Weichmacher in Plastik: Ungesunder Kunststoff im Haushalt
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Weichmacher in Plastik: Ungesunder Kunststoff im Haushalt

Unser Alltag steckt voller Plastik. Der Kunststoff enthält oft Weichmacher, die das ohnehin umweltkritische Material noch gefährlicher machen. Hier erfahren Sie, woran Sie ungesunde Weichmacher erkennen und wie Sie Phthalate und Co. vermeiden können.

Was sind Weichmacher und wo kommen sie vor?

Die meisten Kunststoffe sind von Haus aus sehr starr. Für viele Verwendungszwecke ist aber eine gewisse Elastizität notwendig – so zum Beispiel für:

  • Wasserbälle, Schwimmflügel, Luftmatratzen und Ähnliches
  • Puppen und anders weiches Plastikspielzeug für Kinder
  • Sextoys
  • Kabelummantelungen und andere Elektronikteile
  • Farben und Lacke
  • Klebstoffe
  • Folien
  • Beschichtungen aller Art (zum Beispiel Fußböden oder Konservendosen)

Um die gewünschte Konsistenz herzustellen, kommen Weichmacher zum Einsatz, die die chemische Struktur der Kunststoffe verändern. Das sind primär:

  • Phthalate
  • Citrate
  • Adipate

Bedenklich sind vor allem Phthalate –bei diesen Weichmachern handelt es sich um Verbindungen aus Phthalsäure und verschiedenen Alkoholen.

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Wie wirken sich Phthalate auf die Gesundheit aus?

Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) hat verschiedene Weichmacher aus der Familie der Phthalate in ihre Liste besonders besorgniserregender Stoffe (SVHC) aufgenommen. Ganz konkret sind es die Stoffe mit folgenden Kürzeln:

  • BBP
  • DBP
  • DEHP
  • DEBP
  • BMEP
  • PIPP
  • DIPP
  • DPP
  • DnHP

Einige davon dürfen mittlerweile nur noch in Ausnahmefällen, andere gar nicht mehr verwendet werden. Der Grund: Diese Phthalate wirken im menschlichen Körper wie Hormone – genauer gesagt wie das weibliche Hormon Östrogen. Das kann gesundheitliche Folgen haben:

  • Verweiblichung männlicher Föten und Kleinkinder
  • Fruchtbarkeitsprobleme
  • Übergewicht
  • Diabetes

Diese Schlüsse zogen verschiedene Forscherteams aus den USA und Kanada. Darüber, wie stark der Zusammenhang zwischen Weichmacherbelastung im Alltag und oben genannten Problemen ist, herrscht allerdings noch Uneinigkeit.

Die Giftstoffe gelangen durch Ausdünstung, Hautkontakt oder als Anreicherung in Nahrungsmitteln in den Körper.

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Wie wirkt Bisphenol im menschlichen Körper?

Bisphenole sind eine chemische Gruppe, zu der unter anderem Formaldehyd und Aceton gehören. In Zusammenhang mit Kunststoff meint die Bezeichnung Bisphenol aber meistens das Bisphenol A (BPA). Bisphenol ist zwar selbst kein Weichmacher, aber ein Antioxidans, das in Weichmachern enthalten ist.

BPA ist – ähnlich den Phthalaten – ein hormonaktiver Stoff. Zu diesem Schluss kommen Studien der Universitäten Montreal, Michigan und Bonn sowie des Umweltbundesamtes. Zu den möglichen Effekten der Kunststoffweichmacher gehören:

  • verschlechterte Spermienqualität
  • verringerte Libido und Potenzprobleme
  • Übergewicht
  • Diabetes
  • Herz-Kreislauf-Probleme
  • Störungen im Kalzium-Stoffwechsel
  • Begünstigung einiger Krebsformen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat weitere Forschungen in Auftrag gegeben, weil die Forscher sich nicht einig darüber sind, ab welcher Dosis die schädigende Wirkung eintritt. Passiert dies bereits ab der Menge, der Menschen im Plastikzeitalter regulär ausgesetzt sind, oder erst bei sehr viel höheren Konzentrationen?

