Gefährliche Kieselerde? Wirkung und Risiken des Nahrungsergänzungsmittels
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Gefährliche Kieselerde? Wirkung und Risiken des Nahrungsergänzungsmittels

Die Wirkung von Kieselerde soll positiv für Haare, Nägel, Haut und Knochen sein sowie das Bindegewebe stärken. Doch einen wissenschaftlichen Beweis gibt es dafür nicht und Experten raten von den Präparaten ab – bestenfalls seien sie nutzlos, schlimmstenfalls drohten Nierenprobleme.

Was ist Kieselerde?

Die sogenannte echte Kieselerde (Silicea terra) oder Kieselgur wird aus fossilen Kieselalgen gewonnen. Sie ist reich an Silizium, genauer an Siliziumdioxid, und wird in Supermärkten, Apotheken und Reformhäusern als Kapseln, Tabletten oder Pulver angeboten.

Kieselerde kommt allerdings auch in allen möglichen anderen Bereichen zum Einsatz, etwa als Baustoff, als Filter fürs Abwasser, in Düngemittel, Insektiziden und Katalysatoren. Im Asphalt sorgt es für eine festere Konsistenz und höhere Stabilität.

Der Begriff “Kieselerde” an sich kann außerdem auch andere Mineralien und Sedimente mit hohem Siliziumgehalt bezeichnen, zum Beispiel quarzhaltigen Sand, der zur Herstellung von Glas verwendet wird – Präparate aus dieser mineralischen Kieselerde haben andere Nebenwirkungen als Silicea terra.

Angebliche Wirkung von Kieselerde

Kieselerde gegen Haarausfall und Kieselerde für volleren Bartwuchs, Kieselerde zum Abnehmen und Kieselerde gegen Pickel – es scheint kaum etwas zu geben, wofür oder wogegen das gemahlene Gestein nicht wirken soll. Doch warum eigentlich?

Die Wirkung von Kieselerde wird dem Siliziumdioxid zugeschrieben. Silizium ist im menschlichen Körper vorhanden und stellt nach Eisen und Zink das dritthäufigste Spurenelement dar. Der Gedanke der Kieselerde-Befürworter ist, dass der Körper Silizium nicht selbst herstellen kann und man es deshalb über Nahrungsergänzungsmittel zuführen muss, um einen Mangel zu vermeiden.

Kieselerde bei Siliziummangel: Symptome

Glaubt man den Werbetexten, zeigt sich an Mangel an Sizilium durch:

  • Blässe
  • Abgeschlagenheit
  • Hautunreinheiten
  • dünne, kraftlose Haare
  • brüchige Nägel
  • schlaffes Bindegewebe

Sollten Sie diese Symptome an sich bemerken, sollten Sie nicht einfach Kieselerde im Supermarkt besorgen, sondern vorab zum Hausarzt gehen. Eine gründliche Blutuntersuchung schafft Gewissheit darüber, ob Sie tatsächlich unter einem Nährstoffmangel leiden – und vor allem: an welchem.

Wenn ja, verschreibt der Arzt Ihnen genau auf Ihre Bedürfnisse abgestimmte Nahrungsergänzungsmittel in der richtigen Dosierung. Liegt die Ursache des Nährstoffmangels tatsächlich in der Ernährung und nicht in einer anderen Erkrankung, kann ein Ernährungsberater hinzugezogen werden. Von einer Selbstbehandlung mit Kieselerde ist aufgrund der möglichen Nebenwirkungen abzuraten.

Kieselerde Nebenwirkungen: Krebs und Nierenschäden

In vielen Präparaten ist keine echte Kieselerde enthalten, sondern vor allem Quarz und Cristobalit, die in der Industrie als feiner Staub verwendet werden und dort als Gefahrstoff gelten – wird der Quarzstaub eingeatmet, wächst das Risiko für Lungentumore. Ob auch die Präparate, die geschluckt und nicht eingeatmet werden, potenziell krebserregend sind, ist aber noch nicht geklärt. Wer aber Kieselerde über einen längeren Zeitraum hoch dosiert einnimmt, riskiert Nierenschäden, da das Siliziumdioxid Harnsteine und Nierensteine begünstigt. Pharmakologen plädieren deshalb dafür, Arzneimittel mit Kieselerde zu verbieten.

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Wenn aus fossilem Sand wieder Steine werden: Nierensteine als Nebenwirkung von hochdosierten Kieselerde-Präparaten.

Nahrungsergänzung mit Kieselerde ist unnötig

Experten sind sich einig, dass Kieselerdepräparate und andere Nahrungsergänzungsmittel mit Silizium überflüssig sind, denn: Es konnte bislang nicht nachgewiesen werden, dass der menschliche Körper unter einem Siliziummangel leiden kann – es gibt nicht einmal eine offizielle Empfehlung für die notwendige Tagesdosis an Silizium; Schätzungen schwanken zwischen 10 und 40 Milligramm. Dieser Bedarf lässt sich mühelos über eine ausgewogene Ernährung mit ganz normalen Lebensmitteln decken.

Nicht nur in Kieselerde: Natürliche Quellen für Silizium

Silizium ist nach Sauerstoff das zweithäufigste Element auf der Erde und somit längst nicht nur in Kieselerde enthalten, sondern in den meisten pflanzlichen Lebensmitteln. So findet sich die Substanz zum Beispiel reichlich in:

  • Wasser, Kaffee, Bier
  • Weizen- und Vollkornprodukten
  • Datteln, Erdbeeren, Weintrauben
  • Erbsen, Bohnen
  • Kartoffeln
  • Spinat
Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
GS
Gisèle Schneider
Autor/-in
Gesunde Ernährung und Sport sind für Gisèle Schneider nicht nur im Alltag wichtige Themen. Seit Jahren behandelt Sie in Ihren Artikeln Fragen rund um Sport, Ernährung und Medizin.
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