Ein Mann im Rollstuhl hält eine Präsentation in einem Büro vor mehreren Personen.
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Inklusion am Arbeitsplatz fördern

Viele Unternehmen tun sich noch schwer, wenn es um die Einstellung und Mitarbeit von Menschen mit Behinderungen geht. Im zweiten Online-Seminar am 1. Juli 2021 räumte Projektreferentin Anne Gersdorff der Sozialheld*innen mit gängigen Vorurteilen auf und gab Hinweise zu Unterstützungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz. Wertvolle Tipps erleichtern das Bewerbungsverfahren und die Zusammenarbeit.

Bereits seit 2008 erkennt die UN-Behindertenrechtskonvention das gleiche Recht von Menschen mit Behinderungen an und legt Inklusion als Menschenrecht fest. Zudem setzt sie sich für einen offenen und inklusiven Arbeitsmarkt ein. Von diesem Ziel ist man vielerorts allerdings noch weit entfernt. Zu selten kommen Unternehmen mit Menschen mit Behinderungen zusammen. Das liegt auch an einigen Vorurteilen, die bei Arbeitgeber*innen noch weit verbreitet sind. Menschen mit Behinderungen seien nicht so leistungsfähig, unkündbar oder gar eine Belastung für die Kolleg*innen. Dem widerspricht Expertin Anne Gersdorff entschieden. Bei konkret vorliegenden Gründen können auch Menschen mit Behinderungen gekündigt werden. Behinderungen sind vielfältig wie Arbeitsplätze auch und solch pauschale Urteile sind schlichtweg falsch. Für fast alle individuellen Bedürfnisse kann die richtige Stelle gefunden und das Unternehmen durch Diversität bereichert werden. Dabei können verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten genutzt werden, die Gersdorff benennt:

  • Lohnkostenzuschuss bis 75 Prozent für Personen mit Anspruch auf Behindertenwerkstatt
  • Arbeitsassistenz für Tätigkeiten, die aufgrund der Behinderung nicht möglich sind
  • Jobcoaching: Unterstützung für Personen mit Lernschwierigkeiten
  • Gebärdensprach- oder Schriftdolmetschung: Sicherstellung der Kommunikation mit tauben oder schwerhörigen Menschen in Besprechungen
  • Arbeitsplatzausstattung/technische Hilfen: z. B. bauliche Veränderungen, feste oder mobile Rampen, Lesegerät, spezielle Lampen, etc.

Auch wenn diese Unterstützungsmöglichkeiten bekannt sind, bleibt zunächst oft unklar, wie man Bewerber*innen mit Behinderung findet und den Kontakt aufbaut. Hier sind entsprechende Vereine, Verbände und Bildungseinrichtungen geeignete Anlaufstellen. Zudem können auch Vermittler*innen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt oder persönliche Kontakte genutzt werden. Es empfiehlt sich ohnehin Menschen mit Behinderung auch in der Unternehmenskommunikation anzusprechen.

Es gibt also gewisse Rahmenbedingungen und Herangehensweisen, die das Recruiting von Menschen mit Behinderung erleichtern. Zudem gibt Gersdorff noch ganz konkrete Tipps, von denen einer besonders wichtig ist: „Einfach mal anfangen!“ Menschen mit Behinderung wissen, dass sie (noch) nicht in einer perfekt inklusiven Welt leben. Jeder kleine Schritt in Richtung Inklusion ist ein Schritt in die richtige Richtung. Über noch vorhandene Barrieren kann zumindest im Vorfeld informiert werden, sodass jede*r sich auf die Situation einstellen kann und weiß, was gegebenenfalls an Unterstützung nötig ist. Außerdem empfiehlt Gersdorff Unternehmen eine Ansprechperson zu bestimmen, die für Fragen zu Inklusion und Barrierefreiheit zur Verfügung steht. Auch eine Überprüfung der Recruiting-Prozesse kann für einen besseren Ablauf und Informationsfluss sorgen, ebenso wie die Veröffentlichung von Stellenanzeigen auf barrierefreien Plattformen. Insgesamt braucht es eine offene Kommunikation. Dazu gehört auch die Bedürfnisse der Person vor dem Bewerbungsgespräch zu erfragen. Bestenfalls wird eine solche Offenheit zur Gewohnheit in der allgemeinen Kommunikation, sodass sich Menschen mit Behinderungen immer angesprochen und willkommen fühlen. So können Eintrittsbarrieren abgebaut und der Arbeitsplatz langfristig zu einem inklusiven Ort werden.

Alle relevanten Informationen finden Sie kompakt in einem Handout zusammengestellt hier.

Zur Referentin

Anne Gersdorff ist für die Organisation SOZIALHELDEN e.V. als Referentin für das Projekt JOBinklusive tätig. Dort bringt sie Arbeitgeber*innen, Ausbilder*innen und Aktivist*innen zusammen, um mehr Menschen mit Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu beschäftigen. Zuvor unterstützte sie als Sozialarbeiterin Menschen mit Behinderungen, die auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt lernten und arbeiteten. Sie setzt sich für ein selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen und für eine inklusive Gesellschaft ein. 

Checkliste für inklusive Unternehmen
Diese Checkliste liefert wichtige Tipps zum Thema Barrierefreiheit und Inklusion.
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