Jüdische Küche: Was bedeutet eigentlich koscher?
Die jüdische Küche folgt religiösen Gesetzen
Die jüdische Küche ist stark von den religiösen Überlieferungen geprägt. Sie kennt Lebensmittel, die nach den religiösen Gesetzen “koscher”, also erlaubt sind, und jene, die “nicht koscher” sind. Diese dürfen von gläubigen Juden nicht verzehrt werden. In den deutschen Sprachgebrauch ist der Ausdruck “nicht koscher” eingegangen für etwas, das einem nicht geheuer, nicht seriös, nicht redlich vorkommt.
Nachdem viele Juden 597 vor Christus aus Palästina ins babylonische Exil gezwungen wurden und sich später im Rahmen der Diaspora in aller Welt ansiedelten, waren die religiösen Rituale und Überlieferungen wie ein unsichtbares Band, dass die jüdische Gemeinschaft über Grenzen und Kontinente hinweg miteinander verband. Dazu zählten auch die Speisegesetze, die sogenannten “Kaschrut-Regeln”. Sie prägten die jüdische Küche, auch wenn diese sich mit der Küche der Regionen vermischte, in denen die Juden eine neue Heimat gefunden hatten.
Ihren Ursprung haben diese Speisegesetze in der Tora, dem ersten Teil der “Heiligen Schrift” der Juden, der den fünf Bücher Mose im Alten Testament entspricht. Der Talmud wiederum, in dem die praktische Umsetzung der religiösen Gesetze erläutert wird, vergleicht ein jüdisches Haus mit einem Tempel und den gedeckten Tisch mit einem Altar. Nach dieser Interpretation sind die jüdische Küche, das Kochen und Essen nach jüdischen Gesetzen eine Art Gottesdienst, eine heilige Handlung, die Körper und Geist in Harmonie versetzt.
Was ist koscher – und was nicht?
Die jüdische Küche trennt streng zwischen Fleisch- und Milchprodukten. Hintergrund ist die Vorgabe der Tora: “Du sollst ein Zicklein nicht in der Milch seiner Mutter kochen.” Hat man also ein Fleischgericht gegessen, muss man bis zur Milchspeise den Verdauungsprozess von sechs Stunden abwarten. Umgekehrt nach einer Milchspeise sind es lediglich 30 Minuten. Auch muss für Fleisch- und Milchspeisen getrenntes Geschirr benutzt werden.
Als “koscher” gelten alle Nahrungsmittel, die in den Kaschrut-Regeln jeweils einzeln definiert werden. Koscher ist danach das Fleisch von Rindern, Ziegen, Schafen und den meisten Geflügelarten, ebenso sind Meerestiere mit Schuppen und Flossen sowie Obst und Gemüse erlaubt. Nicht koscher dagegen sind Schweine- und Pferdefleisch sowie Schalentiere wie zum Beispiel Hummer oder Muscheln. Milchprodukte wie Sahne und Butter oder Eier von koscheren Tieren sind erlaubt, Hartkäse ist verboten. Manche Lebensmittel, wie etwa Wein, sind nur dann koscher, wenn Sie unter der Aufsicht eines Rabbiners (eines jüdischen Gelehrten) hergestellt wurden.
Die Aufsicht eines Rabbiners ist auch beim sogenannten “Schächten” vorgeschrieben. Diese traditionelle Schlachtmethode wurde entwickelt, da gläubige Juden nach ihren Speisegesetzen kein Blut essen dürfen. Zusätzlich wird das Fleisch noch einmal nach einer speziellen Reihenfolge ausgewaschen. Erst dann kann es für die jüdische Küche verwendet werden.
Koscher mit Zertifikat
Wenn Sie sichergehen wollen, nur Lebensmittel zu sich nehmen, die koscher sind, können Sie auf ein entsprechendes Zertifikat achten. Auf deutschen Produkten ist es selten zu finden, auf israelischen und US-amerikanischen Artikeln dagegen ist es gang und gäbe. Entsprechend ist ein Zertifikat auch wichtig, wenn Sie Produkte in diese Länder exportieren wollen und ihr Angebot für gläubige Juden geeignet ist.
Ein Koscher-Zertifikat gibt das Israelische Oberrabbinat heraus oder von ihm akkreditierte Rabbiner. Sie überprüfen die Zutatenliste und die Lieferanten, ob diese koscher sind beziehungsweise ein Koscher-Zertifikat besitzen. Auch die Produktionsanlagen sowie der Herstellungsprozess werden unter die Lupe genommen. Unter Umständen wird die Aufsicht eines Rabbiners bei der Herstellung zur Auflage gemacht. Erst wenn alles den jüdischen Gesetzen entspricht, bekommen die Artikel das Zertifikat: “koscher”.