Laktoseintoleranz testen: Diese Methoden gibt es
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Laktoseintoleranz testen: Diese Methoden gibt es

Wenn Sie nach dem Essen immer wieder unter Blähungen, Bauchschmerzen oder Durchfall leiden, kann möglicherweise eine Laktoseintoleranz hinter den Beschwerden stecken. Da sich die Milchzuckerunverträglichkeit oft erst mit dem zunehmenden Alter herausbildet, wissen viele Betroffene die neu auftretenden Beschwerden nicht richtig einzuordnen. Wir erklären Ihnen, welche Testmethoden es gibt.

Beim ersten Verdacht auf Laktoseintoleranz: Selbsttest und Diättest

Wenn Sie nach dem Verzehr von Milchprodukten Bauchschmerzen bekommen, an Durchfall oder Blähungen leiden, kann es sein, dass Ihr Körper Milchzucker nicht mehr verträgt. In diesem Fall können Sie zunächst selbst Ihre Laktosetoleranz testen, indem Sie zwei Versuche durchführen. Der erste dieser Selbsttests ist einfach, hat aber möglicherweise unangenehme Folgen: Dafür trinken Sie auf nüchternen Magen ein Glas Milch. Treten die genannten Symptome auf, ist das ein Hinweis darauf, dass Sie eine Laktoseunverträglichkeit entwickelt haben.

Eine weitere Möglichkeit ist der Diättest: Verzichten Sie im Rahmen dieser Laktose-Diät zwei Wochen auf laktosehaltige Lebensmittel. Haben Sie in dieser Zeit keine Verdauungsbeschwerden, ist das ein weiteres Indiz. Allerdings müssen Sie sorgfältig aufpassen, was Sie in dieser Zeit essen: Viele Lebensmittel wie Fertiggerichte, Backwaren oder Wurst enthalten oftmals Laktose. Am sichersten ist es, wenn Sie aus frischen Zutaten selbst kochen.

Weisen die Ergebnisse Ihrer Versuche darauf hin, dass Sie Laktose nicht vertragen, können Sie beim Arzt die passenden Untersuchungen durchführen lassen: Bei einem begründeten Verdacht auf Laktoseintoleranz übernimmt die Krankenkasse die Kosten.

Laktoseintoleranz testen lassen durch Wasserstoffatemtest

Laktoseintoleranz tritt bei Menschen auf, denen es an Laktase mangelt. Das ist ein Enzym, das im Dünndarm Laktose aufspaltet. Fällt dieser Vorgang bei der Verdauung weg, gelangt die Laktose unverdaut in den Dickdarm. In Kontakt mit den dort ansässigen Darmbakterien kommt es zu Gärungsprozessen, welche die Beschwerden verursachen. Unter anderem wird dabei Wasserstoff freigesetzt. Er gelangt ins Blut, von dort in die Lunge und wird schließlich ausgeatmet. Der Wasserstoffatemtest ist daher eine Möglichkeit, eine Laktoseintoleranz festzustellen.

Beim Wasserstoffatemtest misst der Arzt zunächst den normalen Wasserstoffgehalt Ihres Atems. Für den Test trinken Sie auf nüchternen Magen in Wasser aufgelöste reine Laktose. Haben Sie einen Laktasemangel, steigt nach einiger Zeit der Wasserstoffgehalt in Ihrem Atem stark an. Um dies festzustellen, prüft der Arzt zwei bis drei Stunden lang alle dreißig Minuten den Wasserstoffgehalt Ihres Atems. Steigt der Wert auf über 20 ppm (parts per million), ist das Testergebnis positiv.

Allerdings gibt es verschiedene Faktoren, die das Resultat verfälschen können, wie Antibiotika, Rauchen, körperliche Anstrengung oder Bakterien im Mund. Daher kombinieren viele Ärzte zwei Methoden.

Laktosetoleranztest zur Sicherheit

Spalten die Laktase-Enzyme im Dünndarm Laktose auf, entsteht dabei unter anderem Glukose, also Zucker. Dieser gelangt in die Blutbahn. Nimmt also ein Mensch ohne Laktoseintoleranz ein Nahrungsmittel mit Milchzucker zu sich, steigt sein Blutzuckerwert danach an. Bei Menschen mit Laktasemangel ist das nicht der Fall. Der Arzt kann also eine Laktoseintoleranz über die Blutzuckerwerte feststellen. Der Test wird Laktosetoleranztest genannt.

Die Vorgehensweise ähnelt der des Wasserstoffatemtests: Zunächst wird Ihr Blutzuckerwert gemessen, wenn Sie noch nüchtern sind. Dann trinken Sie die aufgelöste Laktose. Im Abstand von jeweils dreißig Minuten wird nun zwei bis drei Stunden lang Ihr Blutzuckerwert bestimmt. Steigt dieser spürbar an – auf 20 mg/dl im venösen Blut – hat die Laktase im Dünndarm ihre Aufgabe erledigt. Bei einem Wert von unter zehn mg/dl hingegen liegt bei Ihnen wahrscheinlich eine Laktoseintoleranz vor.

Da aber auch bei diesem Test verschiedene Faktoren das Ergebnis verfälschen können, wenden viele Ärzte beide Verfahren an, wenn sie Patienten auf eine Laktoseintoleranz testen. So ist das Ergebnis genauer. Da Sie bei diesen Tests reine Laktose zu sich nehmen, wird Ihr Körper allerdings auch mit den üblichen Beschwerden darauf reagieren, sollten Sie an einem Laktasemangel leiden. Das ist für den Arzt ein weiterer Hinweis.

Laktoseintoleranz: Selten genutzte Tests zur Diagnose

Es gibt zwei weitere Methoden, mit denen man eine Laktoseintoleranz testen kann, doch sie sind weniger gebräuchlich: Mit einem Gentest lässt sich feststellen, ob eine erblich bedingte Unverträglichkeit vorliegt. Allerdings wird dieser Test nicht von der Krankenkasse bezahlt und andere erworbene Formen der Laktoseintoleranz werden nicht berücksichtigt. Sehr genaue Ergebnisse verspricht darüber hinaus eine Biopsie, bei der ein wenig Gewebe aus dem Dünndarm entnommen und auf Laktaseaktivität untersucht wird. Der komplizierte Eingriff wird aber fast nur im Rahmen wissenschaftlicher Untersuchungen durchgeführt.

Bei Milchzuckerunverträglichkeit Laktose meiden

Wurde eine Laktoseintoleranz festgestellt, sollte der Patient seine Ernährung umstellen, um die Beschwerden möglichst gering zu halten. Das bedeutet, Milch und Milchprodukte soweit vom Speiseplan zu streichen, dass keine Verdauungsstörungen mehr auftreten. Bei einer schweren Laktoseintoleranz, bei der Milchzucker komplett gemieden werden muss, bietet sich eine Ernährungsberatung an, um einem Nährstoffmangel vorzubeugen.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
CK
Christopher Kiel
Autor/-in
Der Ernährungswissenschaftler setzt sich mit den täglichen Fragen rund um Ernährung auseinander.
Christopher Kiel
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