Weisheitszähne: Wann sie schmerzen und wann sie rausmüssen
© alex-mit/ iStock / Getty Images Plus
Letztes Update am: 

Weisheitszähne: Wann sie schmerzen und wann sie rausmüssen

Weisheitszähne liegen oft lange unbemerkt im Kiefer. Zum Problem werden Weisheitszähne dann, wenn im Gebiss nicht genügend Platz ist und sie gegen den Knochen und den letzten Backenzahn drücken. Wann Weisheitszähne schmerzen, wann sie rausmüssen und wann Sie die Achter behalten können.

Was sind Weisheitszähne?

Weisheitszähne sind ein Überbleibsel aus der Zeit, als die Menschen noch Jäger und Sammler waren. Das Gebiss wurde damals mehr beansprucht als heute und die Weisheitszähne waren ein wichtiges Kauwerkzeug. Im Lauf der Evolution hat sich das Gebiss an verarbeitete Speisen angepasst und ist kleiner geworden.

Die Weisheitszähne hingegen sind bei vielen Menschen erhalten geblieben. So kann es im Mund eng werden und die „Achter“, wie Weisheitszähne auch genannt werden, können zu Beschwerden führen. So kann es sein, Es kann sogar sein, dass ein Patient Karies am hinteren Backenzahn vermutet, obwohl es der Weisheitszahn ist, der den Schmerz verursacht. Weitere Probleme, die mit Weisheitszähnen verbunden sein können, sind:

  • Schmerzen
  • Entzündungen bis hin zu Abszessen (Eiteransammlungen im Gewebe
  • Zystenbildung (mit Flüssigkeit gefüllte Gewebehohlräume) mit Knochendefekten
  • Schäden an den Backenzähnen
  • Zahnbettschäden
  • Probleme beim Essen
  • Zahnverschiebungen
Weisheitszähne werden Achter genannt, da sie sich als zusätzliche Zähne zu den sieben regulären Zähnen im hinteren Quadranten des Gebisses befinden.

Wann kommen Weisheitszähne?

Weisheitszähne werden Weisheitszähne genannt, weil ihre Entwicklung meist erst im Erwachsenenalter abgeschlossen ist – in der Regel zwischen dem 18. und 24. Lebensjahr. Doch auch in späteren Jahren können die Achter noch kommen. Wie viele Weisheitszähne sich bilden, ist unterschiedlich. Während bei manchen Menschen vier Weisheitszähne entstehen, haben andere nur einen, zwei oder drei. Es gibt auch Menschen, die keine Weisheitszähne haben.

Wann müssen Weisheitszähne raus?

Weisheitszähne müssen dann gezogen werden, wenn sie Probleme bereiten, etwa wenn sie Schmerzen und Entzündungen verursachen, gegen die Wurzel des Backenzahns drücken, die gesunden Zähne verschieben oder dazu führen, dass sich der Mund nicht mehr richtig öffnen und schließen lässt. Laut der Bundeszahnärztekammer müssen Weisheitszähne dann raus, wenn:

  • Schlupfwinkelinfektionen am Weisheitszahn (Dentitio difficilis) bestehen.
  •  es zu Karies oder Wurzelentzündungen am Weisheitszahn kommt.
  • sich Zysten oder andere krankhafte Veränderungen in der Umgebung des Zahnes bilden.
  • sich Auflösungserscheinungen am Nachbarzahn zeigen oder wenn der Weisheitszahn das Zahnbett des Nachbarzahnes gefährdet.
  • absehbar ist, dass die Weisheitszähne eine Operation am Kiefer, beispielsweise eine Korrektur einer Kieferfehlstellung oder eine Kieferbruchbehandlung erschweren.
  • Weisheitszähne das Zusammenbeißen der Zähne stören oder zu befürchten ist, dass Schmerzen durch die Weisheitszähne ausgelöst werden.

Wann dürfen Weisheitszähne bleiben?

Verursachen nicht durchgebrochene (retinierte) Weisheitszähne keine Beschwerden und ist genügend Platz im Kiefer vorhanden, müssen Weisheitszähne nicht behandelt werden. Auch wenn die Weisheitszähne das Zahnfleisch ohne Beschwerden durchstoßen und anschließend genügend Raum im Mund finden und andere Zähne nicht verschieben, können sie im Kiefer verbleiben. Ebenfalls im Kiefer verbleiben Weisheitszähne dann, wenn sie tief im Knochen verlagert sind und ein hohes Risiko operativer Komplikationen besteht. Der Zahnarzt oder Kieferchirurg wird sich ein Bild Ihrer Weisheitszähne machen und dann gemeinsam mit Ihnen besprechen, ob eine Behandlung notwendig ist oder ob es ausreicht, die Weisheitszähne unter Beobachtung zu haben.

Zu welchem Arzt mit Weisheitszähnen?

