Wann spricht man von Herzrhythmusstörungen?
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Wann spricht man von Herzrhythmusstörungen?

Nicht immer schlägt das Herz im Takt. Jeder hat im Laufe seines Lebens mit Herzrhythmusstörungen zu tun. Häufig sind sie harmlos und bleiben unbemerkt. Doch Symptome wie Herzstolpern oder Herzrasen können auch sehr unangenehm sein. Ob Herzrhythmusstörungen gefährlich sind und behandelt werden müssen, hängt von der Art der Störung und der Ursache ab.

Wie viele Herzschläge pro Minute sind normal?

Unter Herzrhythmusstörungen - medizinisch Arrythmien - fassen Ärzte alle medizinisch relevanten Störungen zusammen, bei denen das Herz zu schnell, zu langsam oder unregelmäßig schlägt. Normal sind in Ruhe bei Erwachsenen etwa 60 bis 80 Herzschläge pro Minute. Ausdauersportler haben allerdings manchmal einen deutlich niedrigeren Puls, ohne dass dies als Herzrhythmusstörung gilt. Kinder und Untrainerte können einen höheren Ruhepuls als 80 haben, ohne dass dies krankhaft ist.

Bei Sport, Aufregung oder Stress steigt der Herzschlag auch bei gesunden Menschen vorübergehend deutlich an. Bei Stress oder Nervosität kann es auch mal "stolpern". Eine krankhafte, also behandlungsbedürftige Herzrhythmusstörung liegt erst vor, wenn unangenehme Symptome auch in Ruhe auftreten oder wenn das Herz in Gefahr ist - zum Beispiel weil es vorgeschädigt ist. 

Arten von Herzrhythmusstörungen

Ärzte teilen Herzrhythmusstörungen nach verschiedenen Kriterien ein. Schlägt das Herz zu schnell, sprechen Ärzte von Tachykardie - das umgangssprachliche "Herzrasen" . Ein zu langsamer Herzschlag heißt medizinisch Brachykardie. Entscheidend ist aber auch, wo und wie die Herzrhythmusstörung entsteht. Eine Herzrhythmusstörung, die im Herzvorhof entsteht, ist nicht unmittelbar lebensbedrohlich. Das sogenannte Vorhofflimmern gilt sogar als die häufigste Herzrhythmusstörung und kommt vor allem bei älteren Menschen vor. Entsteht die Herzrhythmusstörung hingegen in der Herzkammer, kann es zum sogenannten Kammerflimmern und damit zum plötzlichen Herztod kommen. Daher ist es wichtig, bei Herzrhythmusstörungen die  Ursache ärztlich abklären zu lassen. 

Ursachen von Herzrhythmusstörungen

Herzrhythmusstörungen können viele Ursachen haben. Sind sie nicht angeboren, kommen vor allem folgende Ursachen in Frage:

  • Bluthochdruck
  • größere Mengen Koffein, Nikotin oder Alkohol
  • Herzklappenerkrankungen
  • verengte Gefäße (Koronare Herzkrankheit)
  • Herzmuskelentzündung
  • Stress
  • Kalium- oder Magnesiummangel
  • Störungen im Elektrolythaushalt
  • weitere Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Schilddrüsenüberfunktion

Herzrhythmusstörungen: Das sind die Symptome

Herzrhythmusstörungen können sich durch viele verschiedene Symptome äußern. Bei zu schnellem Herzschlag (Tachykardie) spüren Betroffene häufig ein Herzrasen, Herzpochen, Unruhe und Nervosität. Auch Herzstolpern, Atemnot, Schwindel und Angst können auftreten. Bei zu langsamem Herzschlag (Brachykardie) hingegen wird den Betroffenen meist übel und schwindelig. Auch Müdigkeit, Benommenheit oder sogar Ohnmacht sind möglich.

Herzrasen: Harmlos oder gefährlich?

Schlägt das Herz ohne körperliche Anstrengung plötzlich mit über 100 Schlägen pro Minute, kann zu der Unruhe auch starke Angst kommen. Häufig ist das Herzrasen allerdings harmlos und wird durch Stress, Genussmittel oder vorübergehenden Mineralstoffmangel ausgelöst. Auch hormonelle Ursachen können hinter der Tachykardie stecken. Beispielsweise leiden Frauen in den Wechseljahren häufig unter Herzrasen. Kommen zu dem schnellen Herzschlag noch weitere Symptome wie Brustschmerzen oder Atemnot, sollten Sie sofort einen Arzt rufen, denn dies können Anzeichen für einen Herzinfarkt sein. Auch wiederkehrendes Herzjagen sollten Sie ärztlich abklären lassen. 