BPA darf europaweit nicht mehr für die Herstellung von Babyartikeln eingesetzt werden, kommt aber noch in einer ganzen Reihe anderer Produkte vor – zum Beispiel als Beschichtung von Pools und Konserven oder als Teil von Thermopapier (Kassenbons, Parktickets etc.) und natürlich als Plastikgeschirr. Da der Stoff hitzelöslich ist und über die Haut aufgenommen werden kann, sollten Sie Plastikartikel nicht in der Spülmaschine waschen.

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„Ohne BPA“ steht mittlerweile auf vielen Plastikflaschen. Aber Achtung: Häufig wird dann Bisphenol F oder Bisphenol S eingesetzt. Diese Stoffe sind nicht minder gefährlich, auch wenn sie teilweise anders wirken – nämlich östrogenblockierend.

Noch mehr zur Wirkung von Plastik und Weichmachern im menschlichen Körper zeigt die Doku „Hauptsache haltbar“:

Wie kann man Weichmacher und giftige Kunststoffe vermeiden?

Weichmacher sind in Deutschland nicht kennzeichnungspflichtig. Sie können aber versuchen, die Kunststoffe zu vermeiden, die am häufigsten mit Weichmachern behandelt werden. Das sind die Hauptanwendungsgebiete:

  • Polyvinylchlorid (PVC): Folien, Fußbodenbeläge, Aufblaspielzeug
  • Polystyrol (XPS, EPS): Schaumstoffe und Styropor
  • Thermoplastisches Polyutheran (TPU): Kabelummantelungen, Sportschuhe, Autoteile

Wo überall Kunststoff drin steckt, können Sie zumindest bei Kosmetik anhand der Kürzel auf der Inhaltsstoffliste erkennen. Mehr Information dazu finden Sie im Artikel „Mikroplastik in Kosmetik erkennen“.

Bei Frühstücksdosen, Spielzeug und Co. ist es hingegen schon schwieriger, herauszubekommen, aus welchem Kunststoff die Produkte gefertigt sind. Teilweise befindet sich auf der Verpackung ein Recyclingcode: ein Dreieck aus drei Pfeilen mit einer Nummer in der Mitte und einem Kürzel für das Material darunter. Auf dem Produkt selbst fehlt dieser Hinweis in der Regel.

Wenn Sie es ganz genau wissen wollen: Das Umweltbundesamt stellt einen Musterbrief für Produktanfragen zur Verfügung. Als Verbraucher haben Sie ein Anrecht, über kritische Inhaltsstoffe Auskunft zu erhalten – und dazu gehören auch die meisten Weichmacher in Plastik.

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Gibt es Alternativen oder Kunststoffe ohne Weichmacher?

Verzicht ist nicht die einzige Option. Es gibt durchaus Alternativen zu weichmacherhaltigen Plastikprodukten:

  • Silikon: Weich, aber ungiftig ist es eine gute Alternative mit Einsatzmöglichkeiten von der Küche übers Kinderzimmer bis ins Schlafzimmer. Pluspunkt: Es ist hitzebeständig und leicht zu reinigen.
  • PE(T): Laut derzeitigem Forschungstand ist Polyethylen frei von Weichmachern. Plastikpfandflaschen aus PET (Polyethylenterephthalat) sind gesundheitlich also unkritisch. Aus Umweltschutzgründen sollte man sie dennoch lieber meiden.
  • PP: Polypropylen kommt ebenfalls ohne Weichmacher aus. Häufig wird es für Textilien, im Haus- und Automobilbau und für Lebensmittelverpackungen genutzt.

Statt nur auf die Art des Kunststoffes zu achten, können Sie natürlich auch einen großen Schritt in Richtung plastikfreies Leben tun und komplett andere Materialen nutzen: Glasflaschen, Brotdosen aus Metall, Kleidung aus Naturfasern – Alternativen zu Plastik gibt es viele.

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