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Ansteckung über Obst und Gemüse? 9 Corona-Mythen im Check
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Ansteckung über Obst und Gemüse? 9 Corona-Mythen im Check

Kann ich mich über Lebensmittel mit dem Coronavirus anstecken? Stimmt es, dass sich die Viren nur mit warmem Wasser von den Händen waschen lassen? Und beugen Nahrungsergänzungsmittel einer Corona-Infektion vor? Rund um das Coronavirus SARS-CoV-2 gibt es eine Menge Fragen. Neun häufige Corona-Mythen im Faktencheck.

1. Kann ich mich beim Einkaufen über Lebensmittel mit dem Coronavirus anstecken?

Nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) ist es aufgrund der bisher ermittelten Übertragungswege und der relativ geringen Umweltstabilität von Coronaviren nach derzeitigem Wissensstand unwahrscheinlich, dass Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Backwaren, Fleisch und Wurst sowie andere Nahrungsmittel zur Quelle einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus werden. Dem BfR sind derzeit keine Fälle bekannt, bei denen nachgewiesen ist, dass sich Menschen über den Verzehr kontaminierter Lebensmittel infiziert haben. Dennoch seien Übertragungen über Oberflächen, die kurz zuvor mit Viren verunreinigt worden sind, durch Schmierinfektionen denkbar.

Auch wenn eine Übertragung des Virus über kontaminierte Lebensmittel oder importierte Produkte unwahrscheinlich ist, ist es dennoch empfehlenswert, dass Sie sich beim Einkaufen und bei der Zubereitung von Speisen an die allgemeinen Hygieneregeln halten:

  • Tragen Sie beim Einkaufen einen Mund-Nasen-Schutz und achten Sie auf ausreichend Abstand zu anderen Menschen (mindestens 1,5 Meter).
  • Greifen Sie sich nicht ins Gesicht.
  • Waschen Sie nach dem Einkaufen die Hände (mindestens 20 Sekunden und mit Seife). Haben Sie keine Möglichkeit, Ihre Hände zu waschen, können Sie ein Hände-Desinfektionsmittel verwenden, um das Ansteckungsrisiko zu senken.
  • Stellen Sie Einkaufstaschen nicht auf den Tisch oder die Arbeitsfläche oder andere Ablagen.
  • Waschen Sie sich nach Verstauen der Lebensmittel erneut die Hände.
  • Waschen Sie loses Obst und Gemüse sowie Salate und Kräuter, die Sie roh verzehren möchten, unter fließendem Wasser ab.
  • Garen Sie Lebensmittel beim Kochen gut durch. Coronaviren sind hitzeempfindlich.
  • Waschen Sie sich bei der Zubereitung von Speisen immer wieder die Hände.

Wichtig: Welche Maßnahmen in den einzelnen Bundesländern während der Corona-Krise gelten: Informationen zu Regeln, Einschränkungen und Lockerungen der einzelnen Bundesländer.

2. Kann ich mich über Leitungswasser mit dem Corona-Virus anstecken?

Laut dem Umweltbundesamt (UBA) ist das Leitungswasser in Deutschland sehr gut gegen alle Viren, also auch gegen das neuartige Coronavirus, geschützt und kann bedenkenlos getrunken werden. Eine Virusübertragung über die öffentliche Trinkwasserversorgung gilt nach derzeitigem Kenntnisstand als höchst unwahrscheinlich. Trinkwasser gehört hierzulande zu den am besten überwachten Lebensmitteln. 

3. Kann ich mich über Fleisch mit dem Corona-Virus anstecken?

Die bekanntgewordenen Corona-Fälle in Schlachtereien und Schlachthöfen verunsichern Verbraucher und sie fragen sich: "Kann ich mich über Fleisch mit dem SARS-CoV-2 anstecken?" Gesundheitsexperten schätzen das Risiko als gering ein. So auch Christian Drosten. Der Direktor des Instituts für Virologie an der Charité in Berlin sagte gegenüber NDR Info: "Das halte ich für nicht kritisch. Diese Viren werden über diesen Weg eigentlich nicht weitergegeben. Das Fleisch lagert ja auch eine ganze Zeit. Und solche Viren sind dann doch nicht sehr stabil. Man muss sich auch klar machen, auf der Oberfläche von so einem Stück Fleisch, da sind allerhand biologische Substanzen, die das Virus auch angreifen. Proteasen sind da zum Beispiel, also proteinabbauende Enzyme. Da hätte ich jetzt keine Bedenken, zumal dann, das kommt ja dazu, das Fleisch auch noch zubereitet wird. Und da ist das Virus sofort weg. Das ist kein sehr temperaturstabiler Virus."

Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine Schmierinfektion bei Fleisch oder Wurstwaren dann theoretisch möglich, wenn diese Lebensmittel kurz nach der Verunreinigung berührt und das Virus dann über die Hände auf die Schleimhäute der Nase, der Augen oder des Mundes übertragen wird. Aber: "Beim derzeitigen Ausbruch mit SARS-CoV-2 spielt der oral-alimentäre Übertragungsweg durch den Verzehr von Fleischwaren nach dem jetzigen Stand des Wissens keine Rolle", so das BfR.

Wichtig zu wissen: Coronaviren können sich in Lebensmitteln nicht vermehren. Für die Vermehrung benötigen sie einen lebenden tierischen oder menschlichen Wirt.

Tipp: In unserem „Ratgeber Lebensmittelhygiene“ finden Sie zahlreiche Informationen rund um das Thema Einkauf, Lebensmittelaufbewahrung, Lebensmittelhygiene, Küchenhygiene, Tipps gegen Lebensmittelverschwendung und Vorratshaltung.

Das neue Coronavirus trägt die Bezeichnung „SARS-CoV-2“. Das Akronym SARS steht für “Schweres Akutes Atemwegssyndrom”. Die durch das Coronavirus ausgelöste Erkrankung bezeichnen Mediziner als Covid-19 (Corona Virus Disease 2019).

4. Coronavirus: Ist eine Ansteckung über Tiefkühlkost möglich?

Wie das BfR mitteilt, sind die bisher bekannten Coronaviren SARS und MERS kälteunempfindlich: Sie können bei minus 20 Grad Celsius bis zu zwei Jahre im gefrorenen Status infektiös (ansteckend) bleiben. Bisher gibt es den Experten zufolge aber keine Hinweise zu Infektionen von SARS-CoV-2 über den Verzehr von Lebensmitteln, inklusive tiefgekühlter Lebensmittel. Dennoch sollten Sie die allgemeinen Hygieneregeln bei der Zubereitung von Lebensmitteln beachten. Dazu gehört auch gründliches Garen: Da die Viren  hitzeempfindlich sind, können Sie das Infektionsrisiko durch das gründliche Durchgaren von Lebensmitteln verringern.

5. Kann ich mich über Besteck und Geschirr mit Corona infizieren?

Das Coronavirus wird vor allem über Tröpfcheninfektion übertragen. Daher ist es grundsätzlich möglich, dass über direktes Niesen oder Husten einer infizierten Person die Viren auf Besteck oder Geschirr gelangen und auf diesen festen Oberflächen eine Zeit lang überleben.

Eine Schmierinfektion ist denkbar, wenn das Virus über das Besteck oder über die Hände auf die Schleimhäute des Mund- und Rachenraumes oder auf die Augen übertragen wird. Dem Bundesinstitut für Risikobewertung zufolge sind bislang jedoch keine Infektionen mit SARS-CoV-2 über diesen Übertragungsweg bekannt. Ganz auszuschließen ist es nicht. Laut dem BfR sind humane Coronaviren nicht besonders stabil auf trockenen Oberflächen, dennoch können sie einige Zeit überleben.

6. Schutz vor Corona: Muss ich beim Händewaschen warmes Wasser haben?

Händewaschen gehört zu den wichtigsten Schutzmaßnahmen, um Covid-19 vorzubeugen. Die Temperatur des Wassers spielt dabei keine Rolle. Für richtiges Händewaschen zum Schutz vor Coronaviren ist vor allem Seife wichtig. Die Waschsubstanzen lösen Schmutz und Erreger von der Haut – auch solche, die sich im Fettfilm der Haut tummeln. Ist keine Seife vorhanden, sollten Sie auf das Händewaschen mit bloßem Wasser nicht verzichten. Denn auch mit Wasser können Sie einen Teil der Erreger von der Haut lösen. 

7. Muss ich wirklich 20 Sekunden Hände waschen?

Für richtiges Händewaschen sollten Sie sich 20 bis 30 Sekunden Zeit nehmen. Wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) mitteilt, können Sie mit gründlichem Händewaschen von mindestens 20 Sekunden Dauer die Keime an den Händen auf ein Tausendstel und weniger senken. Das heißt: Je länger Sie Ihre Hände einseifen, desto mehr Keime entfernen Sie. 

