Zu viel Eiweiß im Urin: Wann kann Eiweiß gefährlich werden?
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Zu viel Eiweiß im Urin: Wann kann Eiweiß gefährlich werden?

Ist zu viel Eiweiß im Urin schädlich? Hat man viel Eiweiß im Urin, wenn man viel Eiweiß isst? Und: Wie genau kommt Eiweiß in den Urin? 5 häufige Fragen zu Eiweiß im Urin im Überblick.

Wie kommt Eiweiß in den Urin?

Ist Eiweiß im Urin nachweisbar, genauer: weiße Blutkörperchen (Leukozyten), sprechen Mediziner von Proteinurie. Ärzte nutzen die Eiweiß-Messung im Urin vor allem zur Früherkennung von Nierenschäden – etwa in Folge eines Diabetes mellitus. Gesunde Nieren, beziehungsweise die Nierenkörperchen, filtern den Harn aus dem Blut. Kleine Eiweißteilchen im Urin sind unbedenklich.

Aufmerksam werden Ärzte, wenn sich größere Eiweißpartikel im Urin befinden. Das kann ein Hinweis auf eine eingeschränkte Nierenfunkton sein. Auch entzündete Harnwege, etwa eine Blasenentzündung, können zu erhöhten Eiweißwerten im Urin führen. Die Anzahl der weißen Blutkörperchen steigt, da die Leukozyten als Gesundheitspolizei des Körpers die Erreger bekämpfen.

Eiweiß im Urin: Ursachen

Ursachen für erhöhte Eiweiß-Werte im Urin können sein:

  • Autoimmunerkrankungen
  • kranke Nieren
  • Blasenentzündung
  • Herzerkrankungen, etwa eine Herzinsuffizienz
  • Bluthochdruck
  • Krebserkrankungen
  • Einnahme bestimmter Medikamente, etwa Schmerzmittel
  • Aufnahme von Giftstoffen
  • Prärenale Proteinurie: Ursache für den Eiweiß-Überschuss im Urin besteht vor der Niere, etwa wenn die Filterfähigkeit der Nieren aufgrund hoher Eiweißwerte im Blut überlastet ist.
  • Renale Proteinurie: Ursache ist eine Funktionsstörung der Niere selbst.
  • Postrenale Proteinurie: Ursache sind Infektionen oder Verletzungen der ableitenden Harnwege.

Ist zu viel Eiweiß im Urin schädlich?

Der Eiweißgehalt im Urin wird über Urinteststreifen ermittelt, welche in eine Urinprobe gegeben werden. Als normal gelten Eiweiß-Werte von weniger als 8 mg/dl. Da die Urinteststreifen nur eine bedingte Aussagekraft besitzen, führt der behandelnde Arzt oder die Ärztin bei Auffälligkeiten weitere Messungen durch. Bestätigt sich der Verdacht auf kritische Werte, schauen Ärzte nach der Ursache. Erhöhte Eiweißwerte im Blut werden durch Therapie der zugrundeliegenden Erkrankung behandelt.

Viel Eiweiß essen = viel Eiweiß im Urin?

Studien deuten darauf hin, dass ein zu hoher Proteinverzehr möglicherweise die Nieren schädigen kann. Auch gilt die Empfehlung, bei erhöhter Proteinzufuhr mehr zu trinken, damit die Nieren den beim Abau von Eiweiß entstehenden Harnstoff ausleiten können. Doch deuten erhöht Eiweißwerte im Urin auf eine zu hohe Eiweißzufuhr über die Nahrung hin? Nein. Die Nieren sind so konstruiert, dass größere Eiweiße nicht in den Urin gelangen. Wer viel Eiweiß isst, hat keine hohen Eiweiß-Werte im Blut.

Es sind die Harnstoff-Werte im Urin, welche auf einen hohen Eiweißverzehr hindeuten, denn: Bei der Verarbeitung von Nahrungseiweiß fällt Harnstoff an. Fazit: Erhöhte Eiweißwerte im Blut hängen nicht mit der Proteinzufuhr über die Nahrung zusammen, sondern deuten auf eine Fehlfunktion der Nieren oder bestimmte Erkrankungen hin, etwa Diabetes mellitus oder eine Blasenentzündung. Auch körperliche Anstrengung kann die Werte kurzzeitig erhöhen. Während der Schwangerschaft können die Eiweiß-Werte ebenfalls erhöht sein.

Zu viel Eiweiß kann die Nieren strapazieren

Was aber stimmt, ist: Zu viel Eiweiß kann die Nieren belasten und möglicherweise eine Nierenerkrankung begünstigen. Beim Verstoffwechseln von Eiweiß entstehen Abbauprodukte, welche die Nieren ausscheiden müssen – was für die Nieren Mehrarbeit bedeutet. Experten raten daher, pro Tag nicht mehr als 2 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht zu essen. Diabetes-Patienten, die ein erhöhtes Risiko für Nierenerkrankungen haben, sollten die Eiweißmenge mit ihrem behandelnden Arzt oder ihrer Ärztin abstimmen. Vor allem ein hoher Anteil von tierischem Eiweiß in der Ernährung setzt den Nieren zu. Tierische Produkte enthalten Cholesterin, reichlich Fett und Purine.

Bei der Verstoffwechselung von Protein fallen im Körper verschiedene Abbauprodukte an. Besondere Bedeutung kommt Ammoniak zu, welches in der Leber verarbeitet wird. Dabei entsteht Harnstoff, der über die Nieren ausgeschieden wird. Eine dauerhaft zu hohe Proteinzufuhr kann die Leber und die Nieren belasten – darauf deuten Studien hin.
Besonders Menschen mit kranken Nieren und Menschen mit Diabetes sollten die Eiweißzufuhr mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin abstimmen. Ob eine hohe Proteinzufuhr gesunden Menschen schaden kann, ist wissenschaftlich nicht abschließend geklärt. Experten, darunter auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), raten, eine tägliche Proteinzufuhr von 2 Gramm je Kilogramm Körpergewicht nicht zu überschreiten.
Jede der beiden Nieren hat eine Nierenrinde. In dieser befinden sich über 2 Millionen Nierenkörperchen. Die Nierenkörperchen sind für die Urinbildung zuständig. Sie filtern das Blut und bilden den Harn, der später zusammen mit Abfallstoffen, etwa Harnstoff, ausgeschieden wird. Der von den Nierenkörperchen in der Nierenrinde gebildete Harn wird über die Nierenkanälchen im Nierenmark zum Nierenbecken und weiter zum Harnleiter transportiert, in der Blase gespeichert und schließlich als Urin abgegeben.


Quellen:

Fröleke, Fehnker, Sebastian: Einführung in die Ernährungslehre. 14. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, 2018. Neuer Umschau Buchverlag.

Erhöhte Eiweißausscheidung im Urin (Proteinurie) – Was bedeutet das? Online-Information des DialyseCentrums Bayreuth. Nephrologische Praxis.

Ausgewählte Fragen und Antworten zu Protein und unentbehrlichen Aminosäuren. Online-Information der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE).

Urin-Untersuchung: Harnanalyse durch Teststreifen und Labor. Online-Information der Apotheken Umschau.

Wie funktionieren die Nieren? Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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