Welche Kinderimpfungen gibt es?
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Welche Kinderimpfungen gibt es?

"Opa, was hast Du da für einen weißen Flecken am Arm?" "Das soll Mama und Papa daran erinnern, Dich impfen zu lassen!" Schreckgespenst Pocken: Ältere Semester sind mit der typischen Impfnarbe an der Schulter gekennzeichnet. Die früher für zahllose Todesfälle verantwortliche Krankheit gilt als Paradebeispiel für die Erfolgsgeschichte der Impfungen. Kämen alle konsequent den empfohlenen Immunisierungen nach, wären Kinderkrankheiten wie Masern und Windpocken bald Geschichte und alle Diskussionen über Impfpflicht und Impfmüdigkeit überflüssig.

Die Empfehlungen der Ständigem Impfkommission

Impfempfehlungen werden nicht leichtfertig und schon gar nicht auf Drängen der Pharmaindustrie ausgesprochen. Das vom Bund finanzierte Robert-Koch-Institut (RKI) unterhält ein unabhängiges Expertengremium: Die Ständige Impfkommission (STIKO) durchforstet die wissenschaftliche Literatur und entscheidet anhand klinischer Studien, welche Impfungen ratsam erscheinen. Die aktuellen Empfehlungen der STIKO und der jährlich auf den neuesten Stand gebrachte Impfkalender lassen sich auf den Seiten des RKI einsehen. Dort finden Sie zahlreiche weitere Informationen zu Kinderkrankheiten, Infektionen und Impfmöglichkeiten. Hat Sie die Diskussion über Impfungen und ihre Nebenwirkungen verunsichert, lohnt sich ein Besuch.

Wichtig: Der richtige Zeitpunkt der Impfung für Kinder 

Einige Impfungen sind nur innerhalb eines definierten Zeitfensters erfolgreich. Die Pneumokokkenimpfung etwa muss spätestens bis zum zweiten Lebensjahr stattgefunden haben. Zwischen zwei Immunisierungen ist ein zeitlicher Abstand einzuhalten, in dem das Immunsystem Immunzellen und Antikörpern aufbaut. Babys sind für Infektionskrankheiten besonders empfänglich - sie müssen ihre Immunabwehr erst aufbauen. Die empfohlenen Impfungen sollten möglichst frühzeitig gemäß Impfplan erfolgen, um die Grundimmunisierung sicherzustellen. Danach sorgen Auffrischungsimpfungen für lebenslange Immunität. Anhand des Impfpasses kann der Kinderarzt die Vollständigkeit des Impfschutzes überprüfen und gegebenenfalls zur Vorbeugung von Kinderkrankheiten ergänzen.

Welche Kinderimpfungen gibt es?

Im Mittelalter erreichte nicht einmal die Hälfte der Kinder die Pubertät. Erst Impfungen haben das nachhaltig geändert. Die dadurch verhinderbaren Krankheitsbilder lesen sich wie das Who is Who der Dinge, die man bei seinem Kind nicht erleben will.  - Wundstarrkrampf (Tetanus - Clostridium tetani). Das Eindringen weniger Bakterien in kleinste Wunden reicht aus, um mit einem Toxin schmerzhafte Muskelkrämpfe auszulösen. Atemlähmung führt letztlich zum Tod durch Ersticken. - Diphtherie (früher Halsbräune - Corynebacterium diphtheriae) lässt die Schleimhäute im Rachen so anschwellen, dass tödliche Erstickungsanfälle drohen. Zudem schädigt sie Herz, Niere und Leber. - Keuchhusten (Pertussis - Bordetella pertussis). Das Bakterium verursacht schwere bellende Hustenanfälle, die sich über Wochen und Monate hinziehen. Einige Babys sterben infolge Atemstillstand oder Lungenentzündung. - Haemophilus influenzae Typ b (Hib) gelangt über das Blut in Kehlkopf und Hirnhäute und ruft Kehlkopfentzündung und Meningitis hervor. Erstickungsanfälle verlaufen oft tödlich, Hirnschäden führen zu geistigen Behinderungen. - Kinderlähmung (Poliomyelitis, Polio - Poliovirus) ist eine virusbedingte Entzündung des Rückenmarks, in deren Verlauf es zu Lähmungen kommt. Im Wachstum führen diese zur Deformation der Gliedmaßen. - Leberentzündung (Hepatitis B - Hepatitisvirus B) zeigt oft einen chronischen Verlauf und gilt als Risikofaktor für Leberzirrhose und Leberkrebs. - Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae) verursachen Entzündungen von Lunge, Hirnhaut, Mittelohr, Nebenhöhlen und/oder Hornhaut. Übers Blut verteilt kommt es zu Blutvergiftungen. - Rotaviren stecken hinter Erbrechen und Durchfällen mit hohem Fieber und heftigen Bauchschmerzen. Gefährlich ist der hohe Flüssigkeitsverlust vor allem für Babys. - Meningokokken C (Neisseria meningitidis) sind Bewohner von Hals und Rachenraum. Gelangen sie ins Blut, verursachen sie Hirnhautentzündung und Blutvergiftung. - Masern (Masernvirus) beginnen mit grippeähnlichen Symptomen und enden mit Hautausschlag. Einer von tausend Patienten verstirbt infolge Entzündungen von Gehirn, Hirnhaut oder Lunge. - Mumps (Ziegenpeter - Mumpsvirus) lässt die Ohrspeicheldrüsen anschwellen. Zu den gefürchteten Nebenwirkungen gehören Hodenentzündungen und Hirnhautentzündungen. - Röteln (Rubeola - Rubellavirus) sind nicht nur für Kinder gefährlich, sondern vor allem für Schwangere. Die Viren führen zu Missbildungen, Früh- und Fehlgeburten. - Windpocken (Varizellen - Varizella-Zoster-Virus) mit Fieber und juckendem Hautausschlag heilen bei Kindern meist schnell aus, bei Erwachsenen sind Meningoenzephalitis, Lungenentzündungen und Hepatitis häufig. In späteren Lebensjahren verursachen reaktivierte Viren Gürtelrose (Herpes zoster).

Soll ich mein Kind impfen lassen?

Vorbeugen ist besser als Heilen: Jede Impfung bedeutet einen Schritt in die Ausrottung einer Krankheit. Zahlreiche Erkrankungen, die früher ganze Landstriche entvölkerten und zur hohen Kindersterblichkeit beitrugen, spielen heute keine Rolle mehr. Dazu gehört die Diphtherie, einst die meistgefürchtete Kinderkrankheit. Emil von Behring führte den ersten Impfstoff gegen den "Würgeengel der Kinder" ein. Erkrankten 1943 eine Million Deutsche und starben 50.000 davon, kommt es heute noch zu zehn Einzelfällen pro Jahr. Oder Kinderlähmung (Polio): In den 1960er Jahren gab es allein in Deutschland 4.000 Fälle im Jahr, heute sind es noch 1.000 - weltweit. Bis ins 18. Jahrhundert waren die Pocken so gefürchtet wie die Pest, mit jährlich 400.000 Todesfällen. Zehn Prozent der Kinder starben allein an den "Blattern". Im Deutschen Reich wurde die Impfpflicht 1874 eingeführt, seit 1980 gelten die Pocken weltweit als ausgerottet.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
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