Herzrhythmusstörungen durch Stress
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Herzrhythmusstörungen durch Stress

Stress ist bei vielen Menschen Auslöser für Herzrhythmusstörungen. Während körperliche und seelische Anspannung normalerweise nur die Tätigkeit des Herzens erhöhen, bringt extremer Stress es auf Dauer aus dem Takt. In einem solchen Fall helfen Entspannung und Stressabbau oft besser als Tabletten.

Das Zusammenspiel von Herz und Nervensystem

Unser Herz bildet selbst die Impulse, die es für seine Arbeit benötigt. Ausgehend von speziellen Schrittmacherzellen laufen sie über den gesamten Herzmuskel und veranlassen Vorhöfe und Hauptkammern zu koordinierten Kontraktionen.

Das Nervensystem kommt erst bei der Feinregulation des Herzschlages zum Einsatz. Überall im Körper verteilt, messen Sensoren den Sauerstoffgehalt des Blutes, Blutdruck und viele andere Körperfunktionen. Der Organismus funktioniert nur, wenn alle Organe kommunizieren und ihre Tätigkeiten abstimmen. Das Herz muss daher zu jedem Zeitpunkt wissen, wie intensiv es zu arbeiten hat.

Dafür ist das vegetative Nervensystem zuständig. Es übermittelt die Informationen, die das Gehirn anhand der empfangenen Reize den Organen zwecks Koordination zur Verfügung stellt. Manchmal ist der sympathische, manchmal der parasympathische Anteil mehr gefragt.

Flucht oder Angriff?

Das sympathische Nervensystem ist für Alarmbereitschaft zuständig. Schon bei unseren Vorfahren jagte es den Adrenalinspiegel in die Höhe, wenn ein Säbelzahntiger um die Ecke kam. Es entscheidet in Bruchteilen einer Sekunde, ob in der jeweiligen Situation Angriff oder Flucht sinnvoller erscheint. Warten, bis das Gehirn sich etwas Logisches überlegt hat? Dauert viel zu lange.

In jedem Falle muss der Körper für erhöhte Belastung vorbereitet werden. Das geschieht durch schnelleres Atmen, um der Muskulatur mehr Sauerstoff zur Verfügung zu stellen. Aufgabe des Herzens ist, diesen mit verstärkter Arbeit zu den Muskelzellen zu bringen. Es erhöht sein Auswurfvolumen und seine Schlagfrequenz.

Entspannung ist wichtig!

Ist der Stress vorbei, übernimmt der parasympathische Teil des vegetativen Nervensystems. Es fährt Atmung und Herzschlag herunter und kümmert sich um die Grundversorgung, indem es die Verdauung und Ausscheidung aktiviert. Bei Flucht oder Angriff wäre es ausgesprochen hinderlich, wenn der Drang zu einem kleinen oder großen Geschäft dazwischen käme. Dass der Parasympathikus im Verlaufe eines Tages lange genug zu seinem Recht kommt, ist somit wichtig für alle Körperfunktionen.

Dauerstress in Beruf und Familie

Heute gibt es zwar keine Säbelzahntiger mehr, aber Chefs und Kollegen sind als Stressauslöser häufig ein vollwertiger Ersatz - nur ohne Möglichkeit zur Flucht. Familiäre Belastungen tragen mit dazu bei, dass aus gesundem Eustress, der den Kreislauf in Schwung hält, auf lange Sicht ungesunder Distress wird. Man fühlt sich dauerhaft belastet und unzufrieden - weil man ständig erreichbar sein muss, der Arbeitsplatz gefährdet ist oder man vor lauter Haushalt überhaupt nicht mehr zur Ruhe kommt.

Dauerstress schlägt sich früher oder später in körperlichen und seelischen Beschwerden nieder. Dazu gehören Schlaflosigkeit, mangelnde Leistungsfähigkeit, Depressionen und Burnout. Das Herz leidet ebenfalls und reagiert in belastenden Situationen mit Herzrhythmusstörungen.

Was tun bei Herzrhythmusstörungen?

Leiden Sie unter körperlicher und seelischer Anspannung an spürbaren Herzrhythmusstörungen, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen. Ein erster Ansprechpartner kann Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin sein. Auch können Sie einen Kardiologen oder eine Kardiologin aufsuchen. Der Arzt muss abklären, ob sich eine organische Erkrankung hinter den Beschwerden verbirgt. Dazu fertigt er ein EKG an und schaut, ob Ihr Herz bereits unter Ruhebedingungen unregelmäßig schlägt. Gegebenenfalls schließen sich ein Belastungs-EKG und ein Langzeit-EKG an, mit dem sich sporadisch oder nur bei körperlicher Anstrengung auftretende Herzrhythmusstörungen erfassen lassen.

Meistens merken Sie selber, ob Ihr Herz auf Stress mit Arrhythmie reagiert. Unabhängig von jeder Medikation ist es hilfreich, Stressfaktoren abzubauen und Dauerbelastungen zu vermeiden. Achten Sie auf Ruhepausen und Entspannungsphasen, denn sonst wird aus Dauerstress Burnout und aus unregelmäßigem Herzschlag ein Herzinfarkt.

Ein Herz und eine Seele

Die Arbeit öfters unterbrechen, etwas umherlaufen und ruhig durchatmen ist ungemein hilfreich. Nach Feierabend können Sie mit Entspannungstechniken wie Yoga oder autogenem Training dem Stress tagsüber gelassener begegnen. Verbringen Sie mehr Zeit mit der Familie oder Freunden - aber verzichten Sie auf volle Action.

Sind Dauerstress und Herzrhythmusstörungen Ihre ständigen Begleiter geworden? Bringen die Medikamente Ihres Hausarztes keine Besserung? Dann sollten Sie sich nicht scheuen, die Hilfe eines Psychologen in Anspruch nehmen. Er kann Ihnen dabei helfen, Ihre persönlichen Auslöser von Stress zu identifizieren und im Alltag besser damit klarzukommen.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
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