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Multiple Sklerose-Test: Habe ich Multiple Sklerose?

Multiple Sklerose gilt nicht umsonst als Autoimmunkrankheit mit „1000 Gesichtern“. Die chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems zeigt sich in Schwere und Verlauf bei jedem Betroffenen anders.

Es gibt nicht das EINE Krankheitsbild. Gerade im Anfangsstadium der Erkrankung ist es auch für erfahrene Ärzte oft schwer, eine Diagnose zu stellen, da die Symptome so vielfältig und unspezifisch sein können. Multiple Sklerose-Test: Welche Hinweise auf eine MS hindeuten können.

Kann ich mich auf Multiple Sklerose testen lassen?

Es gibt keinen speziellen Multiple Sklerose-Test und auch nicht die EINE Untersuchung, mit der sich MS diagnostizieren lässt. Auch MS-Online-Tests bieten nur eine erste Orientierung und sind keinesfalls für eine Diagnosestellung geeignet. Der Grund, warum es keinen zuverlässigen Multiple Sklerose-Test gibt, ist, dass das Krankheitsbild so vielgestaltig ist und sich bei jedem Betroffenen ganz individuell zeigt.

Im Frühstadium sind es meist unspezifische Symptome, die auch zu anderen Krankheitsbildern passen, welche Betroffene zum Arzt führen. Möglich ist auch, dass der MS-Verdacht ein Zufallsbefund im Rahmen einer MRT-Untersuchung aufgrund einer anderen Erkrankung ist.

Verdacht auf MS? Mögliche Anzeichen einer Multiplen Sklerose

Die Symptome der Multiplen Sklerose sind besonders zu Beginn der Erkrankung sehr unspezifisch – und passen auch auf andere Krankheitsbilder. Da MS eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems ist, können unter anderem Motorik, Koordination, Gleichgewicht und die Wahrnehmung über die Sinnesorgane beeinträchtigt sein. Häufig treten Missempfindungen wie Kribbeln und Taubheitsgefühle an verschiedenen Stellen des Körpers auf.

Schmerzen sind ebenfalls ein häufiges Symptom. Welche MS-Symptome sich bei Patientinnen und Patienten zeigen, ist abhängig davon, welche Nerven in Gehirn und Rückenmark beschädigt sind und wo im zentralen Nervensystem sich MS-Entzündungsherde beziehungsweise Vernarbungen in Folge der Entzündungen bilden. Zu Beginn der MS treten besonders häufig motorische Störungen, Missempfindungen wie Kribbeln und Taubheitsgefühle sowie Sehstörungen (beispielsweise Verschwommensehen, Doppelbilder oder eine gestörte Farbwahrnehmung) auf.

Multiple Sklerose-Test: häufige Symptome der MS

Zu den möglichen Symptomen der Multiplen Sklerose in Anfangsstadium und im weiteren Krankheitsverlauf gehören unter anderem:

  • Schmerzen (akut oder chronisch)
  • Missempfindungen: Taubheitsgefühle, Kribbeln, Brennen
  • Koordinationsprobleme: etwa Störungen der Motorik, Gangschwierigkeiten oder Gleichgewichtsstörungen
  • Muskelschwäche
  • Lähmungserscheinungen
  • Steifigkeitsgefühle vor allem der Beine (Spastik) und Krämpfe
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Sehstörungen infolge entzündeter Sehnerven (Optikusneuritis) wie Verlust an Sehschärfe, eingeschränktes Farbensehen oder Schmerzen bei Blickbewegungen
  • Konzentrationsstörungen
  • Denkschwierigkeiten
  • Störungen der Merkfähigkeit
  • gestörte Aufmerksamkeit
  • Sprechstörungen
  • Blasenstörungen: nicht gut kontrollierbarer Harndrang/ Inkontinenz/ Blasenentleerungsstörung
  • starke Erschöpfung und Müdigkeit (Fatigue)
  • Schwindel
  • sexuelle Funktionsstörungen
  • depressive Verstimmungen/ Depression
  • Stimmungsschwankungen
  • Libidoverlust

Zeigen sich bei Ihnen mehrere der genannten Symptome, sollten Sie zur Abklärung und Behandlung einen Arzt aufsuchen. Hier finden Sie Kliniken und neurologische Praxen, welche das DMSG-Zertifikat besitzen.

Gerade zu Beginn der Erkrankung ist es möglich, dass ein Schub auftritt, sich die Symptome aber wieder vollständig zurückbilden und eine lange beschwerdefreie Zeit folgt, in denen der Betroffene das Ereignis wieder vergisst oder das Erlebte nicht mit einer MS in Verbindung bringt.

Der Blick in die Familie: Habe ich ein erhöhtes Multiple Sklerose-Risiko?

Bei Verdacht auf MS kann neben den möglichen Symptomen auch ein Blick in die Familie nützlich sein. Denn bei Multipler Sklerose spielen genetische Faktoren eine Rolle. In bestimmten Familien tritt MS gehäuft auf. Vor allem Verwandte ersten Grades haben ein höheres Erkrankungsrisiko. Das heißt: Haben Mutter oder Vater MS, ist das Risiko, dass die Kinder MS entwickeln, erhöht. Allerdings wird nicht die Autoimmunerkrankung selbst weitergegeben, sondern lediglich die Neigung, möglicherweise eine MS zu entwickeln (Prädisposition). Experten zufolge ist das Risiko, dass Kinder von MS-Patienten ebenfalls an MS erkranken, im Vergleich zu gesunden Eltern nur leicht erhöht und liegt in einem Verhältnis von 1:100.