Herzstolpern ist häufig harmlos 

Ebenfalls als unangenehm empfinden viele Betroffene das sogenannte Herzstolpern - medizinisch Palpitationen oder Extrasystolen. Dabei kommt es zu Herzschlägen außerhalb des normalen Herzrhythmus. Betroffene bemerken hierbei häufig ein "Klopfen bis zum Hals", einen kurzen Aussetzer mit einem kräftigen Herzschlag im Anschluss oder auch starke Unruhe. Bei ansonsten herzgesunden Menschen sind Extrasystolen meist harmlos.  

Vorhofflimmern nimmt im Alter zu

Eine der häufigsten Formen von Herzrhythmusstörungen ist das sogenannte Vorhofflimmern. Dabei ist die Erregungsleitung in den Herzvorhöfen gestört. Die Vorhöfe beginnen zu "flimmern", sodass nicht mehr die gesamte Blutmenge in die Herzkammer gepumpt wird. Bei vielen Betroffenen ist daher die Leistungsfähigkeit eingeschränkt, einige bemerken Herzrasen oder einen schnellen Puls. Es gibt eber auch Patienten, die keine Symptome haben. Da die Herzkammern bei Vorhhofflimmern nicht betroffen sind, ist Vorhofflimmern nicht unmittelbar lebensbedrohlich. Da sich aber Blut im Vorhof staut, kann es zur Bildung von Blutgerinnseln kommen. Insbesondere bei älteren Menschen ist daher das Schlaganfallrisiko erhöht.

Vorhofflimmern kann anfallsartig auftreten (paroxysmales Vorhofflimmern), zum Beispiel nach körperlicher Belastung, oder dauerhaft bestehen. Das Risiko für Vorhofflimmern nimmt mit dem Alter stark zu. Während bei den unter 50-Jährigen nur etwa ein Prozent betroffen sind, steigt das Risiko bei den über 80-Jährigen auf 10 bis 16 Prozent. 

Kammerflimmern und plötzlicher Herztod

Selten, aber besonders gefährlich sind Herzrhythmusstörungen, die direkt in der Herzkammer entstehen. Die Pumpleistung des Herzens kann dabei so stark beeinträchtigt sein, dass der Kreislauf zusammenbricht. Es kommt zu Kammerflimmern, Betroffene werden bewusstlos. Ohne sofortige Hilfe wie eine Herzdruckmassage droht der plötzlicher Herztod. Die Ursache für Kammerflimmern ist meist eine Koronare Herzkrankheit oder ein angeborener Herzfehler. Symptome wie Brustschmerzen, Atemnot, Herzrasen oder Herzstolpern sollten daher immer ärztlich abgeklärt werden. Sie können auf eine unentdeckte Herzkrankheit hinweisen. 

Herzrhythmusstörungen: EKG zur Diagnose

Hat der Arzt den Verdacht, dass Sie unter Herzrhythmusstörungen leiden, wird er zunächst ein Ruhe-EKG (Elektrokardiogramm) anfertigen. Dabei werden die Herzströme im Liegen gemessen. Manchmal zeigen sich bereits hierbei Auffälligkeiten. Bestimmte Grunderkrankungen zeigen im EKG typische Muster. Vorübergehende und gelegentliche Herzrhythmusstörungen lassen sich im Ruhe-EKG nur schwer erkennen. In diesen Fällen misst der Arzt die Herzströme bei Anstrengung (Belastungs-EKG) oder über einen längeren Zeitraum (24-Stunden-EKG). Dabei lassen sich häufig - wenn auch nicht immer - vorübergehende Herzrhythmusstörungen erkennen.

Behandlung von Herzrhythmusstörungen

Nicht jede Herzrhythmusstörung muss behandelt werden. Bei Menschen mit Bluthochdruck oder anderen Vorerkrankungen ist es wichtig, die zugrundeliegende Erkrankung zu behandeln. In der Regel nimmt dann auch die Neigung zu Herzrhythmusstörungen ab. Bei Menschen mit Herzerkrankungen müssen die Rhythmusstörungen behandelt werden, um eine weitere Schädigung des Herzens zu vermeiden. Auch bei Betroffenen, die stark unter den Symptomen leiden, raten Ärzte zu einer Therapie. Vorhofflimmern wird vor allem bei älteren Menschen behandelt, um das Risiko für einen Schlaganfall zu verringern.

Je nach Ursache gibt es zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen verschiedene Alternativen: 

  • Verzicht auf Genussmittel wie Kaffee, Nikotin und Alkohol
  • Kontrolle des Elektrolythaushaltes
  • Medikamente (Antiarrhytmika, Betablocker)
  • Katheterablation (Verödung von Herzmuskelzellen) 
  • Herzschrittmacher (bei langsamen Herzrhythmusstörungen)
Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
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