesichter haben, wobei nicht jedes davon sichtbar ist, wie Holger Dieterich an Beispielen aufzeigt. Sie lassen sich grob in vier Kategorien einteilen:  Am prominentesten sind Behinderungen mit Mobilitätseinschränkungen, häufig sichtbar durch einen Rollstuhl oder Gehhilfen. Sie können den Zugang zu nicht-barrierefreien Orten erschweren oder gar unmöglich machen. Um eine Teilhabe zu erleichtern, rät Dieterich Unternehmen die Geschäftsräume zu prüfen und auf nicht behebbare Barrieren rechtzeitig aufmerksam zu machen.Ebenfalls häufig sind Sehbehinderungen. Doch nicht nur die klassische Blindheit zählt dazu, sondern auch Erkrankungen wie Grauer Star oder aber verschiedene Farbblindheiten. Inklusive Unternehmen sollten ein Lesen nicht zwingend voraussetzen, ihre digitalen Produkte aus farbblinder Perspektive testen und auf die Kontraste achten. Die dritte Kategorie sind Hörbehinderungen. Um hörbehinderte Menschen zu inkludieren, empfiehlt Dieterich wenn möglich eine leise Umgebung zu schaffen, damit Hörgeräte nicht überfordert werden, und digital gegebenenfalls einen Kanal über einen anderen Sinn wie etwa ein Gebärdensprachvideo anzubieten. In der vierten Kategorie finden sich Lernbehinderungen oder auch geistige Behinderungen, die sich durch verminderte kognitive Fähigkeiten ausdrücken können. Auch psychische Erkrankungen, Epilepsie und verschiedene neurologisch diverse Zustände können dieser Kategorie untergeordnet werden. Unternehmen sollten dahingehend auf einfache Sprache achten, Lichtblitze vermeiden und den Personen ausreichend Zeit geben.   Dem fügt Dieterich hinzu, dass es neben permanenten Behinderungen auch vorübergehende oder situative Behinderungen gibt, die jeden irgendwann einmal betreffen. Auch jemand mit vorübergehender oder situativer Einschränkung, der/die bspw. kurzzeitig auf  Gehhilfen wegen einer Verletzung oder mit einem Baby auf dem Arm auf barrierefreie Zugänge angewiesen ist, begegnet dem Thema sensibler. Unternehmen sollten von sich heraus die rechtlichen Pflichten hinsichtlich Barrierefreiheit prüfen und dabei die gesamte Servicekette berücksichtigen. Auch eine Einbeziehung von Menschen mit Behinderungen in die Produktentwicklung und Nutzertests ist sinnvoll, um nachhaltiger barrierefrei zu sein. Das alles muss jedoch nicht nur aus reinem Pflichtbewusstsein passieren. Von Barrierefreiheit und Inklusion profitiert jeder. Rund 13 Billionen Dollar kontrolliert der Markt von Menschen mit Behinderungen, eine unvorstellbare Summe. Allein in Deutschland leben rund acht Millionen Menschen mit einer amtlich anerkannten Behinderung. Dazu kommt eine unbekannte Anzahl an Personen, die statistisch nicht erfasst sind. Für Unternehmen wird hier die sehr große Chance sichtbar, zusätzliche Marktanteile zu erschließen. Auch die Möglichkeit auf eine positivere Wahrnehmung und mehr Innovation sind handfeste Anreize für Barrierefreiheit und Inklusion. Dass das Thema ohnehin weiter an Bedeutung gewinnen wird, kann kaum bestritten werden.  Alle relevanten Informationen finden Sie kompakt in einem Handout zusammengestellt hier.  Holger Dieterich ist Vorstandsmitglied von Sozialheld*innen und Gründer mehrerer digitaler Lösungen für mehr Barrierefreiheit und Inklusion. Außerdem fungiert er als Berater zu diesen Themen. 2010 gründete er zusammen mit Raul Krauthausen Wheelmap.org, die inzwischen größte Online-Karte für barrierefreie Orte. 2015 rief er die offene Datenplattform Accessibility.Cloud ins Leben. 2018 beriet er die Vereinten Nationen zu ihrem UN-Leitbericht zu Behinderung und nachhaltigen Entwicklungszielen.
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Mehr für Alle durch Barrierefreiheit und Inklusion – Grundlagen für Unternehmen

Was können Unternehmen für Barrierefreiheit und Inklusion tun? Was bedeuten diese Begriffe überhaupt? Und welchen Mehrwert haben die Unternehmen selbst davon? Um diese Fragen ging es am 10. Juni in dem ersten von vier Online-Seminaren mit Sozialheld*innen in Zusammenarbeit mit Gelbe Seiten. Experte Holger Dieterich lieferte in seinem Vortrag wichtige Grundlagen und Impulse.