Bei einem Ausbruch der Krankheit spielen meist mehrere auslösende Faktoren zusammen, die dazu führen, dass das Immunsystem plötzlich fehlgeleitet wird. Zu den Risikofaktoren zählen unter anderem Infektionen mit bestimmten Viren (etwa Herpesviren), zu wenig Sonnenlicht beziehungsweise Vitamin D-Mangel und Rauchen. Wichtig zu wissen ist auch, dass Frauen doppelt so häufig betroffen sind wie Männer. Meist wird MS zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr festgestellt. Der MS-Verlauf ist bei den Betroffenen sehr individuell.

Verdacht auf Multiple Sklerose – und jetzt?

Haben Sie den Verdacht, dass einige Ihrer Beschwerden möglicherweise mit einer Multiplen Sklerose in Verbindung stehen könnten, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Ein erster Kontakt kann Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin sein. Auch können Sie einen Termin bei einer Neurologin oder einem Neurologen vereinbaren. Neurologen führen neben dem Anamnesegespräch verschiedene Untersuchungen und Tests durch, um den Verdacht weiter einzugrenzen beziehungsweise andere Erkrankungen ausschließen zu können.

Neben der Blut- und Urinuntersuchung ist die Magnetresonanztomografie (MRT) eine wichtige Untersuchung zur Diagnosestellung. Mit einer MRT können Ärzte Veränderungen im Gehirn (MS-Herde; Plaques) feststellen. Hinweise auf eine MS finden sich auch im Nervenwasser im Rückenmark. Im Rahmen einer Rückenmarkspunktion, auch Spinalpunktion oder Lumbalpunktion genannt, entnimmt der Arzt mit einer Hohlnadel etwas Nervenwasser. Nur ein Arzt kann die Diagnose MS zuverlässig stellen.

Die McDonald-Kriterien erlauben Ärzten eine standardisierte Diagnosestellung einer MS. Erst wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind und andere Krankheiten als Ursache ausgeschlossen werden können, stellt der Arzt oder die Ärztin die Diagnose Multiple Sklerose. Im Fokus der Diagnosestellung liegen der objektive Nachweis von MS-Herden mittels MRT Untersuchung sowie der Nachweis zeitlich verteilter Krankheitszeichen (Schübe). Erfüllen die Ergebnisse anhand festgelegter Kriterien (McDonald-Kriterien 2017) die Anforderungen, steht die MS Diagnose oder ein Klinisch Isoliertes Syndrom (CIS=Vorstufe der MS) fest.
Bislang gibt es nicht den einen Test, mit dem sich sicher eine Multiple Sklerose diagnostizieren lässt. Die Ergebnisse der verschiedenen durchgeführten Untersuchungen setzen sich wie Puzzleteile zusammen und helfen, den Verdacht einzugrenzen – und andere Erkrankungen, auf die die Symptome ebenfalls passen könnten, auszuschließen. Die Diagnose MS ist nur durch ärztliche Untersuchungen möglich. Wichtige Untersuchungen sind Blut- und Urinuntersuchungen, neurologische Untersuchungen, die Untersuchung von Nervenwasser (Lumbalpunktion) sowie eine MRT, um MS-Herde im Gehirn feststellen zu können.
Die Diagnose Multiple Sklerose kann nur ein Arzt feststellen – mit Hilfe verschiedener Untersuchungen und Tests. Erst das Gesamtbild der Untersuchungsergebnisse erlaubt es, die Diagnose zu stellen. Gerade im Frühstadium der Erkrankung ist es schwer, anhand der Symptome auf MS aufmerksam zu werden, weil diese sehr unspezifisch sein können und auch auf andere Krankheitsbilder passen. Zu den möglichen Warnzeichen, die aufmerksam machen sollten, gehören Koordinationsstörungen, Konzentrationsstörungen, starke Müdigkeit, Gefühlsstörungen und Lähmungen sowie Sehstörungen. 

Laut den Berufsverbänden und Fachgesellschaften für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland und der Schweiz kommt es bei etwa 30 Prozent der Betroffenen als erstes Anzeichen zu Sehstörungen. Hierbei entsteht entweder im Zentrum des Blickfeldes eines Auges ein Sehausfall, oder der Betroffene sieht nur getrübt, wie durch eine Milchglasscheibe. Gelegentlich werden auch Doppelbilder gesehen.

Quellen:

Frühsymptome bzw. erste Anzeichen einer Multiplen Sklerose (MS). Online-Information der Berufsverbände und Fachgesellschaften für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland und der Schweiz. (Stand: Aufgerufen am 8. Juni)

Verzeichnis von MS-Kliniken und MS-Praxen. Online-Suche der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG). (Stand: Aufgerufen am 8. Juni 2021)

Leitlinien. Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose, Neuomyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen und MOG-IgG-assoziierten Erkrankungen. Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Leitlinie herausgegeben von der Kommission Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. (Stand: 17. Februar 2021)

Multiple Sklerose (MS). Online-Information MSD Manual. Ausgabe für Patienten. (Stand: Februar 2020)

MS verstehen – Symptome. Online-Information der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG). (Stand: 25. Mai 2021)

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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