Alkoholvergiftung: Symptome, Ursachen und Behandlung
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Alkoholvergiftung: Symptome, Ursachen und Behandlung

Eine Alkoholvergiftung, auch Ethanolvergiftung genannt, ist die Folge einer zu hohen Alkoholaufnahme. Alkoholvergiftungen sind recht häufig, unter anderem deshalb, weil Alkohol leicht zugänglich ist und die berauschende Wirkung von vielen gezielt gesucht wird. Wann es zu einer Alkoholvergiftung kommt, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Jeder Körper kommt mit einer anderen Menge Alkohol zurecht.

Alkoholvergiftung ist ein lebensbedrohlicher Notfall

Eine Alkoholvergiftung ist bei Jugendlichen oft die Folge von gezieltem Rauschtrinken oder Wetttrinken. Viele verlassen sich darauf, dass sich der Körper bei einer zu großen Menge Alkohol übergibt – und nichts passieren kann. Ein lebensbedrohlicher Irrtum. Es sind Fälle bekannt, in denen Jugendliche nach einem Wetttrinken ins Koma gefallen und kurze Zeit später verstorben sind. Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zufolge mussten im Jahr 2008 25.700 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 20 Jahren mit einer Alkoholvergiftung in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Doch nicht nur Jugendliche sind gefährdet, eine Alkoholvergiftung zu erleiden. Auch Erwachsene sind betroffen – und zwar nicht nur Alkoholiker.

Alkoholvergiftung: Symptome der verschiedenen Stadien

Streng genommen ist bereits ein „leichter Schwips“ eine Vergiftung. Bekommt der Körper größere Mengen Ethanol zugeführt, kommt er mit dem Zellgift nicht mehr zurecht. Er kann das Toxin nicht mehr rasch genug abbauen. Der Alkoholrausch wird zum Notfall. Es drohen Bewusstlosigkeit bis hin zu Koma und Herz-Kreislauf-Versagen. Je nach Promillewert (Blutalkoholkonzentration, BAK) wirkt das Zellgift unterschiedlich stark auf die Körperfunktionen:

  • Promillewert von 0,01 bis 0.1 Prozent: Die enthemmende Wirkung des Alkohols ist spürbar. Der Mensch wird entspannter, die Laune wird heiterer, Hemmungen werden abgebaut und das Selbstbewusstsein erscheint stärker. Bereits jetzt ist der Herzschlag leicht erhöht, der Gang wird unsicherer und die Koordination kann gestört sein. Experten stufen diesen Zustand bereits als leichte Vergiftung ein.
  • Blutalkoholkonzentration von 0,15 bis 0,3 Prozent: Es liegt eine mittelschwere Vergiftung vor. Die Sprache wird immer undeutlicher. Die Enthemmung ist ausgeprägter, es können deutliche Stimmungsschwankungen auftreten. Die Ungeschicklichkeit nimmt zu, die Gedächtnisleistung nimmt zunehmend ab, ebenso das Reaktionsvermögen. Der Betrunkene kann verwirrt erscheinen. Schwindel und Übelkeit können auftreten, ebenso Erbrechen. Viele empfinden Schläfrigkeit und Benommenheit.
  • Promillewert von 0,3: Das Schwindelgefühl nimmt immer weiter zu. Schwere Sprachstörungen treten auf. Es kommt zu Wahrnehmungsstörungen wie Halluzinationen. Die Ausfälle in Koordination und Motorik sind erheblich. Der Betrunkene ist nicht mehr richtig ansprechbar, zeigt kaum noch Reaktionen. Es besteht die Gefahr einer Unterkühlung. Bewusstlosigkeit und Koma drohen. Krampfanfälle sind möglich. Experten sprechen von einer schweren Alkoholvergiftung.
  • Blutalkoholkonzentration von mehr als 0,4 Prozent: Wird weiter Alkohol getrunken oder in sehr kurzer Zeit viel Alkohol aufgenommen, sind die Folgen zunehmend schwerwiegender. So kann es passieren, dass der Betrunkene bewusstlos wird, ins Koma fällt und einen Atemstillstand erleidet. Ohne sofortige medizinische Versorgung kann diese Situation tödlich sein. Ebenfalls eine Gefahr: Der Betrunkene kann an seinem Erbrochenen ersticken, weil seine Schutzreflexe nicht mehr funktionieren.
Schwere Alkoholvergiftung – was tun?

Bei Verdacht auf eine schwere Alkoholvergiftung ist rasches Handeln gefragt, da diese lebensbedrohlich werden kann. Zögern Sie nicht, den Notruf unter 112 zu rufen. Ist der Betrunkene bewusstlos, legen Sie ihn in die stabile Seitenlage. So wird verhindert, dass dieser an seiner erschlafften Zunge erstickt oder Erbrochenes die Atemwege verstopft. Kommt es zum Herzstillstand, leiten Sie unverzüglich Erste Hilfe-Maßnahmen ein: Führen Sie die Herzdruckmassage oder eine Beatmung durch, bis der Notarzt da ist.