Das gesellschaftliche Verständnis der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen hat in der Vergangenheit einen starken Wandel erfahren. Wurde früher die Behinderung der Betroffenen selbst als das Problem und der Grund für eine erschwerte Teilhabe angesehen, so wird dieses Problem heute der Gesellschaft angelastet. Wo immer ein Zugang zu Teilbereichen der Öffentlichkeit nicht allen Menschen gleichermaßen möglich ist, kann von einem Missstand gesprochen werden. So ist das Thema in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Auch Unternehmen sollten sich nicht länger davor verschließen, sondern können sogar davon profitieren

Inklusion bedeutet die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen. Eine Behinderung hingegen kann viele Gesichter haben, wobei nicht jedes davon sichtbar ist, wie Holger Dieterich an Beispielen aufzeigt. Sie lassen sich grob in vier Kategorien einteilen:

  1. Am prominentesten sind Behinderungen mit Mobilitätseinschränkungen, häufig sichtbar durch einen Rollstuhl oder Gehhilfen. Sie können den Zugang zu nicht-barrierefreien Orten erschweren oder gar unmöglich machen. Um eine Teilhabe zu erleichtern, rät Dieterich Unternehmen die Geschäftsräume zu prüfen und auf nicht behebbare Barrieren rechtzeitig aufmerksam zu machen.
  2. Ebenfalls häufig sind Sehbehinderungen. Doch nicht nur die klassische Blindheit zählt dazu, sondern auch Erkrankungen wie Grauer Star oder aber verschiedene Farbblindheiten. Inklusive Unternehmen sollten ein Lesen nicht zwingend voraussetzen, ihre digitalen Produkte aus farbblinder Perspektive testen und auf die Kontraste achten. 
  3. Die dritte Kategorie sind Hörbehinderungen. Um hörbehinderte Menschen zu inkludieren, empfiehlt Dieterich wenn möglich eine leise Umgebung zu schaffen, damit Hörgeräte nicht überfordert werden, und digital gegebenenfalls einen Kanal über einen anderen Sinn wie etwa ein Gebärdensprachvideo anzubieten. 
  4. In der vierten Kategorie finden sich Lernbehinderungen oder auch geistige Behinderungen, die sich durch verminderte kognitive Fähigkeiten ausdrücken können. Auch psychische Erkrankungen, Epilepsie und verschiedene neurologisch diverse Zustände können dieser Kategorie untergeordnet werden. Unternehmen sollten dahingehend auf einfache Sprache achten, Lichtblitze vermeiden und den Personen ausreichend Zeit geben. 

Dem fügt Dieterich hinzu, dass es neben permanenten Behinderungen auch vorübergehende oder situative Behinderungen gibt, die jeden irgendwann einmal betreffen. Auch jemand mit vorübergehender oder situativer Einschränkung, der/die bspw. kurzzeitig auf Gehhilfen wegen einer Verletzung oder mit einem Baby auf dem Arm auf barrierefreie Zugänge angewiesen ist, begegnet dem Thema sensibler. Unternehmen sollten von sich heraus die rechtlichen Pflichten hinsichtlich Barrierefreiheit prüfen und dabei die gesamte Servicekette berücksichtigen. Auch eine Einbeziehung von Menschen mit Behinderungen in die Produktentwicklung und Nutzertests ist sinnvoll, um nachhaltiger barrierefrei zu sein. Das alles muss jedoch nicht nur aus reinem Pflichtbewusstsein passieren. Von Barrierefreiheit und Inklusion profitiert jeder. Rund 13 Billionen Dollar kontrolliert der Markt von Menschen mit Behinderungen, eine unvorstellbare Summe. Allein in Deutschland leben rund acht Millionen Menschen mit einer amtlich anerkannten Behinderung. Dazu kommt eine unbekannte Anzahl an Personen, die statistisch nicht erfasst sind. Für Unternehmen wird hier die sehr große Chance sichtbar, zusätzliche Marktanteile zu erschließen. Auch die Möglichkeit auf eine positivere Wahrnehmung und mehr Innovation sind handfeste Anreize für Barrierefreiheit und Inklusion. Dass das Thema ohnehin weiter an Bedeutung gewinnen wird, kann kaum bestritten werden.

Alle relevanten Informationen finden Sie kompakt in einem Handout zusammengestellt hier.

Holger Dieterich ist Vorstandsmitglied von Sozialheld*innen und Gründer mehrerer digitaler Lösungen für mehr Barrierefreiheit und Inklusion. Außerdem fungiert er als Berater zu diesen Themen. 2010 gründete er zusammen mit Raul Krauthausen Wheelmap.org, die inzwischen größte Online-Karte für barrierefreie Orte. 2015 rief er die offene Datenplattform Accessibility.Cloud ins Leben. 2018 beriet er die Vereinten Nationen zu ihrem UN-Leitbericht zu Behinderung und nachhaltigen Entwicklungszielen.

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