Und so geht richtiges Händewaschen: Halten Sie Ihre Hände unter fließendes Wasser. Seifen Sie Ihre Hände gründlich ein – sowohl Handinnenflächen als auch Handrücken, Fingerspitzen, Fingerzwischenräume und Daumen. Reiben Sie die Seife gründlich ein. Danach spülen Sie die Seife unter fließendem Wasser von den Händen.

Tipp: Nutzen Sie zum Schließen des Wasserhahns ein Einweghandtuch oder Ihren Ellenbogen. Trocknen Sie dann Ihre Hände gut ab – auch die Fingerzwischenräume.

8. Wie sicher schützen Masken vor Corona?

Seit dem 27. April gilt in den Bundesländern Maskenpflicht. In Geschäften, auf Parkplätzen, in Bussen, Bahnen und Zügen muss immer eine Maske getragen werden, ebenso in Kultur- und Freizeit-Einrichtungen mit Publikums- und Kundenverkehr. Bei Verstoß können Bußgelder fällig werden. An Schulen greift die Bußgeld-Regelung nicht.  

Das Robert-Koch-Institut (RKI) schätzt den Schutz über eine Mund-Nasen-Bedeckung wie folgt ein: "Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung im öffentlichen Leben kann dazu beitragen, die Ausbreitung von Covid-19 in der Bevölkerung zu verlangsamen und Risikogruppen vor Infektionen zu schützen. Das gilt insbesondere für Situationen, in denen mehrere Menschen in geschlossenen Räumen zusammentreffen  und der Abstand von mindestens 1,5 Metern zu anderen Personen nicht eingehalten werden kann (z.B. in Geschäften, in öffentlichen Verkehrsmitteln, am Arbeitsplatz)."

Der Mund-Nasen-Schutz sollte durchgehend eng anliegen und über Mund und Nase getragen werden. Bei Durchfeuchtung sollten Sie die Maske wechseln. Fassen Sie sich während des Tragens nicht ins Gesicht oder an die Maske und tragen Sie die Maske nicht um den Hals.

9. Helfen Hausmittel und Nahrungsergänzungsmittel gegen das Coronavirus?

Zur Behandlung von Covid-19 gibt es bislang keine Medikamente und auch keine Impfung. Im Netz werden viele Hausmittel angepriesen, die angeblich gegen eine SARS-CoV-2-Infektion helfen – und die klar als Corona-Mythen eingestuft werden können. Weder Ingwer-Tee, Knoblauch, Nasenspülungen, heiße Bäder, das Trinken von Alkohol, Händetrockner noch andere vermeintliche Hausmittel gegen Corona beugen einer Infektion vor oder töten das Virus ab.

Wie die Verbraucherzentrale zudem betont, gibt es keine Nahrungsergänzungsmittel, die eine Erkrankung mit dem neuartigen Coronavirus (Sars-CoV-2) verhindern können und ergänzt: "Nahrungsergänzungsmittel dienen grundsätzlich nicht der Behandlung von Erkrankungen."

Auch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft teilt mit: "Es gibt keine wissenschaftlichen Studien, die eine Wirksamkeit von bestimmten Pflanzen, Vitaminen oder Mineralstoffen gegen COVID-19 beweisen. Wenn Studien zitiert sind, beziehen sich diese auf andere Viren." Und: "Es gibt kein Nahrungsergänzungsmittel, dass eine Infektion mit dem Virus verhindern kann."

Was Verbraucher tun können, ist, ihr Immunsystem im Allgemeinen mit einer gesunden Lebensweise zu stärken: 

  • Bewegung an der frischen Luft (und wenn es nur auf dem Balkon oder im eigenen Garten ist).
  • Gesunde Ernährung mit reichlich Gemüse und Obst, um den Körper mit wichtigen Nährstoffen zu versorgen.
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr, um trockenen Schleimhäuten vorzubeugen.
  • Genügend Schlaf, damit sich der Körper erholen kann.
  • Hygienemaßnahmen einhalten (Händewaschen, Abstand halten, in die Armbeuge husten und niesen sowie auf allgemeine Körperhygiene- und Lebensmittelhygienemaßnahmen achten).
Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
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Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
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