Wann wirkt Alkohol besonders intensiv?

Um herauszufinden, wie hoch die BAK ist, misst der behandelnde Notarzt den Wert mit Hilfe einer Blutprobe. Besonders hochprozentige Alkoholika erhöhen das Risiko für eine Alkoholvergiftung, ebenso eine sehr rasche Aufnahme größerer Mengen Ethanol. Ältere Menschen und Kinder haben noch ein weiteres Risiko: Sie bauen Alkohol deutlich langsamer ab als Erwachsene. Auch Menschen mit einem geringen Körpergewicht bauen Alkohol langsamer ab als Menschen mit einem höheren Gewicht. Bei Frauen wird Alkohol langsamer verstoffwechselt. Wer vorher kaum etwas gegessen hat, bei dem gelangt der Alkohol zudem rascher ins Blut.

Bestimmte Erkrankungen und Medikamente können den Alkoholabbau ebenfalls stören und die Alkoholaufnahme ins Blut beschleunigen. Bei Alkoholikern besteht die Gefahr, dass aufgrund der Alkoholgewöhnung Symptome einer Alkoholvergiftung erst verspätet auftreten. Obwohl alkoholkranke Menschen eine hohe Alkoholtoleranz haben, können auch sie in Folge einer Überdosis Alkohol an Atemstillstand versterben. Wer nur selten Alkohol trinkt, verspürt die Wirkung des Alkohols schneller und kann bereits bei geringeren Mengen eine Alkoholvergiftung bekommen.

Alkohol wirkt bei jedem anders

Wie empfindlich jemand auf Alkohol reagiert, ist somit abhängig von der Art des alkoholischen Getränks, der aufgenommenen Menge, dem Zeitraum, in dem konsumiert wird sowie von Alter, Gewicht, Gesundheitszustand, Alkoholgewöhnung, bestehenden Erkrankungen und Medikamenten, die eingenommen werden.

Alkoholvergiftung ohne alkoholische Getränke

Eine Alkoholvergiftung muss nicht zwingend über alkoholische Getränke erfolgen. Kinder beispielsweise können eine Alkoholvergiftung bekommen, wenn Sie größere Mengen Medikamente mit Alkohol einnehmen oder Parfum oder Mundwasser mit Alkohol trinken.

Alkoholvergiftung-Symptome: Es kann auch ein Schlaganfall sein

Schauen Sie genau hin, wenn jemand Symptome einer Alkoholvergiftung zeigt. Es kann möglicherweise auch ein Schlaganfall sein. Deswegen untersuchen Notärzte immer die BAK, um andere Erkrankungen – wie eben einen Schlaganfall – auszuschließen. Hat die Person keinen oder nur wenig Alkohol getrunken und zeigt plötzlich Koordinationsprobleme, Gangschwierigkeiten, Sprachschwierigkeiten sowie ein verzerrtes Gesicht (halbseitige Lähmung), besteht der dringende Verdacht auf einen Schlaganfall. Dieser lebensbedrohliche Notfall bedarf der sofortiger Hilfe durch einen Notarzt.

Der FAST-Test kann Ihnen wichtige Hinweise auf einen Schlaganfall geben:

F-ace: Bitten Sie die Person zu lächeln. Funktioniert das nur auf einer Seite und hängt der Mundwinkel auf der anderen Seite herunter, liegt eine halbseitige Lähmung (Hemiparese) vor.

A-rms: Fordern Sie die Person auf, die Arme nach vorne auszustrecken und zugleich die Handinnenflächen nach oben zu drehen. Auch das funktioniert bei einer Halbseitenlähmung nur noch einseitig.

S-peech: Bitten Sie den Patienten, einen einfachen Satz nachzusprechen. Ist die Sprache undeutlich, verwaschen und unverständlich oder ist Sprechen überhaupt nicht möglich, liegt eine Sprachstörung vor.

T-ime: Spricht alles für einen Hirninfarkt, alarmieren Sie schnellstmöglich den Notruf unter 112.Teilen Sie Ihren Verdacht auf einen Schlaganfall mit. Schlaganfälle gehören zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Patienten werden für die Behandlung in spezielle Kliniken, sogenannte Stroke-Units, gebracht.

Alkoholvergiftung behandeln: Das macht der Arzt

Für die Diagnose Alkoholvergiftung muss der behandelnde Arzt andere Erkrankungen ausschließen und die BAK messen. Die ermittelten Werte helfen ihm, die Situation einzuschätzen und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten. Auch kontrolliert er die Ansprechbarkeit des Betrunkenen, seine kognitiven Fähigkeiten und körperlichen Grundfunktionen und Reaktionen. Das Ziel der Behandlung ist die Linderung der Symptome sowie das Vorbeugen von (lebensgefährlichen) Komplikationen.