Der Zahnarzt ist die erste Anlaufstelle, wenn Sie Schmerzen im Mund haben und vermuten, dass die Weisheitszähne die Ursache sind. In den meisten Fällen kann der Zahnarzt den Weisheitszahn behandeln und ihn unter örtlicher Betäubung ziehen. Ist die Behandlung komplizierter oder ausgedehnter, kann er zu einem Kieferchirurgen (Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen, Oralchirurg) überweisen. Bei der Weisheitszahnbehandlung wird der Zahn meist ambulant gezogen. Damit der Patient keine Schmerzen verspürt, bekommt er über eine Spritze ein Lokalanästhetikum verabreicht. 

Möglich ist es aber auch, die Weisheitszähne stationär unter Vollnarkose ziehen zu lassen. Das kann zum Beispiel dann eine Option sein, wenn alle vier Weisheitszähne entfernt werden sollen und der Patient alles in einem „Aufwasch“ machen möchte. Oder wenn der Patient sehr große Angst vor dem Eingriff hat und davon nichts mitbekommen möchte. Sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Zahnarzt, welche Optionen für Sie in Frage kommen und wie Sie am wenigsten belastet sind.

Weisheitszähne behandeln: Das macht der Zahnarzt

Ist der Zahn zu groß für das Gebiss oder liegt er so ungünstig im Zahnfleisch, dass er auf Nerven, Zahnwurzel des Nachbarzahns oder Knochen drückt, ist die Entfernung der Weisheitszähne ratsam. Für die Weisheitszahn-Behandlung gibt es vereinfacht gesagt, zwei Wege:

  1.  Steckt der Zahn noch tief im Ober- oder Unterkiefer, wird er herausoperiert.
  2. Ist der Weisheitszahn im Ober- oder Unterkiefer bereits durchgebrochen, wird er gezogen.

Manchmal reicht es auch, wenn das Zahnfleisch mit einem Schnitt geöffnet wird, sodass der Weisheitszahn „ausbrechen“ kann. Das nimmt Druck vom Gewebe. Manchmal entscheidet der Zahnarzt aus Platzgründen auch, den letzten Backenzahn zu ziehen und den Weisheitszahn zu erhalten.

Weisheitszähne entfernen: Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen

Ein Eingriff im Mund ist genau wie jeder andere Eingriff mit möglichen Risiken verbunden. So können während und nach der Behandlung Blutungen, Schmerzen, Schwellungen und Taubheitsgefühle auftreten. Auch können in seltenen Fällen schwerwiegende Infektionen entstehen. Ein Hinweis auf eine Infektion sind stärker werdende Schmerzen etwa vier bis fünf Tage nach dem Eingriff.

Weisheitszahn ist draußen: Wann ist die Wunde geheilt?

Die Schmerzen lassen meist ab dem zweiten Tag nach der Entfernung der Weisheitszähne langsam nach. Auch die Schwellung klingt nach ein paar Tagen ab. Vorhandene Fäden zieht der Arzt nach etwa einer Woche. Bis die Wunde komplett verheilt ist, dauert es etwa zwei bis drei Wochen. Bis der Knochenumbau im Kieferknochen in dem behandelnden Gebiet abgeschlossen ist, kann es ein bis zwei Jahre dauern. Die größten Veränderungen sind aber meist nach einem halben Jahr beendet.

Nach der Weisheitszahn-OP: Worauf achten?

Es ist für den Heilungsverlauf wichtig, dass der Blutpfropf, der sich in der Wunde bildet, möglichst ohne Einwirkung von außen bestehen kann. Heiße Getränke und Fruchtsäfte sind in den ersten Tagen tabu. Außerdem sollten Patienten zwei Wochen auf das Rauchen verzichten. Die im Tabakrauch enthaltenen Substanzen fördern Entzündungen und wirken negativ auf die Wundheilung.

Feste Speisen sowie Körner, Nüsse und Samen sind ebenfalls nicht empfehlenswert, da sie die frische Wunde entweder verletzen oder in das offene Gewebe eindringen und Entzündungen verursachen können. Auf körperliche Anstrengung wie schweres Heben und Sport verzichten Patienten ebenfalls besser, um ein Nachbluten der Wunde zu verhindern.

Wie Schmerzen lindern nach der Weisheitszahnbehandlung?

Ein kühler, feuchter Waschlappen auf den Wangen kann den Schmerz etwas lindern und lässt Schwellungen zurückgehen. Auch Schmerzmittel helfen Ihnen, die ersten Schmerzen nach dem Eingriff zu überstehen. Aber Achtung: Der Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) wirkt blutverdünnend und somit blutungsfördernd. ASS ist zur Linderung der Schmerzen nach einer zahnärztlichen Behandlung daher ungeeignet. Weitere Pflegehinweise zur Mundhygiene bespricht der Zahnarzt mit dem Patienten.

Nehmen Sie auf jeden Fall erneut Kontakt mit Ihrem Zahnarzt oder Kieferchirurgen auf, wenn Sie:

  • sehr starke Schmerzen haben.
  • starke Schwellungen bemerken.
  • Nachblutungen haben.
  • Fieber nach der Behandlung auftritt.
  • Taubheitsgefühle im Gesicht bemerken.
  • sonstige Beschwerden feststellen, die im Zusammenhang mit dem Eingriff stehen.
  • weitere Fragen nach dem Eingriff haben.
Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
Profilbild von Ann-Kathrin Landzettel
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
Wie finden Sie diesen Artikel?