Medikamente nach dem Herzinfarkt: Diese Präparate müssen Sie nehmen
© Julia_Sudnitskaya/ iStock / Getty Images Plus
Letztes Update am: 

Medikamente nach dem Herzinfarkt: Diese Präparate müssen Sie nehmen

Konnte der Herzinfarkt in der Klinik erfolgreich behandelt werden und gab es keine schwerwiegenden Komplikationen, darf der Patient ein bis zwei Wochen später nach Hause. Doch die Herzinfarkt-Therapie endet nicht mit dem Klinikaufenthalt. Welche Medikamente nach dem Herzinfarkt regelmäßig eingenommen werden müssen.

Blutverdünner beugen neuer Gerinnselbildung vor

Das Ziel nach dem Klinikaufenthalt ist, einen erneuten Herzinfarkt zu verhindern. Der Betroffene muss von nun an regelmäßig Medikamente einnehmen, welche das Risiko für einen erneuten Verschluss der Herzkranzgefäße senken.

Dazu gehören auch Medikamente, die umgangssprachlich als „Blutverdünner“ bezeichnet werden. Der Begriff „Blutverdünner“ ist zwar gebräuchlich, aber nicht ganz richtig. Die Wirkstoffe haben nicht, wie viele denken, die Aufgabe, das Blut zu verdünnen und so die Fließeigenschaften zu verbessern. Vielmehr beugen sie mit zwei Wirkungsweisen einem erneuten Herzinfarkt vor:

  • Bei der Blutplättchenhemmung wird verhindert, dass die Blutplättchen zusammenkleben, sich an der Arterienwand zusammenballen und das Blutgefäß verschließen. Hierfür setzen die Medikamente bei den Blutplättchen an – so Aspirin (ASS) mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure. Clopidogrel ist die Alternative zu ASS, wenn ASS nicht vertragen wird.
  • Bei der Gerinnungshemmung hingegen geht es darum zu verhindern, dass sich Gerinnsel im Blut bilden. Sie senken also das Thromboserisiko. Die Medikamente verdünnen nicht das Blut, sondern reduzieren die Gerinnungsfähigkeit. Sie setzen am Blutplasma und den enthaltenen Eiweißstoffen im Blut an – so Marcumar mit dem Wirkstoff Phenprocoumon sowie die Wirkstoffe Heparin, Ticagrelor und Prasugrel. Zu den neueren Gerinnungshemmern zählen Pradaxa, Xarelto, Eliquis oder Lixiana.

Nach dem Herzinfarkt den Blutdruck regulieren

Der Herzinfarkt-Patient muss noch weitere Medikamente einnehmen: 

Betablocker wie Bisoprolol und Nebivolol senken den Blutdruck, indem sie den Herzschlag verlangsamen und das Herz gegen die Wirkung von Stresshormonen schützen. Ist die Verordnung von Betablockern nicht möglich oder wird der Betablocker nicht vertragen, ist das Medikament Ivabradin eine Alternative. Ivabradin hemmt die Impulsbildung der Herzschrittmacherzellen und senkt damit die Herzschlagfolge in Ruhe und bei Belastung.

ACE-Hemmer wie Ramipril, Enalapril oder Lisinopril beeinflussen die körpereigenen Hormone, welche den Blutdruck steuern. Sie blockieren ein bestimmtes Enzym, das an der Bildung des blutdrucksteigernden Hormons Angiotensin beteiligt ist.

Sartane wie Valsartann, Candesartan oder Olmesartan heben die Wirkung des blutdrucksteigernden Hormons Angiotensin auf.

Diuretika sind entwässernde Medikamente. Sie wirken auf die Nierentätigkeit und sorgen durch Ausschwemmen von Flüssigkeit aus dem Körper dafür, dass der Druck in den Blutgefäßen abnimmt.

Kalziumantagonisten wie Amlodipin oder Verapamil weiten die Gefäße. Hat das Blut in den Gefäßen mehr Platz, sinkt der Butdruck.

Magenschützende Medikamente helfen, Magenschäden durch die Medikamenteneinnahme vorzubeugen.

Cholesterinsenker bringen Blutfettwerte in Balance

Häufig werden zudem Statine verschrieben. Die Cholesterinsenker bringen die Blutfettwerte wieder in Balance. Sie senken das erhöhte LDL-Cholesterin durch Hemmung der Cholesterinsynthese. Sie werden nach einem Herzinfarkt verschrieben, um vor weiteren Herz- und Gefäßproblemen zu schützen.

Insulin senkt hohe Blutzuckerwerte bei Diabetes mellitus

Liegt ein Diabetes mellitus vor, müssen die erhöhten Blutzuckerwerte ebenfalls behandelt werden. Die Insulintherapie ersetzt das fehlende Insulin im Körper und senkt so den Blutzucker.

Rehamaßnahmen nach dem Herzinfarkt: Medikamenteneinnahme lernen

Wann welche Medikamente wie lange und in welcher Dosierung zum Einsatz kommen, ist vom Krankheitsbild des Patienten und von weiteren Erkrankungen wie koronare Herzkrankheit, Herzschwäche oder Vorhofflimmern abhängig.

In Rehazentren lernen Herzinfarkt-Betroffene, welche Medikamente sie warum einnehmen müssen und wie sie mit den Präparaten umgehen. Auch die richtige Einstellung der Medikamente wie die Festlegung der richtigen Dosis ist Teil der Rehabilitation nach dem Infarkt. Außerdem sind regelmäßige Besuche beim Hausarzt wichtig, um die Medikamente langfristig richtig einzustellen und Nebenwirkungen zu reduzieren.

Herzschutz durch Medikamente: nach, aber auch vor dem Infarkt

Übrigens: Viele Medikamente, die nach einem Herzinfarkt zum Einsatz kommen, werden vom Arzt bereits dann verschrieben, wenn eine koronare Herzkrankheit vorliegt und der Patient unter Angina pectoris leidet. Diese Medikamente können helfen, das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern, Beschwerden zu verbessern und einem Herzinfarkt vorzubeugen. Trotzdem: Um einen Herzinfarkt zu verhindern, ist ein gesunder Lebensstil die wichtigste Stellschraube.

Der Artikel ist mit Unterstützung der Broschüre „Herz in Gefahr“ der Deutschen Herzstiftung e.V. entstanden. Für weitere Informationen zu Behandlung und Therapie nach dem Herzinfarkt können Interessierte die Informationsbroschüre kostenfrei bei der Deutschen Herzstiftung anfragen unter: Deutsche Herzstiftung e.V., Telefon 069 955128-400 oder per E-Mail an [email protected], Stichwort: Herz in Gefahr.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
Wie finden Sie diesen Artikel?