Leichte Alkoholvergiftung: Die betrunkene Person wird überwacht. Zeigt sie unruhiges oder gar aggressives Verhalten, kann die Gabe von Beruhigungsmitteln notwendig sein. Ist der Blutzuckerspiegel zudem sehr niedrig, kann der Arzt eine Glukoselösung verabreichen.

Mäßige Alkoholvergiftung: Die betrunkene Person wird überwacht. Häufig sind die Gabe einer Zuckerlösung sowie eine intravenöse (über die Vene verabreichte) Flüssigkeitszufuhr notwendig. Auch hier können Beruhigungsmittel hilfreich sein.

Schwere Alkoholvergiftung: Die betrunkene Person wird überwacht – in der Notaufnahme oder auf der Intensivstation. Da die Gefahr eines Atemstillstands sowie eines Herz-Kreislauf-Versagens besteht, werden Atmung und Herzschlag kontrolliert. Möglicherweise wird eine künstliche Beatmung (Intubation) notwendig. Meist werden eine Zuckerlösung sowie eine intravenöse Flüssigkeitszufuhr verabreicht. Auch blutdruckstabilisierende Medikamente kommen zur Anwendung. Im Falle von Koma und/ oder Herz-Kreislauf-Versagen leiten die Ärzte eine entsprechende intensivmedizinische Notbehandlung ein.

Holen Sie bei einer Alkoholvergiftung ärztliche Hilfe, wenn unkontrollierbares Erbrechen, Atemprobleme, Bewusstlosigkeit, Brustschmerzen, Herzstillstand, Unterkühlung und epileptische Anfälle auftreten. Zögern Sie in solch einer Situation nicht, den Notruf unter 112 zu rufen. Leisten Sie bis zur Ankunft des Notarztes Erste Hilfe.
Eine schwere Alkoholvergiftung ist ein lebensbedrohlicher Notfall. Der Körper kühlt aus, die betrunkene Person ist kaum noch ansprechbar. Es drohen Bewusstlosigkeit bis hin zu Koma und Herz-Kreislauf-Versagen. Lassen Sie den Betroffenen auf keinen Fall allein. Rufen Sie den Notarzt unter 112 und legen Sie den Betrunkenen in die stabile Seitenlage. So beugen Sie vor, dass der Betroffene an seiner Zunge, seinem Speichel oder Erbrochenem erstickt. Bei einem Herzstillstand führen Sie Wiederbelebungsmaßnahmen durch: Herzdruckmassage oder Mund-zu-Mund- oder Mund-zu-Nase-Beatmung. Tipp: Die Experten der Deutschen Herzstiftung raten, die Herzdruckmassage im Rhythmus des Songs „Stayn´ Alive“ der Bee Gees durchzuführen. Dieser Rhythmus sorge für eine möglichst gut Versorgung des Herzens mit dem im Körper verbliebenen Sauerstoff. Hier geht’s zum Bee Gees-Song.
Alkohol (Ethanol) dämpft das Zentrale Nervensystem (ZNS). Gelang Alkohol in großen Mengen in den Körper, kann es zu Atembeschwerden bis hin zu Atemstillstand, Koma und Tod kommen. Wird Alkohol über einen längeren Zeitraum in größeren Mengen konsumiert, drohen Organschäden, etwa von Leber, Nieren, Herz und Gehirn. Zudem besteht die Gefahr, in eine Alkoholsucht zu rutschen. Auch das Risiko für verschiedene Erkrankungen steigt, beispielsweise für Speiseröhren- und Magenkrebs, ebenso für Mund- und Rachenkrebs, Leberkrebs, Dick- und Enddarmkrebs sowie Brustkrebs bei Frauen. Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft zufolge sind mit Bezug auf Untersuchungen von 2017 weltweit geschätzt 5,5 Prozent aller Krebserkrankungen und 5,8 Prozent aller Krebstodesfälle auf den Alkoholkonsum zurückzuführen. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V. (DHS) betont: Es gibt keinen risikoarmen Alkoholkonsum.

Quellen:

Empfehlung Herzdruckmassage ohne Atemspende. Pressemeldung der Deutschen Herzstiftung e. V.

Alkoholvergiftung und -entzug. Online-Information von MSD Manual. Ausgabe für medizinische Fachkreise.

Notfall Alkoholvergiftung. Online-Information von „Kenn dein Limit“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Alkoholintoxikation. Online-Information von ada. Medizinische Wissensbasis.

Alkoholvergiftungen bei Jugendlichen weiter rückläufig. Pressemeldung der Bundeszentrale für gesundheitliche  Aufklärung (BZgA).

„Stayn Alive“. Song der Bee Gees auf You Tube.

Alkohol und Krebserkrankungen. Online-Information der Deutschen Krebsgesellschaft.

Alkohol-Risiken. Online-Information der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e. V.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
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